Mad Max10.06.2015, Michael Krosta

Vorschau: Heiße Action in der Wüste?

Mit spektakulären Bildern und imposanten Action-Szenen bringt Mad Max (ab 4,19€ bei GP_logo_black_rgb kaufen): Fury Road derzeit die Kinosäle zum Beben. Und obwohl das Spiel von Avalanche Software („Just Cause“) nur im gleichen Universum angesiedelt ist, aber ansonsten keine inhaltlichen Gemeinsamkeiten mit dem Film aufweist, drängt sich ein Vergleich auf. Wird Mad Max auf Konsolen und dem PC ein ähnliches Spektakel wie auf der großen Leinwand? Wir haben den Titel schon im Vorfeld der E3 angespielt und sind auf der Suche nach Ressourcen, Gegnern und Spielspaß durch das Ödland geprescht...

Das ultimative Gefährt

Was wäre Mad Max ohne seinen fahrbaren Untersatz? Arm dran. Denn obwohl die letzten Ölreserven langsam knapp werden und hart umkämpft sind, bleiben die Benzinschlucker in dieser von Zerstörung sowie Wahnsinn geprägten Wüstenwelt das wichtigste Transportmittel. Und nicht nur das: Dank Umbauten mit Panzerplatten, montierten Geschützen sowie Rammvorrichtungen bietet das Zuhause auf vier Rädern den besten Schutz vor Angreifern und erweist sich zudem als effektive Waffe.

Allerdings verliert Max gleich zu Beginn des Spiels seinen heiß geliebten Flitzer und muss sich notgedrungen ein neues Ziel setzen: Zusammen mit seinem ständigen Begleiter, dem Mechaniker Chum Bucket, durchstreift er das Ödland auf der Suche nach neuen Teilen, Schrott und Benzin, um die ultimative Kriegsmaschine zu bauen, die auf den Namen Magnum Opus hört. Dafür hat man eine gewaltige Auswahl an Möglichkeiten, den Boliden nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und ihm neben visuellen auch leistungsstärkere Upgrades zu verpassen – vorausgesetzt, man findet die nötigen Ressourcen. Und die gibt es nicht nur in Kisten, Fässern oder in Lagern, sondern auch bei den durchgeknallten Gegnern, die in Konvois durch die Wüste ziehen oder sich in gut gesicherten Camps verschanzt haben, wo sie ihre Materialien horten.

Zwischen Twisted Metal, Batman und Far Cry

Wird der triste Wüstenschauplatz genug Abwechsung bieten?
Das Duo, das mehr eine Zweckgemeinschaft bildet und gegenseitiges Vertrauen erst aufbauen muss, hat einen weiten Weg vor sich, um sich den Traum des ultimativen Magnum Opus zu erfüllen. Neben der Erkundung der offenen Welt, bei der sich einige langatmige Fahrabschnitte nicht vermeiden lassen, steht die Action im Vordergrund: Legt man sich hinter dem Steuer mit anderen Vehikeln oder einem ganzen Konvoi an, erinnert der Spielablauf an Titel wie Twisted Metal oder Destruction Derby, wenn man Gegnern mit Boost-Anlauf in die Karosserie kracht oder ihren Tank mit der Shotgun bearbeitet, um anschließend die explosive Zerstörung in Zeitlupe zu genießen. Zuvor gilt es allerdings, die feindlichen Boliden mittels gezieltem Harpunen-Einsatz von ihrer Panzerung zu befreien und dadurch die Schwachstellen wie Tanks oder Räder freizulegen. Praktisch: Wer genau zielt, kann mit dem Greifhaken sogar die Fahrer unsanft aus ihren Cockpits befördern. Und auch zum Öffnen von Containertüren eignet sich das Utensil. Schade nur, dass derzeit noch die schwammige Steuerung sowie die gewöhnungsbedürftige Tastenbelegung die Freude am Fahrzeugkampf deutlich trüben und kein echter Spielfluss aufkommen will.

In den Nahkämpfen gelingt dies besser – kein Wunder, weist das Kampfsystem doch deutliche Parallelen zu den Batman-Spielen von Rocksteady auf, die bekanntlich ebenfalls über Warner erscheinen. Es kommt also nicht nur darauf an, ordentlich auszuteilen. Stattdessen sind vor allem die gut getimten Konter der Schlüssel und so gilt es, rechtzeitig zu reagieren, wenn das entsprechende Symbol über den Köpfen der Gegner angezeigt wird. Neigt sich deren Lebensenergie dem Ende, gibt man ihnen mit einem Finisher den Rest. Doch wo der dunkle Ritter noch verhältnismäßig gnädig mit seinen Angreifern umgeht, spiegelt sich spätestens hier die Brutalität des Mad-Max-Universums wider und es dürfte spannend sein zu sehen, ob die Hinrichtungen in dieser blutigen Form auch den Weg in die deutsche Fassung finden werden.    

Die Faustkämpfe erinnern an Batman und gehen ähnlich gut von der Hand.
Das Schwingen der Fäuste steht in den Auseinandersetzungen im Vordergrund, denn Munition für die Schusswaffen ist knapp. Alternativ lässt sich aber auch ein wertvoller Benzinkanister zur Brandbombe umfunktionieren – hier gilt es abzuwägen, ob man die wertvolle Ressource für eine Attacke opfern will. Trotzdem muss Max hin und wieder auf sein Arsenal zurückgreifen und z.B. mit dem Scharfschützengewehr feindliche Sniper ausschalten, die hin und wieder Camps schützen, in denen neben Gegnern auch weitere Ressourcen und Hinweise warten. In Momenten wie diesen werden außerdem Erinnerungen an Far Cry und die Einnahme der Außenposten wach. Auch hier gilt es, das Einflussgebiet der feindlichen Fraktion durch die solche Eroberungen zu verringern. Auf Türme muss man hier zwar nicht klettern, doch dafür kommt der Aufklärung eine größere Bedeutung zu, denn beim Spähen durch das Fernglas analysiert man nicht nur Position der Banditen und das Gelände, sondern entdeckt auch weitere Missionsaufträge.    

Viele Fragezeichen

Doch genau wie bei Ubisofts Open-World-Shooter stellt sich auch bei Mad Max die Frage, ob das Spielprinzip dauerhaft die Motivation aufrecht erhalten kann. Zwar sollen thematisch unterschiedliche Gebiete für Abwechslung sorgen, doch hat man davon in den gefühlt immer gleichen Wüstenabschnitten noch nicht viel gesehen. Außerdem wirkt die Welt recht leblos, denn neben den Gegnern scheint weder eine Fauna noch ein Leben abseits der bewaffneten Irren zu existieren. Klar: Es wird viele Missionen und Aufgaben geben. Aber wenn diese immer wieder darin bestehen, Konvois oder Lager in den verschiedenen Arealen aufzuspüren und zu vernichten, dürfte man von dieser Beschäftigung relativ schnell die Nase voll haben. Fraglich zudem, ob das Aufrüsten der Karre und des Charakters ausreicht, um sich dauerhaft auf die Suche nach neuen Teilen, Ressourcen und Erfahrungspunkten zu begeben.

Die Auseinandersetzung zwischen Vehikeln werden zwar effektreich inszeniert, doch die schwammige Steuerung und mangelnde Übersicht trüben noch das Vergnügen.
Nicht zu vergessen die Lebensmittel, denn Max muss Wasser und Nahrung finden, um bei Kräften zu bleiben, was dem Spielverlauf einen kleinen Survival-Touch verleiht. Leider hat Warner immer noch keine detaillierten Einblicke in die Story gewährt. Sollte es sich tatsächlich nur darum drehen, den Magnum Opus zu finalisieren, würde man inhaltlich sogar noch das schwache Story-Niveau des aktuellen Kinofilms unterbieten, der auch hinsichtlich der inszenierten Action deutlich mehr auffährt als das Spiel. Ja, es hat seine Momente, wenn in Zeitlupe die feindlichen Vehikel in ihre Einzelteile zerlegt werden oder nach einer mächtigen Explosion in Flammen aufgehen. Insgesamt bleibt die Kinnlade aber oben, was einerseits der monotonen und von Pop-ups geplagten Wüstenkulisse und andererseits den vereinzelten Übersichtsproblemen geschuldet ist, die vor allem bei den Vehikel-Reibereien auftreten.

Ausblick

Warner und die Avalanche Studios haben mich mit Mad Max bisher nicht überzeugt. Derzeit deutet zu viel auf einen Spielplatz in der Wüste hin, dem mangels Abwechslung schnell die Puste ausgehen könnte. Das Sandkasten-Prinzip mag bei Just Cause gut funktionieren, aber von einem Actionspiel rund um Mad Max erwarte ich einfach etwas mehr – nicht nur hinsichtlich der Aufgaben, sondern auch der Story. Leider steht genau dort immer noch ein großes Fragezeichen, Zwangs-Begleiter Chum geht mit seinen ständigen Kommentaren schnell auf die Nerven und bei den Fahrzeugschlachten will sich im Gegensatz zu den Prügeleien im Batman-Stil einfach noch kein richtiger Spielfluss einstellen – sicher auch bedingt durch die gewöhnungsbedürftige Steuerung mit fragwürdigen Tastenbelegungen. Wer will schon mit Druck auf einen der Trigger springen oder mit einer Kombination aus L1- und Kreistaste schießen? Das Endzeit-Szenario und die offene Spielwelt haben durchaus Potenzial, aber ich wage es zu bezweifeln, dass mich die Suche nach Teilen für den Magnum Opus und das Abklappern von Konvois oder Lagern voller Klongegner langfristig motivieren wird, um stundenlang in dieser kargen Einöde zu versinken, an der man sich landschaftlich ebenfalls schnell statt gesehen haben dürfte.

Einschätzung: befriedigend  

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.