Im Test:
Alles wie gehabt
Inhaltlich entspricht Diablo 3 (D3) auf PlayStation 3 und 360 dem PC-Bruder wie ein Ei dem anderen. Die fünf Klassen mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen an ihre aufladbaren Kräfte oder Sonderattacken kennt man. Die stark inszenierte, aber inhaltlich eher dünne Story, in der man zuerst den Spuren von Deckard Cain folgt, bevor man schließlich nach vier Akten und gut 20 bis 25 Stunden Monsterjagd dem Oberbösewicht Diablo den Garaus macht, ist auch nichts Neues mehr. Dass Blizzard weiterhin auf zufällig generierte Inhalte innerhalb der umfangreichen sowie stimmungsvollen Abschnitte setzt, ist ebenfalls keine Überraschung. Und selbstverständlich setzt die Motivationsspirale weiterhin hauptsächlich auf die Jagd nach immer besserer Beute, während die eigentliche Charakterentwicklung oberflächlich bleibt. Man kann weiterhin im umfangreichen Crafting-System seine Ausrüstung selber schmieden oder Edelsteine einpflegen, die weitere Boni gewähren.
Sprich: Die weltweit bislang über zehn Millionen Mal verkaufte Teufelshatz baut auf das bewährte Prinzip, ohne Neuland zu betreten. So ist der Schwierigkeitsgrad "Normal" weiterhin zu leicht und vorrangig Einsteigern zu empfehlen. Erfahrene Action-Rollenspieler sollten auf "Schwer" beginnen, um eine Herausforderung zu haben. Aber immerhin hat man bei der Erstellung der Figur im Gegensatz zum PC gleich die Wahl und kann auch bei Wiederaufnahme einer Mission das Anforderungsprofil anpassen, wobei man mit fünf "Meister-Stufen" an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit geführt wird - und das alles unabhängig vom Kampagnenmodus (Normal bis Inferno). Auf den höheren Stufen kann man nicht nur wie wild auf die Gegner eindreschen, sondern muss auch mal einen gezielten Rückzug antreten. Sei es nun, um eine Fähigkeit aufzuladen, den nächsten Heiltrank einzuwerfen oder sogar in die Stadt zurückzukehren, weil die heilenden Vorräte aufgebraucht sind. Alle Figuren eines Nutzerkontos teilen sich übrigens neben allem erwirtschafteten Gold eine Kiste, in der sie Beute untereinander tauschen können und haben Zugriff auf alle freigeschalteten Handwerksgüter und -Rezepturen.
Angenehme Steuerung
Das Kampfsystem wird ebenfalls erst im Laufe des Spieles interessant und spielt seinen ganzen Reiz erst dann aus, wenn zusätzliche Fähigkeiten hinzukommen, die teils auf den Schultertasten, teils auf den Standardknöpfen liegen. Wobei Blizzard sich hinsichtlich der Standardangriffe zu sehr am PC-Vorbild orientiert: Es reicht, den Knopf für den normalen Angriff (X auf der PS3 bzw. A auf der 360) gedrückt zu lassen, um endlose Kombos aus dem Finger fließen zu lassen.
Vorbildliche Inventarführung
In einem anderen Punkt hat sich Blizzard die Konsolenverhältnisse gut angeschaut und bedient die Bedürfnisse der Sofahelden vorbildlich: Beim Inventar. Da die Jagd nach dem immer besseren Gegenstand bei Diablo schon immer eine große Rolle gespielt hat, hat man dem hier Rechnung getragen und bietet ein übersichtliches Inventar mit insgesamt 60 Plätzen an. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um 60 Netto-Plätze; es gibt keinen Gegenstand, der wie beim PC evtl. zwei Slots einnimmt und dadurch den Rucksack unnötig belastet. Über ein Radialmenü hat man Zugriff auf den jeweiligen Bereich, also z.B. Torso-Rüstung, Handschuhe, Kopfbedeckung, rechte und/oder linke Waffe usw. In diesen Unterbereichen findet man sorgfältig alles aufgereiht, was man bislang gesammelt und nicht versilbert hat. Frische Gegenstände sind hier ebenso mit einem Stern markiert wie die Kategorie, so dass man nach einem Beutezug nicht erst alle Bereiche durchforsten muss, um seine neuen Waffen und Rüstungsteile in Augenschein zu nehmen. Die werden übrigens nach einem anderen System ausgeschüttet als am PC. Ziel ist es, deutlich weniger, aber dafür bedeutendere und vor allem für die jeweilige Klasse nutzbare Gegenstände als Beute zu verteilen. Und das gelingt gut - zu gut vielleicht, denn so wurde ich noch im ersten Akt mit zwei legendären Waffen bedacht. Doch das ist auf jeden Fall die bessere Lösung, als mit 40 unnützen Klingen oder Bögen zugeschüttet zu werden.
Noch interessanter als die Inventarmarkierung ist eine kleine Anzeige auf dem Schirm, die einen schon beim Aufsammeln grob über rote und grüne Pfeile informiert, ob die Beute jetzt besser oder schlechter als das Angelegte ist. Und wer nicht im Detail sehen muss, mit welchen Boni die Weste oder der Gürtel belegt ist und ein gewisses Risiko nicht scheut, kann über einen kleinen Klick auf dem Digipad nach oben, die letzten Beutestücke durchgehen und auf die Schnelle anlegen. Nimmt man sich hingegen die Zeit, um wirklich jeden Bonus gegeneinander abzuwägen, ist man natürlich im Vorteil. Schade ist allerdings, dass man nicht schon beim „Durchscrollen“ durch das jeweilige Teilinventar schon die Vergleichswerte sieht. Dazu muss erst ein weiterer Knopf gedrückt werden. Dafür jedoch kann man per R3-Klick alles aus dem Inventar als Verkaufsware markieren, die beim Händler ebenfalls mit nur einem Knopfdruck abgestoßen werden kann. Sehr schön: Der „Ramsch“ wandert in der Liste automatisch nach unten.
Flotter Vierer in allen Lagen
Doch eines kann man diesem Treiben nicht absprechen: Enorme Unterhaltung. Zumal sich D3 hier keinen Schnitzer leistet und weder offline noch online mit Geschwindigkeitseinbußen oder Lag zu kämpfen hat. Allerdings stellt sich wieder einmal die Frage, wieso der Gegenstandstausch nicht direkt, sondern nur über den Umweg Fußboden (also Fallenlassen) ablaufen kann. Vor allem im Offline-Spiel kann es passieren, dass man im Eifer des Gefechtes etwas aufsammelt, was für den neben einem sitzenden Barbaren oder Dämonenjäger sinnvoller einzusetzen wäre. Um ihm diesen Gegenstand jetzt zukommen zu lassen, muss man ihn erst umständlich ablegen.
Die T-Frage
Diablo 3 war nicht das Spiel im letzten Jahr, das man seinen Freunden gezeigt hat, um die Potenz seines Rechners zu demonstrieren. Die Qualität lag dementsprechend nicht in der Anzahl der Polygone oder den hochaufgelöstesten Texturen, sondern in dem Gesamtbild. Und das war gleichermaßen stimmungsvoll: Düstere Wälder, bedrohliche Wüsten, belagerte Burgen, vermoderte Verliese und viele andere Umgebungen lockten zum Erforschen. Dazu gesellten sich schöne Lichteffekte, mitunter interaktive Umgebungen, bei denen Fallen in Dungeons leider zu den großen Ausnahmen gehörten, sowie ein fantasievolles Gegnerdesign und am Helden sichtbare Ausrüstungsveränderungen.
Auf den Konsolen ist dies alles nach wie vor spürbar und weitgehend auf dem gleichen visuellen Niveau. Im Detail ist die Kulisse allerdings nicht so sauber, sind die Texturen nicht ganz so knackig. Während die Atmosphäre unter der geringeren Auflösung nicht leidet, fallen gelegentlich unsaubere Animationen und Anflüge von Tearing sowie kleinere Artefakte in den grandiosen Videos auf. Auf der PS3 häufiger treten diese Erscheinungen häufiger auf als auf der Microsoft-Konsole, sind aber auch dort zu spüren und haben letztlich hier wie da nur geringen Einfluss auf den Unterhaltungswert.
Fazit
Diablo 3 bleibt Diablo 3, oder? Blizzard hat eine lupenreine Umsetzung des modernen Hack&Slay-Klassikers abgeliefert, bei der vor allem auf die konsolengerechte Steuerung Wert gelegt wurde. Die Benutzerführung ist größtenteils vorbildlich, einzig der Austausch von Gegenständen innerhalb der Gruppe ist wie bei vielen anderen Spielen in diesem Bereich unnötig kompliziert. Schade ist allerdings, dass man versäumt hat, das Kampfsystem vor allem bei den Standardangriffen dynamischer zu gestalten. So reicht es, den Knopf gedrückt zu halten und gelegentlich einen der Angriffe mit Abkühltimer abzufeuern. Dennoch kommt man schnell in den bekannt angenehmen und trotz des einfachen Kampfsystems mitunter hektisch-fordernden Spielfluss, wobei die direkte Steuerung der Spielfigur in den Bosskämpfen dem PC-Bruder eine Nase voraus ist. Da man hier zudem die motivierende Jagd nach Beute mit vier Spielern in zahlreichen Kombinationen (online, offline, System-Link) angehen kann und es einige mechanische Optimierungen gibt, ist die Konsolenfassung für mich die Version der Wahl und eines der besten derzeit erhältlichen Koop-Spiele - auch wenn die stimmige und jederzeit flüssig laufende Kulisse auf beiden Systemen mit Tearing zu kämpfen hat.
Pro
Kontra
Wertung
360
Saubere Umsetzung der Beutehatz, die technische Defizite mit sinnvollen mechanischen Ergänzungen sowie einem motivierenden Mehrspieler-Modus mit vier Spielern on- und/oder offline wett macht.
PlayStation3
Bis zu vier Spieler on- und/oder offline, dazu eine durchdachte Steuerung sowie kleine mechanische Verfeinerungen machen die Konsolen-Version von Diablo 3 zu einem unterhaltsamen Hack&Slay-Vergnügen.
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