Bee Movie - Das Game18.12.2007, Mathias Oertel
Bee Movie - Das Game

Im Test:

2007 war ein Jahr, in dem Spiele zu Filmen und TV-Serien einen guten Eindruck hinterließen. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Ausreißer – dann allerdings eher nach unten. Der ganz große Lizenz-Überflieger blieb bislang aus. Doch vielleicht kann zum Ausklang des Jahres eine gewöhnliche Biene für die Überraschung sorgen.

Preisbiene?

Was haben Spider-Man 3, Shrek 3, Transformers und Bee Movie gemeinsam? Nein, wir meinen nicht den Erfolg an der Kinokasse, der sich zumindest in den USA eingestellt hat. Vielmehr kamen und kommen die Spiele zu all diesen Filmen von Activision. Und bis auf Bee Movie haben sich alle bereits bewiesen und konnten unter dem Strich passable Unterhaltung bieten. Ebenso wie die Lizenztitel anderer Publisher. Egal, wo man hinschaut, wurde ein angenehmer Qualitätsstandard

Die Kulisse auf 360 kann sich sehen lassen und steht dem Film in kaum etwas nach. Auf PS2 und PC wird die Hardware nicht einmal ansatzweise ausgereizt.
geboten: Harry Potter, Die Simpsons, Naruto. Einzig Beowulf blieb die Daseinsberechtigung schuldig. Schauen wir einmal, wo sich das Abenteuer der emsigen Arbeitsbiene Barry B. Benson einsortieren kann.

Viel zu tun

Das Team von Beenox (Zufall?) hat sich bemüht, sowohl inhaltlich den Film nachzuerzählen als auch mit einigen neuen Elementen für Abwechslung zu sorgen. Dieses Prinzip geht unter dem Strich auch auf, doch selbst wenn man als Erwachsener durchaus Spaß mit Barrys Abenteuer haben kann, sind es hauptsächlich die jüngeren Zocker in der Familie, die unterhalten werden.

Die Mischung aus Story-Missionen und Bienenjobs in einer offen befahr- begeh- und befliegbaren Stadt ist an sich gut gelungen, krankt aber an einem sehr weit unten angesetzten Schwierigkeitsgrad. Die Geschicklichkeitsübungen und Reaktionstests sind meist sehr simpel und darauf angelegt, auch von Anfängern bewältigt zu werden. Schaut man sich jedes Element für sich alleine an, würde Bee Movie sehr schnell sehr nah an einen gefährlichen Wertungsabgrund geraten und sogar Gefahr laufen, abzustürzen.

Die deutlich aus Crazy Taxi entliehenen Transportmissionen hätten für sich alleine kaum eine Berechtigung. Die einfachen Auffangaktionen, bei denen ihr an einem Kran sitzend einen Behälter steuert, um nach unten fallenden guten Honig zu sammeln, während ihr dem schlechten ausweichen solltet, ebenso. Die aus Reaktionsprüfungen bestehende Autoreparatur hätte für sich alleine ebenfalls kaum mehr Stellenwert als ein Freeware-Spiel. Die Rennen (inkl. netter Power-Ups) kennt man auch schon aus zig anderen Titeln, sind aber dennoch eine willkommene Ergänzung im Repertoire - und sie lassen sich auch abseits der Story anwählen.

Aber alles zusammen entfacht mit all den anderen Jobs, die unsere emsige Biene erledigen kann, seinen Reiz. Warum? Ganz einfach: Weil es die Entwickler verstanden haben, die ganze Bienenwelt (natürlich basierend auf den Filmvorgaben) charmant und glaubhaft umzusetzen. Der Bienenstock, den Barry sein Zuhause nennt, und von dem er von Zeit zu Zeit auch Außenabschnitte erforscht, um die Geschichte weiter zu erzählen, ist mit prallem Leben gefüllt. Man kann abseits der haufenweise vorhandenen Jobs sogar einige kleine Geheimnisse erkunden und nicht zuletzt kann man in einer Bienen-

Auch Rennen innerhalb des Bienenstocks New Hive City  gehören zu den Aufgaben in Bee Movie!
Spielhalle sogar insektoide und grafisch leider nicht überzeugende Varianten von Klassikern wie Defender oder Frogger freischalten.

Nah dran

Das Hauptaugenmerk liegt aber scheinbar sowieso auf den Missionen, die direkt mit der Filmstory zu tun haben und in denen Barry versuchen muss, merkwürdigen Honig-Geheimnissen auf die Spur zu kommen sowie zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen. Natürlich gilt es auch, dem üblichen Bienendasein nachzukommen und Blumen zu bestäuben sowie Honig zu sammeln.

Die Aufgaben dieser Außenmissionen wechseln abermals zwischen Reaktionstests sowie freiem Flug, bei dem ihr ab und an sogar gegen gegnerische Insekten kämpfen und diese mit eurem Pollenwerfer vom Himmel holen könnt.

Und wie im Bienenstock leben die Story-Missionen hauptsächlich vom Charme und der grafischen Gestaltung. Vor allem auf der Xbox 360 ist die Kulisse sehr eng am Film und überzeugt mit aufwändigem Figurendesign, schönen Animationen und vielen kleinen Details. So erstaunt es auch nicht, dass die wesentlichen Zwischensequenzen alle mit Hilfe der Grafikengine erzählt werden.

     

Ein echter Hingucker ist das Aktivieren des zeitlich begrenzten Bienen-Reflexes: Damit wird die Zeit fast bis zum Stopp verlangsamt, was bei einem Regenschauer dazu führt, das ihr gefahrlos durch die Dutzenden Tropfen manövrieren könnt und bis zum nächsten Unterschlupf kommt.

Bedenklich ist allerdings, dass die PC-Version deutlich hinter der Optik der Highend-Konsolenvariante zurückbleibt. Im

Die mit Bienenreflex verlangsamten Regentropfen sind auch nach dem x-ten Mal immer wieder ein Hingucker!
Bienenstock wirken einige Texturen selbst auf höchster Auflösung merkwürdig schwammig. Und wo man auf der 360 in Regentropfen zu versinken droht, sind auf Rechenknechten deutlich weniger Wassergefahren vorhanden - was den ohnehin niedrigen Schwierigkeitsgrad nochmals nach unten schraubt.

Die PS2-Fassung mit der vermeintlich schwächsten Hardware hingegen scheint adäquat ausgenutzt zu werden. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten liefert der Grafikmotor saubere Arbeit ab - allerdings auch nicht mehr als das. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass für die Zwischensequenzen quasi die abgefilmten Varianten der 360-Cutscenes hergenommen werden. Inhaltlich bewegen sich diese drei Versionen jedoch alle auf einem Niveau.

Wii-Biene

Ganz anders auf dem Wii. Auch hier hat Beenox die Finger mit im Spiel, doch das finale Design liegt bei Smart Bomb Interactive. Das Team scheint aber nur die grundsätzliche Konzeptvorlage sowie einige Grafikassets bekommen zu haben und hat daraus dann die Wii-Version gestrickt. Zwar hat man auch hier die Mischung aus Job-Mission im Bienenstock sowie Außenarealen, die im Normalfall mit der Geschichte verknüpft sind. Doch schon das deutlich andere Kartenlayout von New Hive City (PC, 360, PS2 sind identisch aufgebaut) deutet an, dass die Unterschiede doch größer zu sein scheinen als ich anfänglich angenommen habe.

Angesichts der Firmenpolitik von Activision bei den letzten Lizenzspielen wie Transformers oder Shrek, wo identische Inhalte nur an Remote-/Nunchuk-Steuerung angepasst wurden, ist dies ein überraschender Schritt.

Allerdings ist dies auch ein Schritt, der der Wii-Version gut tut. Denn so kommen Nunchuk-Bienen nicht nur in Genuss von einigen exklusiven Inhalten wie besonderen Minispielen. Bee Movie spielt sich auf Wii trotz nahezu identischer Erzählstruktur sowie ähnlichen Aufgabenstellungen, was Jobs, die Erforschung der Welten usw. betrifft, ganz anders. Doch ist anders auch besser? In diesem Fall würde ich sagen: Ja! Natürlich kann das Abenteuer mit Remote-Unterstützung nicht mit der optischen Pracht der 360-Version mithalten und verliert hier ein paar Punkte. Doch der clevere Einsatz der Kontrollmechanismen sorgt dafür, dass ich deutlich stärker ins Spiel gezogen werde als es bereits durch die gelungene Kulisse auf der Xbox 360 gelingt. 

Es macht einfach mehr Spaß, wenn ich auf dem Wii von einem Frosch mit seiner klebrigen Zunge gefangen werde und mit Remote und Nunchuk strampeln muss, um wieder loszukommen als auf den anderen Systemen, bei denen ich "nur" einen Knopf hämmern muss.

Die Wii-Version setzt auf ähnliche Inhalte wie die Fassungen auf den anderen Systemen, spielt sich aber nicht nur hinsichtlich der Kontroll-Mechanismen ganz anders.
Auch die Luftkämpfe, bei denen ich direkt mit der Remote auf die Libellen und Hornissen ziele als mich auf die gute Zielhilfe bei den anderen Versionen zu verlassen, wirken intensiver und ziehen mich mehr ins Geschehen. Ganz zu schweigen von den zusätzlichen Möglichkeiten, die mir z.B. in den Dogfights zur Verfügung stehen. So kann ich an bestimmten Hotspots die Verfolger in Venus-Fliegenfallen oder die Netze von lauernden Spinnen locken, die die Gegner für mich entsorgen.

Während die Wii-Version spielerisch den runderen und insgesamt auch fordernderen Eindruck hinterlässt, sorgt die Technik immer wieder für  Stirnrunzeln. Allen voran die Soundbugs in der deutschen Version, bei denen sehr häufig der gesprochene Text asynchron zum gezeigten Bild ertönt. Dies ist übrigens ein Problem, das auch die PS2-Version plagt. Diese wiederum ist zusammen mit der 360-Variante im Gegensatz zu Wii und PC multilingual und lässt auch die englische Sprache zu, in der sich Komödiant Jerry Seinfeld und John Goodman ein Stelldichein geben.

Doch auch die Kulisse, die sich zwar stimmig, aber eben auch mit technischen Mankos wie Rucklern behaftet zeigt, macht deutlich, dass die Priorität der spielerischen Inhalte deutlich vor den optischen Optimierungen lag.

Insofern wäre die Königsfassung eigentlich der logische Zusammenschluss aus den Spielinhalten der Wii-Version sowie der Optik der 360. So aber halten sich diese Fassungen in etwa die Waage und sollten die erste Wahl für bienenfreundliche Spieler sein.  

Fazit

Bis auf den mageren PS2- bzw-. Wii-Ausflug von Spider-Man konnten sich die Filmumsetzungen von Actvision dieses Jahr sehen lassen. Da macht auch Bee Movie keine Ausnahme. Barry Bensons Abenteuer ist eine solide Sammlung an Minispielen und Reaktionstest, die durch eine rudimentäre Anbindung an die Geschichte des Filmes zusammen gehalten werden und deren Unterhaltungspotenzial sich an eine jüngere Zielgruppe richtet. Doch auch eine ältere Zockergeneration kann mit Bee Movie unterhaltsame Stunden erleben. Hier raten wir allerdings zu dosierten Sessions, da sich ansonsten leichte Abnutzungserscheinungen einstellen. Wer die Qual der Systemwahl hat, sollte zu 360 oder Wii greifen. Während die 360 mit einer rundum sauberen und filmreifen Kulisse punkten kann, sorgt bei Remote-Bienen der ausgefeiltere Spielablauf sowie die clevere und gut gelungene Einbindung der Kontrollmechanismen für Freude. Die PC- und PS2-Varianten sind inhaltlich identisch zur 360-Version, nutzen aber hinsichtlich der Kulisse die vorhandene Hardware nicht aus und lassen so wichtige Punkte liegen. Doch egal, auf welchem System ihr mit dem Gedanken spielt, das Bienen-Abenteuer anzuschaffen: Barry B. Benson reiht sich in die dieses Jahr weitestgehend ausgeglichene Riege an guten Filmumsetzungen ein, ohne wirklich Glanzpunkte setzen zu können. Gelungene Familienunterhaltung, die unter nahezu jedem Weihnachtsbaum gut aufgehoben ist und die Feiertage versüßen kann...

Pro

Kulisse nah am Film (360)
gute Steuerung
diverse Mini-Spiele und Reaktionstests integriert
belebtes New Hive City
sympathisches Charakter-Design
zahlreiche Goodies freizuspielen

Kontra

etwas zu weit unten angesetzter Schwierigkeitsgrad
seltene Soundbugs (Wii, PS2)
schwache Kulisse (PS2)
technische Macken (leichte Ruckler etc., Wii)

Wertung

360

Gelungene Optik und unkomplizierte Spielmechanik machen Bee Movie auf der 360 zu interessanter Unterhaltung für die ganze Familie

PlayStation2

Eine passable Lizenzumsetzung, die technisch hinter den anderen Versionen her hinkt...

Wii

Dank ausgefeilter Steuerung auf einem Niveau wie die 360-Version - trotz einiger Detailschwächen in der Kulisse...

PC

Im Kern ebenso gute Unterhaltung wie auf 360. Technisch wird allerdings nicht das gleiche Niveau erreicht...

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