Im Test:
Unfertiger Eindruck
Adam Raichl stolpert durch die grob gezeichnete Szenerie, wobei er auch schon mal irgendwo in ein Stakkato von Annäherungen verfällt. Die lästige Ruckelei basiert auf einem Performancefehler: Je länger das Spiel dauert, desto ruckeliger wird's. Damit nicht genug treten auch noch allerhand Ungereimtheiten im
Spielverlauf auf. Der Protagonist fragt etwa nach "verbrannten Stellen", obwohl er dort noch gar nicht war. Zu hören ist freilich nix, denn ein fieser Soundbug verhindert, dass ich meine Ohren brauche. Mucksmäuschenstill - so muss sich ein Tauber vorkommen, der das Adventure zockt. Die knappen Untertitel sorgen immerhin dafür, dass ich grob weiß, worum es geht. Ich verpasse ohnehin wenig, denn die Gespräche sind total oberflächlich. Stummfilm? Manch einer muss sich in den knappen Gesprächen mit Untertiteln begnügen, weil der Sound nicht funktioniert.
Reprobates ist sicher das unausgegorenste Point&Click-Abenteuer, das mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Und ich habe wirklich viele gesehen, aber wenige waren hart an der Grenze zur Unspielbarkeit. Das offizielle Forum ist derzeit der Ort, an dem die Fans Frust ablassen können. Der Soundfehler ist da fast noch einer der geringeren Bugs, denn bei vielen läuft es gleich gar nicht, es kommt zu unerklärlichen Abstürzen und wieder andere haben Probleme mit der Grafik. Die inhaltlichen Tipps geraten da ins Hintertreffen, denn die Käufer haben ganz andere Sorgen. Ein erster Patch sorgt dafür, dass einige der Fehler beseitigt werden.
Insel der Fragen
Dabei hätte das Spiel durchaus Potenzial, was sich insbesondere an der mysteriösen Story zeigt, die zwar langsam beginnt, aber an die Fernsehserie Lost erinnert und neugierig macht. Nach einem schweren Unfall, dessen Augenzeuge ihr im
eindrücklichen Intro werdet, wacht Adam zunächst auf einer Insel auf. Wie er dort hingelangte, weiß er nicht mehr. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er den Horrorcrash überhaupt überlebte. Die wolkenverhangene Insel wirkt irgendwie so, als wäre sie nicht ganz von dieser Welt. Mit ihren schmucklosen Wohncontainern mutet sie fast wie der Wartesaal zum Himmel an. Oder gar das Gegenteil? Am Anfang wird der Held durcheinander gewirbelt, dann findet er sich in der Anderswelt wieder.
Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass einer der Bewohner aus dem Beten nicht mehr herauskommt, denn der Büßer glaubt sich im Fegefeuer. Überall lungern seltsame Typen herum, die genauso wenig wissen, was abgeht wie ihr, mit denen ihr euch aber per Multiple-Choice unterhalten könnt. Oftmals sind die Dialoge völlig belanglos, daneben oder unfreiwillig komisch, aber es stellt sich heraus, dass die Leute teils aus ganz anderen Zeiten stammen. Da gibt es einen russischen Bergarbeiter, der aus der Sowjetzeit kommt. Er denkt glatt, Tschechien sei noch im Ostblock. Wie bei Lost gibt es auch die Asiatin, die angeblich nur Bahnhof versteht. Ihr Aussehen ist relativ realistisch, auch wenn die Animationen oft etwas ungelenkt sind.
Essen, Trinken und Schlafen
Das ist nicht Einzige, das seltsam anmutet. Zu einem festen Zeitpunkt schlägt die Kirchturmuhr hoch droben auf dem Hügel und alle fallen plötzlich in Tiefschlaf. Wenn ihr wieder erwacht, seid ihr in einem neuen Kapitel, alle Gegenstände sind weg und ihr müsst quasi von vorne beginnen. Der Turm schläfert die
Leute irgendwie ein, weshalb ihr mal hochsteigen solltet. Dort geht es weiter an einen Ort, der allerdings auch nicht weniger trostlos wirkt. Eine Felsbarriere versperrt allerdings den Weg, die ihr mit wenig Hirnschmalz und viel Spucke aus dem Weg räumen könnt. Alleine schafft ihr das kaum, dazu braucht ihr Verstärkung. Welcher der Typen hilft euch wohl? Der unfreundliche Deutsche, die coole Schwarze aus New York oder die psychisch angeknackste Bosnierin? Ins Herz schließt ihr wohl niemand, auch weil es Abziehbildchen bleiben. Wie im Actionspiel - beim Umherstreifen solltet ihr stets die Energieanzeige rechts oben im Auge behalten, sonst geht euch die Puste aus.
Plötzlich fällt euch auf, dass Adams Kräfte schwinden, denn Reprobates ist wohl das erste Adventure, bei dem ihr essen und trinken müsst. Es gibt einen Balken für Lebensenergie, der immer weiter runter geht, je weiter ihr umherschweift und Sachen ausprobiert. Ihr habt Wasser und Kekse, die ihr jeden morgen in der Hütte findet. Leider wird nicht einmal im knappen Handbuch erklärt, wie das Zuführen von Nahrung ganz praktisch gehen soll. Durch rumprobieren findet ihr raus, dass ihr mit der Flasche einfach auf den Körper zeigen müsst, der nicht mal angezeigt wird. Seltsamerweise bringt ein Schluck Wasser mehr als das Essen. Inkonsequent ist auch, dass ihr zwar geschwächt umherlaufen könnt, wie ihr wollt, aber in dem Zustand nix tun.
Laufintensives und Minispielchen
Seid ihr wieder bei Kräften, könnt ihr in Aktion treten. Viele Rätsel sind Inventaraufgaben, bei denen ihr schlicht die eingesammelten Gegenstände verwenden müsst. Sie zu finden, ist oft noch das Schwerste, da auf eine Hotspotanzeige für
Sachen verzichtet wurde. Immerhin könnt ihr euch die Ausgänge anzeigen lassen. Die oft kleinteiligen aber keinesfalls detailverliebten 2D-Hintergründe tun ein übriges, dass ihr Mühe beim Erspähen habt. Oft lassen sich Sachen miteinander kombinieren; etwa zwei Steine, die zum Feuerchen werden. Das Feuer legt ihr dann an den Holzbalken, der sich derart verkohlt leicht entfernen lässt. Um solche Erfolge zu haben, müsst ihr immer wieder an bekannte Orte zurück und euch mit denselben Leuten x-mal unterhalten. Während des Rätselratens müsst ihr die tristen Big Brother-Wohncontainer öfters betreten, als euch lieb ist.
Zu tun gibt es eigentlich genug, denn mit seinen acht Kapiteln ist Reprobates kein kurzes Vergnügen. Trotz allen Umherstreifens ist es jedoch linear bis zum geht nicht mehr. Darüber können auch die paar Minispielchen nicht hinwegtäuschen, die außerdem reichlich aufgesetzt wirken. Da müsst ihr der Reihe nach alle Lichtchen in einer Spirale mit einem Cursor anmachen, was ziemlich nervig ist. Es ist auch noch auf Zeit und regulär umgehen lässt es sich auch nicht. Was hat das mit hinaufklettern zu tun? Irgendwie will solch belanglose Einlage nicht so recht ins schwermütige Abenteuer passen, so als hätte man sie nur drin, damit der strapazierte Spieler halt mit irgendwas beschäftigt ist.
__NEWCOL__
Fazit
Reprobates ist eine einzige Enttäuschung! Auf den neuesten Streich der Black Mirror-Macher haben wir uns richtig gefreut und nun das. Nicht genug dass das Adventure mit seinen ganzen Bugs, Fehlern und Abstürzen fast nicht spielbar ist, es ist inhaltlich kaum besser. Zwar macht die Story um das Leben nach dem Tod neugierig, sie hält aber im weiteren Spielverlauf kaum, was sie zunächst verspricht. Lost lebte neben der mysteriösen Geschichte auch von seinen interessanten Charakteren, die alle ein Vorleben verbargen. Bei Reprobates sind die Figuren mehr als eindimensional, wie sich in der knappen Gesprächen offenbart. Zunächst ist alles ganz witzig, aber dann nervt das Gewäsch irgendwann nur noch, wenn ihr zum x-ten mal mit jemand sprechen müsst, nur um weiter zu kommen. Die simplen Rätsel sind eine Latscherei, wie sie schlimmer nicht sein könnte und streng linear aneinandergereiht. Die nervigen Minispiele sind ohne Verstand konzipiert, weil sie nix mit der jeweiligen Situation zu tun haben, und lassen sich nicht umgehen. Auch des Konzept der Nahrungsaufnahme ist letztlich nicht durchdacht. Was bleibt also von Reprobates nach dem Ende? Lediglich ein fader Nachgeschmack.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Unausgegohren und verbuggt von der Story bis zu den Rätseln
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