Vorschau: Heiße Action in der Wüste?
Das ultimative Gefährt
Was wäre Mad Max ohne seinen fahrbaren Untersatz? Arm dran. Denn obwohl die letzten Ölreserven langsam knapp werden und hart umkämpft sind, bleiben die Benzinschlucker in dieser von Zerstörung sowie Wahnsinn geprägten Wüstenwelt das wichtigste Transportmittel. Und nicht nur das: Dank Umbauten mit Panzerplatten, montierten Geschützen sowie Rammvorrichtungen bietet das Zuhause auf vier Rädern den besten Schutz vor Angreifern und erweist sich zudem als effektive Waffe.
Allerdings verliert Max gleich zu Beginn des Spiels seinen heiß geliebten Flitzer und muss sich notgedrungen ein neues Ziel setzen: Zusammen mit seinem ständigen Begleiter, dem Mechaniker Chum Bucket, durchstreift er das Ödland auf der Suche nach neuen Teilen, Schrott und Benzin, um die ultimative Kriegsmaschine zu bauen, die auf den Namen Magnum Opus hört. Dafür hat man eine gewaltige Auswahl an Möglichkeiten, den Boliden nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und ihm neben visuellen auch leistungsstärkere Upgrades zu verpassen – vorausgesetzt, man findet die nötigen Ressourcen. Und die gibt es nicht nur in Kisten, Fässern oder in Lagern, sondern auch bei den durchgeknallten Gegnern, die in Konvois durch die Wüste ziehen oder sich in gut gesicherten Camps verschanzt haben, wo sie ihre Materialien horten.
Zwischen Twisted Metal, Batman und Far Cry
In den Nahkämpfen gelingt dies besser – kein Wunder, weist das Kampfsystem doch deutliche Parallelen zu den Batman-Spielen von Rocksteady auf, die bekanntlich ebenfalls über Warner erscheinen. Es kommt also nicht nur darauf an, ordentlich auszuteilen. Stattdessen sind vor allem die gut getimten Konter der Schlüssel und so gilt es, rechtzeitig zu reagieren, wenn das entsprechende Symbol über den Köpfen der Gegner angezeigt wird. Neigt sich deren Lebensenergie dem Ende, gibt man ihnen mit einem Finisher den Rest. Doch wo der dunkle Ritter noch verhältnismäßig gnädig mit seinen Angreifern umgeht, spiegelt sich spätestens hier die Brutalität des Mad-Max-Universums wider und es dürfte spannend sein zu sehen, ob die Hinrichtungen in dieser blutigen Form auch den Weg in die deutsche Fassung finden werden.
Viele Fragezeichen
Doch genau wie bei Ubisofts Open-World-Shooter stellt sich auch bei Mad Max die Frage, ob das Spielprinzip dauerhaft die Motivation aufrecht erhalten kann. Zwar sollen thematisch unterschiedliche Gebiete für Abwechslung sorgen, doch hat man davon in den gefühlt immer gleichen Wüstenabschnitten noch nicht viel gesehen. Außerdem wirkt die Welt recht leblos, denn neben den Gegnern scheint weder eine Fauna noch ein Leben abseits der bewaffneten Irren zu existieren. Klar: Es wird viele Missionen und Aufgaben geben. Aber wenn diese immer wieder darin bestehen, Konvois oder Lager in den verschiedenen Arealen aufzuspüren und zu vernichten, dürfte man von dieser Beschäftigung relativ schnell die Nase voll haben. Fraglich zudem, ob das Aufrüsten der Karre und des Charakters ausreicht, um sich dauerhaft auf die Suche nach neuen Teilen, Ressourcen und Erfahrungspunkten zu begeben.
Ausblick
Warner und die Avalanche Studios haben mich mit Mad Max bisher nicht überzeugt. Derzeit deutet zu viel auf einen Spielplatz in der Wüste hin, dem mangels Abwechslung schnell die Puste ausgehen könnte. Das Sandkasten-Prinzip mag bei Just Cause gut funktionieren, aber von einem Actionspiel rund um Mad Max erwarte ich einfach etwas mehr – nicht nur hinsichtlich der Aufgaben, sondern auch der Story. Leider steht genau dort immer noch ein großes Fragezeichen, Zwangs-Begleiter Chum geht mit seinen ständigen Kommentaren schnell auf die Nerven und bei den Fahrzeugschlachten will sich im Gegensatz zu den Prügeleien im Batman-Stil einfach noch kein richtiger Spielfluss einstellen – sicher auch bedingt durch die gewöhnungsbedürftige Steuerung mit fragwürdigen Tastenbelegungen. Wer will schon mit Druck auf einen der Trigger springen oder mit einer Kombination aus L1- und Kreistaste schießen? Das Endzeit-Szenario und die offene Spielwelt haben durchaus Potenzial, aber ich wage es zu bezweifeln, dass mich die Suche nach Teilen für den Magnum Opus und das Abklappern von Konvois oder Lagern voller Klongegner langfristig motivieren wird, um stundenlang in dieser kargen Einöde zu versinken, an der man sich landschaftlich ebenfalls schnell statt gesehen haben dürfte.
Einschätzung: befriedigend
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