Lego Star Wars 2: Die klassische Trilogie19.09.2006, Paul Kautz
Lego Star Wars 2: Die klassische Trilogie

Im Test:

Vor knapp einem Jahr, kurz vor dem Start der dritten Star Wars-Episode, brachten Traveller’s Tales und Eidos mit Lego Star Wars ein Spiel auf den Markt, das nicht nur beide Lizenzen bis zum Anschlag ausnutzte, sondern auf aufgrund des liebevollen und herrlich bekloppten Designs nicht nur kiloweise Sympathiepunkte, sondern auch gute bis sehr gute Wertungen einheimsen konnte. Und jetzt ist endlich die klassische Trilogie dran – gleicher Entwickler, neuer Publisher, großer Spaß!

Nutze den Klotz, Luke!

Okay, Star Wars - das ist dieses gigantische, epische Universum, die heilige Kuh des Kinos, das Mekka der SciFi-Fans. Das sollte man mit Respekt behandeln. Und was macht Traveller's Tales? Stellt euch vor, ihr schaut auf Tatooine durch das Fernglas und seht einen Sturmtruppler, wie er gerade einen Bantha melkt. Oder Darth Vader zieht, um seine Vaterschaft Luke gegenüber zu beweisen, ein Grinsebacken-Foto aus der Tasche. Lando Calrissian verstellt im Rasenden Falken erstmal seinen Sitz nach unten, bevor es losgeht. Lukes neue

Grinsebacken im Bild: Das Lego-Design ist einfach super!
Robo-Hand entwickelt auf einmal ein Eigenleben und verdrückt sich. Todesstern-Bauarbeiter machen eine gemütliche Kaffeepause. Luke zaubert sich statt seines Lichtschwertes eine blaue Kaffeetasse in die Hand. Oder ihr kommt in einen Raum, in dem ihr eine Disco aufbauen könnt - in der dann eine rockige Version von John Williams' »Imperial March« dröhnt, zu der die gegnerischen Wachen heftig die Köpfe schütteln und Luftgitarre schmettern. Findet ihr das gut? All das in plastikglänzender Grafik, die komplett aus Lego-Bausteinen besteht? Gegenfrage: Wie kann man das nicht gut finden?

Lego Star Wars 2 folgt den Fußspuren des Vorgängers : Ihr folgt recht lose der Story der »ersten« drei Star Wars-Filme und übernehmt die Rolle der wichtigsten Figuren. Das bedeutet in diesem Fall 70 Personen bzw. Wesen, denn in jedem Level gibt es neue Charaktere freizuschalten. Ihr steuert u.a. Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia, R2-D2, Obi-Wan Kenobi, einen Ewok oder Darth Vader. Das ist weitaus mehr als nur Staffage, denn jede Figur hat spezifische Eigenschaften: einige dürfen spezielle Bereiche betreten, andere kriechen durch enge Gänge, andere können mit Maschinen kommunizieren. Und das ist Dreh- und Angelpunkt des Spieldesigns, denn der Puzzle-Anteil ist im Vergleich zum 

Es gibt 70 Figuren aus dem Star Wars-Universum zu steuern.
Vorgänger gewachsen, ihr müsst jetzt oft überlegen, mit welcher Figur (teilweise seid ihr zu sechst unterwegs) ihr was machen müsst, um weiterzukommen. Außerdem gibt es in jedem Level verdammt viele Bereiche, die ihr beim ersten Durchspielen einfach nicht betreten könnt. Habt ihr den Level also abgeschlossen, lohnt es sich, ihn mit anderen Figuren (die ihr auch freikaufen könnt) nochmals anzugehen - massig Boni warten! Wie gehabt bietet euch das Spiel ungefähr sieben Tonnen freischaltbares Material, angefangen bei den Figuren über Spieltipps und Extras (wie Groucho Marx-Brille-und-Bart als »Tarnung«) bis zu Baumaterial, mit dem ihr außerhalb des Hauptmenüs eure ganz privaten Star Wars-Vehikel errichten dürft. Das meisten davon kostet viel Geld bzw. Lego-Teilchen - und die findet ihr überall: in zerschossenen Mülltonnen, bei erledigten Feinden oder Maschinen; alles und jeder lässt die silbernen und goldenen Teilchen fallen.

Macht mal was!

Bei den Lasergefechten greift euch ein intelligentes Autotargeting hilfreich unter die Arme.
Was wäre Star Wars ohne die Macht? Auch hier könnt ihr Dinge und Wesen manipulieren, allerdings, dem wundervoll absurden Humor des Spieldesigns folgend, nur selten mit wirklichem Sinn: Zwar könnt ihr auch hier Wachen ablenken oder mit Gegenständen nach Gegnern werfen, doch steht es euch auch frei, in der Wüste Palmen wachsen zu lassen, einen Rasenmäher fernzusteuern oder Sturmtruppen die Maske auf dem Kopf zu verdrehen. Darüber hinaus könnt ihr auch Maschinen und Geschütze bedienen - auch hier teils nützlich (wenn ihr etwa nicht sprungfähige Teammitglieder per Magnetkran über einen Abgrund hebt), teils albern (wenn's darum geht, mit kleinen Geschützen ein Knall-die-Wompratte-ab-Minigame zu meistern).           

Eines der Ärgernisse des Vorgängers war die maue Steuerung in den Vehikel-Sequenzen. Die schlechte Nachricht: Daran hat sich nicht viel geändert! Nach wie vor erfordert die Kontrolle von X-Wing, Snowspeeder, AT-ST oder dem Rasenden Falken einige Gewöhnung, die Mischung aus direkter und indirekter Steuerung ist nicht sehr zugänglich. Die gute Nachricht: Es gibt nicht sehr viele dieser Szenen, und sie sind recht kurz! Zu Fuß (bzw. in so manchem Fall auf Rollen) habt ihr viel mehr Spaß, ganz besonders, da auch wieder der vorbildliche

Die Flugsequenzen steuern sich sehr mäßig - aber immerhin dürft ihr AT-ATs einwickeln.
Kooperativmodus eingebaut wurde, in den ein zweiter Spieler jederzeit ein- und aussteigen darf. Und so schwingt ihr gemeinsam Laserschwert, Laserpistole oder Armbrust gegen die vielen, abwechslungsreichen und leider beim Szenenwechsel dauernd nachwachsenden Gegner und erledigt zusammen die Bosse wie Darth Vader oder den Imperator. Gerade diese Kämpfe machen besonders viel Spaß, sind sie doch kein einfaches Gekloppe, sondern mehrstufige Herausforderungen, in denen alle Spezialfähigkeiten eurer Figuren zum Tragen kommen. Habt ihr keinen Freund an eurer Seite, seid ihr trotzdem nicht allein, denn die KI macht ihren Job nicht schlecht: Sie springt automatisch in Aktion, wenn es Maschinen oder Hebel mit mehreren Personen zu bedienen gilt und verteidigt sich selbst - allerdings erledigen die künstlichen Begleiter kaum Gegner, das bleibt meist euch überlassen. Auch hier teilt sich das Spiel einen Nachteil mit dem Vorgänger: Die Kämpfe tendieren, nicht zuletzt aufgrund der nicht frei beeinflussbaren Kamera, ins Unübersichtliche, man kann für das Autotargeting-System wahrlich dankbar sein. Nichtsdestotrotz ist das Spiel recht leicht, denn ihr könnt nicht sterben - jeder Tod kostet nur Geld, geht man zu oft drauf, hat man keine Kohle, aber es gibt kein Game Over im klassischen Sinn. Das Spiel ist deutlich umfangreicher als der Vorgänger, fürs erste Durchspielen solltet ihr zwischen acht und zehn Stunden einplanen - und dann habt ihr erst ungefähr die Hälfte gesehen!

Kleine Bastelstunde

Aufs Maul, Papa: Die Bossfights sind fordernd und spannend.
Was mache man mit Lego-Steinen? Man baut was draus - was, ist meist einem selbst überlassen. Ganz so viel Freiheit genießt ihr hier nicht, aber zu bauen gibt es auch in Lego Star Wars 2 ordentlich was: Überall, wo ein lose zappelnder Haufen Steine herumliegt, solltet ihr drauflosschrauben, um neue Objekte zu schaffen. Das sind mal Brücken, mal Kisten, mal Absprungplattformen. Und gelegentlich geht die Bastelarbeit sogar über mehrere Ecken: Auf Dagobah setzt ihr z.B. aus zwei Haufen zuerst ein Motorrad und eine Waschmaschine zusammen. Das Bike kommt schließlich in die Waschmaschine, es rumpelt mächtig, eine Explosion später entsteht ein neuer Haufen - aus dem wird schließlich ein Zugangsterminal. Bekloppt, aber super!

Auch die Kulisse setzt da fort, wo der Vorgänger aufgehört hat: liebevoll modellierte und noch liebevoller animierte Plastikmännchen, rennen und hopsen durch größtenteils aus bunten Lego-Steinen zusammengesetzt Levels - alles ist süß, alles ist putzig, alles ist ruckelfrei. Auf der Xbox 360 gibt es ein paar extra-nette Glanz- und Unschärfeeffekte (die auch so schon gut genug aussehen), dafür hat HD gleich zwei Nachteile: Erstens sehen die Standard-Texturen hochgerechnet extrem verwaschen aus, außerdem wird hier die Action gelegentlich langsamer. Zwar ruckelt es nicht richtig, aber der Geschwindigkeitsverlust ist spürbar. 

Großartig inszenierte Zwischensequenzen transportieren lose die Story.
Wenigstens sind hier, an der PS2 und am PC die Star Wars-Scroller gut lesbar, auf der Xbox ist der Text überbreit - bis er komplett im Bild ist, ist er unlesbar verschwommen. Wie das Ganze auf dem GameCube aussieht, werden wir in Kürze überprüfen. Insgesamt ist das Gezeigte alles andere als atemberaubend, doch hey, wir reden von Lego-Figuren, das ist nicht Half-Life 2 ! Aber selbst das Spiel würde vor den brillant inszenierten Echtzeit-Zwischensequenzen, die ihr euch im Hauptmenü wieder und wieder ansehen solltet und werdet, den Hut ziehen - einfach, weil der Humor brüllend komisch ist. Da im ganzen Spiel kein einziges Wort gesprochen wird, herrscht Slapstick pur! Dazu dröhnt wie gewohnt der großartige Original-Soundtrack, der dem albernen Bildschirmgeschehen einen Hauch von Ernsthaftigkeit verleiht.         

Fazit

Ich hatte es mir im Fazit des Tests zum ersten Teil gewünscht, jetzt ist es endlich Wirklichkeit geworden: Die klassische Trilogie im Lego-Gewand! Und selbst, wenn ich das Spiel außer Acht lassen würde, würde ich allein für die grandios inszenierten Zwischensequenzen und den generell brillanten Humor eine deutliche Empfehlung aussprechen! Das Klotz-Abenteuer macht einfach Spaß, der Mehrspielermodus ist vorbildlich, der Wiederspielwert hoch, die Präsentation herzlich bis zum letzten Pixel – auch wenn sie im Grunde sehr simpel ist. Aber auch in dieser weit, weit entfernten Galaxie gibt es Probleme: Die Kameraführung ist oftmals ebenso suboptimal wie die Steuerung der Vehikel. Und man könnte natürlich mosern, dass es keinen Online-Modus gibt. Aber ehrlich: Bei diesem Spiel will ich meinen Partner an meiner Seite haben, damit ich ihn im Zweifelsfall knuffen kann. Lego Star Wars 2, das keine Parodie, sondern vielmehr eine liebevolle Hommage von Fans für Fans ist, übertrumpft den Vorgänger in jeder Hinsicht. Schade ist nur, dass damit die weithin bekannten Star Wars-Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Aber es gibt ja noch genug andere Lizenzen, die verlegot werden können.

Pro

hinreißender Grafikstil
toll inszenierte Zwischensequenen
großartiger Humor
einfache Steuerung
gesunde Mischung aus Action und Puzzles
vorbildlicher Kooperativ-Modus
hoher Wiederspielwert
erstaunlich umfangreich
tolle Soundkulisse
massig freispielbares Material
kurze Ladezeiten
witziger Editor
spannende Bosskämpfe

Kontra

störrische Kamera
recht leicht
sehr simple Spielmechanik
Star Wars-Scroller auf Konsolen schlecht lesbar
unübersichtliche Kämpfe
viel Hin
und Hergerenne
gewöhnungsbedürftige Vehikel-Steuerung

Wertung

360

PC

PlayStation2

XBox

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