FIFA Street 322.02.2008, Michael Krosta
FIFA Street 3

Im Test:

Mit dem dritten Anlauf von Fifa Street startet EA einen neuen Versuch, die Coolness von Straßenfußball mit lässigen Tricks einzufangen. Da die beiden Vorgänger sich dabei nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, sollen jetzt ein neuer Ansatz mit Comic-Look und runderneuerte Spielmodi die Wende bringen. Sorgt das neue Konzept für mehr Spaß auf dem Platz?

Comic-Kicker

Die erste große Veränderung zu den Vorgängern ist offensichtlich: In Fifa Street 3 (ab 19,48€ bei kaufen) setzen die Entwickler voll auf den Comic-Look mit verfremdeten Spielern, die allesamt über seltsame Proportionen verfügen. So wirken vor allem die Oberkörper und Arme gestreckt, während die Beine oft den Anschein erwecken, als wären sie so dünn wie Streichhölzer. Kennt ihr diese typischen Karikaturen mit spitzen und leicht verzerrten Gesichtern, wie man sie oft in diversen Tageszeitungen sieht? Dann bekommt ihr eine Idee davon, wie die Fußballer hier aussehen. Doch trotz aller Verfremdungen erkennt ihr immer noch, um welchen Star es sich handelt - wie gewohnt nutzt EA auch hier die Fifa-Lizenz und präsentiert einen Kader internationaler Stars

Auch Ronaldinho macht seinem Ruf als Ballzauberer wieder alle Ehre. 
 wie Ronaldinho, Ballack & Co. Aber auch alte Veteranen wie chnauzbartträger Rudi Völler können freigespielt werden. Klar, über diesen Stil kann man sich streiten - mir gefällt er allerdings richtig gut und ich mag in dieser Beziehung EAs neuen Ansatz!

Schneller Kick & Herausforderungen

Für einen kleinen Kick zwischendurch ist das Einzelspiel die erste Wahl: Hier entscheidet ihr euch schnell für ein Team und wählt eine der acht Arenen, die euch u.a. ans Mittelmeer, an einen Strand und auch an abgefahrene Locations wie eine Bohrinsel führen. An Matchtypen bekommt ihr die gewohnte Auswahl und spielt z.B. so lange, bis einer der Spieler eine Mindestanzahl an Toren gemacht hat oder ganz klassisch auf Zeit. Daneben könnt ihr die Anforderungen aber auch noch weiter verfeinern und z.B. nur Gamebreaker-, Kopfball- oder Volley-Tore zählen lassen. Auch Tordifferenzen sind als Sieg-Kriterium möglich. Genau diese Einschränkungen sind auch ein wesentlicher Bestandteil des neuen Herausforderungs-Modus: Hier erwarten euch insgesamt neun Events, die alle aus mehreren Runden bestehen, die bestimmte Ziele für einen Sieg voraussetzen. Im Gegensatz zum schnellen Spiel habt ihr hier allerdings nicht mehr die Möglichkeit, diese Ziele nach euren Wünschen anzupassen, sondern müsst die entsprechenden Vorgaben erfüllen, um weiter zu kommen. Und falls es mal nicht beim ersten Anlauf klappt, stehen euch meist drei Continues zur Verfügung. Sind diese alle aufgebraucht, müsst ihr das komplette Event neu starten - auch wenn ihr euch z.B. schon bis zur letzten Runde vorgekämpft habt. Mit wachsendem Erfolg schaltet ihr neue Herausforderungen und auch Teams frei. Im Gegensatz zu den Vorgängern stellt ihr euch euren Kader hier allerdings nicht mehr selbst zusammen, sondern greift auf 24 vorgefertigte Mannschaften zurück, in denen die Spieler unterschiedlicher Nationen nach bestimmten Kriterien gemischt werden. Darunter befinden sich z.B. die Flitzer, in denen sich nur laufstarke Kicker befinden. Oder aber die Champions, in denen auch Rudi Völler wieder wie zu seinen

Akrobatik in der Luft: Manche Spieler wollen hoch hinaus...
besten Zeiten aufläuft. Wer im Stämmig-Team spielt, zeichnet sich dagegen in erster Linie für seine Nahkampffähigkeiten aus, während sich im Trickser-Team die echten Ballkünstler befinden.

Karriere adé!

Den Karrieremodus, wie man ihn noch vom Vorgänger kennt, gibt es nicht mehr. Das bedeutet: Keine Verteilung von Skill-Points, keine individuelle Mannschaftszusammenstellungen, kein umfangreicher Editor und keine Accessoires zum Sammeln und Ausrüsten eurer Profis. Zwar wurde das Karrieren-Gekicke in Fifa Street 2 schnell öde, doch ist der neue Herausforderungsmodus ein schlechter Tausch, da er im Grunde nichts anderes ist als ein extrem stark gekürzter Karrieremodus des Vorgängers. Das betrifft nicht nur die Handlungsmöglichkeiten, sondern auch den Spielumfang generell, denn viel zu schnell sind die Herausforderungen abgeschlossen. Was dann noch bleibt, sind Duelle gegen einen Kumpel, in denen ihr nach eigenen Wünschen ganze Spielserien mit verschiedenen Anforderungen kreieren könnt. Einzelspieler schauen dabei allerdings genau so in die Röhre wie beim Modus "Bolzplatzwahl", wo ebenfalls ein mindestens ein zweiter Spieler aus Fleisch und Blut anwesend sein muss. Wer noch das Procedere bei der Wahl der Mannschaften aus dem Sportunterricht in der Schule kennt, der weiß, was einen hier erwartet. Alle Fußballer des gewählten Teams stehen in einer Reihe und jeder der Spieler darf sich abwechselnd entscheiden, wer von ihnen der eigenen Truppe beitreten soll. Auf dem Platz geht es dann wieder zu wie gehabt und ihr dürft mit bis zu sieben Teilnehmern (Xbox 360: maximal vier Teilnehmer) an einer Konsole loslegen. Wollt ihr dagegen vorher lieber noch etwas üben, stehen euch die Türen zum Trainingsmodus offen.       

Trick-Feuerwerk

Wer bereits in den Vorgängern Tricks vom Stapel gelassen hat, wird sich schnell zurecht finden, denn viel hat man an der Spielmechanik nicht verändert. Noch immer steht der Trick-Stick - also der rechte Analogstick - im Zentrum des Geschehens, denn nur so zirkelt ihr den Ball stylisch an der gegnerischen Abwehr vorbei und ladet zusätzlich noch eure Gamebreaker-Leiste auf. Das erreicht ihr auch mit anderen coolen Manövern wie langen Passspielen, kleinen Moves mit Hilfe der Dreieck-/Y-Taste oder dem Entlanglaufen mit dem Ball an einer Mauer. Ist die Leiste gefüllt, aktiviert ihr auf Knopfdruck den Gamebreaker, mit dem der nächste Schuss auf den gegnerischen Kasten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Volltreffer wird. Allerdings fehlt diesen Special-Schüssen einmal mehr der nötige Wumms! Wenn ich in einem Arcade-Kick wie Fifa Street 3 während eines Gamebreakers den Ball voll abziehe, dann will ich, dass es kracht. Ich will, dass mein Subwoofer genau so ins Schwitzen kommt wie die Jungs auf dem Platz und meine Bude im Takt mit den Boxen bebt. Und was gibt mir EA? Einen läppischen Torschuss wie jeder andere, der nur durch den farbigen Schweif am Ball und das leicht verzerrte Bild ahnen lässt, dass hier gerade ein Hammer-Special vom Stapel gelassen wird - enttäuschend. Hinzu kommt, dass auch hier die Trick-Ambitionen schnell wieder von der nächsten Grätsch-Attacke zunichte gemacht werden und die Torwart-KI immer noch

Auf der PS3 hinkt Fifa Street 3 der 360-Fassung leider technisch hinterher: Kantenglättung, Farben und Texturen halten nicht mit. EA hat auch nur 30 Frames pro Sekunde für Sonys Konsole übrig, während der Kick für Microsoft mit 60 Frames läuft.
sehr zu wünschen lässt, da ihr zu viele Standard-Schüsse durch die Lappen ins Netz gehen. Auch hat mir der Torwart gegnerischer Teams beim Abstoß den vermehrt vor meine Füße geworfen - und das gleich mehrmals hintereinander. Sowas darf einfach nicht passieren!

Coole Animationen

Neben dem Comic-Stil sind es vor allem die Animationen der Ballkünstler, die in den Partien für Aufsehen sorgen, obwohl das Trick-Repertoire relativ begrenzt ist und man so schnell alle möglichen Moves zu Gesicht bekommt. Auch wirken die Animationen vor allem bei Verteidigungsaktionen wie Grätschen oft etwas abgehakt. Die Kulissen sind trotz cooler Locations dagegen nur durchschnittlich und etwas steril, denn abseits der Bolzplätze ist so gut wie gar nichts los. Zumindest aber setzen die beiden Kameraperspektiven "Action" und "Seitenlinie" das Geschehen gut in Szene, wobei letztere Einstellung eine bessere Übersicht liefert, so dass sich Spielzüge hier besser planen und vorbereiten lassen. Wie so oft bei EA-Titeln gibt es aber auch bei Fifa Street 3 wieder einen deutlichen Unterschied zwischen PS3 und Xbox 360. Bereits auf einem Event verriet uns einer der Produzenten, dass die Version für die Sony-Konsole mit maximal 30 Frames pro Sekunde auskommen muss, während es auf der 360 mit 60 Frames noch flüssiger zur Sache geht. Hinzu gesellen sich üble Flimmerkanten sowie verwaschene Farben bei den Texturen, weshalb die PS3-Version grafisch erneut merklich abfällt. Was soll denn das?

Minispiele wie das Balljonglieren gibt es hier leider nicht mehr - genau so wenig wie einen umfangreichen Karrieremodus. EA hat überall den Rotstift angesetzt.
Beim Sound sind beide Versionen dagegen wieder gleichauf und untermalen die Partien mit groovigen Electro-Tracks. Die nervigen Yo-Man-Kommentatoren machen glücklicherweise nur noch selten und auch nur leise im Hintergrund den Mund auf.

Der Online-Kick?

Auch online läuft der Ball rund! Doch gerade EA-Titel haben in der Vergangenheit den Spielspaß immer wieder durch ihre laganfälligen Server versaut - man denke nur an das Debakel der vergangenen NfS-Teile. Im Fall von Fifa Street 3 kann jedoch Entwarnung gegeben werden: Die Online-Matches liefen reibungslos und ohne störende Lags oder gar komplette Spielabbrüche über den Bildschirm. So muss das sein! Neben Ranglistenspielen mit unterschiedlicher Zielsetzung hat man auch eine Variante der interaktiven Liga eingebaut. Hier entscheidet ihr euch für eure Lieblings-Nation und bringt diese zusammen mit anderen Spielern in der Weltrangliste nach vorne, indem ihr Online-Spiele gewinnt. Auch die Bolzplatzwahl, in der ihr abwechselnd die Spieler für euer Team wählt, hat den Weg in den Onlinemodus gefunden.    

Fazit

Ist Fifa Street 3 der Neuanfang, der alles besser macht? Nein. Spielerisch bekommt ihr hier im Großen und Ganzen das gleiche Programm geboten wie schon in den beiden Vorgängern. Im Multiplayer kann das Gebolze durchaus ein schöner Kick für zwischendurch sein, aber Solo-Fußballer werden eher schlecht bedient. Denn statt einen umfangreichen Karrieremodus mit Editoren, Accessoires, individuell zusammengestellten Mannschaften und Skill-Punkten bekommt ihr hier nur neun Herausforderungen mit festen Teams, die auch noch schnell abgeschlossen sind. Auch den Trick-Modus findet ihr hier nicht mehr. So wirkt Fifa Street 3 mehr wie ein arg gekürztes Fifa Street 2, das zwar mit einem coolen Grafikstil punktet, aber immer noch nicht den Spaß entfachen kann, den ein lässiger Arcade-Kick eigentlich bieten sollte. Dazu fehlen einfach Wumms, Spektakel und Adrenalin auf dem Platz.

Pro

cooler Grafikstil
stylische Moves & Animationen
flüssige Darstellung
lizenzierte Spieler (auch Veteranen)
gute Übersicht
lagfreier Onlinemodus
intuitives Trick-Handling
verschiedene Sieg-Kriterien

Kontra

geringer Umfang für Solo-Kicker
Gamebreaker ohne Wumms
schwache Torwart-KI
kein Karrieremodus mehr
keine Minispiele mehr
Spielablauf fehlt der „Kick“
spielerisch kaum Neuerungen
oft nur eine Grätschorgie
starkes Kantenflimmern (PS3)
verwaschenere Farben (PS3)

Wertung

360

Stlistisch cool, spielerisch dagegen weniger! Fifa Street 3 ist genau so durchschnittlich wie seine Vorgänger und sorgt höchstens im Multiplayer für Spaß!

PlayStation3

Stlistisch cool, spielerisch dagegen weniger! Fifa Street 3 ist genau so durchschnittlich wie seine Vorgänger und sorgt höchstens im Multiplayer für Spaß!

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