Im Test:
Englische Delikatessen
Bewohner des Inselkönigreichs im Nordwesten essen wundersame Sachen. Schafsmagen, Fish & Chips, fritierte Schokoriegel und all das natürlich garniert mit einer reichlichen Kelle Pfefferminzsoße. Manche Briten leben sogar von Würmern.
Zumindest, wenn ihr Arbeitgeber Team 17 heißt. Vor rund zwölf Jahren begann die Karriere der possierlichen Krabbeltiere auf dem Amiga und seit dieser Zeit sorgen sie für frische Brötchen auf dem Frühstückstisch ihrer Erfinder. Umso erstaunlicher, dass der aktuelle Arcade-Ableger euer Xbox-Live-Punktekonto nur um 800 Zähler erleichtert. Ein echtes Schnäppchen, oder? Früher durfte man schließlich ein vielfaches für Titel der Serie berappen. Warum auf einmal so günstig? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Bereits nach wenigen Matches habt ihr alles gesehen, was in dem Spiel drinsteckt. Gerade noch rechtzeitig: Lasst ihr den Countdown ablaufen, ist der nächste Spieler an der Reihe.
Der neue Teil ist leider nur eine rudimentäre, um nicht zu sagen arg beschnittene Fassung der Taktikballerei. Eine, die trotzdem noch viel Spaß macht, aber eben nicht mit ihren Vorgängern mithalten kann. Bevor ich die Details herunterbete, erkläre ich kurz, worum es eigentlich geht: Auf einer zweidimensionalen Karte stehen zufällig verteilt bis zu vier Teams aus je vier Würmern herum. Die Spieler dürfen die wirbellosen Gegner mit allerlei skurrilen Waffen ins Jenseits schicken. Natürlich auf die britische Art: schön gesittet, einer nach dem anderen. Es geht hier schließlich um rundenbasiertes Meucheln.
Supersparmenü
In den zweidimensionalen Vorgängern mit den Untertiteln »Armageddon« und »World Party« konnten die agressiven Viecher noch auf ein üppiges Waffenarsenal zurückgreifen. Dazu gehörten z.B. das fliegende Superschaf und die im wahrsten Sinne des Wortes rüstige Rentnerin, die euch zuerst eine Standpauke hielt und dann explodierte. Beide fehlen diesmal. Statt dessen sind »nur« noch zwanzig Waffen und Items mit von der Partie. Im Menü habt ihr die Auswahl zwischen Bazooka, Lenkrakete, Granate, Cluster-Bombe, Bananenbombe, Dynamit, Luftangriff, Schrotflinte, Uzi, Flammenfaust, Drachenball, Stoß, Brenner, Mine, Schaf, Kamikaze, Ninja-Seil, Stahlträger, Jetpack, Teleporter, Überspringen und Aufgabe. Das Ninja-Seil reagiert diesmal so starr, dass Könner sich nicht ansatzweise so virtuos durch den Level schwingen können, wie in Armageddon. Außerdem dürft ihr euch nur in England, an einem Strand oder im ewigen Eis bekriegen. Wenn's knallt, noch 'nen Meter: Schubst den Gegner mit der Explosion in die Mine, um noch mehr Schaden anzurichten.
Fazit
Worms für Xbox Live Arcade ist ein zweischneidiges Schwert. Was kann es Schöneres geben, als das albern benannte Würmchen eines Freundes mit der Schrotflinte oder einem leichten Schubser ins nasskalte Grab zu bugsieren? Und natürlich, seinen Besitzer danach gepflegt zu verhöhnen? Dank Freundesliste und Headset-Unterstützung passt Xbox Live zu Worms wie die Bazooka aufs Wurmauge. Neulinge und Gelegenheitsspieler werden eine Menge Freude mit dem Spiel haben. Aber musste das Spiel denn gleich derart heftig beschnitten werden? Lediglich zwanzig Items warten auf euch, dazu mickrige drei Hintergründe und nur ein hochdeutsches Sprachset mit Kommentaren der Würmer. Keine bayerischen oder türkisch-deutschen Sprüche mehr, kein Hessen-Gebabbel und kein Sächseln. Sicherlich ist Microsofts bis vor kurzem geltende Größenbeschränkung für Xbox-Live-Spiele auf 50 MB nicht gerade unschuldig an der Abwechslungsarmut. Professionelle Würmer-Dompteure werden außerdem durch das starre Seil abgeschreckt, mit dem sich kaum noch Kunststücke ausführen lassen. Die Entwickler wussten schon, warum sie in den Optionen ein riesiges Fenster für zukünftige Downloads reserviert haben. Team 17 hat bereits angekündigt, dass es freien und kostenpflichtigen Content geben wird. Was genau das sein wird, steht noch nicht fest. Doch durch die Downloads besteht die Gefahr, dass die Mitspieler zukünftig in zwei oder mehrere Gruppen aufgeteilt werden: In solche, die sich die Content-Pakete gekauft haben und solche, die nur das nackte Hauptspiel besitzen.
Update zur PS3-Fassung, 20. April 2009:
Zwei Jahre nach dem Xbox-360-Original können endlich auch PS3-Besitzer im Store zuschlagen. Inhaltlich hat sich kaum etwas geändert: Bis zu vier Teams bekriegen sich on- oder offline in hitzigen Comic-Schlachten und schmeißen sich per Voice-Chat Beleidigungen an den Kopf. In den Ranglistenspielen dürfen aber nur noch zwei statt vier Spieler gegeneinander antreten. Auf Einzelspieler warten 20 uninspirierte Bot-Matches - die Puzzle-Levels im Handheld-Ableger Worms: Open Warfare 2 waren deutlich spannender. Immerhin grübeln die KI-Gegner auf der Sony-Konsole nicht so lange vor ihrem Zug wie auf der Xbox 360. Dank der fehlenden Größenbeschränkung wurden ein paar Dinge integriert, die im Original fehlten oder als Download nachgereicht wurden. Zu Letzteren gehören die drei Kulissen-Themen Dschungel, Weltraum und Hölle. Neu dabei sind z.B. die 1080p-Darstellung sowie die vier Waffen Heilige Handgranate, Superschaf, Baseballschläger und Betonesel. Die Würmchen fluchen neuerdings in ganzen 62 Varianten, darunter diverse Sprachen und Parodien von Sport-Reportern, Rappern und düster grummelnden Außeridischen. Deutsche Spezial-Sets wie mein heiß geliebtes sächsisches Exemplar aus älteren Serienteilen fehlen aber. Immerhin ruckeln die Kulissen nur noch minimal und bieten ein paar zusätzliche Animationen wie vom Himmel regnendes Konfetti. Trotz der vier neuen Waffen und diverser anderer Feinheiten bleibt Worms also auch auf der PS3 ein Spar-Ableger der Serie, mit dem man dank des zeitlos lustigen Spielprinzips aber trotzdem jede Menge Spaß haben kann.
Pro
Kontra
Wertung
360
Minimalistische Fassung des Action-Strategie-Klassikers
PlayStation3
Trotz diverser neuer Feinheiten bleibt auch das PS3-Worms eine abgespeckte Variante des lustigen Multiplayer-Gemetzels.
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