SEGA Mega Drive Collection11.01.2007, Paul Kautz
SEGA Mega Drive Collection

Im Test:

Seit einiger Zeit ist die Retro-Hysterie ausgebrochen, jeder mittlere bis größere Publisher versucht mal mehr, mal weniger erfolgreich, seine »ollen Kamellen« als emulierte Sammlung unters Volk zu bringen. Zwei Namen haben sich dabei als besonders hartnäckig hervorgetan: Capcom mit seinen exzellenten Capcom Classics Collections und Sega, die sich ganz passabel auf Sonic konzentrierten. Jetzt verschiebt sich das Kräfteverhältnis etwas, denn Sega haut mit der Mega Drive Collection mächtig auf die Pfanne!

Das waren noch Zeiten...

Da rennt er wieder: 27 Spiele plus je fünf Bonusgames erwarten euch!
Das Mega Drive (MD) ist ein Gigant der Videospielgeschichte, ein Klassiker, ein edler schwarzer 16Bit-Kasten, der auch heute noch das eine oder andere Wohnzimmer schmückt, obwohl seine Zeit schon lange, laaaange abgelaufen ist. Nichtsdestotrotz trägt er nach wie vor eine Menge Ruhm in sich, war er doch Geburtsstätte so großer Namen wie Sonic, Shinobi, Thunderforce oder Vector Man. Die Mega Drive Collection kann sich schon mal dafür rühmen, einen bemerkenswert umfassenden Querschnitt über das Softwareangebot des MD in petto zu haben: Satte 27 Spiele warten auf euch, zusätzlich sind jeweils fünf Arcade-Games freispielbar. Die Highlights der Sammlung sind Sonic 1 & 2, Phantasy Star 2-4, Sword of Vermillion, Ecco 1,2 & Jr, Golden Axe 1-3, Ristar, VectorMan 1 & 2, Comix Zone sowie Columns - da dürfte für wirklich jeden Retro-Geschmack etwas dabei sein! Zwangsläufig tummelt sich auch Mist wie Gain Ground, Super Thunder Blade oder Altered Best (das auch mit den Jahren einfach nicht besser wird) im Line-Up, bei dem man sich schon fragt, wieso man früher für derlei Rotz viel Geld ausgegeben hat. Und dann wäre da noch Virtua Fighter 2: Nein, natürlich nicht der 3D-Prügler - wie auch, das MD war eine reine 2D-Konsole. Stattdessen erwartet euch ein 2D-Klopper, der ganz nett aussieht, aber sonst nicht viel vorweisen kann.

Die 4Players-Meckerkopp-Abteilung stellt natürlich scharfen Auges fest, dass einige der wichtigsten MD-Spiele fehlen: Revenge of Shinobi, Streets of Rage 1-3, alle Disney-Spiele (wie Quackshot, Castle of Illusion, World of Illusion oder Mickey Mania), Thunderforce 3 & 4, Sonic 3, Sonic & Knuckles, Gunstar Heroes, Aladdin, Rocket Knight Adventures, Landstalker, die Shining Force-Games oder Electronic Arts' Strike-Reihe, um nur ein paar zu nennen, glänzen durch Abwesenheit. Entweder gibt's da rechtliche Hintergründe oder Sega will sich einfach noch ein paar Kracher für eine zweite Kollektion aufheben.

Der glückliche Retro-Zocker

Viele Spiele könnt ihr auch zu zweit spielen - PSP-Zocker brauchen dazu je eine UMD.
Technisch folgt die Mega Drive Collection den ersten Capcom Classics - kein Wunder, möchte man sagen, ist Entwickler Digital Ecplise doch derselbe! Alle Games lassen sich komfortabel vom stylischen Hauptmenü aus anwählen, zu jedem Spiel gibt's ein paar Hintergrundinfos und Anekdoten, Tipps und Artwork - so wünscht man sich das! An der Emulation gibt es nicht das Geringste auszusetzen, die Games  sehen durch die Bank toll aus, es gibt keine Ruckler, kein Flackern - selbst das lästige Interlace-Flimmern mancher Spiele wie Altered Beast oder Sonic 2 gehört der Vergangenheit an. An der PSP dürft ihr jederzeit zwischen

Folgende Spiele warten:

Alex Kidd in The Enchanted Castle

Altered Beast

Bonanza Bros.

Columns

Comix Zone

Decap Attack

Ecco 1, 2 & Jr.

Kid Chameleon

Flicky

Gain Ground

Golden Axe 1, 2 & 3

Phantasy Star 2, 3 & 4

Ristar

Shinobi III

Sonic the Hedgehog 1 & 2

Super Thunder Blade

Sword of Vermilion

VectorMan 1 & 2

Virtua Fighter 2

Freispielbar sind außerdem:

PSP:

Astro Blaster

Tip Top

Eliminator

Space Fury

Super Zaxxon

PS2:

Altered Beast Arcade

Future Spy

Tac/Scan

Zaxxon

Zektordrei Auflösungen wählen: das etwas kleine Originalformat, das zwar Bildschirm füllende, aber gleichsam verwaschen wie gestreckt aussehende »Stretch« oder das zwar auch leichte Matschpixel aufweisende, aber sonst in jeder Hinsicht optimale »Fit«, das die Spiele an die Bildschirmhöhe anpasst, und dadurch links wie rechts kleine schwarze Balken übrig lässt - schade, es gibt keine Wallpaper, um diese aufzupeppen. Systembedingt werdet ihr außerdem mit leicht nachziehender Grafik leben müssen, was besonders bei flotten Spielen wie Sonic anfangs für Irritation sorgt. An der PS2 gibt's all das nicht, hier werden alle Spiele auf Fernsehergröße aufgepustet, außerdem wartet ein 60Hz- und Progressive Scan-Modus. Außerdem könnt ihr jederzeit in jedem Game den Spielstand sichern: Oldschool-Zocker machen darum natürlich einen weiten Bogen, aber gerade für Gelegenheitsspieler, die nicht die Zeit haben, die Games am Stück durchzuleiern, ist dieses Feature unbezahlbar - zumal selbige darüber dankbar sein werden, dass die durch die Bank recht schweren Spiele durch diese Komfortfunktion etwas einfacher werden, denn manche einst höllisch schweren Abschnitte werden dadurch zum Klacks, weil man sich Schritt für Schritt sicher zum Ziel vorkämpfen kann.

Den Capcom Classics folgend gibt es auch hier viel freizuspielen: Interviews mit den Entwicklern, Trailer und Bonusgames: Arcade-Spiele wie Astro Blaster oder Super Zaxxon werden freigeschaltet, sobald ihr bestimmte Bedingungen erfüllt habt - mal gilt es, einen bestimmten Level in einem Spiel zu erreichen, mal müsst ihr alle Trailer angesehen haben. PSP- und PS2-Fassung unterscheiden sich lediglich durch die Bonusspiele, der Rest ist bei beiden Fassungen identisch. Das gilt auch für den Mehrspielermodus, der sehr einfach und genial gehalten ist: Ein zweiter Spieler kann in Spielen, die das unterstützen jederzeit ein- und aussteigen - an der PS2 mit dem zweiten Pad, an der PSP mit zusätzlicher UMD.

   

Fazit

Hach... Sega weiß, wie man einen alten Redakteur glücklich macht! An das Mega Drive habe ich ganz besonders schöne Erinnerungen, einfach weil’s meine erste Heimkonsole war. Ich weiß noch verdammt genau, wie ich das schwarze Gold zusammen mit Castle of Illusion zuhause auspackte - und danach war’s vorbei mit dem normalen Leben, die Welt der Videospiele war meine neue Heimat! Und auch heute geht mir noch das Herz auf, wenn am Ende jeder Sonic-Welt die knuddeligen Tierchen aus Dr. Robotniks Kerker hoppeln, wenn ich als Ecco Gegner »wegpinge« oder einen Bildschirm füllenden, gleißendes Feuer speienden Drachen in Golden Axe 2 beschwöre. Danke, Mega Drive Collection, dass ich mich jetzt auch mobil an den Glanzstücken der Vergangenheit erfreuen kann! Die PSP ist meiner Meinung nach die optimale Plattform für diese Art von Sammlung (Schluck das, Virtual Console!), auch wenn ich insgeheim noch hoffe, dass sich eines Tages ein paar Entwickler auch mal an den DS wagen. Wie auch immer: Einige der geilsten Spiele der 16Bit-Ära, Tonnen an Bonusmaterial, großartige Emulation, ein einfacher Mehrspielermodus, viele Luxusfeatures und noch viel mehr machen die Mega Drive Collection zum Polarstern der Retro-Sammlungen, und damit zu einem klaren Muss für Oldschool-Fans!

Pro

exzellente Spielauswahl
ausgezeichnete Emulation
viele Komfort-Features
Spielstand jederzeit speicherbar
viel freispielbares Material
verschiedene Darstellungs-Optionen (PSP)
gelungener Mehrspielermodus
einfache Steuerung
deutsche Bildschirmtexte
preiswert

Kontra

Revenge of Shinobi? Streets of Rage?
lange Ladezeiten
zwangsweise auch Mist im Lineup
jeder Mitspieler braucht eigene UMD (PSP)

Wertung

PlayStation2

PSP

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