Test: Dracula 3: Der Pfad des Drachens (Adventure)

von Bodo Naser



Dracula 3: Der Pfad des Drachens
Entwickler:
Publisher: Peter Games
Release:
14.08.2008
Spielinfo Bilder Videos
Was geht in einem transsilvanischen Dorf vor, in dem sich unerklärliche Todesfälle ereignen? Im Abenteuer Dracula 3: Der Pfad des Drachen wird ein Mann Gottes entsandt, um dem rätselhaften Treiben ein Ende zu setzen. Steckt wirklich ein bekannter Vampir hinter den mysteriösem Ereignissen? Oder doch eine seltsame Heilige, der das abergläubische Volk huldigt?

Selig sind die...

Kleiner Ausflug ins Kirchenrecht: Was ist ein "Advocatus diaboli" (übersetzt: Anwalt des Teufels)? Derjenige, der im Falle einer geplanten Seligsprechung Argumente dagegen zusammentragen muss. Ein Widerspruch in sich? Nicht ganz, denn wenn
Die einfache Leute hielten Martha für einen Engel. Auch jetzt noch, nachdem sie tot ist. War sie das wirklich?
 jemand von der katholischen Kirche heilig gesprochen werden soll, beauftragt der Vatikan einen Priester, der der Sache auf den Grund geht. Er muss zuvor herausfinden, ob derjenige tatsächlich Wunder gewirkt hat oder ob es nur Hirngespinste sind. So will die Kirche verhindern, dass Betrüger am Werk sind. Der Advocatus diaboli trägt dabei alle Vorkommnisse zusammen, die gegen eine Seligsprechung sprechen. Im Klartext: Er gräbt die Leichen aus, die der Heilige in spe im Keller hatte.

So ein Fall begegnet euch in Dracula 3: Der Pfad des Drachen. Anders als bei Dracula: Origin spielt ihr mal nicht einen Vampirjäger wie Van Helsing, sondern einen katholischen Priester, der im Rumänien der 20er-Jahre einer angeblichen Heiligen auf der Spur ist. Obwohl ein Großteil der Rumänen orthodox ist, wird Martha Calugarul vom Volk aufgrund ihrer Heilkunst verehrt - auch postmortem soll die Ärztin noch geheilt haben. Nach dem Ersten Weltkrieg ist das Land zerstört und die Staatsmacht schwach. In der Umbruchphase halten viele am Aberglaube fest, die Behörden sind aber skeptisch und halten Martha für eine Verrückte. Nicht ohne Grund, denn sie behauptete steif und fest, dass ihrem Heimatort Vladoviste Unheil drohe. Dafür bezahlte sie mit dem Leben. Was hat sie gemeint? Ist sie wirklich einem Vampir zum Opfer gefallen oder ist es nur ein uralter Mythos, der wiederauflebt?

Nachforschung in Transsilvanien

Eine Pfarrer zu spielen, ist schon ein wenig anders als sonst. Aber verglichen mit anderen Adventures von Kheops ist es so unterschiedlich auch wieder nicht, in Egosicht durch die vom Krieg gezeichnete 2D-Landschaft zu streifen. Es ist nicht so,
Sieht so die Heimat von Dracula aus? Zumindest versuchen die Macher, lokale Gepflogenheiten aufzunehmen.
dass euer Held Arno besonders fromm wäre und ständig beten würde, aber doch werdet ihr mal gefragt, euren Segen zu erteilen. Die einfachen Leute sind so spirituell, wie man das  Vorurteilen folgend vom Balkan erwartet. Vladoviste hat keinen Seelsorger mehr, da dieser auf Kur am Schwarzen Meer ist. Er hat sich beim Dienst im Dorf verbrannt, auch weil er zur unbequemen Ärztin Martha gehalten hat, von der ihr herausfinden müsst, wer sie war. Das ist oft nicht sonderlich spannend, da euch sogar mit Arnos Stimme eingeflüstert wird, was ihr als nächstes tun sollt. Scheinbar traut man euch nicht zu, dass ihr das altertümliche Telefon selbst findet.

Schnell wird klar, dass es im Spiel keine eindeutige Antwort gibt. Es ist nicht zu klären, ob Martha Wunder vollbrachte oder nicht. In der Folge müsst ihr euch daher darauf konzentrieren, die Vampire genau zu erforschen. Der Vatikan möchte  wissen, ob an dem blutrünstigen Thema etwas dran ist oder ob es nur Aberglaube ist, den es zu bekämpfen gilt. Ihr werdet vom Priester immer mehr zum Vampirforscher, der sich auch in Budapest, Istanbul und Rom herumtreibt. Das ist es etwas schade, denn die Rolle als Priester hätte man noch mehr ausformen können. Die Suche nach der Wahrheit erweist sich zudem als ziemlich linear, da ihr immer hübsch eines nach dem anderen angehen solltet. Wenn ihr etwas versucht, ohne zuvor ein bestimmtes Buch gelesen zu haben, wird das leider nichts. Auch müsst ihr euch immer mit jedem unterhalten und alle Fragen von der Liste abarbeiten, damit ihr weiterkommt.

Behäbige Umgebung

Seltsame Dinge ereignen sich in dem gottverlassenen Ort, der ein wenig so aussieht wie die Dörfer bei Polanskis Tanz der Vampire. Ihr wandelt durch enge neblige Gassen mit kleinen Häusern, von denen ihr leider nur eine Handvoll betreten
Irgendwas in Transsilvanien geht nicht mit rechten Dingen zu? Verfolgt euch das uralte Böse, das dort angeblich haust? 
könnt. Das Ganze sieht schon nach Rumänien aus. Irgendjemand oder etwas beobachtet euch, was immer wieder in scharf gerenderten Filmsequenzen angedeutet wird. Verfolgt euch Dracula wirklich? Wenn ja, müsste er hier am Ende der Welt im verfallenen Schloss hausen, wo ihn Bram Stoker in seinem berühmten Roman hin verfrachtet hat. Eine echtes Gefühl der Bedrohung kommt dennoch kaum auf, obwohl die Frage ganz interessant ist, ob Dracula wirklich existiert oder nur eine Vorstellung ist.

Die Filme im Spiel sind besser als bei sonstigen Kheops-Abenteuern, was vermutlich an der Beteiligung von Microids liegt. Immer wieder wird das Geschehen von kleinen Videosequenzen unterbrochen, was etwas mehr Dynamik in das oft statische Spiel bringt und zumindest teilweise den Eindruck eines Films erweckt. Oft führen sie euch ein wenig in die Irre, denn ihr denkt, dass nun etwas Wichtiges passieren müsste. Das kennt man so von anderen Spielen, in denen solche Sequenzen vor allem dann kommen, wenn sich etwas tut. Hier geschieht aber trotz der Filmschnipsel meist nichts.

                

Kommentare

Dr.Crank schrieb am
Ich hab das Game jetzt fast durch und ich muss sagen das es mir von der Story her sehr gut gefallen hat. Bin jetzt bei einem der letzten Rätsel, wäre hier aber ohne die Lösung nicht wirklich alleine hingekommen. Ein paar Rätsel sind ziemlich schwierig, aber ich denke wenn man sich anstrengt und nicht so faul ist wie ich, der schon nach einem Tag grübeln die Flinte ins Korn wirft*grins* dann kann man es dennoch irgendwie raus bekommen. Ist nur ziemlich Zeit aufwändig.
An sich finde ich das Spiel durch seine Grafik und die Story doch sehr schön^^ Ich kann es nur empfehle
XXGGDDSXX schrieb am
Wer Dracula 3 gut findet, hat Dracula 1 und 2 nicht gespielt! Alle anderen können von dem neuesten Machwerk nur enttäuscht sein, trotz der besseren Grafik auf die ich gern verzichtet hätte, wäre auch nur im Ansatz ein Feeling wie in den ersten beiden Teilen aufgekommen! Dem war aber leider ganz und gar nicht so! :(
Jutta B. schrieb am
Das Spiel scheint mir hier ziemlich unterbewertet zu sein und hat meiner Meinung nach eine wesentlich höhere Bewertung verdient. Ich finde das Spiel sehr gelungen und kann auch nur anmerken, dass das Spiel nicht linear ist. Ich habe damals die franz. Version gespielt, als die deutsche Version noch nicht auf dem Markt war. Mich hat das Spiel damals sehr gefesselt, ich fand die Story ansprechend und spannend mit genügend Tiefe, die Grafik, die Charaktere, musikalische Untermalung und die Atmosphäre sehr gelungen und die Rätsel ebenso, wenngleich diese auch im weiteren Verlauf immer schwieriger wurden und die eine oder andere harte Kopfnuss schon dabei war. Trotzdem ich die franz. Version gespielt habe und ich der franz. Sprache nicht mehr so mächtig bin, konnte ich die Rätsel lösen. Das Spiel war für mich eine wirkliche Herausforderung aufgrund der ungewöhnlichen Rätsel. Genügend Hinweise sind in den Dokumenten zu finden, die man eingehend auch näher mit der Lupe betrachten sollte. Sackgassen gibt es nicht, wenn man dies annimmt, dann hat man etwas vergessen, vielleicht die Unterlagen nicht sorgfältig gesichtet oder ein Telefonat nicht geführt oder Bilder nicht richtig untersucht (nur einige Beispiele). Ich empfand das Spiel auch von der Spieldauer als sehr lang, vielleicht, weil ich eben auch an dem einen oder anderen Rätsel länger zu knabbern hatte. Mir persönlich hat es besser gefallen als beispielsweise Dracula Origin. Auch finde ich die Synchronisierung der deutschen Stimmen gelungen, auch wenn mir die französische ein bisschen besser gefiel. :D
Für mich gehört dieses Spiel zu eines der besten Spiele in diesem Jahr.
dobpat schrieb am
Ah, doch keine Sackgasse klingt gut. Also doch wieder interessant :D
Nuriu schrieb am
@all
Ich muss meinen Beitrag von gestern korrigieren. Mir ist da leider ein Fehler unterlaufen. Es gibt an besagter Stelle doch keine Sackgasse ... mir ist dort etwas grundlegendes entgangen. Obendrein bin ich an eine inkorrekte Lösung geraten. Es ist wohl doch besser das Spiel zuerst komplett durchzuspielen ehe man etwas dazu sagt. Tut mir ausgesprochen leid falls ich wen mit meiner Aussage gestern in die Irre geführt habe.
@armand
Deinen Widerspruch finde ich äußerst interessant, auch wenn ich mir immer noch nicht vorstellen kann wie völlig andere Wege beschritten werden können. Zu oft versagt einem das Spielsystem einen bestimmten Schritt nach folgendem sinnbildlichen Muster: "Ich bin hier noch nicht fertig." ... Frei bewegen kann man sich auch nur eingeengt, oder steht etwa der Zug ständig im Bahnhof? Nein, er ist immer nur dann dort aufzufinden wenn er gebraucht wird. Nur in Situationen, in denen es egal ist, hat man Handlungsfreiraum - etwa bei Gesprächen. Habe ich 2 Gesprächspartner, so kann ich durchaus erst mit B anstatt mit A reden. An einigen Stellen ist es auch nicht weiter wild wenn ich temporär einen Gesprächspartner vergesse aufzusuchen. Mh, doch eine völlig anderen Verlauf??? Könntest du das bitte etwas konkretisieren? Danke...
MfG Nuriu
schrieb am