Vorschau: Mytran Wars (Taktik & Strategie)

von Benjamin Schmädig



Mytran Wars
Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
03.04.2009
Spielinfo Bilder Videos
Ich weiß, es tut weh. Ich liebe sie auch. Aber die PSP ist tot! Gäbe es kein WipEout, würde meine sexy Begleitung schon seit Monaten jämmerlich verstauben, sich langsam zersetzen - oder was Handhelds sonst so widerfährt, wenn sie eine gefühlte Ewigkeit ohne feste Nahrung vor sich hin vegetieren. Viel zu lange Rede, kurzer Sinn: Mytran Wars gehört zu jenen Titeln, die den schwarzen Kasten auch 2009 noch am Leben halten.

Die neue Gemütlichkeit

Tatsächlich gehört der erste PSP-Auftritt von Entwickler Stormregion zu den wenigen Spielen, die überhaupt in den kommenden zehneinhalb Monaten für Sonys Kleinste erscheinen sollen. Und für ihre Premiere haben die Codename: Panzers-Macher umdenken müssen: Denn wo die Taktik-Experten bisher Echtzeit-Gefechte inszeniert haben, wird der Kampf in der Hosentasche im gemächlichen Rundenrhythmus ausgetragen. Doch warum findet er überhaupt statt?

Die Geschichte nutzt ein gängiges Klischee der Science Fiction und dreht es um 180 Grad: Denn während es sich die Menschen auf dem Planeten Pythar zur Gewinnung von Rohstoffen 
Kaum auf Pythar angekommen, legen sich die Menschen schon mit den Einwohnern an. Gut, dass deren Kriegsmaschinen den Mechs in nichts nachstehen!
heimisch machen, treffen sie auf die wenig erfreuten Einwohner - und begrüßen sie prophylaktisch mit Plasma- und Kugelhagel. Wie sich der Plot später entwickelt und worum es in der Kampagne auf Seiten der Außerirdischen geht, kann ich noch nicht sagen. Der Einstieg sorgte jedenfalls für erzählerisch angenehmes Unwohlsein. Ein intelligenter Roman erwartet euch freilich nicht; immerhin aber ein cleverer Comic, der in Standbild-Collagen erzählt wird.

Bunte Würfel

Auch spielerisch setzt Stormregion auf bewährte Standards, verfeinert den herkömmlichen Ablauf aber mit interessanten Details. So bewegt ihr lediglich drei Truppentypen über die Quadrate der Schlachtfelder. Dabei dürft ihr frei wählen, in welcher Reihenfolge ihr eine Einheit bewegt, mit ihr angreift, ihre besonderen Fähigkeiten nutzt oder ein Gebäude besetzt. Zwischen den Gefechten rüstet ihr eure kleine Armee allerdings mit neuer Rüstung, stärkeren Waffen, zusätzlichen Fähigkeiten und anderen Vorteilen auf, die ihr vorher selbst erforscht. So könnte euch trotz der wenigen drei Klassen bald eine bunte Truppe mit spezialisierten Einheiten zur Verfügung stehen.

Eure Einheiten sind aber keine einfachen Soldaten. Es sind Soldaten, die am Steuer riesiger Mechs durch Dschungel, felsige Berglandschaften, eisigen Schnee sowie die unverzichtbaren metallenen Einrichtungen jeder Space Opera trotten. Insgesamt wirkt die Umgebung etwas starr und leblos - was die vielen Details aber geschickt vertuschen. Und auch die Steuerung funktioniert dank dreh- und zoombarer Kamera einwandfrei - dass ich eine einmal bewegte Figur aber nicht zurücksetzen kann, bevor ich ihren Zug komplett abgeschlossen habe, sorgt für kleine Frustspitzen.

In Sachen Übersicht wünsche ich mir für das fertige Spiel außerdem eine ständige Anzeige der Gesundheit aller verbündeten und gegnerischen Einheiten. Das würde überflüssiges Knopfdrücken bei der Suche nach wichtigen Informationen ersparen. Auch eine 
Stormregions erster Anlauf erfindet die Rundentaktik nicht neu - nutzt die bekannten Klischees aber sinnvoll aus.
Einblendung wichtiger Daten während der Aufstellungsphase wäre wünschenswert - niemand behält ständig im Hinterkopf, welche Waffe Aggressor 03, Aggressor 05 und Aggressor 06 tragen.

Die Finessen der Kriegsführung

Keine Angst: Ihr dirigiert nicht nur namenlose Klon-Mechs, auch wenn sämtliche von euch gekauften Maschinen entsprechend ihrer Klasse Aggressor (Kundschafter), Zerstörer (Angreifer) oder Verheerer (der Name sagt alles) heißen. Besonderes Augenmerk liegt auf den Helden, die nicht nur die Geschichte vorantreiben, sondern zum Einen nicht das Zeitliche segnen dürfen und zum Anderen je eine zusätzliche Spezialfähigkeit nutzen. Nicht zuletzt landen Helden mit hoher Wahrscheinlichkeit kritische Treffer - Glückstreffer, die ihrem Fußvolk nur selten gelingen. Im Zusammenspiel mit den individuell zusammengestellten Truppen bietet euch Mytran Wars somit zahlreiche taktische Möglichkeiten, die man wahlweise auch im separaten Gefecht oder gegen einen Ad-Hoc-Kontrahenten unter Beweis stellen kann.

Während man seine Einheiten sinnvoll aufstellt, muss man aber noch weitere Aspekte bedenken. Z.B. erhalten mindestens drei Mechs einen Verteidigungsbonus, wenn sie auf aneinander grenzenden Feldern stehen. Im Angriff richtet man hingegen größeren Schaden an, wenn man von der Seite oder von hinten attackiert. Noch weiter steigert man den Angriffsbonus, wenn mindestens zwei Truppen direkt neben einem Gegner stehen. Nein, die Entwickler erfinden den Rundenkrieg nicht neu - sie gewinnen ihm aber erfreulich viel Tiefgang ab!

      
 

AUSBLICK



Mytran Wars überrascht weder erfahrene Taktiker noch macht es der Vielfalt eines Final Fantasy Tactics oder Disgaea Konkurrenz. Es könnte aber das SciFi-Gegenstück zu Jeanne D'Arc werden: Denn genau wie der quasi-historische Feldzug beschränkt sich der Ablauf auf grundlegende Manöver, erlaubt innerhalb der gewohnten Grenzen aber nützliche Finessen. Für mich sind es vor allem die imposanten Mechs - eine gelungene Abwechslung zu den ständig zitierten Fantasy-Armeen - deren individuelles Aufrüsten und vielfältige Einsatzmöglichkeiten den Reiz ausmachen. Falls der Umfang hält, was der kurze Einblick verspricht, freue ich mich auf den Kampf um Pythar! Er wird die PSP nicht retten. Aber er gibt ihr Hoffnung.

Ersteindruck: gut

Kommentare

johndoe529336 schrieb am
4P|Benjamin hat geschrieben:Aber hossa. Gerade was Rundentaktik angeht, steht die PSP gar nicht schlecht da. Ihr fehlt vielleicht ein Advance Wars, aber Field Commander, Disgaea, Jeanne D'Arc, Metal Gear Ac!d oder Final Fantasy Tactics machen das locker wett. Und das sind bei weitem nicht alle! :)
Ben
Stimmt!
Disgaea habe ich total vergessen!
Aber Field Commander habe ich auch und es hat mich nicht gerade umgehauen. Mir kam es wie ein Advance Wars-klon vor, der irgendwie sehr träge zu spielen ist.
Jeanne D'Arc habe ich leider noch nicht gespielt.
Ratio schrieb am
ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass dieses Jahr ähnlich schlecht, wie das letzte Jahr wird...
Ich zumindest sehe da schon eine Besserung.
Bei eurer Vorschau fehlen schließlich noch Titel, wie Little Big Planet und Motorstorm. Und dann kann man ja ruhig noch das GTA- Gerücht und Persona anrechnen... also ich sehe da schon zu Jahresbeginn eine gute Anzahl an Titeln, die für mich ein Muss sind...
4P|Benjamin schrieb am
Aber hossa. Gerade was Rundentaktik angeht, steht die PSP gar nicht schlecht da. Ihr fehlt vielleicht ein Advance Wars, aber Field Commander, Disgaea, Jeanne D'Arc, Metal Gear Ac!d oder Final Fantasy Tactics machen das locker wett. Und das sind bei weitem nicht alle! :)
Ben
johndoe529336 schrieb am
Naja...
Auf der einen Seite würde ich die PSP nicht tot nennen wegen den Ausnahmetiteln.
Aber eben wegen diesen Ausnahmetiteln ist die PSP auch nicht wirklich lebendig...
Auf jeden Fall: Cool, dass wir endlich mal ein vernünftiges Strategiespiel kriegen werden!
Haben dann schon einige Kategorien abgedeckt:
Sport (FIFA, Tekken), Action (God of War), Rennen (WipeOut), RPG (Star Ocean, FF CC) und jetzt halt Strategie! :)
schrieb am