Prince of Persia: The Two Thrones19.12.2005, Michael Krosta
Prince of Persia: The Two Thrones

Im Test:

Nach zwei imposanten Auftritten auf PCs und Konsolen kehrt der Prinz von Persien für sein drittes Abenteuer nach Babylon zurück. Dabei sieht er sich nicht nur mit massig Gegnern, sondern auch mit dem eigenen dunklen Ich konfrontiert. Kämpft sich Ubisoft mit der doppelten "Prinzenrolle" erneut bis zum Award vor?

Zurück in Babylon

Wir erinnern uns: Nach dem Ende von Prince of Persia: Warrior Within wurde Kaileena, die Herrscherin über die Insel der Zeit, getötet und der mächtige Daharka besänftigt. Eigentlich die ideale Voraussetzung für den Prinzen, sich gemütlich zurückzulehnen und das Leben ohne Verfolgungswahn in vollen Zügen zu genießen. Doch so selbstsüchtig wie unser guter

Die Gegner greifen euch meistens in kleinen Gruppen an.
Held nun einmal ist, beschließt er, das Schicksal erneut zu verändern und holt sich Kaileena ins Leben zurück, um mit ihr gemeinsam in Babylon zu leben. Doch bei der Ankunft steht die Stadt bereits in Flammen, überall vernimmt man das Geräusch kreuzender Klingen und panisch schreiender Einwohner. Auch das Schiff des Prinzen wird sofort attackiert und versenkt, woraufhin er und seine Begleiterin auf Wrackteilen an den Strand gespült werden. Es kommt, wie es kommen muss: Kaileena wird von den Invasoren entführt und der Prinz kämpft sich mit dem anfänglichen Ziel durch die Stadt, seine Geliebte wieder aus den Klauen der Schergen zu befreien. Viel mehr wollen wir zur Story an dieser Stelle nicht verraten, da sie einige Überraschung enthält. Es sei nur so viel gesagt, dass ihr auf den ein oder anderen alten Bekannten der Serie treffen werdet, so z.B. Farah, die viele sicher noch aus dem ersten Teil der neuen Trilogie kennen. Neueinsteiger werden jedoch nicht das ganze Ausmaß der Story verstehen können, da vor allem die Geschehnisse des ersten Teils "The Sands of Time" eine nicht unwesentliche Rolle in der aktuellen Geschichte spielen.

Alles wie gehabt?

Die Spielmechanik wurde 1:1 aus dem Vorgänger übernommen und mit Babylon lediglich in ein halbwegs neues Setting verlagert – wobei auch schon der erste Teil in einer Stadt spielte. Noch immer wechseln sich meist spektakulär inszenierte Kämpfe mit Geschicklichkeitspassagen ab, die euch einiges an Gamepad-Akrobatik abverlangen. Da gilt es hoch über der Stadt über schmale Holzstege zu balancieren, sich von einer Stange zur nächsten zu schwingen oder gefährliche Mechanismen und Fallen durch die geschickte Kombination der zahlreichen Bewegungsmöglichkeiten zu umgehen. Ein Beispiel: Vor einem riesigen Abgrund kommen aus der Wand in regelmäßigen Abständen messerscharfe Sägeblätter. Jetzt gilt es im richtigen Moment los zu stürmen, an der Wand entlang zu laufen, angekommen auf einer Platte die Sprungtaste zu betätigen, mit deren Hilfe der Prinz diagonal zu einem kleinen Mauervorsprung springt, an dem er sich gerade noch festhalten kann. Neben den bereits bekannten Moves hat der Held auch ein paar neue Bewegungen gelernt und bohrt sich jetzt z.B. an bestimmten Stellen mit seinem Dolch in die Wand oder überwindet mit Hilfe einer Kettenpeitsche tiefe Abgründe wie Indiana Jones zu seinen besten Zeiten. Obwohl sich die Geschicklichkeitspassagen oft wiederholen und größtenteils schon seit dem ersten Teil bekannt sind, bilden sie nach wie vor einen gelungenen Kontrast zur Action und bringen entsprechend Abwechslung ins Spiel. Gerade durch die gelungene

Verschiebt Kisten, um an höher gelegene Stellen zu kommen.
Inszenierung mit ihren beeindruckenden Bewegungen und geschmeidigen Übergängen macht es trotz der Abnutzungserscheinungen immer noch großen Spaß, sich den Fallen und  Herausforderungen zu stellen – auch wenn der Schwierigkeitsgrad stellenweise trotz der intuitiven und präzisen Steuerung sehr hoch angesiedelt ist.

Greift zu den Waffen

In den Auseinandersetzungen mit den bekannten Sandmonstern, Wachen, Bogenschützen und anderem Gesindel greift ihr auf ein großes Repertoire an stilvollen Moves zurück und deckt die Fieslinge entweder ein- oder beidhändig mit Säbelstichen oder Axtschlägen ein. Eine weitere Art, die Gegner vor allem schnell und lautlos zu beseitigen, sind die neuen Speed Kills: Dabei schleicht ihr euch zunächst langsam von hinten an die Feinde heran. Sobald der Bildschirm blinkt, leitet ihr den Angriff auf Knopfdruck ein. Danach ist perfektes Timing der Schlüssel zum Erfolg: In den vollkommen automatisch ablaufenden Bewegungsabfolgen blinkt der Dolch des Prinzen mehrmals auf. Genau dann gilt es, den Schlagen-Knopf zu drücken. Seid ihr zu langsam, müsst ihr dagegen in einem normalen Kampf antreten und zieht dabei vielleicht sogar die Aufmerksamkeit weiterer Wachen auf euch, die ihr ansonsten ebenfalls hättet lautlos beseitigen können. Zwar erscheinen die Speed Kills zu Beginn noch einfach, doch werdet ihr später mit verschiedenen Timing-Varianten konfrontiert, die blitzschnelle Reaktionen erfordern. Insgesamt erhält Prince of Persia damit einen leichten Splinter Cell-Ansatz, der jedoch einen guten Zwei- oder gar Gruppenkampf nicht ersetzen kann.

       

Der dunkle Prinz

Veränderte sich im direkten Vorgänger noch das komplette Setting aufgrund der verschiedenen Zeitzonen, ist bei The Two Thrones der Hauptcharakter selbst betroffen und lernt seine dunkle Seite an sich kennen: Durch einen Unfall mit dem Sand der Zeit ist der Prinz der Gefahr ausgesetzt, sich selbst in ein Sandmonster zu verwandeln. Doch bis es so weit ist, kommt

Der dunkle Prinz setzt seine Klingenkette nicht nur gegen Feinde, sondern auch zum Lösen kleiner Rätsel ein.
die Verwandlung in den dunklen Prinzen mit seiner scharfen Klingenkette nur für kurze Momente zustande, die jedoch immer stärker zunehmen. Zwar ist er durch seine schiere Boshaftigkeit stärker und geht noch gnadenloser gegen seine Feinde vor, doch hat er mit einem gewaltigen Problem zu kämpfen: der Zeit. Auch ohne eingesteckte Treffer verliert der Charakter stetig Lebensenergie, wenn ihr ihn nicht regelmäßig mit Sandwolken wieder aufpeppelt. Diese hinterlassen nicht nur besiegte Gegner, sondern lassen sich auch in Vasen und anderen Gegenständen finden, wenn ihr diese zerstört. Trotzdem ist der Zeitdruck in den Abschnitten, in denen ihr als dunkler Prinz unterwegs seid, enorm belastend. Oft wisst ihr gar nicht so recht, wie und wohin ihr euch als nächstes in der Stadt begeben müsst - und kommt ihr dann endlich auf die Lösung, ist die Lebensenergie schon kurz vor dem Ende und keine weitere Sandwolke in Sicht. Deshalb bewegt ihr euch mit dem bösen Alter Ego meist nach einem Trial and Error-Prinzip durch die verwinkelten Szenarien, was einige Nerven kostet. Außerdem ist es schade, dass die Zeitpunkte der Verwandlung immer streng vom Programm vorgegeben sind und nicht frei vom Spieler festgelegt werden können, wie es etwa bei Kameo: Elements of Power oder Primal der Fall ist.

Die Zeit fest im Griff

Zwar müsst ihr euch zu Beginn nur auf eure Waffen und euer Geschick verlassen, doch erhaltet ihr im Lauf des Abenteuers wieder eure mächtigen Fähigkeiten, die die neue Prince of Persia-Serie so berühmt und außergewöhnlich gemacht haben: Sind eure Sand der Zeit-Behälter ausreichend gefüllt, spult ihr bei Bedarf die letzten acht Sekunden einfach zurück und könnt auf diese Weise tödliche Fehler korrigieren. Daneben verfügt ihr  mit dem Auge des Sturms über eine weitere Spezialfähigkeit, mit der ihr die Zeit um euch herum verlangsamt, während sich der Prinz weiter im normalen Tempo bewegt. Ein ideales Mittel, um selbst blitzschnelle Feinde zu erwischen oder doch noch im letzten Moment unter einer Tür durchzuschlüpfen, die ohne dieses Feature längst wieder verschlossen wäre. Die Zeitmanipulationen sind nach wie vor ein gelungener, sogar essenzieller Bestandteil des Spiels, doch merkt man auch hier erste Abnutzungserscheinungen. Was damals noch revolutionär war, findet sich heute neben Jump and Runs (Blinx) sogar schon in Rennspielen (Scar) und löst deshalb nicht mehr diesen "Wow-Effekt" aus – obwohl die Funktionen immer noch cool sind und grafisch hervorragend umgesetzt werden. Doch leider merkt man dem dritten Teil der Serie deutlich an, dass bis auf ein paar neue Bewegungen alles irgendwie vorher schon mal da war – und das teilweise sogar besser, denn einige Bewegungen, wie z.B. der Schwungangriff an einem Pfosten oder die Zeitlupeneinstellungen bei manchen Angriffen, sahen im Vorgänger besser aus.

Der erste Zwischenboss ist ein wirklich großer Junge!
Einzig die Sequenz mit dem Streitwagen ist eine echte Neuerung, doch ist diese vor allem steuerungstechnisch weniger gelungen. Da kann der erste dicke Zwischenkampf im Stil von David gegen Goliath eher beeindrucken, doch hat Ubisoft die Quick Time Reaction-Spielchen trotz der opulenten Umsetzung fleißig von Sonys God of War kopiert.     

Filmreife Inszenierung

Obwohl die Kamera das Geschehen meistens sehr gut einfängt und filmisch in Szene setzt, kommt es vor allem bei Kämpfen immer wieder zu Aussetzern und damit zu einer unübersichtlichen Metzelei. Die Kulisse ist dagegen erneut traumhaft und glänzt neben pompöser Architekturen mit düsteren Gassen und Gewölben, die perfekt die geheimnisvolle 1001-Nacht-Stimmung einfangen. Bildete bisher immer die GameCube-Fassung das technische Schlusslicht der Serie, hinkt bei The Two Thrones die PS2 den anderen Versionen hinterher. Zwar sehen auch hier die Texturen bis auf ein verstärktes Kantenflimmern fantastisch aus, doch geht auf der Sony-Konsole die Framerate vor allem bei mehreren Gegnern und Feuereffekten deutlich in die Knie. Neben dem PC macht das Action-Adventure auf der Xbox mit einem durchweg flüssigen Spielablauf und kontrastreicheren Lichteffekten und Farben die beste Figur, während sich der Cube mit einer überwiegend ruckelfreien Darstellung, aber merklichem Kantenflimmern, technisch zwischen PS2 und Xbox einordnet. Musikalisch wird der Prinz mit orientalischen Arrangements aus der Feder von Inon Zur begleitet, die vom Hollywood Studio Symphony Orchestra eingespielt wurden. Prinzipiell passen die Soundtracks hervorragend zum Setting, doch wurden sie leider etwas schlampig ins Spiel eingebunden: Man hat oft den Eindruck, als würde die Musik auch an dramaturgisch unbedeutenden Stellen willkürlich einsetzen, nur um das Stück kurze Zeit später einfach abzubrechen, als ob man bei einem CD-Player mitten im Lied die Stopp-Taste betätigt – nicht schön so was. Daneben hätte etwas mehr musikalische Variation sicher nicht geschadet, um einen insgesamt kontrastreicheren Soundtrack zu bieten. Zwar hören sich die orientalischen Klänge prima an, doch hätte man während der Kämpfe ruhig wieder auf rockige Arrangements setzen können, wie es bei Warrior Within gehandhabt wurde. Die deutsche Synchronisation ist erneut hervorragend gelungen und kann mit vielen professionellen Sprechern aufwarten, die die Dialoge glaubhaft rüber bringen. 

      

Fazit

Prince of Persia: The Two Thrones reiht sich nahtlos in die Reihe von Fortsetzungen ein, mit denen ich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder konfrontiert wurde. Egal ob Sly 3, Ratchet: Gladiator oder ein WRC: Rally Evolved – alles hervorragende Titel, die auf einem ebenso hervorragenden Vorgänger aufbauen. Das Problem ist der sowohl technische als auch inhaltliche Stillstand, der jetzt auch dem Prinzen aus Persien in seinem dritten Stelldichein den Weg zum Award verwehrt. Vor allem auf der PS2 ist der Titel trotz phänomenaler Grafik technisch eine kleine Enttäuschung und auch spielerisch ist nach den beiden herausragenden und innovativen Vorgängern langsam die Luft raus – da helfen auch die wenigen neuen Moves und das enttäuschende Wagenrennen durch die Straßen von Babylon nicht mehr viel. Und das Spielen als dunkler Prinz verkommt durch den Zeitdruck oft zu einer frustrierenden Trial and Error-Ausprobiererei. Trotzdem sollten sich Fans diesen dritten Teil nicht entgehen lassen, denn er bietet erneut die gewohnt gelungene Mischung aus Action- und Geschicklichkeitspassagen.

Pro

hervorragende Grafik
geschmeidige Animationen
orientalischer Soundtrack
viele Kombos
gut inszenierte Action
präzise & intuitive Steuerung
sehr gute Synchronisation

Kontra

hoher Schwierigkeitsgrad
mitunter starke Ruckler (PS2)
kaum Neuerungen
unspektakuläres Wagenrennen

Wertung

GameCube

PlayStation2

XBox

PC

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