UFC Undisputed 200915.05.2009, Mathias Oertel
UFC Undisputed 2009

Im Test:

Der virtuelle Kampfsport wird dominiert vom Arcade-Prügler. Von Dead or Alive über Tekken und Soul Calibur bis hin zu Virtua Fighter reicht das Programm. Und auch wenn Letzteres mit leichten Simulationselementen auftrumpft, fehlt sie seit Fight Night Round 3: Die realistische Umsetzung von Kampfkunst. Doch mit UFC 2009 Undisputed schickt THQ einen viel versprechenden Vertreter in den Ring, der beweisen muss, dass die letzten Vorschuss-Lorbeeren gerechtfertigt waren.

Für Anfänger

Muss man wissen, was sich hinter Ultimate Fighting Championship, oder kurz: UFC, verbirgt? Nicht wirklich. Denn Spaß dürften alle Anhänger anspruchsvoller Kampfsportunterhaltung auch ohne Vorkenntnisse haben. Natürlich hilft es, wenn man weiß, welche Regularien dem sanktionierten Sport zu Grunde liegen, der in den USA für Rekorde bei den Pay-Per-Views sorgt. Da all dies aber den Rahmen dieses Tests sprengen würde, empfehle ich einen Abstecher zur offiziellen deutschen Seite bzw. dem amerikanischen Gegenstück . Dort findet man Infos, Regeln und nicht zuletzt auch das eine oder andere Video aus den Archiven der UFC. Alternativ kann man auch einen

Video: Die UFC-Stars beziehen Stellung zu ihren virtuellen Alter Egos.
Abstecher zum DSF machen, das die Lizenz für einige ausgewählte Sendungen der UFC hält.

Für den Einstieg in den virtuellen Ring ist nur eines wichtig: Im Gegensatz zum Boxen wird hier nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit den Beinen und vor allem auch viel am Boden gekämpft. In diesem Mixed Martial Arts-Zirkus treffen Kickboxer, Vertreter des Jiu-Jitsu, Boxer, Ringer, Muay Thai-Kämpfer und sogar Ex-Stars des Sports Entertainment wie Brock Lesnar aufeinandre, um den ultimativen Kämpfer zu bestimmen.

Natürlich darf man ein Markenzeichen der UFC nicht unerwähnt lassen: Das Octagon. Dahinter verbirgt sich der achteckige von gut 1,80 m hohen Abgrenzungen umgebene Ring, in dem die Athleten drei bis fünf Runden à fünf Minuten kämpfen.

Und bevor die Diskussionen losgehen: Nein, es geht bei UFC weder darum, den Gegner so brutal und so spektakulär wie möglich bewusstlos zu schlagen noch haben die Athleten das erklärte Ziel, den Kontrahenten zu verletzen. Doch wie bei jeder anderen Sportart wie auch z.B. Boxen, Fußball und Basketball kann es natürlich auch im MMA zu Verletzungen kommen. Es ist ein sportliches Duell - mitunter etwas härter als Boxen, aber letztlich sehr fair, mit viel Respekt vor dem Talent und den Fähigkeiten des jeweiligen Gegners.

Für Knopfdrücker

In den Vorschauen hatte es sich bereits angedeutet: UFC 2009 Undisputed sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern hebt sich auch hinsichtlich der Steuerung ganz ganz weit vom üblichen arcadigen Knopfgehämmer ab. Und dieser Eindruck wird mit jeder Stunde verstärkt, in der man sich immer tiefer in die fordernden und mit einer steilen Lernkurve versehenen Kontrollmöglichkeiten einarbeitet. Glücklicherweise hilft das Training bei den ersten Schritten weiter, das einem nicht Hiebe, Tritte, Griffe und Konter, sondern auch einige Kniffe für alle Situationen zeigt.

Die vier Knöpfe dienen zur Kontrolle der Arme bzw. Beine. Die linken Schultertasten dienen zur Modifizierung der Angriffe, die rechten zum Blocken bzw. sie führen bei gutem Timing direkt zu einem Konter. Und obwohl man mit dieser Belegung alleine durchaus rechtfertigen könnte, dass UFC doch nicht mehr ist als eine Arcade-Klopperei mit realistischem Hintergrund, könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn im Gegensatz zu allem, was man mit Arcade assoziiert, ist bei UFC dank eines ausgefeilten Physiksystems noch lange nicht gewährleistet, dass ein Schlag Richtung Kopf auch dort landet - ungeachtet dessen, ob ein Block gesetzt ist oder nicht.

So spielt z.B. der Abstand zum Gegner eine entscheidende Rolle und bringt so ganz nebenbei je nach Entfernung weitere "Bewegungs-Sets" mit sich. Und sobald z.B. der Fuß zum gegnerischen Kopf geht, kann es sein, dass durch eine Ablenkung der Tritt nur an die Schulter geht oder im schlimmsten Fall gar in einer Bewegung des Gegners landet, die dazu führt, dass man unversehens auf dem Boden landet. Und selbstredend kann man auch in einen gegnerischen Tritt hineinlaufen, der zum sofortigen Knockout führt. Kein Kampf ist wie der andere und selbst der sicher geglaubte Punktsieg kann durch eine unachtsame Attacke schnell in bittere Gefahr gebracht werden, während man selbst auf die Matte geschickt wird und der Kontrahent mit der zweiten Luft und dem plötzlichen Vorteil im Rücken wild zurückschlägt.

Für Fortgeschrittene und Profis

Und als ob das nicht reichen würde, kommt mit dem Clinch und dem unter Umständen daraus resultierenden Kampf am Boden eine frische Komponente hinzu, die nicht nur neue Siegarten wie Aufgabegriffe möglich macht, sondern auch der Steuerung eine unverbrauchte Ebene hinzufügt: Sobald man den rechten Stick in seine Kontrolloptionen einbezieht, gewinnt UFC nicht nur taktische Tiefe, sondern eine komplett neue Dynamik. Denn hier werden sämtliche Griffe initiiert, Würfe angesetzt und auch Versuche, den Gegner frontal in den Bodenkampf zu zwingen, werden über den Stick eingeleitet.

Ist der Kontrahent auf der Matte, kann man durch bestimmte Bewegungen des rechten Sticks versuchen, seine Position zu verbessern - wobei man aus jeder "Stellung" heraus in der Lage ist, den Gegner mit Schlägen und/oder Tritten zu traktieren. Richtig bedrohlich wird es vor allem im so genannten "Full Mount", bei dem der Angreifer sehr starke Chancen hat, den verteidigenden Kämpfer ins Reich der Träume zu schicken oder zumindest so weit zu schwächen, dass der Ringrichter den Kampf abbricht und man den Sieg per technischem K.O. einfährt. Damit es nicht so weit kommt, kann der Verteidiger immer wieder durch gutes Timing blocken und im Bestfall sogar den Angriff zu seinen Gunsten umkehren.

Und: Aus nahezu jeder Bodenposition kann man versuchen, den Herausforderer in einen Aufgabegriff zu zwingen, der aber natürlich auch abgewehrt oder gar gekontert werden kann.

             

Die taktischen Möglichkeiten sowie die Dynamik, die sich aus den teils sehr unterschiedlichen Kampfstilen ergeben, sind nahezu unendlich. Es scheint zwar mit jeweils drei Stilen für den "stehenden" sowie den Bodenkampf sehr überschaubar, doch sobald man sich einmal mit den verschiedenen Varianten vertraut gemacht hat, die mit den gut 80 (!) Kämpfern aus fünf Gewichtsklassen angeboten werden, werden die Unterschiede mehr als deutlich. Ein Boxer mit Bodenkampfattribut Ringer fordert eine andere Herangehensweise als ein Muay Thai-Athlet, der am Boden mit brasilianischem Jiu-Jitsu (BJJ) seine Gegner schwächt. Und der wiederum spielt sich deutlich anders als ein Kickboxer, der am Boden Judo-Kunst einsetzt.

Physkalisch berechnete Treffer sorgen dafür, dass jeder Kampf seine eigene unwiderstehliche  Dynamik entwickelt.
Um allerdings die komplette Spannung genießen zu können, empfehle ich, die Anzeigen für Ausdauer und Kraft wie in der Standardeinstellung vorgesehen, auszuschalten.

Zwar ändert man seine Kampftaktik zwangsläufig, wenn man die Anzeigen vor Augen hat. Doch da die Athleten auch durch visuelles Feedback wie erschöpftes Atemholen und langsame Bewegungen verdeutlichen, dass ihre Ausdauer gegen Null geht und man gefälligst auf Abstand zum Gegner gehen sollte, um sich zumindest kurzzeitig zu erholen, wirken die "Energieleisten" wie eine Verbeugung vor den Arcade-Spielern. Ich jedenfalls komme gut ohne sie aus.

Was anfänglich wie eine überbelegte und nicht erlernbare Kontrollbarriere erscheint, wird erschreckend schnell zu einer motivierenden Herausforderung. Und mit jeder neuen Bewegung, die man entdeckt, mit jedem Konter, mit jedem Schlag oder Tritt, der zu einem der teils spektakulären und mitunter überraschenden KOs führt, will man mehr. Nur noch einen Kampf. Nur noch eine Revanche. Das "Dieses Mal mach ich dich fertig"-Syndrom kennt kein Erbarmen - zumal man auch in einem soliden, aber nur das Nötigste bietenden Online-Modus um Ruhm und Ehre kämpfen kann. Doch die unglaublichen Möglichkeiten und die Dramatik, die sich in jedem Kampf offenbaren, haben UFC einem Kometen gleich in Awardsphären katapultiert - und so ganz nebenbei dem diesen Sommer erscheinenden Fight Night Round 4 den Fehdehandschuh quer durchs Gesicht gezogen. Kann EA da mithalten? Ja: Boxen ist sowohl in der Realität als auch in der virtuellen Form filigraner und eleganter. Doch die brachialen Auseinandersetzungen in Undisputed sind ein beispielhafter Weckruf, dass auch auf HD-Systemen alle Kampfsportspiele immer nur an der Oberfläche der Möglichkeiten kratzten. Aber mittlerweile schlägt UFC einen neuen angenehm realistischen Weg ein. Das Genre braucht mehr physikalische Authentizität, plausible Trefferwirkungen und Simulationsflair wie dieses.

Für Nörgler

 

Im so genannten "Full Mount" hat der Verteidiger eine denkbar schlechte Ausgangs-Situation...

Allerdings wird der strahlende Kampfsportstern durch einige dunkle Wolken abgeschwächt. Nehmen wir z.B. die Karriere, die den einzigen langfristigen Unterhaltungswert für Solisten darstellt. Das Grundkonzept klingt gut: Man baut sich im potenten und hinsichtlich des Gesichtes mindestens auf einem Niveau mit EAs Gameface befindlichen Editor samt Custom Tattoos, die unter Umständen aber nicht online verwendet werden können, einen Athleten, packt ihn auf einen der insgesamt 100 (!) zur Verfügung stehenden Slots und schickt ihn auf den ruhmreichen Weg durch die UFC, an dessen Ende im besten Fall der Gewinn des Titelgürtels sowie der Export der Figur zur "allgemeinen" Verwendung steht. Auch der Kniff, den Spieler immer wieder mit gut ausbalancierten Entscheidungen bzgl. der Weiterentwicklung der Figur zu motivieren, während man auch hinsichtlich des nächsten Kampfes seine Ausdauerwerte im Auge behalten sollte, ist auf dem Papier gelungen. In einer Trainingswoche kann man seine drei Grundwerte (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer) steigern, im Sparring kann man sich Punkte verdienen, die man frei auf die enorm umfangreichen Fähigkeitswerte in ihrer defensiven und offensiven Variante verteilen kann.

Zusätzlich gibt es Einladungen zu Trainingscamps, in denen man durch Erfüllen bestimmter Vorgaben quasi Erfahrungspunkte sammelt und schließlich im Level seiner Kampfstile aufsteigen kann, was neue Bewegungsmöglichkeiten mit sich bringt.

Abgerundet wird alles durch größtenteils belanglose Sponsorentermine wie nicht beeinflussbare Interviews oder Foto-Shootings, an denen man teilnimmt - oder auch nicht.

Klingt doch nicht schlecht? Ist es auch nicht. Ganz im Gegenteil. Vor allem in der Anfangsphase ist man damit beschäftigt und motiviert, zwischen den angesetzten Kämpfen einen idealen Trainingsrhythmus inklusive nötiger Ruhephasen zu finden.

Doch irgendwann stellt sich eine gewisse Routine ein. Eine Routine, die leider auch nach mehreren virtuellen Karriere-Jahren nicht durch Überraschungen oder gar Höhepunkte aufgebrochen wird.

Die Interaktion mit anderen Athleten oder Trash-Talk ist aktiv nicht vorhanden und die Beschränkung auf E-Mail-Nachrichten wirkt erschreckend trocken und teilweise aufgesetzt. Hier sollte für die nächste Auflage definitiv der Hebel angesetzt werden. Denn in dieser Form ist die Karriere zwar solide, lässt aber zu viele Wünsche unbefriedigt. Zumal in der Anfangsphase, die euch auch mit UFC-Präsident Dana White in seiner virtueller Form zusammen führt, einiges im Ansatz richtig gemacht wird.

Obendrauf scheint der erstellte Athlet nicht zu altern. Selbst nach zig Kämpfen in der UFC, die durch mehrwöchige Training- und Erholungs-Pausen durchzogen sind, ist mein Alter Ego immer noch so jung und frisch wie bei seinem Debütkampf. Unter dem Strich scheint dies nur eine unbedeutende Kleinigkeit zu sein. Doch letztlich ist sie symbolisch für das größtenteils ungenutzt bleibende Potenzial, das ein Karrieremodus abseits des Gewöhnlichen beinhalten könnte. Wieso z.B. gibt es nicht eine Karriereoption, die einen durch Elemente aus der UFC-Reality-Show Ultimate Fighter lotst? Hier böten sich ganz neue Aspekte, die dem Kampfspektakel eine weitere interessante Facette hinzufügen könnten.

Weiterhin wäre wünschenswert, auch durch die Teilnahme an Kämpfen die Möglichkeit zu bekommen, Punkte zur Verteilung auf seine Eigenschaften zu gewinnen. Das Praxis-Kampferlebnis ist höher einzuschätzen als graue Theorie oder Arbeit im Kraftraum.

     

Auch der andere Solo-Modus kann nur kurzzeitig gefallen, ist aber vor allem UFC-Neulingen ans Herz zu legen: Bei den "Klassischen Matches" bekommt man mit teils umfangreichen Videos aus den UFC-Archiven einen guten Eindruck vom echten Spektakel, bevor man selbst in den Ring steigt und versucht, in derselben Runde wie der Originalfight das identische Ergebnis zu erzielen; also z.B. in der zweiten Runde eine Aufgabe durch einen "Armbar" zu erzwingen oder aber in der dritten Runde den Sieg per TKO einzufahren.

Der vielfältige Bodenkampf spielt eine große Rolle in den UFC-Auseinandersetzungen.
Das ist so lange interessant, bis man die erste der vollmundig versprochenen "Belohnungen" einfährt, die nur aus einem kurzen Videoschnipsel des Originalkampfes besteht. Nett, aber nicht mehr und für die Langzeitmotivation eher unerheblich.

Für Gourmets

Ähnlich gelungen wie die Kontrollmechaniken präsentiert sich auch die technische Seite von Undisputed. Vor allem die Darstellung der Athleten kann sich sehen lassen: Die virtuellen Modelle von z.B. Brock Lesnar (kennen einige vielleicht noch aus WWE-Zeiten), Rich Franklin, Frank Mir, dem Ultimate Fighter-Sieger Michael Bisping, Georges St. Pierre und wie sie alle heißen, wurden ihren realen Vorbildern wie aus dem Gesicht gemeißelt. Der Wiedererkennungswert ist enorm hoch und hört erst bei den akkurat nachgebildeten Verhaltensweisen bei der von Octagon-Sprecher Bruce Buffer durchgeführten Vorstellung der Kämpfer sowie ihren Siegesgesten auf.

Auch die reichhaltige Move-Bibliothek wird zu einem enorm großen Teil sauber und geschmeidig animiert abgespult, wobei es von Zeit zu Zeit bei den Übergängen von unterschiedlichen Bewegungsabläufen oder Unterbrechungen der selben zu minimalen Störungen kommt, die man allerdings auch nur dann sieht, wenn man genau hinschaut. Zudem ist das Ausweichen eher unsauber und schwammig.

Doch spätestens wenn im Bodenkampf ein Konter den nächsten jagt und die Athleten flüssig wie Butter in der Sonne von einer Position in die andere wechseln, wird klar, dass das verantwortliche Team von Yukes Osaka (nicht zu verwechseln mit dem Smackdown-Team von Yukes Yokohama)  mit der von Grund auf neu entwickelten Engine einen wahrlich imposanten Grundstein für die Wiederbelebung der lange Jahre brach liegenden und vorher zwar ambitioniert, aber erfolglos umgesetzten UFC-Lizenz gelegt hat.

UFC 2009 Undisputed bietet eines der realistischsten und abwechslungsreichsten Kampfsport-Erlebnisse der letzten Jahre.
Von einer wächsernen Erscheinung der Athleten ist weit und breit nichts zu sehen, die Figuren reagieren bis auf sehr wenige Ausnahmen glaub- und vor allem sehr schmerzhaft auf das Aufeinandertreffen von Armen und Beinen auf Kopf und Körper. Und man hat beinahe schon das Gefühl, dass man die mit Testosteron und Adrenalin gefüllten Körper riechen kann, so überzeugend perlt der Schweiß von Gesicht, Rücken und Armen.

Für Nörgler, Teil 2

Doch auch, wenn der grafische Gesamteindruck insgesamt ein sehr guter ist: Für die nächste Ausgabe haben Yukes und THQ noch einiges zu tun. Nehmen wir z.B. die Wiederholungen. Bereits in der letzten Vorschau musste ich anmerken, dass in den Replays ein Schlag, der den Gegner auf die Matte geschickt oder vielleicht sogar KO geschlagen hat, deutlich nicht getroffen hat. Dieses Phänomen wurde zwar in der Zwischenzeit reduziert, tritt aber immer noch auf und sorgt jedes Mal für deutliche Abzüge in der B-Note. Die Dramatik oder Dynamik des Kampfes an sich werden dadurch nicht beeinflusst, doch die Nachhaltigkeit leidet.

Überhaupt lässt sich beim gesamten Drumherum noch einiges machen. Der gerade mal drei Ringrichter ist man irgendwann ebenso überdrüssig wie der Hand voll Arenen, die sich zudem nur bei genauem Hinsehen unterscheiden oder ewig gleich aussehen - selbst das realistische Boob-Bouncing der mit Standard-Körbchengröße versehenen Octagon Girls ist immer dasselbe.

Und wenn man schon dabei ist, die Atmosphäre und Darstellung noch stärker an die UFC-Fernsehproduktionen anzulehnen, könnte man bitte schön vernünftige Einmärsche einbauen - zumindest optional. Wer einmal auf einem Live-Event war, und mitbekommen hat, wie die Kämpfer sich ihren Weg durch die anfeuernde oder buhende Masse bahnen, denkt zwangsläufig mit Gänsehaut daran zurück. Und diese Gänsehaut könnte sich auch in der virtuellen Form einstellen und schließlich für ein runderes Präsentations-Erlebnis sorgen.

So ein Wirkungstreffer kann in Undisputed sehr schnell zum K.O. führen.
Auch die KI hat noch das eine oder andere Defizit zu bekämpfen. Von Zeit zu Zeit findet man eine Kombo, bei der sich die CPU-Gegner ungeachtet der Auswahl der fünf zur Verfügung stehenden Schwierigkeitsgrade entweder gar nicht oder nur zu behäbig wehren.

Ebenfalls in die Kategorie "Wäre schön wenn..." fällt das Einfügen eines optionalen wie aktiv steuerbaren Cutmans, den ich zwar in Fight Night Round 3 auch irgendwann ignoriert habe, der aber hier ebenfalls eine Daseinsberechtigung hätte, weil er ein essenzieller Bestandteil des UFC-Zirkus ist.

Wenig zu meckern hingegen gibt es bei der akustischen Umsetzung. Angefangen von brachialer Gitarrenmusik in den Menüs bis hin zu knackigen Geräuschen, wenn Körperteile schmerzhaft aufeinanderprallen hinterlässt Undisputed in dieser Hinsicht einen runden Eindruck. Selbst die Kommentare vor und während der Kämpfe, die von den originalen Kommentatoren eingesprochen wurden, werden trotz zwangsläufig zu erwartender Wiederholungen nur selten langweilig - der Enthusiasmus, mit dem die beiden hier zu Werke gehen, zieht einen unweigerlich immer tiefer in den UFC-Strudel. Zumal es immer wieder Momente gibt, in denen sie sich nicht nur auf die pure Berichterstattung des Kampfes konzentrieren, sondern die eine oder andere Anekdote bzw. Vorgeschichte der Octagon-Athleten preisgeben.

 

Fazit

Dass mich die ultimativen Kämpfer in ihrer finalen Version dermaßen ans Pad fesseln und vor allem mit mehreren Spielern das "Eine Revanche geht noch"-Syndrom hervorrufen, hätte ich mir trotz aller Vorschau-Euphorie nicht träumen lassen. Aber hier kommen einfach viele gute Komponenten zusammen. Da wäre z.B. die Steuerung: Sie bietet in jeglicher Hinsicht umfangreiche Möglichkeiten, um den Gegner nicht nur zu zermürben, sondern in vielerlei Aspekten zu besiegen. Yukes hat die Essenz des Mixed Martial Arts-Zirkus im Allgemeinen, der Boxen wie eine Kindergarten-Auseinandersetzung wirken lässt, sowie des Sport-Spektakels UFC im Speziellen punktgenau erfasst. Und das bedeutet, man kann sich auf physikbasierte sowie gleichermaßen taktische wie dramatische, spannende wie dynamische, brachiale wie überraschende Auseinandersetzungen ohne Sieg-Garantie in einem achteckigen Ring freuen. Kein Kampf läuft nach Schema F und eine falsche Entscheidung kann dank der größtenteils sauber umgesetzten Physik die Niederlage durch KO bedeuten. Aber es gibt noch Nachholbedarf (Stichwort: Einmärsche, Arenen, Cutman etc.) und auch die Kollisionsabfrage in den Wiederholungen ist nicht immer sauber. Doch das sind Peanuts angesichts der motivierenden Eigendynamik, die die Kämpfe gegen menschliche Gegner oder im soliden Online-Modus entwickeln, je mehr man die komplexe Steuerung verinnerlicht. Sobald man jedoch alleine kämpft, verfliegt die Euphorie: Bereits nach zu kurzer Zeit wird die Karriere monoton und plätschert sich hin. Dennoch: UFC 2009 Undisputed hat sich dank seiner unberechenbaren Kampfvielfalt einen Award verdient. Seit Jahren ist mir kein Kampfsportspiel unter die Augen gekommen, das in beinahe jeder Hinsicht gegen den Strom schwimmt, dabei aber das Wesentliche nicht aus den Augen verloren hat: Spielbarkeit. Freut euch auf ein Duell-Erlebnis, das eine neue Zeitrechnung für realistischen Kampfsport einläuten könnte.


Glückwunsch an THQ! Und Mathias hat Recht - das ist das beste, weil innovativste und mutigste Kampfsportspiel seit Jahren. Virtua Fighter und Soul Calibur lasse ich deshalb dafür liegen, weil ein Entwickler endlich versucht, den Vollkontakt auch physikalisch zu simulieren. Man kann das Knockout-Gespenst quasi bei jedem krachenden High Kick und jedem ungestümen Vorrennen hören. Man kann nicht nur in den Muay-Thai-Clinch gehen, sondern auch zig Griff-, Hebel- und Ringtechniken einsetzen. Ich wurde wirklich überrascht von der Authentizität der Animationen, von der taktischen Vielfalt und gnadenlosen Unberechenbarkeit dieser Duelle - kein Fight gleicht dem anderen, der kleinste Deckungsfehler wird bestraft! Bisher kannte ich den UFC-Zirkus zwar nicht, weil ich eher das japanische K1 und Boxen geschaut habe, aber dieses Spiel ist die beste Werbung für die hierzulande oftmals verschmähten, weil als brutal abgestempelten Mixed Martial Arts. Nach den vielen packenden Kämpfen mit Mathias war eigentlich der Weg frei für Platin. Aber dann kam neben den ärgerlichen Kollisionsabrage-Fehlern der Leberhaken: Die Karriere ist leider so monoton und frei von Dramaturgie, dass man als Solist schnell die Lust an seinem selbst erstellten Kämpfer verliert - da hat man viel Potenzial verschenkt. Egal, wir werden uns noch so manche Mittagspause im Octagon treffen!

Pro

<P>
packende Kampfsport-Simulation
umfangreicher Karriere-Modus...
gut 80 lizenzierte Athleten
bis auf wenige Ausnahmen hervorragendes Kontrollschema
Kämpfe spiegeln Dramatik und Dynamik der UFC wider
gelungene engl. Sprachausgabe
dramatische bis spektakuläre Wiederholungen
zahlreiche Siegmöglichkeiten
spannend-taktische Kämpfe
gut gelöstes Kontersystem
hoher Wiedererkennungswert der Athleten
auch nach dem x-ten Zuhören noch interessante Kommentare
physikalisch beeinflusste Trefferreaktionen
authentisch umgesetzter Bodenkampf
gute Tutorial-/Trainingsmöglichkeiten</P>

Kontra

gelegentliche KI-Anfälligkeit gegen bestimmte Aktionen-&nbsp;... der aber auf Dauer zu monoton ist
Wiederholungen zeigen Kollisionsfehler
manche Bewegungsübergänge leicht abgehackt bzw. unnatürlich
fehlende Einmärsche kosten Atmosphäre-Punkte
Ladezeiten

Wertung

360

Dramatisch, taktisch, dynamisch, spannend: Trotz Mankos in der Karriere ist Undisputed eines der erfrischendsten Kampfsport-Erlebnisse der letzten Jahre.

PlayStation3

Auch wenn die schwache Karriere das Gesamtbild trübt: UFC bietet mit ebenso dynamischen wie taktischen, brachialen wie spannenden Duellen das intensivste Kampfsport-Erlebnis der letzten Jahre.

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