Dead Reefs20.07.2007, Bodo Naser
Dead Reefs

Im Test:

Eine Pirateninsel, eine ungeklärte Mordserie, jede Menge Geister und ein Schuss schwarze Magie - das sind die Zutaten, aus denen Dead Reefs (ab 11,62€ bei kaufen) gebraut ist. Das 3D-Adventure der Aura-Macher könnte so schön schaurig sein, aber leider plagen es eine unmögliche Steuerung und fiese Perspektivwechsel. Nur wer darüber hinweg sieht, wird seinen Spaß an der Lösung finden.

Einmal Pirat...

Captain Jack Sparrow wäre sicher stolz auf die Vorfahren der Bewohner der Insel Dead Reefs, denn sie waren waschechte Kollegen des Seeräuberkapitäns. Allerdings waren sie weit weniger lustig

Das Eiland plagt eine finstere Mordserie, die ihr aufklären sollt.
als bei Fluch der Karibik, denn für fette Beute vergaßen sie alles. Zu diesem Zweck ließen sie einst Schiffe an dem Riff vor ihrer Küste zerschellen, um sie dann auszurauben. Schlimmer noch der teuflische Baron DeSantra, der einmal sogar eine Gruppe Mönche umbringen ließ, die auf dem Eiland strandete. Kein Wunder also, dass das Gerücht umgeht, bis zum heutigen Tag laste ein Fluch auf der Insel.

Einst soll DeSantra einem Kapitän ein unheimliches Artefakt abgeknöpft haben. Nun sind eine Reihe von Morden geschehen, zwischen denen immer neun Jahre liegen. Zuletzt wurde der junge Wyndham umgebracht, dessen Tod ihr aufklären müsst. Ihr spielt Amadei Finvinero, einen eitlen Beamten seiner Majestät, der Licht ins Dunkel bringen muss. Ein wenig erinnert er an Johnny Depp, wie er mit seinem Gehstock durch die Gegend stolpert. Die verschrobenen Bewohner der Insel sind nicht gerade gesprächig, als hätten sie was zu verbergen. Schon weiter hilft euch ein weiblicher Geist, der seltsam vertraut wirkt...

Ein fieser Bug

Gerade im Spiel finde ich mich am Hafen der ehemaligen Pirateninsel wieder. Die Handlung spielt grob im 18. Jahrhundert, alles sieht recht düster aber dennoch ansprechend aus. Seltsame Symbole prangen überall, deren Bedeutung später noch erklärt wird. Als ich die Treppen empor eile, stellt sich mir ein Mann in den Weg. Es ist der Vorsteher der Siedlung, der nur mit mir sprechen möchte. Ich soll ich ihm in den Gasthof folgen, was ich auch gleich tun will. Doch leider komme ich nicht mehr aus dem Menü raus, das zum Wählen des Gesprächsthemas dient. Da hilft auch alles Tastenhacken wenig, nicht einmal ESC funktioniert und ich steige über den guten alten Drei-Finger-Griff aus.

Ein Spiel, das einen schon zu Beginn mit einem Programmfehler begrüßt, der das Weiterspielen praktisch unmöglich macht, ist bestimmt keine gute Visitenkarte. Schon eher ein Grund, das Abenteuer sofort wieder zu löschen. So einfach kann ich es mir als Tester natürlich nicht machen, denn schließlich muss ich wissen, wie's weiter geht. Das Forum von Adventure-Treff hilft aus der misslichen Lage; dort steht, es handele sich um ein Problem, das den Entwicklern bekannt sei. Man müsse nur die Einstellung auf "Standard" stellen und schon gehe alles wie gedacht. Gesagt - getan, funktioniert es wieder.

Schlampige Steuerung

Allerdings ist die Bedienung von Dead Reefs auch im Idealfall des reibungslosen Funktionierens weit davon entfernt, komfortabel zu sein. Die reine Tastatursteuerung kommt zwar mit den üblichen Tasten (z.B. WASD, Space, Pfeile) aus,

Der Protagonist läuft ständig wo drauf, weil die Bedienung eine Zumutung ist. 
entpuppt sich aber mehr als hakelig. Gerade das Hantieren mit dem Inventar ist fummelig, da ihr alle Sachen durchklicken müsst. Das Kombinieren von Sachen ist nicht viel besser. Immerhin könnt ihr im Prinzip die Tasten nach Belieben verlegen, wobei ihr allerdings obiges Problem beachten solltet. Ständig bleibt ihr daher irgendwo hängen, da die Macher zu allem Überfluss noch teils enge Gänge und Türen eingebaut haben.

Schließlich tun noch die ständigen Perspektivwechsel ein Übriges, so dass ihr vollends nicht mehr wisst, wo ihr seid. Schön dass ihr den glutäugigen Protagonisten von vorne seht, aber wegen der zickigen Steuerung wäre es besser, ihn in Gehrichtung zu zeigen, damit ihr zielen könnt, wohin ihr gehen wollt. Zum Glück ist nirgends Maßarbeit gefragt, da es trotz des an ein Actionspiel erinnernden Äußeren keine Actionpassagen gibt, denn dann wäre Schicht im Schacht. Praktischerweise reicht es schon, in der Nähe eines Gegenstandes oder einer Person zu stehen, damit euch alle Handlungsmöglichkeiten angezeigt werden. Viele andere Abläufe sind automatisiert.

                               

Rätsel

Die Rätsel, auf die im Lauf der Ermittlung trefft, sind unterschiedlicher Natur.

Eines der "echten" Rätsel, bei dem es um die richtige Kombination geht.  
Meist ist es damit getan, dass ihr den richtigen Gegenstand aus dem Inventar fummelt und verwendet; z.B. einen Schlüssel  für ein Schloss. In den allermeisten Fällen geht`s um eine Tür, damit ihr im recht linearen Geschehen weiterkommt. Diese Simpelaufgaben werden öfters durch echte Rätsel aufgelockert, bei denen ihr eine Kombination herausfinden müsst. So müsst ihr das Wappen der Wyndhams nachbasteln, damit sich eine Geheimtür öffnet. Ein anderes Mal müsst ihr eine Melodie am Klavier nachspielen, die ein Spielwerk vorgibt.

Die Aufgaben werden immer etwas komplizierter, was eure graue Zellen immer mehr in Wallung bringt. Damit ihr auch immer schön wisst, wo ihr gerade seid, gibt es ein Notizbuch mit Aufzeichnungen, die automatisch auf dem neuesten Stand gehalten werden. Auch hier zeigt sich, dass ihr hübsch alles nacheinander abklappern müsst, um zur Lösung zu gelangen. Wer sich zu früh auf den Weg macht, bekommt ein "Ich muss das noch weiter untersuchen" als Antwort. Leider bleibt es dabei auch nicht aus, dass ihr zu bekannten Orten zurück kehrt.

Düstere Grafik

Für ein Adventure ist Dead Reefs ziemlich düster geraten, was sich mit der finsteren Mordgeschichte erklärt, die ihr aufklären sollt. Bisweilen geht das soweit, dass ihr fast nichts mehr seht, was sicherlich nicht immer beabsichtigt ist. Das Spiel mit der 3D-Engine ist jedoch insgesamt nicht sonderlich gruselig, da es hierfür an passenden Szenen fehlt. Zwar ist alles finster, aber auch in den Szenen, in denen Geister vorkommen, stellt sich eigentlich nie ein Gefühl der Beklemmung oder ein plötzliches Erschrecken ein. Und das, obwohl es immer wieder filmische Zwischensequenzen gibt, die die Story vorantreiben. Immerhin ist das alles so aufgezogen, dass ihr wissen wollt, wie es weitergeht.

Abergläubisches Personal

Düster sind auch die Typen, auf die ihr trefft: Da gibt es Totengräber,

Die Gespräche laufen automatisch, wobei ihr das Thema wählt.
Alchemisten und Hexen, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. Jeder scheint an Geister, Flüche und Zauberei zu glauben. Obwohl es sich prinzipiell um schräge Typen handelt, ist keiner so richtig individuell geraten. Das liegt sicher auch daran, dass die ungelenk agierenden 3D-Charaktere immer nur das Nötigste von sich geben. Innerhalb der bis aufs Thema automatisch ablaufenden Gespräche habt ihr kaum die Möglichkeit, etwas von den Gestalten zu erfahren, das über die bloße Informationsbeschaffung hinausgeht. Hier fehlt es dann doch an Erzähltiefe.

Die Sprachausgabe ist zwar durchweg auf Deutsch, sie hört sich aber nicht immer gelungen an. Der Hauptdarsteller geht noch in Ordnung, aber einigen anderen Stimmen mangelt es schlicht an der nötigen Professionalität. Für viele Nebenfiguren wurden Allerweltsstimmen gewählt. Leider haben sich auch in den Texten Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, die sich als Rechtschreiblapsus äußern. Gruft wird da schon mal mit K geschrieben.

                   

Fazit

Dead Reefs macht es einem gar nicht leicht, die richtige Bewertung zu finden. Wer zu Recht auf die grausige Steuerung, die nervigen Perspektivwechsel und das Tastaturchaos abstellt, der ist natürlich gleich bei einer Bewertung im unteren Bereich. Wer sich da todesmutig durchwurstelt, der bekommt ein düsteres 3D-Adventure im Piratenmilieu, das einen dennoch länger bei der Stange hält, als zunächst gedacht. Die technischen Unzulänglichkeiten reichen also doch nicht so weit, dass ihr gar nicht mehr wissen wollt, wie alles ausgeht. Was ist das düstere Geheimnis hinter all den verschrobenen Gestalten auf dem Eiland? Abgesehen von der Fingerhakelei auf der Tastatur, sind die Rätsel recht zugänglich, nachvollziehbar und auch für Einsteiger geeignet. Hier wird rätseltechnisch nicht schon zu Beginn zu viel verlangt, was zum Durchhalten motiviert. Die finstere 3D-Umgebung ist stimmig, obwohl angesichts der blassen Gespenster kein echter Nervenkitzel aufkommen will. Ab und an ist etwas unfreiwillig so düster, dass ihr fast nichts mehr seht. Unterm Strich also ein gerade noch befriedigender Rätselspaß, der leider seine Macken hat.

Pro

Piraten-Geister-Story
machbare Rätsel
düsteres Ambiente
vieles läuft automatisch ab

Kontra

furchtbare Steuerung
Held bleibt ständig hängen
Tastatur-Bug
häufiger Perspektivwechsel verwirrt
lineares Vorgehen
nicht besonders gruselig

Wertung

PC

Sehr düsteres Piraten-Adventure, das allerdings so seine technischen Untiefen hat.

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