Top Spin 207.04.2006, Benjamin Schmädig
Top Spin 2

Im Test:

Tennis-Fans ohne Next-Generation-Konsole schauen diesmal in die Röhre, denn Take 2 veröffentlicht den Nachfolger der erstklassigen Simulation nicht mehr auf Xbox. Das eröffnet natürlich viele Möglichkeiten und wirft die Frage auf, wie gut die Entwickler die 360-Exklusivität ausschöpfen können. Matchball für Top Spin 2 (ab 7,99€ bei kaufen)?

Tennis? Ich schalt ab!

Ganz ehrlich: Eigentlich finde ich Tennis strunzlangweilig! Da messen sich zwei Damen oder Herren in meist kurzen Ballwechseln, nur um zwischendurch mit dem Schiedsrichter zu diskutieren, die Qualität ihrer Bälle zu prüfen und nach einem Moment der Zen-Meditation endlich wieder in die Ausholbewegung

Wilkommen beim Training: Trefft die markierten Felder, um eure Zielsicherheit zu festigen.
zum nächsten - wahrscheinlich kurzen - Ballwechsel überzugehen. Nein, beim Durchzappen schalte ich den Weißen Sport lieber weg und bleibe sogar beim monotonen Gedöns eines Musiksenders länger hängen. Jemand wie ich sollte lieber die Finger von Top Spin lassen? Einen Moment bitte!

Sobald mir jemand einen Schläger in die Hand drückt, die exorbitante Miete für den Sportplatz zahlt und mir als Sparringpartner dient, sieht die Sache schon ganz anders aus: Da stehe ich auf einmal hoch konzentriert an der weißen Linie, die Augen fest auf den Filzball gerichtet, während mein mentaler Blick den Rasen von Wimbledon überfliegt. Beim Aufschlag kommt es schon drauf an: Gelingt mir ein präziser Schlag, kann ich dem Gegner mein Spiel diktieren und ihn über den ganzen Platz jagen. Wenn ich allerdings nur verträumte Lupfer über das Netz hieve, gelingt meinem Gegenüber schnell eins der wichtigen Breaks...

Neue Reize?

Das Gleiche gilt für das Gamepad-Pendant: Top Spin schlich sich unter die ersten Titel, welche im Laufwerk meiner Xbox landeten und hat mich wichtige Stunden meiner Studienzeit gekostet. Die schicke Aufmachung sowie das fordernde aber faire Spiel konnten zu Recht Höchstwertungen abstauben, mussten aber auch kleine Kritikpunkte einstecken: Die regungslosen

Nutzlose Balljungen: Die Filzkugeln verschwinden wie im Vorgänger auf ungeklärte Weise vom Platz.
Balljungen z.B. machten der ansonsten schnörkellosen Präsentation einen Strich durch die Rechnung, der übermächtige Risikoschlag bremste die realitätsnahe Dynamik der Auseinandersetzungen und wer gerne im Doppel antrat, vermisste gemischten Paarungen. Bleibt die Frage, ob die Entwickler diese Unebenheiten in der Fortsetzung ausmerzen konnten. Und hat PAM Development der Next Generation ebenso viele optische Reize wie der vorherigen Xbox entlockt?

Gründlich umgekrempelt wurde auf jeden Fall die Menüführung, da ihr heuer nicht mehr über eine unübersichtliche Weltkarte navigiert, sondern im geordneten Menü unterwegs seid. Dieses versprüht zwar weniger Charisma, sorgt aber für eine aufgeräumte Karriere - vorbildlich! Bevor ihr euch zum Weltstar aufschwingt, formt ihr natürlich erst euer Alter Ego, bei dem ihr wie gehabt von der Breite der Nasenwände bis zum Hüftumfang jedes Detail anpassen dürft oder die ganze Arbeit dem zufälligen Genpool überlasst. Anschließend stattet ihr euren Profi mit Blümchenhemd oder traditionellem Oberteil aus und behängt sie oder ihn mit schnieken Accessoires. Auch einen Werbepartner dürft ihr wählen, allerdings müsst ihr keine Herausforderungen mehr absolvieren, bevor ihr in der Gunst des Marketing-Partners aufsteigt. Stattdessen gilt es, diverse Saisonziele zu erreichen, um entsprechende Prämien einzuheimsen.

                

First Service Player One

Endlich kann's losgehen! An jedem Wettkampf-Termin habt ihr die Wahl: Wollt ihr auf dem Court Punkte für die Weltrangliste sammeln oder stärkt ihr euch lieber im Training? Zusätzlich stehen manchmal spezielle Ereignisse an, wie z.B. ein Turnier mit der Nationalmannschaft. Zunächst einmal fällt die Entscheidung leicht, denn euer Alter Ego erfüllt noch nicht die Voraussetzungen für den ersten Wettstreit. Also heißt es: Ab ins Trainingslager! Hier schießt ihr entweder schwere Gegenstände vom Platz und verbessert damit eure Schlagkraft oder ihr setzt Volleys oder Lobs über das Netz, was euch bessere Werte auf dem jeweiligen Gebiet verschafft. Dazu verteilt ihr wie im Vorgänger unterschiedlich viele Sterne auf eure Attribute - im Verlauf der Karriere vertieft ihr die erlernten Fähigkeiten dann mit Silber- bzw. Goldsternen. Falls ihr besonderen Wert darauf legt, sicher an der Grundlinie zu stehen oder lieber aggressiv am Netz spielt, dann gebt auf die Wahl eures

Noch kaufen wir bei Nike, aber die Kleidung könnt ihr jederzeit wechseln.
Trainers Acht: Zwar bringen euch alle Coaches die Grundlagen des Profitennis' bei, können euch aber aufgrund ihrer eigenen Stärken und Schwächen nur in wenigen Bereichen zum Ass machen. Sobald z.B. eure Vor- und Rückhand auf hohem Niveau liegen, solltet ihr deshalb den Trainer wechseln. Diese hinterlassen nach guten oder schlechten Spielen übrigens Nachrichten auf eurem Anrufbeantworter und glänzen dabei mit unprofessioneller Sprachausgabe.

Hübsch, aber unspektakulär

Training schön und gut - ihr wollt aber endlich an der Grundlinie stehen und euer Können im Turnier testen? Ab auf den Court! Wieder einmal erwarten euch neben den üblichen Verdächtigen wie Wimbledon oder Australien Open eine Vielzahl kleiner Turniere, die auf einfachen Plätzen ausgetragen werden. Eine Warnung nur vorweg: Kommt nicht auf die Idee, eine Auseinandersetzung simulieren zu lassen. Die automatische Abwicklung der Partien beschert euch nämlich eine Niederlage nach der anderen. Was mir aber schon beim Vorgänger imponiert hatte: Die verhaltene Zuschauerkulisse im Stadtpark oder mitten im Wohnviertel sowie das Fehlen eines Schiedsrichters erwecken bei den ersten Schritten meiner Laufbahn eine glaubwürdige Atmosphäre. Mir fehlen allerdings Details wie die Schatten vorbei ziehender Wolken sowie Gegenstände, die sich im Wind bewegen. Solche Kleinigkeiten hätten der Umgebung erst den Anstrich der Wirklichkeit verpasst.

Und auch das sonstige Umfeld zeigt sich steril und starr, denn es laufen zwar Passanten am Platz entlang und auf größeren Plätzen sprinten endlich Balljungen nach ins Netz geschlagenen Bällen - den Linienrichtern am Spielfeldrand ist es aber immer noch egal, wenn ein Ball Kurs auf sie nimmt und die erwähnten Ballholer kommen ihrer Pflicht nicht nach: Sie rennen nach einem Fehler beim Aufschlag stur geradeaus, ohne nach der Filzkugel zu greifen. Zudem erreicht Top Spin 2 nicht die optische Klasse von z.B. NBA 2K6: Die Kleidung der Athleten flattert nur minimal umher und obwohl sich die Profis schön animiert bewegen, wirken sie gröber und schwitzen nicht so eindrucksvoll wie ihre Basketball-Kollegen. Teile der Kulisse scheinen sogar dem ersten Teil entnommen worden sein. Das betrifft z.B. die eckigen Autos, welche im Schneckentempo am Court vorbei fahren. Da hatte ich mehr erwartet. Atmosphärisch störend ist auch, dass die Schiedsrichter nach einem verunglückten ersten Aufschlag nicht erwähnen, dass ihr zum "Second Service" ansetzt.

Kein Rollen am Netz

Noch schwerer wiegt die Tatsache, dass das Spiel keine Netzroller beim Aufschlag kennt. Die gehören beim Tennis einfach dazu! Zumal sie während der Ballwechsel durchaus vorkommen, um für kurzzeitig erhöhten Blutdruck zu sorgen. Ein Grund, weshalb "Let"-Schläge nicht passieren, könnte der neue Risikoschlag sein. Der gehört zwar zu den kniffligen Tricks, beim Aufschlag ist er aber einfach auszuführen: Haltet die rechte Schultertaste gedrückt und lasst sie los, sobald die Schlagstärke ihr Maximum erreicht. Anders als im Vorgänger gibt es allerdings keinen

Ins Netz oder Aus: Verzieht ihr den Risikoschuss, könnt ihr ihn nachträglich nicht mehr korrigieren.
Toleranzbereich mehr: Entweder gelingt der Schuss oder er landet im Aus oder im Netz. Schade, denn im Erstling konnte man einen unpräzisen Schlag noch korrigieren, indem man die Richtung des Balls entsprechend anpasste. Das abgeänderte Prinzip hat mich bei einem verpassten Risikoschlag immer wieder aus dem Spiel gerissen, da ich hier sofort verärgert über mich selbst reagiere anstatt buchstäblich am Ball zu bleiben.

Dabei hat PAM Development einiges dran gesetzt, den Risikoschlag besser abzustimmen. Erinnert ihr euch? Im Vorgänger ließen sich diese Bälle mit ein wenig Übung problemlos abziehen, was zu Ballwechseln führte, die weit von der Dynamik echter Spiele entfernt waren. Diesmal hängt das Timing jedoch vom ankommenden Schlag ab und ihr müsst zusätzlich die Taste für Top Spin, Lob oder Slice drücken. Damit gehen sie schwerer von der Hand und müssen außerdem jedes Mal anders geschlagen werden. Anders als bisher funktionieren auch Schläge in Verbindung mit der linken Schultertaste, der eine andere Bedeutung zukommt als in Top Spin: Gelingen euch mehrere Punkte in Folge, füllt sich die "Schwung"-Anzeige und je voller sie ist, desto mehr so genannte Fortgeschrittene Schläge habt ihr zur Verfügung. Haltet die linke Schultertaste einfach gedrückt, während ihr einen Top Spin, Slice oder normalen Schlag ausführt und schon gelingen euch Passier- und Konterbälle. Der Lob wird hingegen zum Stoppball. Dafür entleert sich die Anzeige je nach Gefährlichkeit des Schlags unterschiedlich schnell.

                  

Positionskampf

Mit den verschiedenen Schlägen habt ihr mehr Möglichkeiten als bisher, euer Spiel zu gestalten, was zu abwechslungsreichen Ballwechseln führt und die Dynamik echter Matches zum Leben erweckt. Den Schwerpunkt setzt Top Spin 2 dabei auf das Stellungsspiel, denn ihr müsst vor allem gegen spätere Gegner darauf achten, am richtigen Fleck zu stehen, um die Kontrahenten in eine unvorteilhafte Position zu zwingen. Sobald ihr sie da habt, wo ich sie haben wollt, braucht ihr einen exakten Ball ins andere Eck - am wirkungsvollsten sind natürlich Risikoschläge und Spezialschläge. Lasst ihr euch jedoch von eurem Gegenüber von links nach rechts über den Platz jagen, wird es schwierig, die Oberhand zu gewinnen: Hier helfen präzise Slices, ein Lob, der nicht als Schmetterball zurück kommt, oder flache Stops. Nur mit Glück schafft ihr in einer kniffligen Lage auch einen Risikoschlag - dann müssen Timing und Stellungsspiel aber wirklich stimmen. Top Spin 2 übersetzt die Faszination und den taktischen Anspruch des Tennis nahezu perfekt ins digitale Format. Ihr erlebt Partien, in

Eure Karriere startet auf kleinen Plätzen, wie ihr sie in jeder größeren Stadt findet.
denen ihr als erfahrener Profi den Gegnern ebenso leicht euer Spiel aufzwingt wie sich das Blatt innerhalb weniger Minuten wenden kann.

Im Vergleich zum Vorgänger müsst ihr übrigens besser darauf achten, nah am ankommenden Ball zu stehen, bevor ihr Kraft zum Schlagen sammelt. Außerdem könnt ihr die Schlagrichtung wesentlich genauer festlegen als zuvor. Das hat auf der einen Seite zur Folge, dass die Bälle sehr viel öfter ins Aus gehen, auf der anderen Seite bekommt ihr dafür mehr Kontrolle über den Ball - sobald ihr die Steuerung im Griff habt, werdet ihr es den Entwicklern danken! Alles in allem erlaubt der Nachfolger ein flexibleres Spiel, das auch den Experten Schweißperlen auf die Stirn treiben kann. Gelegenheits-Zocker werden mit der Simulation aber trotzdem glücklich: Mit einem Druck auf die A-Taste landet jeder Ball garantiert im gegenüberliegenden Feld und wenn ihr den Analogstick nur kurz antippt, gehen auch Slice und Lob in die richtige Ecke.

Langes Laden, kurzes Spiel

Auf dem Platz kann der Titel voll überzeugen - aber das Drumherum ist leider nicht auf Par mit den erstklassigen Auseinandersetzungen. Dabei haben sich die Mannen von PAM keine groben Schnitzer erlaubt, ließen aber einige Kleinigkeiten durchgehen, die den hervorragenden Eindruck trüben. Warum darf ich mir z.B. immer noch nicht aussuchen, ob ein Satz sechs statt der vorgegebenen drei Spiele dauern soll? Wenn schon Simulation, dann richtig. Ich fahre schließlich auch für mein Leben gerne Drei-Stunden-Rennen in IndyCar Series. Erst DANN kommt doch richtige Wettkampf-Stimmung auf. Für einen gehörigen Dämpfer sorgen aber erst die extremen Ladezeiten. Wer die US-Fassung von Midnight Club 3 auf PSP kennt weiß, was ihn erwartet: Ihr starrt lange auf den Ladebildschirm, absolviert eine kurze Trainingsrunde, starrt lange auf den Ladebildschirm, nur um anschließend den Vorgang zu wiederholen und danach endlich - nach erneutem langen Laden - wieder ein Match zu spielen. Da hätte ein wenig Feintuning wahrlich gut getan.

Weiterhin nervt mich, dass ich die Kamera vor jeder Partie neu einstellen muss, wenn ich sie hinter meinem Alter Ego positionieren will. Dass ich die (langweilige) Musik auch in den Menüs abschalte, wenn ich sie nur während der Turniere nicht hören will, stört ebenfalls - genau so wie es überall verstreute Schreibfehler ("öberraschen") tun. Das wirkt unfertig und unprofessionell. Die Simulation wird dadurch nicht schlechter, das echte Feeling kommt bei solchen Makeln aber nicht auf. Dazu tragen auch die schmerzlich vermisste Zeitlupe sowie zum Teil unglückliche Gesten der Athleten bei: Bei der Siegerehrung auf einem einfachen Sportplatz schauen die Sportler z.B. auf so hohe Zuschauerränge, wie es sie dort gar nicht gibt. Und die Freuden- bzw. Frusttaumel nach einem Punkt wirken meist überzogen. Eine einfache Beckerfaust oder Applaus an den

Bei den Aufschlägen schafft ihr mit dem Risikoschuss so manches Ass.
Gegner hätten mir meist schon gereicht. Stattdessen kann ich nur Emotionen abrufen, die Luftsprüngen und Wutausbrüchen gleichkommen.

KI-Größe?

Und wenn ihr auf Karriere keinen Bock habt oder einfach nur mit ein paar Freunden eine Runde zocken wollt? Kein Problem: Entweder startet ihr ein separates Spiel (etwas unglücklich mit "Schaukampf" betitelt), wo ihr im Gegensatz zum Erstling auch als gemischtes Doppel antreten dürft, oder ihr vertreibt euch in einem der Partyspiele die Zeit: Schießt z.B. die Mauer des Gegenübers entzwei, bevor er eure eigene zum Einsturz bringt. Das erhöht die Motivation nur unwesentlich und ihr dürft auch nicht solo in die Partyspiele einsteigen - eine nette Ablenkung sind sie aber allemal. Für Xbox Live!-Kunden heißt es: Alles beim Alten. Ihr geht ins Internet, sucht eine Partie aus oder tretet einem offenen Match bei. Alles in allem machen die Mehrspielerrunden enorm viel Laune, wobei ich auch solo bis spät in die Nacht nicht von der Konsole weg kam. Die virtuellen Stars fordern euch mit unterschiedlichen Aufschlägen, spielen ihren eigenen Stil und überzeugen mit überraschenden Schüssen. Ihr werdet jedenfalls alle Hände voll zu tun haben, eure Karriere mit einem Sieg in Wimbledon zu krönen, müsst euch aber nie über unfaire Konkurrenz beschweren.         

Später Tie-Break: Die PC-Fassung

Kurze Atempause: Es ist mehr als ein halbes Jahr her, dass Take 2 die Tennis-Simulation auf Xbox 360 veröffentlichte - und erst jetzt dürfen auch PC-Profis zum zweiten Mal auf dem Rasen antreten. Genau wie beim Vorgänger gilt dabei übrigens: Ohne 

Das war noch nichts: Wie auf Konsole müsst ihr euch erst auf kleinen Plätzen beweisen, bevor es auf den Centre Court in Wimbledon geht...
leistungsfähigen Prozessor solltet ihr vorsichtig sein, denn die Filzbälle kommen bei vollen Details selbst mit 3,2 Gigahertz unter der Haube ins Stottern. Falls ihr die Möglichkeit in Betracht zieht, fehlende Rechenkraft mit einer niedrigen Auflösung zu kompensieren, plant besser ein Testmatch ein: Die beiden Auflösungen unter 1024*768 legen einen starken Schleier über das Bild - gerade so als würde die Tiefenunschärfe der 360-Vorlage auch die Objekte im Vordergrund befallen. Das lässt sich allerdings deshalb ausschließen, weil der Unschärfe-Effekt auf PC leider wegfällt.

Spielerisch erwartet euch dafür das große Tennis der Konsolen-Version, so dass virtuelle Athleten mit schnellen Rechnern bedenkenlos zugreifen sollten. Besorgt euch um Himmels Willen aber ein Gamepad - vorzugsweise den 360-Controller von Microsoft. Dann funktioniert die Steuerung nämlich wie auf Konsole und ihr schlagt Asse, präzise Slices oder hinterhältige Stops über das Netz. Seid ihr hingegen auf Maus und Tastatur angewiesen... viel Glück. Denn die Entwickler der Konvertierung haben sich eine Steuerung ausgedacht, die den flotten Ballwechseln ihren Schwung raubt.

PC vs. 360: 5:7?

Dabei klingt es ganz einfach: Ihr bewegt euren Profi mit der Maus, haltet eine der vier Schusstasten gedrückt und zielt per Maus ins gewünschte Eck. W, A, S, D ersetzen somit die farbigen Gamepad-Knöpfe und die Maus den linken Stick. Unnötig kompliziert wird es allerdings dadurch, dass ihr den Spieler nicht direkt bewegt, sondern lediglich die

... auf dem mit Auflösungen unter 1024*768 Bildpunkten leider nur unscharfe Profis antreten.
Richtung vorgebt. Haltet ihr die Maus nicht genau in der Mitte, fängt euer Profi deshalb schon an zu laufen.

Ich weiß: Auf dem Papier klingt die Lösung wie eine logische Umsetzung der Gamepad-Bewegungen. Doch in der Praxis habe ich eine halbe Stunde gebraucht, um wenigstens hin und wieder einen Ball in die gewünschte Richtung zu retournieren. Liebe Entwickler: Das nächste Mal nehme ich liebend gerne eine Steuerung über die ungenauen Pfeiltasten in Kauf. In Top Spin 2 kommen Gamepad-Verweigerer jedoch nicht um die Maus-Variante herum.

Aber hinterlässt die PC-Fassung tatsächlich einen durchweg schlechteren Eindruck als das Erstgeborene? Mitnichten. Denn zum einen sehen Schauplätze, Statisten und Athleten so gut aus wie ihre 360-Pendants und zum anderen erwartet euch mit der ausführlichen Karriere, den separaten Matches einschließlich gemischter Doppel, Minispielen sowie Multiplayer-Partien dasselbe Paket wie auf der Next Gen-Konsole. Mit einer glücklichen Ausnahme: Ihr dürft während der Ladezeiten keine Kaffeepause mehr einlegen. Schade nur, dass sich auf den Mehrspieler-Servern kaum Teilnehmer tummeln.

Fazit

Bei einem Blick auf die Pros und Kontras schlagt ihr vielleicht die Hände über dem Kopf zusammen, aber keine Angst: Bis auf die unglückliche Maus-Steuerung am PC drehen sich fast alle Kritteleien um die Präsentation des Weißen Sports. In seinem Kern hat es Top Spin aber erneut geschafft, meinen Sportsgeist zu entfachen! Die sensible Richtungskontrolle belohnt geübte Asse ebenso wie sie übermütige Draufgänger mit einem "Out" bestraft. Größter Vorteil der neuen Empfindlichkeit sind dynamische Ballwechsel, bei denen geschicktes Stellungsspiel genauso notwendig ist wie präzises Timing. Das taktische Spiel versprüht den spannenden Charme eines echten Tennis-Ereignisses. Genau deshalb ist es aber auch so ärgerlich, dass die Entwickler den virtuellen Sport in einem lieblosen Drumherum verpacken. Von den laienhaften Anrufen eurer Trainer über die lustlosen Balljungen bis hin zum fehlenden "Second Service" - da hat PAM Development schon die Möglichkeit, die hochwertige Präsentation des Erstlings in die Next-Gen-Klasse zu hieven und dann werden doch nur Polygone und Texturen aufgestockt. Etwas empfindlicher wird die Simulation von der Tatsache getroffen, dass ich einen ungenauen Risikoschlag nicht mehr korrigieren kann und es keine Netzroller mehr gibt. An den Kleinigkeiten wird deutlich: Top Spin 2 ist ein hervorragendes, aber scheinbar hastig fertig gestelltes Spiel. Vor allem die PC-Umsetzung krankt trotz der angenehem kurzen Ladezeiten an Kleinigkeiten - sei es die missglückte Steuerung, die unscharfen niedrigen Auflösungen, hohe Systemanforderungen oder fehlende Tiefenunschärfe. Doch sei's drum: Für sich genommen lassen mich die äußerst glaubwürdigen Ballwechsel wie ein Profi über den Platz fegen und sobald ein kniffliger Risikoschlag wie geplant ins Eck zischt, schnellt meine fest geballte Faust in die Höhe. Spiel und Satz: Top Spin 2. Den makellosen Matchball erwarte ich vom Nachfolger.

Pro

erstklassige Ballphysik
gutes Stellungsspiel entscheidend
Timing für Risikoschüsse knifflig
Schüsse lassen sich präzise platzieren
überzeugende KI
beliebige Paarungen im Schaukampf
fängt Dynamik echter Tennis-Matches ein
sinnvolle Schwung-Schläge
aufgeräumtes Menü

Kontra

exorbitante Ladezeiten (360)
unbrauchbare Steuerung mit Maus/Tastatur
diverse Schreibfehler
lieblose Sprecher auf Anrufbeantworter
atmosphärische Einbußen dank lückenhafter Präsentation
leicht verzogener Risikoaufschlag lässt sich nicht korrigieren
keine Netzroller bei Aufschlag
merkt sich Kameraeinstellung nicht
langweilige Musik
unscharfe niedrige Auflösungen (PC)

Wertung

360

PC

Fast perfekte Simulation des weißen Sports, die nur wegen teilweise schwacher Präsentation den Matchball knapp verpasst.

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