Avatar - Der Herr der Elemente: Die Erde brennt19.11.2007, Jens Bischoff
Avatar - Der Herr der Elemente: Die Erde brennt

Im Test:

Kennt ihr die Nickelodeon-Zeichentrickserie Avatar - Der Herr der Elemente? Inzwischen gibt es bereits das zweite Videospiel zur TV-Vorlage, in der Luftnomade Aang die Macht über ein weiteres Element, das der Erde, erlangt, um der bedrohlichen Feuernation die Stirn zu bieten. Eine weitere Lizenz-Versoftung von der Stange oder ein spannendes Abenteuer für Fans und solche, die es werden wollen?

Kurz und schmerzlos

Die Erde brennt erzählt die Abenteuer von Aang und seinen Freunden im zweiten Buch der Avatar-Saga, wo der kahlköpfige Luftnomade den Umgang mit dem Element der Erde lernt. Nebenbei gilt es einen weiteren Angriff der machthungrigen Feuernation abzuwehren, das ein oder andere Rätsel zu knacken und natürlich jede Menge Widersacher windelweich zu schlagen.

Grafisch ist Avatar alles andere als ein Hingucker - auch die übrige Präsentation ist reichlich mau...
Dazu stehen euch insgesamt acht Charaktere zur Auswahl: Neben Aang, Katara, Sokka, Toph und Momo dürft ihr während der sieben kurzen Story-Kapitel auch in die Rollen von Jet, Suko und Iroh schlüpfen. Selbst Flugbison Appa horcht während einiger luftiger Abschnitte in abgespeckter Panzer Dragoon -Manier auf euer Kommando.

Da stets zwei Protagonisten gemeinsam unterwegs sind, darf sich sogar jederzeit ein zweiter Mitspieler ins Spielgeschehen einklinken. Spielt ihr allein, müsst ihr hingegen auf die Geschicke eines KI-Gefährten vertrauen, wobei ihr jederzeit zwischen den beiden aktuellen Helden hin und her wechseln dürft. Welche Charaktere wann in Aktion treten, ist jedoch fest vorgeschrieben, individuelle Auswechslungen sind nicht möglich. Zudem ist das Abenteuer nicht allzu lang - schon nach fünf, sechs Stunden seid ihr am Ziel eurer Reise. Wer will, kann danach zwar bestimmte Passagen wie Flugabschnitte und Bossfights oder einzelne Kapitel nochmals wiederholen, um eventuell verpasste Boni wie Artworks und Musikstücke freizuschalten, besonders hoch ist der Wiederspielwert jedoch nicht - vor allem, da der einzig verfügbare Schwierigkeitsgrad alles andere als fordernd ist. Auch die Möglichkeit dröge KI- und Zwei-Spieler-Duelle in der Kampfarena zu bestreiten, ist nicht sonderlich reizvoll.

Vergebene Chancen

Immerhin konnte THQ sowohl für die englische als auch die deutsche Synchro (dürft ihr vor Spielbeginn frei wählen) die Originalsprecher der TV-Vorlage verpflichten. Die machen ihren Job meist auch recht gut, unrühmliche Ausnahmen gibt es aber ebenfalls. Ärgerlich ist auch die zumindest auf PS2 und Wii recht bescheidene Tonqualität der Sprachaufnahmen, die oft reichlich blechern und kratzig klingen. Auch die restliche Soundkulisse ist eher unspektakulär und hat teils mit Aussetzern zu kämpfen. Mit der grafischen Präsentation verhält es sich leider ähnlich: Die Charaktere wirken in vielen Sequenzen wie zweitklassige Statisten, die nur aus wenigen einfarbigen Polygonen bestehen und beim Reden nicht einmal ihre Lippen auseinander bekommen. Manchmal verschwindet euer Protagonist sogar komplett vom Bildschirm und ihr seht nur noch dessen Fußspuren...

Neben öden Prügeleien und netten Koop-Rätseln geht es auf Appas Rücken in die Lüfte.
Vielleicht sollten die Entwickler mal Nachhilfe bei Level-5 (u. a. Rogue Galaxy ) nehmen, die wissen wie gut Cel-Shading-Charaktere selbst auf betagten Systemen aussehen können. Aber auch die Umgebungen und Animationen wirken reichlich plump - vom unsichtbar begrenzten, geradlinigen Leveldesign ganz zu schweigen.

Zumindest halten die schlauchförmigen Spielabschnitte einige elementbasierte Team-Rätsel bereit, die vor allem im Koop-Modus für angenehme Auflockerungen im ansonsten trüben Prügelalltag sorgen. Man kann zwar Springen, Blocken und Ausweichen, aber das ist angesichts der quasi nicht existenten Gegner-KI höchstens bei manchen Bossfights nötig. In der Offensive gibt es lediglich zwei Angriffstasten für Nahkampf- und Distanzattacken, die ihr zu einer Handvoll statischer Kombos verketten könnt. Sammelt ihr alte Schriftrollen ein, könnt ihr auch vorgefertigte Spezialangriffe vom Stapel lassen, von denen jeder Charakter gerade mal einen beherrscht. Immerhin dürft die die Kampfattribute eurer Helden nach eigenen Vorlieben beeinflussen und mit gesammelten Übungspunkten die Stärke von Nahkampf-, Distanz- und Spezialangriffen jederzeit verändern. Trotzdem fehlt es den Kämpfen einfach an Dynamik und Abwechslung. Mehr als blindes Tastenhämmern ist kaum nötig, wobei die Wii-Fassung so gut wie keinen Gebrauch von den Bewegungsfunktionen der Wiimote macht und sich eher durch umständliches Tasten-Layout von der ansonsten inhaltsgleichen, aber gegenüber 360 und Wii preislich günstigeren PS2-Version abhebt.

Dafür wirkt die Grafik auf Wii einen Tick runder und die Ladezeiten sind deutlich kürzer. Die 360-Fassung lädt ebenfalls flotter und sieht von allen Versionen am besten aus - auch wenn das angesichts der generell recht mauen Technik nicht viel heißt... Die nicht immer optimale Kamera lässt sich in übrigens keiner Fassung manuell justieren, was aber gerade in den seltenen Stealth-Abschnitten, in denen ihr euch mit oder ohne Tarnung an Gegnern kampflos vorbei schleichen müsst, durchaus Sinn gemacht hätte. Aber dann wäre die ohnehin schon gegen Null tendierende Herausforderung in diesen Abschnitten wohl noch geringer ausgefallen... So stellen halt die gelegentlichen Reaktionstest, in denen ihr eine halbe Ewigkeit Zeit habt, um auf dem Bildschirm eingeblendete Tastenfolgen zu drücken, die anspruchslosesten Passagen dar. Leider kommen diese Koordinationsübungen für Scheintote auch bei Aangs gescripteten Avatarverwandlung zum Einsatz, so dass selbst die Bosskämpfe gegen Ende stets zur Farce werden. Das hat der quirlige Luftnomade einfach nicht verdient...   

Fazit

Die Erde brennt ist leider eine in allen Belangen unterdurchschnittliche Lizenzverwurstung mit nur wenigen Lichtblicken. Der Umfang ist bescheiden, die Technik mau, die Präsentation billig und das Kampfsystem so anspruchsvoll wie das Zubereiten einer Tütensuppe. Ihr prügelt euch auf völlig linearen Pfaden durch sieben unspektakuläre Levels, bewältigt eingestreute Reaktionstests und Flugeinlagen, die selbst ein grenzdebiler Laboraffe unter Drogeneinfluss mit links meistert und ärgert euch trotz Originalsprecher über miese Tonqualität (PS2 & Wii), nervige Ladezeiten (PS2), unhandliche Steuerung (Wii) und einen viel zu harmlosen Schwierigkeitsgrad. Lediglich die teils nett inszenierten Team-Rätsel im Koop-Modus sorgen hin und wieder für Laune. Das dürfte aber selbst für anspruchsloseste Fans der Zeichentrickvorlage zu wenig sein. Es sei denn, es handelt sich dabei um blutige Anfänger oder sehbehinderte Grobmotoriker, deren Geschick schon beim Einlegen einer DVD auf eine harte Probe gestellt wird. Denn wenn nicht, wird euch Die Erde brennt hoffnungslos unterfordern, zu Tode langweilen und jeden Glauben an einen hoffentlich anspruchsvolleren dritten Teil verlieren lassen - erfolgsversessene 360-Spieler freuen sich immerhin auf in nur zwei Minuten verdiente 1.000 Gamerscore-Punkte...

Pro

nette Team-Rätsel
gelungener Koop-Modus

Kontra

geringer Umfang
billige Präsentation
ödes Kampfsystem
angestaubte Technik

Wertung

360

Dürftiges Lizenzgekloppe mit leicht verdienten Erfolgen.

Wii

Dürftiges Lizenzgekloppe mit durchwachsener Steuerung.

PlayStation2

Dürftiges Lizenzgekloppe mit zehrenden Ladezeiten.

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