Test Drive Unlimited01.04.2007, Michael Krosta
Test Drive Unlimited

Im Test:

Während Auto-Liebhaber mit einer Xbox 360 bereits seit dem vergangenen Herbst die Insel Oahu im ersten MMO-Rennspiel erkunden und neben Rennsiegen fleißig Autos und neue Häuser sammeln, können PC- und PS2-Besitzer ihr Ticket nach Hawaii erst jetzt lösen. Was hat sich in der Zwischenzeit getan und wie unterscheiden sich die beiden Nachzügler von der 360-Vorlage?

PC=360

Fangen wir der Einfachheit halber mit der PC-Version an: Inhaltlich entspricht sie 1:1 der Xbox 360-Fassung und bietet alle Rennen, Veranstaltungen sowie die bekannten Features wie Klamottenkauf, Clubs oder der Erwerb von Luxus-Immobilien - selbst das Gamerscore-System wurde übernommen. Von daher verweise ich an dieser Stelle auf meinen Test der Xbox 360-Fassung. Auch der Fuhrpark hat mit seinen knapp 100 lizenzierten Karossen von Audi über Edelmarken wie Ferrari oder

Auch auf dem PC dürft ihr euch später auf den Sattel von Motorrädern schwingen.
Lamborghini bis hin zu VW den Weg auf den PC gefunden. Was 360-Besitzer lediglich als kostenpflichtigen Download bekommen, ist in der PC-Version von Anfang an enthalten: der Hardcore-Modus mit seiner anspruchsvolleren Fahrphysik, bei der sogar Lenkräder mit drei Pedalen (für manuelle Kupplung) unterstützt werden - allerdings nur beim freien Fahren und im Multiplayer. Doch auch mit Gamepads haltet ihr die Boliden nach einer kleinen Eingewöhnungszeit auf der Straße oder schaltet bei Bedarf Fahrhilfen hinzu. Nervig ist allerdings, dass das 360-Pad nicht gleich als solches erkannt und unterstützt wird. So müsst ihr euch ewig durch das Menü klicken, um alle Knöpfe manuell zu belegen - und das separat für Autos und Motorräder. Hier zeigen andere Titel wie z.B. Rainbow Six: Vegas, dass es auch einfach geht: Hier genügt ein Klick im Steuerungsmenü und schon ist der Microsoft-Controller mit der 360-Knopfbelegung fertig konfiguriert - ein Feature, das sich auch bei TDU angeboten hätte. Doch bevor ihr überhaupt das erste Mal auf's Gaspedal tretet, müsst ihr ohnehin die Installation über euch ergehen lassen. PC-Spieler kennen die Prozedur und im Prinzip ist sie auch kein großes Problem. Die Installation von TDU dauert allerdings eine kleine Ewigkeit und lässt euch viel Zeit, noch einen Kaffee trinken zu gehen oder andere Dinge zu erledigen.

Bugs?

In diversen Foren (u.a. auch in Ataris offiziellem Form) berichten viele Käufer von unangenehmen Bugs, zu denen neben Grafikfehlern auch Spielabstürze oder der Verlust der Speicherdatei zählen. Mit unseren Alienware-Systemen scheinen wir Glück zu haben, denn TDU ist während unserer Testfahrten kein einziges Mal abgestürzt - auch unser Spielstand bleib verschont, wobei sich unser Windows genau wie die Eigenen Dateien auf dem Laufwerk C: befinden und wir dadurch der Gefahr ungewollt entgegen wirken. Trotzdem wurden auch wir mit dem ein oder anderen Problem konfrontiert: So kam es plötzlich zu einem Soundfehler, bei dem uns ein dröhnender Pieps-Ton fast das Trommelfell zerrissen hätte. Nach kurzen Abstechern ins Menü sowie der Sendersuche im Radio verschwand dieser Fehler jedoch genau so schnell wie er gekommen war. Eine permanente Erscheinung ist jedoch, dass vor allem Stimmen übersteuert aus den Lautsprechern kritscheln. Auch konnten wir beobachten, dass KI-Fahrzeuge während der freien Fahrt einfach weg gebeamt wurden und danach

Inhaltlich entspricht die PC-Version dem 360-Vorbild und bietet z.B. ebenfalls die liebevoll modellierten Cockpits der Boliden.
nicht wieder auftauchten - alles seltsame Vorkommnisse, die wir so auf der Xbox 360 nicht gesehen haben. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten: Hier wie da kommt es immer wieder vor, dass die TDU-Server nicht erreichbar sind und ihr lediglich offline eure Runden dreht.

Idyllische Kulissen

Technisch bewegt sich die PC-Fassung etwa auf 360-Niveau  - sofern ihr über eine potente Hardware verfügt. Klar, auf unseren hochgezüchteten Alienware-PCs cruised ihr bis auf vereinzelte Ruckler und Pop-Ups ohne Probleme durch die idyllischen Kulissen der Hawaii-Insel. Auf unseren privaten PCs (darunter ein 3100XP mit 1GB RAM und 6600GT-Grafikkarte) verkamen die Ausflüge jedoch schnell zu einer katastrophalen Ruckelorgie, so dass wir die Details auf ein Minimum reduzieren mussten. Je nach Ausstattung müsst ihr euch in den Grafikeinstellungen zwischen Anti-Aliasing und HDR-Effekten entscheiden - ein Problem, unter der auch die PS3-Architektur leidet. Verzichtet ihr auf die Kantenglättung, nimmt die Qualität merklich ab und ihr werdet mit dem unschönen Treppcheneffekt konfrontiert. Schaltet ihr sie an, müsst ihr dagegen mit Einbußen bei den Lichteffekten leben. Die Xbox 360 vereint beides, weshalb die PC-Fassung grafisch nicht ganz an die Vorlage heran reicht, obwohl die Sichtweite leicht erhöht wurde.

      

Eine andere Welt

Entspricht die PC-Fassung nahezu der Xbox 360-Vorlage, sieht es auf der PS2 anders aus. Diese wurde übrigens nicht von Eden selbst, sondern von Melbourne House in Angriff genommen, die bereits mit Titeln wie "Die 24 Stunden von Le Mans" Rennluft geschnuppert haben. Klar, dass auf der PS2 die Grafik nicht in der HD-Klasse von 360 und PC mitfahren kann. Und obwohl manche Landschaftstexturen kaum eine Struktur erkennen lassen und extrem matschig ausgefallen sind und auch die Kulissen von extremen Pop-Ups und Fade-Ins geplagt werden, gebührt den Entwicklern Respekt, dass selbst auf der PS2 die komplette Insel gestreamt wird und die Ausflüge überwiegend ruckelfrei über den Bildschirm laufen. Bei den Fahrzeugmodellen hat man sich ebenfalls Mühe gegeben: Nicht nur in der Außenansicht, sondern auch bei der Innenausstattung erkennt man z.B. anhand der Nachbildung der Original-Cockpits die Liebe zum Detail. Allerdings müsst ihr

Die Fahrzeuge sehen auch auf der PS2 hervorragend aus.
auf der PS2 mit vier anstatt sechs Perspektiven Vorlieb nehmen - die beliebte Motorhauben-Ansicht fehlt hier. Dafür hat das Radio jetzt mehr Sender zu bieten, in denen überwiegend unscheinbare Songs unbekannter Bands gespielt werden. Die Motorgeräusche haben dagegen stark abgebaut und klingen auf der PS2 lasch.           

TDU light

Nicht nur technisch, auch inhaltlich gibt es einige Unterschiede zwischen der PS2-Fassung und den restlichen Versionen. Das geht schon beim Einchecken am Flughafen und damit dem Start des Spiels los: Während ihr auf den anderen Plattformen die Wahl zwischen verschiedenen Charakteren habt, gibt es auf der Sony-Konsole nur eine Figur. Klamotten-Läden, wie ihr sie auf der 360 und dem PC findet, sucht ihr auf der PS2 vergebens. Das gilt auch für Shopping-gestresste Hausfrauen am Straßenrand, Anhalter sowie Paketdienste.  Autohändler, Immobilien-Haie, Tuning-Shops, Autovermietungen und Racing-Clubs sind neben den Veranstaltungen aber noch enthalten. Allerdings wurde der Fuhrpark auf der PS2 massiv beschnitten: Ihr findet auf der PS2-Insel z.B. keinen einzigen Ferrari und auch die Motorräder wurden komplett entfernt - schade. Doch es wurde nicht nur Features gekürzt: So gibt es auf der PS2 neuerdings ein Punktesystem, das an die Kudos aus der PGR-Serie erinnert. Für Drifts und Sprünge erhaltet ihr Punkte, die auch neue Rennveranstaltungen für freischalten. Außerdem dürft ihr jetzt vor jedem Rennen zwischen zwei Schwierigkeitsgraden wählen und neben der Karriere Sofort-Herausforderungen starten. Hier hätte sich ein Splitscreen-Modus für zwei Spieler angeboten, den es jedoch leider nicht gibt. So bleibt euch lediglich die Onlinevariante, wenn ihr gegen andere Spieler fahren wollt. Zwar wurde das Starterfeld auf der PS2 reduziert, doch haben es die Entwickler geschafft, auch auf der Sony-Konsole Onlinerennen zu realisieren, die entweder in festen Lobbys oder 1-gegen-1-Duellen beim freien Fahren ausgetragen werden. Die Rennen gegen die KI fallen teilweise schon auf der mittleren Stufe recht happig aus: Es ist vielleicht keine so gute Idee, gleich in den Anfängerrennen einen KI-Fahrer in der Startaufstellung zu

Selbst die Cockpit-Perspektive hat es in die PS2-Version geschafft!
platzieren, der allen anderen Teilnehmern - euch eingeschlossen - deutlich überlegen ist und dem Fahrerfeld davon rast. So kommt gleich am Anfang eurer Karriere Frust auf, auch wenn sich der Schwierigkeitsgrad in späteren Rennen einpendelt und sogar abnimmt, wenn ihr erst einen flotten Flitzer in der Garage stehen habt. Doch wenn es zu Überhol-Duellen auf dem Asphalt kommt, macht sich schnell Ärger breit, da die KI einen äußerst aggressiven ahrstil an den Tag legt und euch entweder von hinten in die Karre poltert oder euch bei Überholmanövern rücksichtslos in den Graben drängelt. Solch rabiate Pistensäue gibt es auf der 360 und dem PC nicht!

In da Club

Sind die Clubs auf der 360 und dem PC ein Teil der Online-Community, erfüllen sie auf der PS2 auch offline eine Funktion. Ähnlich wie bei Need for Speed: Most Wanted arbeitet ihr auch in den Clubs die Liste der Mitglieder ab und fordert sie so lange heraus, bis ihr der Präsident des jeweiligen Clubs seid. Welche Clubs euch die Mitgliedschaft anbieten, hängt ganz von eurem Fuhrpark ab. Entscheidet ihr euch z.B. für einen Alfa Romeo, erwarten euch u.a. Einladungen in den Alfa-Club, den Club italienischer Fahrzeugmodelle etc...

Wo geht's lang?

Ein großer Kritikpunkt der PS2-Version ist das Navigationssystem. Okay, auch auf der 360 und dem PC war die mit der Zeit nervige Frauenstimme etwas langsam mit ihren Ansagen, aber zumindest führte sich euch ordentlich an euer Ziel. Auf der PS2 schickt euch das System dagegen immer und immer wieder direkt in den Gegenverkehr. Das geht sogar so weit, dass die Ansage "Bitte wenden" ertönt, wenn ihr euch auf die richtige Spur begebt. Dieses Phänomen begegnet euch nicht nur während der freien Fahrt, sondern auch in den Rennveranstaltungen. Die Folge: Ihr werdet immer wieder in den Gegenverkehr gelotst, weshalb Unfälle keine Seltenheit sind. Ein Schadensmodell gibt es allerdings nicht - weder optisch noch physikalisch. Stattdessen bekommt ihr Pingpong-Zusammenstöße zu sehen, die mit ihrer lächerlichen Physik mehr an ein völlig übertriebenes Autoscooter erinnern. Die Fahrphysik an sich geht jedoch auch auf der PS2 in Ordnung und stellt eine Mischung aus Simulation und Arcade dar, auch wenn mir die Steuerung etwas schwammiger erschien als auf der Xbox und dem PC. Ein großes Unding ist jedoch, dass TDU auf der PS2 keine USB-Lenkräder unterstützt. Damit versteht sich von selbst, dass es auch kein Force Feedback gibt. Wie kann man heutzutage nur ein Rennspiel auf den Markt bringen und USB-Wheels außen vor lassen? Die Antwort kennt wohl nur Atari!    

Fazit

Habt ihr ein leistungsstarkes PC-System und sucht euch eine kurzzeitige Nebenbeschäftigung während der extrem langen Installation, vermittelt TDU praktisch den gleichen Fahrspaß wie auf der Xbox 360. Das Konzept der offenen Welt mit all ihren Möglichkeiten kann mich immer noch begeistern und es macht einfach Spaß, auch abseits des Renngeschehens die idyllische Insel zu erkunden. Ganz anders dagegen auf der PS2: Ja, ich zolle den Entwicklern meinen ehrlichen Respekt, dass sie das MMO-Racing-Konzept technisch auf der betagten Hardware realisiert haben und dabei sogar die Framerate meist stabil halten. Aber warum nur diese extrem vielen Kürzungen? Warum keine Ferraris, keine Motorräder, keine Nebenmissionen wie Anhalter oder Fahrzeugüberführungen mehr? Es will mir einfach nicht in den Kopf, denn hier gibt es ganz sicher KEINE technischen Barrieren, die eine solche Umsetzung verhindert hätten. Der Verlust der Klamotten und Accessoirs-Shops ist zwar weniger schmerzhaft, doch waren auch sie Teil der MMO-Erfahrung, da ihr so euren Charakter individuell gestalten konntet. Viel mehr stört, dass euch das Navigationssystem immer wieder in den Gegenverkehr leitet und euch die KI bei jeder Gelegenheit dumm anrempelt – oder selbst ein Opfer des Gegenverkehrs wird. Völlig unverständlich ist zudem, dass die PS2-Version keine USB-Lenkräder unterstützt. Hat Atari schon mal was von Logitechs Driving Force Pro und Konsorten gehört?! Auch das neue Punktesystem sowie die Sofortherausforderungen können die PS2-Version mit all ihren Mankos nicht mehr davor bewahren, nur noch im Mittelfeld zu landen.

Pro

riesige Spielwelt
massig Spielmodi und Herausforderungen (PC)
detaillierte Wagenmodelle
spaßige Online-Interaktionen (PC)
ansprechendes Fahrverhalten
knackige Soundeffekte
schicke Cockpit-Perspektive

Kontra

vereinzelte Slowdowns
Onlinespiel von Verbindungsproblemen geplagt
Pop-Ups
schlechte Online-Filter
teilweise etwas zu leicht (PC)
Bugs (PC)
beschnittener Fuhrpark (PS2)
keine Motorräder mehr (PS2)
keine Unterstützung für USB-Lenkräder (PS2)
beschnittene Spielmodi (PS2)
aggressive Rempel-KI (PS2)
fehlerhaftes Navigationssystem (PS2)
lächerliches Kollisionsverhalten (PS2)

Wertung

PC

PlayStation2

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