Beijing 200822.05.2008, Paul Kautz
Beijing 2008

Vorschau:

Seit 1992 werden die olympischen Sommer- und Winterspiele offiziell versoftet - und da die ersten paar Male Altserientäter U.S. Gold am Programmcode saß, waren die ersten Games auch großer Mist. Im Laufe der Jahre wurden sie zwar immer besser (man denke dabei an Mario & Sonic), aber erstaunlicherweise lagen die inoffiziellen trotzdem fast immer vorn. Auch dieses Jahr gibt es wieder einen harten Kampf zwischen »Markenprodukt« und »Nebenbuhler« - wir haben beide unter die Lupe genommen.

Offiziell fortgeschritten

Im stilvollen Hauptmenü dröhnt beschwingte Musik auf mich ein, dezente Flötenklänge vermitteln chinesisches Flair, das »Dancing Beijing«-Logo spricht eine klare Sprache: Hallo, ich bin so offiziell, wie es nur geht! Und wenn man schon die offizielle IOC-Lizenz im Sack hat, dann hat man gefälligst auch zu Klotzen! Entwickler Eurocom geht insofern gleich doppelt kein Risiko ein: Erstens basiert Beijing 2008 (ab 6,53€ bei kaufen) sehr deutlich auf dem vier Jahre alten Athens 2004 , zweitens ist die Auswahl der Disziplinen erschlagend. Es gibt fünf Hauptkategorien namens »Bahn«, »Feld«, »Turnen«, »Schießen« und 

So lachen Gewinner: Als offizielles Olympia-Spiel ist Beijing 2008 auf Hochglanz poliert; Athleten und Stadien sehen sehr gut aus.
»Andere«, die mehr als 30 Disziplinen beherbergen: 100m bis 800m Lauf, 100m Hürden, Hochsprung, Weitsprung, Diskus-, Hammer- & Speerwerfen, Barren, Bodenturnen, Schwebebalken, Schießen mit Schnellfeuerpistole, Schrotflinte oder Bogen, Gewichtheben, Judo, Tischtennis oder Radrennen; hier sollte für jeden Sportfreund was dabei sein. Für jede Sportart könnt ihr einen individuell designten Athleten auswählen oder euch einfach auf das vom Programm zusammengewürfelte Standard-Team verlassen.

Der eingangs wichtigste Menüpunkt ist das Training, denn die Entwickler sind in Sachen Bedienungsvarianz teilweise etwas über das Ziel hinaus geschossen. Zwei Disziplinen sind in unserer Vorab-Version noch besonders fummelig: Kugelstoßen und Dreierhop. In Ersteres rotiere ich zuerst wie wild mit dem linken Analogstick (das ist schon nervend genug), danach habe ich etwa die Hälfte eines Augenblinzelns Zeit, um mit einem Trigger den Abwurfwinkel festzulegen - drei meiner drei Versuche sind irgendwo, aber nicht im zugelassenen Bereich gelandet. Ganz ähnlich das Dreifachhopsen: Zuerst hämmere ich auf A und B ein, um Geschwindigkeit aufzubauen, danach time ich die ersten beiden Sprünge mit einem Trigger - und schließlich habe ich noch den Bruchteil einer Sekunde, um den viel zu schnell ansteigenden Absprungwinkel zu fixieren. Gnarf!            

Eurocom bietet den kompletten Olympia-Rundumschlag - inklusive »ungewöhnlicher« Disziplinen wie Judo oder Kajakfahren.
 Die Welt ist dein Sportplatz!

Zugegebenermaßen sind die beiden genannten Disziplinen gegenwärtig noch die Ausnahmen - die meisten Sportarten steuern sich problemlos, einige machen sogar richtig Spaß: Besonders die Turn-Aufgaben, die durch die Bank wie Rhythmusspiele aufgebaut sind, haben es mir angetan. Beim Stufenbarren sorge ich mit den Triggern für einen ordentlichen Aufschwung, stabilisiere meine Position mit den Analogsticks und sorge anschließend mit einer sauber eingegebenen Tastenkombination für einen stabilen Abgang. Oder das Bodenturnen: Zu entspannter Musik läuft eine automatische Choreographie ab, die je nach Schwierigkeitsgrad (davon gibt es für jede Disziplin drei) variiert. Aufgabe des Pad-Athleten ist es nun, die schnell eingeblendeten Tasten, die unter den Füßen und Händen des Sportlers angezeigt werden, richtig zu treffen, um möglichst hohe Punktzahlen zu erzielen. Schade: Vermasselte Eingaben werden nicht optisch bestraft, die Animation läuft in jedem Fall makellos ab.

Die Olympischen Spiele sind das Äquivalent zum üblichen Karrieremodus, eingeleitet von einem dicken Feuerwerk. Allerdings hat Eurocom hier ein cleveres Punktesystem eingebaut: Für jede gut geturnte Disziplin gibt's Statistikpunkte, die dann ins Team investiert werden dürfen - mit denen verbessert ihr dann im Laufe der Zeit Werte wie Ausdauer, Geschwindigkeit,

Besonders bei den Turn-Disziplinen kommt es auf gutes Timing an - allerdings laufen die (hervorragenden) Animationen unabhängig von eurer Eingabe immer gleich ab.
Präzision, Müdigkeit oder Agilität, während ihr euch von Disziplin zu Disziplin hangelt. Der »Wettbewerb« schließlich ist das Zentrum der Multiplayerfreude: Lokal, per System Link oder Xbox Live verbunden dürft ihr gegen bis zu drei Gegner antreten, was Beijing 2008 zum ersten online spielbaren Olympia-Game macht! Ihr könnt entweder beliebig viele Disziplinen in einen Topf werfen und oder ein richtiges Turnier mit bis zu 16 Teilnehmern veranstalten.

Technisch hat Beijing 2008 gerade im Vergleich zu Summer Athletics die Nase uneinholbar vorn: Zwar bewegten sich die Ladezeiten unserer frühen Version irgendwo zwischen »nervend« und »Xbox muss neu gestartet werden«, aber die Wartezeit war's wert. Die toll designten Figuren bewegen sich geschmeidig animiert durch die prachtvollen Arenen; besonders die Reaktionen auf die Punktevergabe sind beeindruckend: Bei einem guten Ergebnis ist die Freude groß, da wird der Trainer geherzt, da kommt schon mal ein anderes Teammitglied angeflitzt, um sich mitzufreuen. Ist das Resultat aber mies, fällt entweder der Kopf in einer jammervollen Geste in die Hände oder das Gesicht zeigt eine Maske der Wut, von der man vermuten könnte, dass sie als nächstes zum Erschrecken von US Navy Seals dient.      

Ausblick

Der Kenner von Oympia-Spielen könnte Eurocom dezente Faulitis vorwerfen, haben sich die Entwickler doch auf dem Spielsystem von Athens 2004 ziemlich ausgeruht, es um einige Disziplinen sowie zeitgemäße Technik erweitert sowie hier und da die Feile angesetzt. Aber wozu das Rad jedes Mal neu erfinden? Einstmals nervige Sportarten wie das Bodenturnen gehen jetzt leicht von der Hand, die Auswahl ist überwältigend, die Online-Anbindung sehr vielversprechend. Außerdem sieht's super aus, nicht nur im Vergleich zum direkten Konkurrenten Summer Athletics. Allerdings gibt es noch einige nervende Abschnitte die das Kugelstoßen, die zu fummelig zu bedienen sind und in erster Linie Frust statt Spielspaß erzeugen - da ist noch viel Feinschliff angesagt!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.