TransFormers: The Game27.07.2007, Mathias Oertel
TransFormers: The Game

Im Test:

Dieses Jahr standen Filmumsetzungen unter keinem guten Stern. Zwar sehr zahlreich vertreten, konnte kaum ein Titel über ein durchschnittliches Prädikat hinauskommen. Doch vielleicht schaffen es die Transformers. Im Kino erfolgreich wieder erweckt von Steven Spielberg und Michael Bay, soll Traveller´s Tales (Lego Star Wars) die Riesenroboter zu Konsolenstars machen.

Der Fluch der Filmlizenz?

Shrek der Dritte. Spider-Man 3. Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt. Harry Potter und der Orden des Phönix. Fantastic Four - Rise of the Silver Surfer. Teenage Mutant Ninja Turtles. Ghost Rider. An lizenzierten Spielen zu Kinofilmen mangelte es im Jahre 2007 bis jetzt nicht. An Qualität in diesem Bereich schon. Mit Ausnahme des Hogwart´schen Zauberlehrlings und den PC-/360-Abenteuern von Peter Parker konnte sich kein Spiel auch nur annähernd im guten Bereich platzieren.

Das Spiel folgt lose der Geschichte des Films, fügt aber noch einige Kapitel hinzu.
Insofern ist erst einmal eine große Portion Skepsis angesagt, wenn es um die Transformers geht, das Special-Effect-Filmereignis dieses US-Kinosommers. Andererseits: Mit der Entwicklung wurde Traveller´s Tales beauftragt - immerhin das Studio, dem wir auch die Lego Star Wars-Spiele zu verdanken haben. Allerdings kommt aus der britischen Stadt Knutsford auch das Spiel zu Bionicle Heroes. Also doch wieder zurück zur skeptischen Ausgangshaltung - und der Frage, ob es dieses Jahr tatsächlich keine Filmlizenz schafft, uneingeschränkt zu begeistern?

Zwischen allen Stühlen

Nachdem ich in den USA aus dem Kino kam, dachte ich angesichts der Effektorgie, die Michael Bay zusammen mit Steven Spielberg auftischte: "Cooler Film. In der Anfangsphase vielleicht mit Längen, aber insgesamt cool!"

Nachdem ich jetzt alle Fassungen von PS2 über Wii bis hin zur 360 gespielt habe, erfreue ich mich lieber an den positiven Erinnerungen, die ich mit dem Film verbinde. Denn so sehr das Spiel mit einigen atmosphärischen Stärken punkten und hinsichtlich Mechanik in Ansätzen erfreuen kann, so sehr habe ich mich immer wieder über Grundsatzentscheidungen der Entwickler geärgert. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass ich seinerzeit das von Melbourne House entwickelte Transformers aus dem Jahre 2004 geliebt habe, das an die Thematik einfach offener und frischer rangegangen ist.

Natürlich: Als Filmlizenz gibt es sicherlich bestimmte Kompromisse, die das Team eingehen musste. Doch letztlich liegen die Mankos von Optimus Prime und seinen Jungs -wahlweise könnt ihr auch auf Seiten der bösen Decepticons antreten- im Spieldesign.

Das beginnt schon bei der Missionsgestaltung. Ihr seid zwar in einer an die Filmschauplätze angelehnten offenen Welt

Bumblebee sieht im Spiel fast so gut aus wie im Kinofilm...
unterwegs, doch zum einen gibt es in dieser Welt kaum etwas zu entdecken, zum anderen ist sie letztlich viel zu klein, um auf lange Sicht für Abwechslung zu sorgen.

Also macht man sich an die ebenfalls an den Film angelehnten und in manchen Punkten sogar darüber hinaus erklärenden Missionen, die linear abgespult werden. Auf Autobot-Seite müsst ihr dafür sorgen, dass die Decepticons nicht an den so genannten All-Spark, quasi den heiligen Gral der Transformers-Welt kommen. Spielt ihr die Decepticon-Kampagne, die mit ihrem Zerstörungspotenzial deutlich mehr Spaß macht als die der Guten, müsst ihr den All-Spark mit aller Macht unter Kontrolle bringen.

Roboter-Prügler

Auf dem Weg zum Ziel steht euch in jedem Fall eine Armada wandlungsfähiger Roboter gegenüber, die ihr mit Waffen- oder Nahkampfgewalt in ihre Einzelteile zerlegen müsst. Vorzugsweise im Nahkampf, womit wir schon bei einigen der größten Kritikpunkte wären: Nicht nur, dass sich die meisten Transformer sehr ähnlich spielen, sind viele der ballistischen Waffen vollkommen nutzlos.       

Mit Ausnahme der Standard-Gegner bauen alle höherwertigen Roboter im Normalfall einen Schutzschild auf, sobald ihr die Schusswaffen einsetzt. Na vielen Dank! Ich habe einen Kickass-Roboter mit Waffen, die ausreichen, um ein Stadtviertel in Schutt und Asche zu legen. Aber um meinen Gegner umzupusten, muss ich in den Infight gehen. Oder ich benutze einen der zahlreichen Gegenstände in der interaktiven und zu einem Großteil komplett zerstörbaren Umgebung, um ihn entweder als Wurfgeschoss oder als Nahkampfverstärkung einzusetzen.

Optimus Prime ist der strahlende Hochglanz-Anführer der Autobots.
Da die KI der Gegner nur ihre Skripte abspult und in keiner Form auf euch reagiert, werden die Auseinandersetzungen schnell uninteressant, da man nach kurzer Zeit eine Strategie für jeden Gegnertypus parat hat.

Aufgelockert wird das dumpfe Prügelgeschehen durch Fahr- bzw. Flugsequenzen. Sei es nun, um so schnell wie möglich an den nächsten Missionsstart zu gelangen oder tatsächlich, weil in der jeweiligen Aufgabe eure fahrerischen Qualitäten gefordert werden.

Doch hier steckt der Teufel wieder im Detail. Ich weiß nicht, was die Entwickler geritten hat, aber die Steuerung der Vehikel ist mit Ausnahme der Flieger (die alle auf Seiten der Decepticons zu finden sind) zweifelhaft. In einem Spiel dieser Art mit realistischer Fahrphysik zu argumentieren, wäre fehl am Platze. Andererseits jedoch ist die Steuerung der Fahrzeuge so schwammig, dass ein Arcade-Ansatz ebenso unzutreffend ist. Wie nennt man das noch? Manche sagen dazu "Nicht Fisch, nicht Fleisch!". Ich sage dazu einfach nur: schlampig!

Okay: Ich fahre, ich kämpfe, ich fahre weiter, ich kämpfe wieder (dieses Mal vielleicht sogar etwas länger), dann bekomme ich eine kleine Renderfilm-Einspielung, die die Geschichte weiterführt, und dann fahre ich (natürlich kann ich auch laufen) und kämpfe wieder - gegen Gegner, die mich nur fordern, weil ich zum einen eine einmal angefangene Kombo (ja, es gibt nur eine Schlagtaste) erst bis zum Ende abwarten muss, um die Ausrichtung meiner Figur zu ändern. Oder weil die Zielerfassung mal wieder aussetzt und zusammen mit der ebenfalls hin und wieder muckenden Kamera dafür sorgt, dass ich einen Bildausschnitt zu sehen bekomme, der denkbar ungeeignet ist.

Versionsfeinheiten

Egal ob Wii, PC, PS3, PS2 oder 360: Inhaltlich sind alle Fassungen für die stationären Systeme identisch. Und das bedeutet, dass die deutsche Sprachausgabe zusammen mit der gut eingesetzten Musik und den brachialen Soundeffekten allerorten für eine insgesamt gute Atmosphäre sorgt und die Grundstimmung des Filmes einfängt. Je nach System kann die Kulisse ebenfalls für in Ansätzen passable Ergebnisse sorgen. Spielgeschwindigkeit, Animationen, Verwandlungen und vor allem Explosionen können sich zwar überall sehen lassen, sind aber auch weit davon entfernt, an irgendwelchen Grundfesten zu rütteln - sauber und effektiv, mehr nicht.

Die Transformers können auch die Umgebung zu ihren Gunsten manipulieren...
Das Gesamtbild ist dank hoher Auflösungen am PC am harmonischsten, dicht gefolgt von PS3 und der 360, die sich quasi nichts nehmen. Am unteren Ende des Spektrums liegen wie erwartet PS2 und Wii - allerdings ist der Abstand auch nicht so groß, wie man hätte erwarten können.

Hinsichtlich der Steuerung gibt es mit Ausnahme der Wii-Variante keine Ausreißer - es sei dann, ihr seid so konsolophobisch, dass ihr die PC-Version auf Teufel komm raus mit der eher unkomfortablen Maus-/Tastatur-Variante steuern wollt. Mit Pad liegen PS2/3, 360 und PC gleichauf.

Die Wii-Steuerung ragt aus dem üblichen Steuerungsbrei heraus - allerdings sowohl positiv als auch negativ. Das Positive: Mit der Remote ist das Zielen mit Fernwaffen ungleich angenehmer, da wesentlich direkter. Aber da man wie erwähnt ja kaum Gelegenheit hat, seine Muskeln in dieser Hinsicht spielen zu lassen, ist man bei den kriegerischen Auseinandersetzungen meist nur damit beschäftigt, die Remote hin und her zu fuchteln, um dem Gegner eine zu verpassen. Da allerdings auch die Kamera über die Wii-Fernbedienung ausgerichtet wird, können zu starke Bewegungen zu einem Verziehen des Bildausschnitts führen, der der Gesamtmotivation nicht zuträglich ist.

Interessiert angesichts der vielen verschenkten Ideen, dass PC und Wii mit erstaunlich kurzen Ladezeiten punkten können?   

Fazit

Dieses Jahr stehen Filmumsetzungen unter keinem guten Stern. Daran wird auch Transformers nichts ändern können. Trotz zahlreicher inhaltlicher Stärken wie einer guten Einbindung in die Story des Films bleibt ein äußerst schaler Geschmack zurück. Die Spielmechaniken werden sehr schnell vorhersehbar, sind in sich stark eingeschränkt und wirken nicht bis ins letzte Detail durchgedacht. Es gibt kein Element, in dem Transformers überzeugen kann - wenn man einmal von der vollkommenen Belanglosigkeit absieht, die die gigantischen Roboter sich mit vielen Lizenzspiel-Kollegen der jüngeren Vergangenheit teilen. Es muss doch möglich sein, ein Spiel auf die Beine zu stellen, das es sowohl schafft, den Geist des Filmes zu transportieren, gleichzeitig mit guten (von mir aus auch aus anderen Titeln entliehenen) Ideen punkten kann und sich nicht nur dem Lizenzwolf zum Fraß vorwirft. Ansätze sind da. Große Filme verdienen auch große Spiele. Und dieses Versprechen können Optimus Prime und Megatron nicht einlösen. Vor allem PS2-Usern würde ich raten, sich auf Flohmärkten oder in Online-Auktionshäusern die alten Atari-Transformer zu besorgen...

Pro

gute Einbindung in die Filmstory
sowohl Autobots als auch Decepticons spielbar
nettes Grafikdesign
zerstörbare Umgebung
stimmungsvolle Musikuntermalung
brachiale Akustik

Kontra

sehr kurz
Kameraprobleme- weitestgehend nutzlose Freiheit
Fernwaffen gegen viele Gegner nutzlos
eingeschränktes Nahkampf-Repertoire
Figuren spielen sich sehr ähnlich
abwechslungsarmes Missionsdesign

Wertung

360

Die Jagd nach dem All-Spark ist als Spiel eine vergebliche Unterhaltungs-Hatz.

Wii

Interessante Steuerungsmechanismen für die Transformers, aber eine biedere Kulisse...

PC

Eine gute Einbindung in die Story des Films kann den ganz großen Absturz verhindern.

PlayStation3

Inhaltlich und technisch ok, aber spielerisch leider völlig belanglose Lizenzumsetzung.

PlayStation2

PlayStation 2-User sollten sich lieber das gut zwei Jahre alte Transformers von Atari holen...

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