Die Zeit genutzt?
Das letzte Mal konnte ich
Anfang des Jahres durch die Fantasy-Welt Ehb streifen, wobei der Fokus der damaligen, zeitlich eher eingeschränkten Version auf Präsentation von Kulisse und Kampfsystem lag. Beides hinterließ einen guten Eindruck, wobei die PC-Fassung hinsichtlich der visuellen Qualität deutlich vorne lag. Allerdings blieben viele Fragen über Story, die Spielbalance oder die anderen der insgesamt vier spielbaren Helden in Dungeon Siege III (DS3) offen. Mittlerweile ist eine fast fertige Konsolen-Version bei uns eingetroffen, die Antworten gibt.
Die falsche Fortsetzung?
Video:
Man wird das Abenteuer auch kooperativ spielen können, wobei offline allerdings auf einen Splitscreen verzichtet wurde.
Zum Beispiel diese: Das Ehb-Abenteuer bringt alles mit, um auch als Nachfolger der schon lange brach liegenden Dark Alliance-Serie durchgehen zu können. Einerseits mag diese Aussage erscheinen, als ob das zuständige Team von Obisidian trotz kreativer Hilfe von Dungeon Siege-Schöpfer Chris Taylor das Thema verfehlt hätte. Doch andererseits gehört das seinerzeit bei Snowblind (arbeitet mittlerweile an Der Herr der Ringe – Krieg im Norden) entstandene Dark Alliance samt Nachfolger zu den absoluten Hack & Slay-Highlights und zu meinen ewigen Favoriten. Dementsprechend habe ich mich über jedes Versatzstück gefreut, das mich an den PS2- und Xbox-Klassiker erinnert hat.
Dazu gehört z.B. das Kampfsystem: Mit seinen einfachen Attacken, seinem Block, der Ausweichrolle sowie der überschaubaren Auswahl an Spezialangriffen bringt es vertraute Element mit sich, erweitert diese aber durch zwei jederzeit umschaltbare Haltungen. Diese wechseln je nach gewählter Figur zwischen langsamen und mächtigen oder schnellen und weniger kraftvollen Angriffen, können aber auch zwischen Nahkampf und Distanz variieren.
Zusammen mit den in jeweils zwei Bereichen zu verbessernden Fähigkeiten sowie in mehreren Stufen aufrüstbaren passiven Talenten ist das Spektrum an Möglichkeiten beim Figurenaufstieg zwar nicht so üppig, wie man es von anderen Titeln kennt, aber bietet genug Optionen, um etwas zu experimentieren und seine Figur zu individualisieren. Erfreulich war festzustellen, dass der Schwierigkeitsgrad mitterweile ein gut ausgewogenes Niveau erreicht: Allerwelts-Gegner in größeren Gruppen können mitunter eine große Gefahr darstellen. Und wenn sie zusammen mit den zwar kaum Taktik, aber dafür Durchhaltevermögen fordernden Bossen auftreten, ist man froh über die zahlreichen Speicherpunkte.
Statisches Theater
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Dungeon Siege III geizt nicht mit action- und effektreichen Gefechten. |
Das größte Déjà-vu hatte ich jedoch bei den Gesprächen mit markierten NPCs. Wie seinerzeit bei Dark Alliance gibt es nur eine Kameraperspektive, in der die für Genreverhältnisse aufwändig gestalteten, aber im mimischen Detail etwas zu sparsam animierten Figuren durch mitunter umfangreiche, aber weitgehend lineare Dialogbäume leiten. Einerseits wirkt dies angenehm altmodisch. Da aber die „richtigen“ Rollenspiele mittlerweile immer wieder mit intelligenten sowie zumeist dramatischen Schnitten die Figuren wechseln, wird aus „altmodisch“ schnell „antiquiert“ und damit spröde: Man sieht immer nur den Rücken des Helden, dessen Kiefer sich nicht zu bewegen scheint, während er spricht. Und daran können auch die durchaus gut geschriebenen und in der englischen Sprachvariante sauber vertonten Gespräche nichts ändern.
Von der im Vorfeld immer wieder angesprochenen Konsequenz, die bestimmte Entscheidungen in Gesprächen auf den weiteren Spielverlauf haben werden, war mittlerweile auch etwas zu spüren. Genaues hinsichtlich der Auswirkungen wird sich allerdings erst während der Testphase sagen lassen. Doch mit einigen Aufträgen (die man annimmt oder ablehnt) sowie der Form der Behandlung einiger Figuren wurden in den ersten Stunden bereits einige Indizien gegeben, dass es Obisidian mit dieser Aussage ernst war. Daher blicke ich der Geschichte über den Fall und Wiederaufstieg der Zehnten Legion, einer Art Eliteritterorden, gleichermaßen gespannt wie neugierig entgegen.