Jagdfieber02.12.2006, Jens Bischoff
Jagdfieber

Im Test:

Ihr habt Jagdfieber (ab 8,30€ bei kaufen) im Kino gesehen und Lust, selbst einmal mit Schmusebär Boog und Hirschchaot Elliot die Wälder Timberlines unsicher zu machen? Dann könnte Ubisoft das passende Spiel für euch in petto haben. Zumindest wenn ihr noch in die Grundschule geht, wenig Zeit habt und am liebsten alleine spielt…

Dolce Vita ade

Hausbär Boog fristet bei Wildhüterin Beth eigentlich ein glückliches und sorgloses Dasein. Ein Leben in freier Wildbahn? Für ihn undenkbar.

Da grinst der Hirsch: Mit explosiven Camping-Gasflaschen sprengt sich Elliot den Weg frei.
 Doch als er eines Tages den vorlauten Junghirsch Elliot trifft, ihm aus der Patsche hilft und sich nachts zusammen mit ihm im örtlichen Supermarkt an schmackhaften Schokoriegeln vergreift, ist Schluss mit lustig. Die beiden werden kurzerhand ausgesetzt und sind fortan auf sich selbst gestellt. Zu allem Übel beginnt auch noch die Jagdsaison und bei Jägerrüpel Shaw und seinen Kollegen stehen die beiden Taugenichtse ganz oben auf der Abschussliste.

Anfangs müsst ihr euch aber nicht nur mit Jägern, sondern auch den anderen Waldbewohnern herum plagen. Stinktiere, Eichhörnchen, Biber & Co sind euch nämlich zunächst nicht unbedingt freundlich gesonnen. Durch gewisse Gefälligkeiten bringt ihr sie aber nach und nach auf eure Seite und am Ende kämpft der ganze Wald unter eurer Führung gegen die schießwütigen Eindringlinge. Und das, obwohl ihr eigentlich nur wieder nach Hause in eure gemütliche Garage wollt, um den unliebsamen Gefahren des Waldes den Rücken zu kehren.

Gemeinsam sind wir stark

Bis ins heimatliche Dörfchen Timberline ist es aber ein weiter Weg, auf dem fiese Fallen, Hindernisse und Widersacher auf euch warten. Nur gut, dass Boog in der Waldschule nach und nach seine natürlichen Bärenkräfte wieder erlangt, die ihr ihm mit verdienten Bonuspunkten individuell zuteilen könnt. So lernt er andere Tiere inklusive Begleiter Elliot als Wurfgeschosse zu missbrauchen, heilende Beeren aufzuspüren, Jäger in die Flucht zu brüllen oder rasante Sprints hinzulegen. Zudem können sich Boog und Elliot in Sekundenschnelle mit Blättern tarnen, um sich an ihre Gegner heran oder an ihnen vorbei zu schleichen.

Zudem lassen sich Skunks hervorragend als lebendige Stinkbomben verwenden, während einem Eichhörnchen mit Nusssalven Feuerschutz geben und sich akkurat geworfene Hasen vorübergehend im Gesicht von Jägern festkrallen. Ansonsten könnt ihr die Waldbewohner aber auch für Ablenkungsmanöver hernehmen, um euch unbemerkt anzupirschen und die Eindringlinge anschließend mit lautem Gebrüll in die Flucht zu schlagen. Gerade das Anschleichen und Brüllen macht einen großen Teil des Spiels aus, da ihr die Jäger oft nur so dauerhaft vertreiben könnt. Dadurch nutzt sich dieses an sich spaßige Element jedoch recht schnell ab und wird wie das regelmäßige Beschaffen bestimmter Schlüsselobjekte irgendwann zur lästigen Pflichtübung.          

Amüsant, aber kurz

Zum Glück wird das humorvoll inszenierte Abenteuer aber immer wieder durch verschiedene Schieß- und Fahrabschnitte aufgelockert, in denen ihr als gen Tal rasender Schneeball Hindernissen ausweicht, beißwütige Biber auf Brückenpfeiler katapultiert oder mit Elliot ein Hirschwettrennen veranstaltet.

In die Flucht geschlagen: Vor Elliots schmerzhaften Dosengeschossen nehmen die Holzfäller Reißaus.
Über mangelnde Abwechslung kann man sich jedenfalls nicht beklagen, über das extrem lineare Leveldesign mit seinen unsichtbaren Grenzen und vorgegebenen Wegen sowie die mit vier bis fünf Stunden äußerst kurze Gesamtspielzeit hingegen schon - mit dem nur eine Handvoll Aktionen erfordernde und kaum eine Minute dauernde Endkampf als enttäuschenden Abschluss.

Zwar könnt ihr anschließend alle 25 Story-Kapitel nochmals einzeln spielen, um eventuell verpasste Wildhütermarken einzusammeln oder euch an sieben freigeschalteten Minispielen für bis zu vier Teilnehmer versuchen. Aber die Motivation dazu ist äußerst gering, denn die Marken schalten lediglich diverse Info- und Bildergalerien frei, während die Minispiele wie Blumenpflücken, Kaninchenwerfen oder Stachelschweinabschütteln trotz Turnieroption auch in geselliger Runde kaum bis gar keinen Spaß machen. Auch der nicht veränderbare Schwierigkeitsgrad bringt gewisse Einschränkungen mit sich. So ist das Spiel für Kids und Neulinge aufgrund der geringen Anforderungen zwar bestens geeignet, etwas geübtere Spieler werden sich die meiste Zeit hingegen hoffnungslos unterfordert fühlen und schnell den Spaß an Jagdfieber verlieren.

Berliner Stinktiere & Schweizer Enten

Das größte Manko ist aber wie gesagt der geringe Umfang, den auch der von der 360-Fassung einmal abgesehen recht günstige Preis nicht wirklich aufwiegen kann. Schade eigentlich, denn die Atmosphäre der Filmvorlage kommt dank professioneller deutscher Synchro inklusive artenspezifischer Dialekte sehr gut rüber. Die Animationen sind teils urkomisch und auch sonst können Grafik und Akustik durchaus begeistern - wobei das Spiel auf der Xbox teils deutlich besser aussieht als auf PS2 und Cube,

Per Plumpsklo ins Tal: Mit der wakeligen Latrine versucht ihr verbissen den Stromschnellen zu trotzen.
während sich die PC-Optik aufgrund fehlender Effekte knapp hinter und die aufwändiger modellierte 360-Fassung knapp vor der Xbox einreiht.

Akustisch liegen hingegen alle Fassungen annähernd gleich auf, wobei auf PC und Microsoft-Konsolen digitaler 5.1-Sound erklingt, während PS2- und Cube-Besitzer mit analogem Pro Logic II-Klang vorlieb nehmen müssen. Auch der 60Hz-Modus steht lediglich Microsoftlern zur Verfügung.

Bei der Handhabung haben hingegen 360 und PS2 aufgrund der Tastenanzahl leicht die Nase vorn, dicht gefolgt von der Xbox und knapp dahinter dem Cube, während auf dem PC trotz solider Maus-/Tastatursteuerung gewisse Abstriche beim Bedienungskomfort gemacht werden müssen und der Multiplayer-Part mit seinen leidlich spannenden Minispiel-Turnieren ohne Pad(s) quasi komplett weg fällt. Zum Glück lassen sich jedoch auch auf dem Rechenknecht geeignete Controller anschließen und bei den Ladezeiten ist der Rechenknecht nach Installation der drei CDs sowieso unschlagbar.       

Fazit

Ja, Boogs und Elliots Abenteuer ist sehr kurz, unglaublich linear, extrem einfach, im Mehrspielermodus völlig Banane und auf der 360 total überteuert. Zudem nutzt sich das im Mittelpunkt stehende Objektsuchen und Jägererschrecken mit der Zeit rasch ab. Für Kids und blutige Anfänger, die das Szenario mögen, ist Jagdfieber aber dennoch ein durchaus empfehlenswerter Titel: Der Preis ist fair, die Lokalisierung vorbildlich, Frustmomente sind Mangelware und die Präsentation ist humorvoll und charmant. Zudem wird der Spielverlauf immer wieder durch amüsante Intermezzi wie Stachelschweine Schleudern, Minenachterbahn oder Plumpsklo-Rafting aufgelockert. Schade nur, dass man bereits nach wenigen Stunden am Ziel ist und sich anschließend nur noch mit dem leidlich spannenden Sammeln verpasster Bonusitems und nahezu völlig spaßfreien Minispielen beschäftigen kann. Daher der Tipp für alle kleinen Hitsch- und Bärenfreunde: Leiht euch das Spiel ein, zwei Tage aus, habt Spaß damit und gebt es dann wieder zurück oder holt euch die günstige PC-Version und verkauft sie anschließend wieder weiter - mehr als ein durchaus schmackhaftes Kindermenü für zwischendurch ist Jagdfieber leider nicht.

Pro

günstiger Preis (PC)
professionelle Synchro
humorvolle Präsentation
60Hz-Modus (Xbox & 360)
kinder- & anfängerfreundlich
auflockernde Schieß- & Fahreinlagen

Kontra

hoher Preis (360)
sehr kurzer Story-Modus
öde Minispiele (Multiplayer)
sehr lineare Spielabschnitte
sich abnutzende Such
& Erschreckaufgaben

Wertung

360

PC

GameCube

XBox

PlayStation2

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