Test: Daemonica (Adventure)

von Jörg Luibl



Daemonica
Entwickler:
Release:
18.05.2006
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ab 11,40€
Spielinfo Bilder Videos
Ein dämonisch geschulter Ermittler im England des 14. Jahrhunderts? Unerklärliche Morde und düstere Machenschaften? Das klingt nach Bruder Cadfael, Der Name der Rose und all jenen mittelalterlichen Detektiv-Abenteuern, die bisher vor allem als Schmöker oder Verfilmung unterhalten konnten. In Daemonica wird das Thema für 19,90 Euro als Action-Adventure inszeniert. Billigware oder überraschend gut?

Frogster bildet

Was ist eine "Latwerge"? Na? Nein, keine Latzhose für Zwerge. Auch kein Bohrwerkzeug für Schreiner. Ein Quetschekuchen? Fast! Es ist wörtlich übersetzt der Dicksaft, ein musartiger Fruchtkompott oder eine breiförmige Arznei. Mit "latwarje" bezeichnete man bereits im Mittelhochdeutschen ein Heilkräutersirup. Das sagt jedenfalls Kluges etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.

Aberglaube, Sekten und die Pest beherrschen das 14. Jahrhundert, in dem ihr als detektivischer Ermittler tätig seid.
Was diese Reise in die Worthistorie mit Daemonica zu tun hat? Das Spiel iste ebenso interessant und versetzt euch ebenfalls ins Mittelalter. Ihr schlüpft in die Rolle des investigativen Bestienjägers Nicholas Farepoynt, der Mörder, Brandstifter und sonstige Übeltäter im England des 14. Jahrhunderts zur Strecke bringt. Und ihr beherrscht dort die alchemistische Fähigkeit, magische Rezepturen aka Latwergen herzustellen, um euch zu heilen, Wachen einzuschläfern oder mit Toten zu reden.

Schwarzer Prinz & Totenmagie

Der tätowierte Kapuzenmann hat eine bewegte Geschichte: Er wurde als Sohn eines englischen Adligen in Frankreich geboren, war Leibwächter des Schwarzen Prinzen im Hundertjährigen Krieg und rettete den eroberungsfreudigen König bei der Schlacht von Crécy. Danach hörte Nicholas plötzlich seltsame Stimmen, verliebte sich in eine als Hexe verschriene Frau und erfuhr irgendwann, dass er mit Toten sprechen kann. Als seine Frau bei einer dieser Beschwörungen ums Leben kam, wollte Nicholas zunächst selber sterben. Aber er hatte ihr versprochen, seine Fähigkeiten für das Gute einzusetzen - und genau hier beginnt das überraschend unterhaltsame Abenteuer in fünf Akten: vor den Toren des fiktiven Örtchens "Cavorn", wo ein Mörder sein blutiges Unwesen treibt.

Wer jetzt an Action, Monsterquests und packende Schwertkämpfe denkt, liegt falsch: Daemonica ist quasi ein Point&Click-Adventure in dreidimensionaler Kulisse. Man fühlt sich zunächst in ein Neverwinter Nights -Modul für Rätselknacker versetzt. Nicholas trabt in isometrischer Perspektive durch kleine Wäldchen, Klöster und ein Dorf inklusive Taverne, Viehwiese und Behausungen. Zwar gibt es hier und da aufgescheuchte Hühner, bewegte Bäume oder sogar Regen, aber die Spielwelt ist in Sachen Wasserdarstellung oder Animationen hoffnungslos
Schaut euch Daemonica selbst an:

Download: Deutsche Demo (257 MB)
Download: Trailer
veraltet. Auch das Laden vor jedem Betreten eines Raumes zeigt die technischen Schwächen auf. Hinzu kommt, dass man nur einen kleinen Ort erforschen kann, an dem man sich schnell satt gesehen hat. Wer mit optischen Maßstäben an diesen Titel herangeht und den schnellen Effekt sucht, wird enttäuscht. Wer mit erzählerischen Maßstäben an diesen Titel herangeht und ein durchdachtes Abenteuer sucht, wird fündig.

Rätselknacken im Mittelalter

Und Adventure-Fans werden sich selbst mit dieser kleinen polygonarmen Spielwelt anfreunden, denn sie hat trotz aller Beschränkungen ihren eigenen gotischen Stil.  Da ist die wehmütige Musik, die mit ihren langgezogenen Orgeltönen und den leisen Tönen an das morbide Flair von Black Mirror oder Scratches erinnert. Ist es ein Zufall, dass hier wieder ein tschechisches Team (Cinemax) verantwortlich zeichnet? Die Welt ist zwar spartanisch, aber durchaus edel designt und sie wird stimmungsvoll präsentiert. Sie punktet vor allem mit den hervorragend gesprochenen Monologen und Gedanken des Helden - die Stimme passt mit ihrem leicht depressiven, aber bestimmten
Adventure-Freunde werden sich freuen: Im Zentrum des Spiels stehen Rätsel, die Suche nach Gegenständen sowie die Recherche.
Unterton wunderbar zu seiner suizidnahen Gemütslage. Nicholas Farepoynt ist als Charakter drei mal interessanter als die heroischen Abziehbilder, die große Titel reihenweise ausspucken. Gerade solche Figuren braucht die Spielewelt, gerade deshalb hat mich dieses Abenteuer auch so überrascht und gerade deshalb rücken die technischen Kritikpunkte in den Hintergrund. 

Auch die anderen Figuren sind interessant - selbst wenn ihre Porträts steif bleiben und ihre Animationen in die Mottenkiste gehören. Was wäre hier mit besserer Engine, größerem Team und Budget alles möglich gewesen! Ihr trefft zunächst auf die Bewohner des Dorfes, die euch und eurem Auftraggeber, dem Bürgermeister, sehr misstrauisch begegnen. Hat euch der Mann hinsichtlich der Bluttaten belogen? Schließlich hat er den angeblichen Mörder eines Ehepaares bereits hinrichten lassen und verlangt von euch lediglich die Auffindung der Beweise. Doch dann gibt es weitere Morde, seltsame Verwicklungen im Kloster und eine Leiche nach der anderen wird von euch interviewt...

Eure Recherche ist gefragt: Da gibt es den grimmigen Schmied, den eitlen Großgrundbesitzer, die alte Kräutermagd, den idealistischen Fischer, den Wahnsinnigen, den Wirt, die Mönche und viele andere Figuren, die ihr in teiwleise sehr langen Dialogen, die sich über mehrere Seiten hinziehen können, kennen lernt. Diese werden leider nicht gesprochen, sondern nur als Texte serviert - schade. Das Abenteuer ist dadurch zwar sehr leselastig, aber nichtsdestotrotz sehr gut erzählt. Ärgerlich ist jedoch, dass einmal abgearbeitete Antworten oder Fragen nicht speziell markiert werden. So weiß man nie, ob man vielleicht etwas vergessen hat und kaut Altbekanntes aus Vorsicht noch mal durch.              
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Kommentare

neon1705 schrieb am
1. ERSTER^^
2. das spielt ist für so ein low price ziemlich gut muss ich sagen würde nur gern weiterkommen es ist nur unübersichlich und man wird schnell entmutigt weil man einfach nicht weiterkommt den findet man wieder was und dann weis man aber nicht wozu es gut sein soll und da wo man hin will kann man nicht hin oder kommt hin aber es hilft nix es sollte ein bissen besser auf den spieler eingehen die kein iq von 200 haben^^ aber so ist es nicht schlecht würde mich auf mehr sone spiele freuen mal was anderes als immer nur monster kloppen und raggi umhaun^^
schrieb am