Warhammer: Battle March30.05.2008, Marcel Kleffmann
Warhammer: Battle March

Im Test:

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2006 sollte Warhammer Mark of Chaos eigentlich brachiale Fantasy-Schlachten entfesseln, doch das Ergebnis war aufgrund durchwachsener Kulisse, schwacher Gegnerintelligenz und diverser Bugs nicht allzu ruhmreich (4P-Wertung: 76%). Mit "Battle March" folgt jetzt eineinhalb Jahre später das erste Add-On. Und wer große Änderungen erwartet, wird enttäuscht...

Zu lange gewartet?

Eineinhalb Jahre Entwicklungszeit für das erste Add-On ist wirklich eine hohe Hausnummer. Umso mehr könnte man den Eindruck gewinnen, dass bei Battle March allerhand Verbesserungen und Veränderungen frohlocken würden, dies ist jedoch ein Trugschluss.

Die "Grüne Flut" rollt an!
An der grundlegenden Schere-Stein-Prinzip-Kampfmechanik hat sich genauso wenig verändert wie an den bereits bekannten Präsentations-Defiziten.

So macht das Intro-Video einen wahrhaft sensationellen Eindruck und ermuntert dazu den "Intro wiederholen"-Knopf gleich mehrfach drücken zu wollen, doch danach geht es mit "normalen Zwischensequenzen" weiter, die mit verwachsenen Texturen und detaillosen Hintergründen alles andere als ansehnlich daherkommen, insbesondere in der Nahansicht. Folgt dann der Sprung in die Spielgrafik sieht es ähnlich übel aus: Einzig und allein die Charaktere/Einheiten und ihre Animationen stechen hervor, während die Umgebung prinzipiell nur Langeweile zu bieten hat, selbst in den neuen Lava- oder Wüstenlandschaften. An den zwei bis drei Minuten langen Ladezeiten pro Mission hat sich übrigens nichts getan...

Die Kampagne

Neben den bekannten Feldzügen (Imperium und Chaos) marschieren in der neuen Drei-Kapitel-Kampagne "Orks & Goblins" sowie die "Dunkelelfen" kriegslüstern auf das Schlachtfeld. Jedoch fehlt es ein wenig an Story-Zusammenhang zu 

Das Standbild ist wirklich schön überschaubar. In Bewegung geht die Übersicht jedoch flöten...
den bisherigen Feldzügen und dass ihr in der Kampagne immer wieder die Seiten wechselt ist, stört den Erzählfluss - generell ist der Umfang der neuen Kampagne mit einer der beiden Alten zu vergleichen. Auch der Spieltrott ist immer gleich: Auf der Übersichtskarte verschiebt ihr eure Truppen, wählt fast ausschließlich in linearer Manier die nächsten taktischen Schlachten aus (plus wenige Bonusmissionen), stellt die Einheiten auf und übernehmt dann das Echtzeit-Kommando über eure Truppenverbände, die Erfahrung und Gegenstände sammeln können.

Schön ist und bleibt, dass ihr nur durch taktische Überlegenheit bzw. gerissene Aktionen gewinnen könnt. Ihr müsst insbesondere das Gelände - vor allem Anhöhen - für eure Zwecke nutzen, clevere Formationen einnehmen und den Gegner auskontern, indem ihr beispielsweise feindliche Bogenschützen mit der Kavallerie nieder reitet oder gleich den Helden attackiert. Gegenstände und erweiterbare Talente für die Helden dürfen nicht fehlen und motivieren letztlich die Kampagne weiterzuspielen, was ebenfalls die Missionsziele mit eingestreuter Abwechslung versuchen, dennoch läuft es meist darauf hinaus die Feinde von der Karte zu putzen; selbst bei Mehrfronten-Konflikten. Des Weiterten stehen Belagerungen (zu selten) und Eskorten auf eurem Schlachtplan.   

Dass es keine Speicherfunktion innerhalb der Mission gibt, stößt mir durchaus negativ auf und das nicht nur, weil die Karten so groß sind, dass ein Einsatz zwischen dreißig Minuten und einer Stunde dauern und ein Fehler dafür sorgen kann, dass man wohlmöglich alles noch einmal spielen darf. Vielmehr gibt es überraschende Heldengefechte oder Skript-Aktionen auf die man im ersten Augenblick nur schwer reagieren kann. Warum es nicht mindestens ein oder zwei Checkpoints oder

Waaaagh, Stumpenz!
Speicherslots gestaffelt nach Schwierigkeitsgrad gibt, will nicht in meinen Kopf. Auch eine Pause-Funktion, in der man Befehle erteilen kann, würde so manch eine Überraschung entschärfen, vor allem wenn gerade die ohnehin schwache Wegfindung zur Hochform aufläuft und irgendwelche sinnlosen Umwege herbeizaubert. Nicht ganz so Helle ist ebenso die Computerintelligenz: Bei Fernkampfbeschuss bleiben manche Regimenter schnöde bzw. pazifistisch bis zum Tode stehen oder laufen euch alternativ gleich in die Arme, dafür erwarten euch schick geskriptete Hinterhalte...

Orkse und Langlöffel

Bei Mark of Chaos ließen sich die Grünhäute nur als Söldner anheuern und mit Battle March dürft ihr sie selbst kommandieren - das spart natürlich Arbeit, wenn man vorgefertigte Einheiten recyceln kann. Hierbei dürfen sich Ork-Freunde auf die einmalige "Waaagh!"-Sprache der "Grünen Flut" freuen, bestehend aus Schwarzorks, Wildschweinjungz, Schamanen, Steinschleudaz, Speerwerfer, etc. Der Story-Feldzug beginnt damit, dass ihr zunächst die anderen Stämme vereinigt und ihnen zeigt "waz wir draufhab'n Jungz", um letztendlich gemeinsam gegen Zwerge (Orkisch: Stumpenz) und das Imperium (Orkisch, z.B. Menschis) in den Krieg zu ziehen, wobei die deutschen Synchronsprecher ruhig stärker ins Mikro hätten grunzen können; hier geht Flair verloren, was kombiniert mit den ohnehin schwachen Zwischensequenzen stärker ins Gewicht fällt. 

Helden-Duell: Gorbash vs. Sigmarpriester

Deutlich schwächer präsentieren sich die Dunkelelfen, die wie eine halbherzige Kopie ihrer Erzfeinde - der Hochelfen - wirken und mit Speerträgern, der Schwarzen Garde, Harpien, Zauberinnen und Hochgeborenen etwas taktiklastiger als die Orks daherkommen, ihnen aber trotzdem nicht das Wasser reichen können. Trotz lahmer deutscher Synchronisation sind die Orks viel markanter. Fast nicht der Rede wert ist die neue Einheit für alle anderen Fraktionen aus dem Hauptprogramm.

Welteroberungsmodus

Für den Mehrspieler-Modus haben sich die Entwickler einen Weltherrschaftsmodus einfallen lassen, der nur über GameSpy funktioniert und seltsamerweise gar nicht für den Singleplayer-Modus angepasst wurde, was sich ja förmlich anbieten würde! Wieder eine verschenkte Idee! Als angehender Weltherrscher loggt ihr euch ein

Videos

-Trailer 2und wählt Imperium, Hochelfen, Chaos, Skaven, Orks & Goblins oder Dunkelelfen aus. Zu Beginn sind die Gebiete gleichmäßig unter den drei Völkern verteilt und ihr müsst für euer Volk so viel wie möglich erobern (inklusive Boni pro Region). Kommt es zum Kampf und wenn ihr dann auf die "In den Kampf"-Schaltfläche klickt, wird nach einem Kontrahenten gesucht und wenn ein Volk 100 (!) Siege erzielt, übernimmt es das entsprechende Gebiet. Was jetzt nach einer interessanten Idee klingt, ist leider ein völliger Reinfall, denn es gibt erstens kaum bis gar keine Spieler und zweitens ist der Online-Modus nicht gerade stabil oder gut erreichbar. Tja, eine Singleplayer-Welteroberung hätte mehr Sinn gemacht!

Fazit

Warhammer Mark of Chaos Battle March kommt einfach zu spät und bietet ehrlich gesagt nichts allzu Spektakuläres. Hätten die Entwickler zumindest etwas eingebaut, was die eineinhalbjährige Zeit rechtfertigen würde – abgesehen von den notwendigen Patches für das Hauptspiel. Aber zwei neue Rassen, eine Kampagne, eine neue Einheit pro Fraktion und ein (kaum sinnvoller) Mehrspieler-Modus sind irgendwie zu wenig und zudem längst nicht so ausgefeilt wie es scheint. Obwohl die Orks einen Coolness-Faktor von 10 auf der nach oben hin offenen Waaaagh-Skala haben, müssen sie sich unverständlicherweise ihre Kampagne mit den Dunkelelfen teilen und wahnsinnig beeindruckende Einheiten hat keine der Seiten zu bieten; Dawn of War macht es da viel besser. Fast gar keine Veränderungen erfahren hat das taktische Kampfsystem - das eigentliche Highlight -, schon allein weil Formation und die Position im Gelände einen starken Einfluss haben können. Zumindest hier kann Battle March punkten. Auch das Aufwerten der Helden motiviert, aber warum muss die Wegfindung so schlecht sein, warum sind die Ladezeiten so lang, warum ist die Welteroberung auf den Mehrspieler-Modus beschränkt und warum verflixt noch mal gibt es keine Speicherfunktion bei solch einem knackigen Schwierigkeitsgrad? Fragen über Fragen...

Pro

taktisch fordernde Schlachten
Orks versprühen viel Flair und Coolness
Formationen und Platzierung im Gelände haben Einfluss auf die Kämpfe
Kampagnen-Missionen mit Abwechslung
motivierende Helden- und Truppenverbesserungen (Talente bzw. Erfahrung)
eine neue Einheit pro Fraktion
durchaus interessante Geschichte
schön gestaltete Armeen/Einheiten
Soundtrack
tolles Introvideo

Kontra

horrende Ladezeiten
Beschränkung der Welteroberung auf den Mehrspieler-Modus
Orks und Hochelfen bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück
vergeigtes Speichersystem
man kann keine Befehle in der Pause erteilen
schwache Präsentation
stark veraltete Kulisse (Landschaft)
wenig Zusammenhang mit Mark of Chaos
Helden-Kämpfe weiterhin zu flach
ziemlich lineare Kampagne
nicht alle Truppentypen sind sinnvoll
Multiplayer-Modus instabil, nicht erreichbar und nicht sehr belebt
Übersichtsprobleme in großen Gefechten (Armeewappen überlappen sich, etc.)
zwei neue Fraktionen, eine Kampagne
Übersetzungsfehler

Wertung

PC

In der Theorie ein taktisch anspruchsvolles Strategiespiel, in der Praxis chaotisch und spröde.

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