Rebel Raiders: Operation Nighthawk07.03.2006, Paul Kautz
Rebel Raiders: Operation Nighthawk

Im Test:

Einmal Jagdpilot sein: mit brüllenden Motoren vom Rollfeld abheben, mit Mach 2 auf Entenjagd gehen, sich heiße Luftduelle liefern, zischenden Raketen ausweichen, Top Gun hat’s schließlich vorgemacht! Rebel Raiders beinhaltet das meiste davon und noch einiges mehr – aber leider auch einige Luftlöcher.

Flieger, grüß mir die Sonne!

Die Zukunft sieht wie so oft nicht rosig aus: Die World Nations Union tyrannisiert die Freiheit liebende Bevölkerung der Erde so lange, bis die Rebellen die Faxen dicke haben. Und die finale Schlacht? Findet in der Luft statt! Wenige kühne Piloten stellen sich den beflügelten Gegnern in den Weg,denn  hier geht es Kugel um Kugel,

Über den Wolken ist die Hölle los: Optisch macht Rebel Raiders nicht viel her, dafür ist die Action fetzig.
Rakete um Rakete. Im Endeffekt schwingt ihr euch 32 Missionen lang in dieser Mischung aus Afterburner, Rebel Assault und Crimson Skies in eine zumeist unendlich munitionierte Maschine, ballert alle mehr oder weniger großen Feinde vom Himmel.

Das Spielprinzip ist Arcade pur und hat mit einer Simulation genauso viel zu tun wie ein Wal mit Basketball: Das mit Tastatur, Joystick oder Gamepad gleichermaßen gut kontrollierbare Flugmodell ist simpel, Kollisionen mit dem Boden oder feindlichen Großschiffen haben nur eine wallende Staubfontäne zur Folge. Ihr müsst aus der Luft Flotten angreifen, Bomber zerstören, »Turbolaser« zerballern oder einen gigantischen Träger dem Erdboden näherbringen, indem ihr gezielt einzelne Geschütze unter Beschuss nehmt - hallo Rebel Assault, hallo Wing Commander! Ihr verfügt über diverse Waffen wie MG, Schrotgewehr, Raketen sowie extrastarke, aber einige Zeit zum Ziel-Aufschalten benötigende Superwummen. Neben der durch Ingame-Dialoge sowie mäßig animierte Mange-Bilder präsentierten »Story« warten noch die »Herausforderungen« auf forsche Himmelsstürmer: schwierige Sonderaufgaben, in denen ihr z.B. nur begrenzte Munition, nur spezielle Waffen, ein Zeitlimit oder alles auf einmal habt, die aber weitere Herausforderungen, zusätzliche Story-Missionen oder neue Flugzeuge (die sich allesamt sehr ähnlich fliegen) freischalten. Leider bleibt ihr in

Die »Story« wird mittels kleiner Dialog-Bilder im Spiel weitergesponnen.
jedem Fall allein in den Lüften, ein Mehrspielermodus ist an keinem Horizont zu erkennen. Immerhin werdet ihr immer wieder mal von Flügelmännern begleitet, die aber völlig autonom und dazu nicht mal besonders gut kämpfen.

Google Earth mit Ballern

Wer in Gedanken bereits mit Ruder und Geschwindigkeitskontrolle spielt und sich auf heiße Dogfights freut, muss leider kurz unter die kalte Dusche – so was gibt es in Rebel Raiders nicht. Die schwache Gegner-KI fliegt im Grunde immer nur im Kreis bzw. auf ihren festen, dadurch schnell durchschaubaren Bahnen. Dadurch gibt es natürlich auch keine Zweikämpfe, einfach zu erwischen sind die Mistkerle trotzdem nicht. Das liegt allerdings am Kurvenverhalten: Denn während die Feinde auch engste Kurven fliegen dürfen, können wir weder um die Horizontalachse noch über einen bestimmten Neigungswinkel hinaus kippen – dadurch sind nur weite Kurven möglich, was wiederum Verfolgungsjagden zu einer langwierigen Operation macht - jedenfalls am PC, an der PS2 geht das komischerweise problemlos. Nicht dass die Missionen nicht schon lang genug wären: Trotz der ziemlich kleinen Spielareale kommt ihr nur selten unter fünf gegnerischen Wellen davon. Meist fängt es mit ein paar harmlosen Feinden an, dann gesellen

Aufgrund immer neuer Gegnerwellen ziehen sich die Missionen gehörig in die Länge.
sich Bomber und Lasertürme dazu, meist spielt auch noch ein Trägerschiff eine Rolle. Echte Gefahr geht nur von letztgenannten sowie gelegentlich am Heck klebenden Raketen aus, denen aber mit einer eleganten Rolle einfach ausgewichen werden kann. Dennoch ziehen sich die Missionen wie Kaugummi in die Länge; sehr ärgerlich ist zudem, dass nur zwischen den Einsätzen gespeichert werden darf.

Optisch erinnerte mich Rebel Raiders als erstes an ein durchballertes Google Earth: Die Umgebung besteht aus schön hügeligen, aber sehr schwach texturierten Landschaften, die gerade auf dem PC für hochgezogene Augenbrauen sorgen – aber immerhin sehr niedrige Hardwareanforderungen vorzuweisen haben. Außerdem sehen die Flugzeuge schnittig aus, die Raketen ziehen dichte Rauchschweife hinter sich her, dicke Explosionen zeugen von einem erfolgreichen Abschuss. Um einiges gelungener ist der Soundtrack: Zwischen dramatisch und treibend schwankend erinnern die gut instrumentierten Songs gelegentlich an alte Bruce Lee-Schinken und passen ebenso wie die Krachbumm-Effekte gut zur Action. Ihr habt die Wahl unter fünf Sprachen, was allerdings nur die Bildschirmtexte betrifft – die Sprachausgabe bleibt in jedem Fall englisch.     

Fazit

Juhu, endlich konnte ich mal wieder meinen geliebten Flightstick entstauben, der seit Crimson Skies und Tachyon – The Fringe nutzlos in der Ecke herumlungerte. Okay, von einer Simulation ist Rebel Raiders ungefähr so weit entfernt wie ein Braunbär vom Tangotanzen, aber als spaßig-hirnfreier Arcade-Shootout macht es seine Sache ziemlich gut. Ein schnelles Ballern hier, ein zünftiges Raketenschmeißen da – heissa, da brennt die Luft! Wenn, ja wenn diese Nervigkeiten nicht wären: Das geht bei der KI los, die zwar reichlich dumpfbackig wie eine Eintagsfliege immer die gleichen Routen abfliegt, aber gerade beim Kurvenverhalten viel zu bevorteilt ist. Und ein anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad ist im Grunde eine prima Sache, wenn er nicht ins Unfaire abdriftet – was hier aufgrund der kaugummigartig in die Länge gezogenen Missionen und der nutzneutralen Wingmen sehr oft passiert. Spaß macht’s in kurzen Dosen trotzdem, gerade zu dem sehr fairen Preis.

Pro

spaßige Arcade-Action
einfache Steuerung
cooler Soundtrack
herausfordernde Missionen
preiswert

Kontra

hässliche Umgebung
höchst berechenbare KI
keine echten Dogfights
harscher Schwierigkeitsgrad
ziemlich absturzfreudig (PC)
sinnlose Wingmen
krampfiger Kurvenflug (PC)
unnötig in die Länge gezogene Kämpfe
kein Mehrspielermodus

Wertung

PlayStation2

Kurzweiliger Arcade-Shootout mit technischen Schwächen.

PC

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