Test: The Saboteur (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
03.12.2009
03.12.2009
03.12.2009
Spielinfo Bilder Videos
Verdachtsanzeige und Uniformwechsel

Einige Ideen wurden gut umgesetzt: Wer sich verdächtig verhält, lässt die entsprechende Anzeige anschwillen...
Reden wir über die guten Seiten, nicht dass die noch komplett untergehen, weil es weder ein glaubwürdiges Figurenverhalten noch spürbare Konsequenzen gibt. Dieses Spiel hat durchaus einige interessante und motivierende Ansätze, die mich trotz dieser Katastrophen einige Zeit unterhalten haben. Da ist z.B. die Verdachtsanzeige, die mir darüber Auskunft gibt, wann die Deutschen mich auf dem Kieker haben - so kann ich quasi kurz vor dem Pfiff einem Alarm entgehen. Dass der aufgrund blöder Landser keine Panik auslöst, entwertet diese Idee zwar wieder, aber das System wird gut umgesetzt: Wenn ich einfach so schleiche oder an Fassaden hinauf klettere, die Waffen offen trage, deutsche Wagen ramme oder zu nah an besonders gesicherte Sperrgebiete komme, dann steigt die Anzeige nämlich. Erst wenn ich mit den verdächtigen Aktionen aufhöre, sinkt sie wieder.

Auch die Möglichkeit der Tarnung ist eine clevere Idee: Ich kann jedem getöteten Soldaten nicht nur die Waffen, sondern auch die Uniform abnehmen, um sie dann selbst anzuziehen - allerdings sollte man den Feind dann im Nahkampf besiegt haben, denn Schusswaffen zerstören die Kleidung. So kann ich dann als Deutscher umher stolzieren, sehe dann aber einen großen Wahrnehmungsradius um mich herum auf der Minikarte zusammen mit roten Punkten, die deutsche Wachen markieren. Gerät einer davon in diesen Kreis, dann wird er auf mich aufmerksam und die Verdachtsanzeige schwillt an.

Zwar kann man selbst auf den Eiffel-Turm klettern, aber die Kraxelei wirkt plump und anspruchslos.
In diesem Fall muss ich meinen Erkennungsradius verkleinern. Aber das geht nur, wenn ich über die Schleichentaste einen militärischen Gang nachahme. Dann bin ich zwar langsamer, aber der Kreis um mich herum ist deutlich kleiner, so dass ich ganz nah, bis auf ein, zwei Meter an die Deutschen heran komme - ideal, um Attentate zu verüben oder in gesicherte Bereiche vorzudringen, denn nur die Geheimpolizei durchschaut die Verkleidung mit einem Blick. Schade ist nur, dass sich die Scharade kaum lohnt, denn wenn man erwischt wird, kann man die dummen Deutschen viel zu leicht ins Jenseits befördern, da sie weder Umzingelungen noch die Umgebung clever nutzen, in die man selbst jederzeit abtauchen kann. Noch einfacher wird es, wenn man die Hilfe der Résistance rufen kann: Dann kommt ein bewaffneter Mob samt Fluchtwagen und greift mit ein.

Deckung suchen und Feuer frei!

Wie in gewöhnlicher Schulter-Action kann man hinter Mauern und Wänden Schutz suchen, um sich dann eng an diese geschmiegt weiter zu bewegen oder aus der Deckung heraus zu feuern. Man kann auch lautlos töten, wenn man nah genug an einen Deutschen heran kommt. Aber selbst wenn ab und zu so etwas wie Stealth-Action aufkommt, ist das nicht mehr als eine primitive Oberfläche, die noch nicht mal belohnt wird, da man auch wie Rambo loslegen kann. Von Schleichatmosphäre ist nämlich irgendwann keine Spur mehr. Der lobenswerte Stealth-Action-Bereich wird komplett ad absurdum geführt, weil ich ihn ja bis auf wenige Ausnahmen, wo man gezielt in Sperrgebiete eindringen muss, gar nicht brauche und aus jeder Situation fliehen kann - wer Schleichspannung im Zweiten Weltkrieg sucht, sollte lieber zu Velvet Assassin greifen, das zwar streng linear ist, aber besser aussieht und wesentlich unterhaltsamer ist.

Und so gut die Verdachtsanzeige auch funktioniert, so unglaubwürdig ist es, wenn Wachen einfach an toten Kameraden oder Zivilisten vorbei marschieren als wäre nichts gewesen. Und warum interessiert es die Franzosen scheinbar nicht, ob ich mit
Man ballert auf Moorhuhn-Niveau ganze Kompanien von Nazis nieder.
oder ohne deutsche Uniform umher spaziere? Nur äußerst selten gibt es mal so etwas wie einen Kommentar. Aber für jeden guten gibt es in diesem Spiel auch einen unglaubwürdigen Punkt. Die Nahkämpfe sind nicht mehr als plumpes Buttonmashing: Man kann leichte und schwere Hiebe, Tritte sowie Kopfnüsse verteilen - Konter sind Fehlanzeige. Aber es ist eigentlich auch egal, was man drückt, denn selbst schwer bewaffnete Feinde lassen sich mit zwei, drei Hieben totschlagen. Das geschickte Greifen und anschließende Werfen des Gegners lohnt sich daher kaum.

Das Tagebuch ist zwar prall gefüllt, aber alles andere als edel. Hier werden alle Gespräche gespeichert, Begriffe erklärt und Botschaften des Widerstandes angezeigt. Das Missionsdesign kann allerdings nicht begeistern, da man viel zu leicht ans Ziel kommt - egal ob man Gefangene befreien oder Gegenstände sichern soll: Mal soll man z.B. eine teure Flasche Alkohol stibitzen, mal einen teuren Wagen stehlen. In beiden Fällen sind die Orte natürlich streng bewacht, aber man klettert einfach auf die Dächer, lässt sich an einem Seil herab und über dem Objekt fallen und rennt bzw. rast dann einfach weg. In letzterem Fall gibt es noch nicht einmal einen Missionsabbruch, wenn die Limousine bei der Flucht beschossen, also beschädigt wird. Und das, obwohl es Ziel ist, diese wieder an eben jenen General zu verkaufen. Warum hat man den Aufrag nicht mehrstufig aufgebaut, damit man cleverer agieren muss? Immerhin gibt es auch Missionen, in denen man Gebäude infiltrieren und diese säubern muss. Hier deutet das Spiel ab und zu an, was möglich gewesen wäre, wenn man inkognito hinter Wachen her schleicht, diese meuchelt und dann ungesehen in ein Lager kommt. Aber sobald es dann in Gefechte geht, wird man mit gewöhnlicher Action und Moorhuhn-Intelligenz konfrontiert.
                  

Kommentare

hydro skunk 420 schrieb am
Du alter Leichengräber.^^
Trotzdem hast du recht. Das Spiel ist klasse.
Sabrehawk schrieb am
Sorry Jörg, bei dem Review saß dir der Furz quer...oder die notwendigen Patches noch nicht drin....
Das Spiel ist einfach geil lange nicht mehr so ausgiebig unterhalten worden die Kampagne hat massiven umfang, die offene welt ist ziemlich genial....die Gebäude auf die man überall drauf kann brauchen sich vor einem Assassins Creed II (das von mechaniken im gameplay weitaus WENIGER zu bieten hat) ) nicht verstecken. Es ist vielleicht technisch nicht ganz so imposant aber dafür umso mehr an Inhalt vorhanden. Und ich persönlich habe gegen LEder, STrapse und dicke Hupen NIX einzuwenden...gott sei dank ist mir das ganze feminazi SJW gesabbel am Arsch vorbei.
crewmate schrieb am
Wie interaktiv ist Paris abgesehen vom sabotieren?
Ich habe was von Glücksspiel, Straßenrennen und Lapdance gelesen.
Was gibt es sonst noch nebenbei zu tun?
schrieb am