FUEL16.01.2009, Michael Krosta
FUEL

Vorschau:

Wer schon die Nachbildung der hawaiianischen Insel Oahu in Test Drive Unlimited mit ihrem Straßennetz von über 1000 Kilometern als riesig empfand, wird angesichts des Vorhabens der Asobo Studios vermutlich ungläubig mit dem Kopf schütteln: Die Franzosen versprechen eine gigantische Spielwelt von über 14.000 Quadratkilometern und 100.000 Kilometern an Straßen, auf denen man sich mit Quads, Motorrädern und anderen Offroad-Vehikeln nach Belieben austoben darf. Wir sind zum Studio nach Bordeaux gereist, um diese Weite zu erfahren...

Klimakatastrophe

Der Klimawandel schlägt zu: In einer alternativen Gegenwart sind Großteile der USA von Naturgewalten verwüstet und das normale Leben ist nur noch innerhalb weniger Sicherheitszonen möglich. Doch wer will dort schon dem öden Alltag nachgehen, wenn man sich

Video: Unendliche Weiten... Die Spielwelt von FUEL (ab 13,10€ bei kaufen) ist gigantisch!als Rennfahrer im schroffen Gelände mit anderen Wahnsinnigen messen kann, während Tornados, Brände oder Überschwemmungen für einen zusätzlichen Kick sorgen? Einer solchen Verlockung kann man kaum widerstehen und so erwarten mutige Raser innerhalb der Karriere über 70 Veranstaltungen. Dabei stehen neben Ausflügen zu Rundkursen gegen bis zu 15 KI-Gegner auch Checkpunkt-Rennen sowie Zeitfahren von A nach B auf dem Programm. Auch die Raids sind mit von der Partie, bei denen man sich völlig frei bis zur Ziellinie durchschlagen muss. Zusätzlich können an die 200 Events freigeschaltet werden, indem man gut fährt oder Attraktionen wie das Monument Valley, den Grand Canyon oder Mount Rainer bei den freien Erkundungsfahrten entdeckt. Dazu zählen z.B. Knockout-Rennen oder lange Raid-Veranstaltungen, bei denen die Fahrten bis zu vier Stunden dauern können. Puh, ganz schön lange! Ob man sich wirklich dazu aufraffen kann, sich für ein einziges Rennen so lange vor den Bildschirm zu setzen? Verfügbare Events werden nicht nur auf der Karte angezeigt und können mit dem Navigationssystem angepeilt werden, sondern machen auch durch Lichtkegel in der Spielwelt auf sich aufmerksam. Um die Orientierung zu erleichtern, hat man nicht nur wie allgemein üblich einen drehenden Navigationspfeil in die obere Mitte der Anzeige gepackt. Stattdessen fahren gleich mehrere Pfeile die unmittelbar vorliegende Route ab, so dass man den Blick nicht von der Straße abwenden muss.

Hilfe von oben

Bei den Belohnungen orientiert man sich stark an Project Gotham Racing, denn neben Medaillen für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bekommt man auch so genannte Fuels, die im Prinzip nichts anderes darstellen als die Kudos der Microsoftschen Rennspielserie. Diese fungieren nicht nur als Währung, sondern schalten auch weitere Wettbewerbe auf der riesigen Karte frei. Damit man für die nächste Veranstaltung nicht im wahrsten Sinne des Wortes stundenlang von einem Punkt zum nächsten fahren muss, haben sich die Entwickler eine sinnvolle Lösung ausgedacht: Heli-Ports! Insgesamt an die 100 dieser Einrichtungen werden über die riesige Welt mit ihren 19 Territorien verteilt, von dem jedes

Nicht nur Gegner machen einem das Leben schwer, denn auch die Natur hält mit Tornados, Überschwemmungen und Bränden einige Herausforderungen bereit.
in der Realität etwa die Größe von Großbritannien hat. So behält man trotz all der Freiheit nicht nur den Überblick, sondern spart durch das "Beamen" zwischen den Ports auch viel Zeit, wobei das freie Erkunden und Auffinden besonderer Sehenswürdigkeiten ebenfalls ein Bestandteil der Spielerfahrung sein soll.

Abwechslungsreicher Fuhrpark

Für die Erkundungsfahrten und Rennen steht ein ansehnlicher Fuhrpark zur Verfügung, der kaum Wünsche offen lässt: Insgesamt stehen über 70 Offroad-Vehikel zur Auswahl, die sich auf sechs Klassen verteilen. Dazu zählen neben wendigen Motorrädern auch Quads, Trucks, Buggies und sogar Dragster-Konstruktionen, die alle über individuelle Werte in den Bereichen Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bodenhaftung oder Bremsen verfügen. Zudem wird angezeigt, ob sich der Bolide eher für den Einsatz auf Asphalt- oder Geländepisten eignet. Gerade bei den Raids sollte man die Vor- und Nachteile des eigenen Fahrzeugs ganz genau abwägen und die Routenplanung entsprechend anpassen. So prescht man z.B. mit Motorrädern auch durch dicht bewaldete Passagen, vor denen man in einem Rallye-Auto kapitulieren müsste. Leider wird es nicht möglich sein, die Fahrzeuge individuell mit Stickern oder optischem Schnickschnack zu gestalten - es stehen lediglich einige vorgefertigte Lackierungen zur Auswahl. Auch handelt es sich genau wie bei Motorstorm ausschließlich um fiktive Vehikel ohne offizielle Lizenzen. Zumindest aber haben die Entwickler dem Fuhrpark ein optisches Schadensmodell spendiert, das für einige Kratzer im Lack und abfallende Teile sorgt. Auswirkungen auf die Fahrphysik sollen die Schäden nicht haben - nur wer extrem krasse Unfälle baut, muss mit einem sofortigen Totalschaden rechnen. Da das Fahrverhalten aber stark in Richtung Arcade tendiert, hat man die fahrbaren Untersätze insgesamt gut im Griff, wenn man wahlweise in zwei Außen- oder einer Innenansicht durch die Pampa heizt und dabei die phänomenale Weitsicht genießt.    

Entfernter Horizont

40 Kilometer lang soll man auf das Terrain vor sich blicken können. Sieht man FUEL das erste Mal in Bewegung, ist die Weitsicht in der Tat beeindruckend. Dafür hat der Bildaufbau allerdings einige Probleme mit den Objekten in unmittelbarer Nähe, die oft plötzlich ins Bild ploppen. Auch werden die Kulissen in der gezeigten Alpha-Version noch teilweise von starken Zeilenverschiebungen (Tearing) geplagt und die Bildwiederholrate bei der uns gezeigten PS3-Version lässt zusammen mit der schwammigen Steuerung noch sehr zu wünschen übrig. Angesichts der teilweise unspielbaren Ruckelorgie mit Flackerschatten und Clippingfehlern haben die Entwickler noch einen weiten Weg vor sich, wenn man die angepeilten konstanten 30 Bilder pro Sekunde erreichen will. Auf dem PC ist man technisch offensichtlich deutlich weiter: Hier flutschte FUEL beim Anspielen überwiegend mit augenfreundlichen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm und sah für ein Rennspiel

Kann FUEL mit seiner riesigen Spielwelt einschlagen wie ein Blitz oder macht sich schnell Langeweile breit?
mit einer dermaßen großen Spielwelt hervorragend aus, auch wenn die Pop Up-Probleme auch hier noch ins Auge springen. Zudem ließen sich die Vehikel hier sehr viel angenehmer steuern als auf der Sony-Konsole.

Auf Regen folgt Sonnenschein

Vor allem die vielen Klimazonen sowie das dynamische Wettersystem sollten ein großer Pluspunkt für den Titel werden. So startet man z.B. auf dem Gipfel des Mount Rainier in etwa fünf Kilometern Höhe und genießt den herrlichen Sonnenschein über dem Wolkenteppich. Auf dem Weg nach unten rieseln dann zunächst die Schneeflocken, die dann langsam in Regen übergehen, je näher man dem Fuß des Berges kommt. Aber warum hat man uns diese Sequenz nur im Rahmen einer Präsentation beschrieben und nicht live vorgespielt bzw. selbst erleben lassen? Neben gewöhnlichen Witterungsbedingungen wie Nebel, Gewitter, Regen oder Schnee stellen die Entwickler den Fahrern aber auch krassere Naturgewalten wie Tornados oder Sandstürme in den Weg, die im Gegensatz zum dynamischen Wettersystem allerdings zusammen mit den zerstörerischen Auswirkungen auf die Umgebung geskriptet werden. So kann es z.B. passieren, dass Strommasten umknicken oder riesige Objekte wie Felsbrocken

Mit unterschiedlichen Klimazonen sowie einem dynamischen Wettersystem inklusive Tag-/Nachtwechsel sollen die Erkundungsfahrten und Rennen sehr abwechslungsreich ausfallen.
während der Fahrt entgegen geflogen kommen. Außerdem mit dabei: Ein dynamischer Tag-/Nachtwechsel, wobei ein Zyklus nach aktuellem Stand ca. 30 Minuten dauert.

Eingebetteter Onlinemodus

Genau wie bei Test Drive Unlimited, Midnight Club: Los Angeles oder anderen Rennspielen in einer offenen Welt ist auch bei FUEL der Onlinemodus direkt in das Solo-Erlebnis eingebettet und wird einfach über einen Menüpunkt aktiviert. Da das Programm unmöglich alle aktiven Spieler gleichzeitig auf der riesigen Weltkarte anzeigen kann, werden nur solche Teilnehmer automatisch heraus gefiltert, die sich in unmittelbarer Nähe befinden - alternativ werden auch nur Freundeslisten berücksichtigt. Bis zu 16 Spieler können gegeneinander antreten. Dabei wird entweder auf den bekannten Pisten der Karriere gestartet, oder man bastelt sich im Editor eigene Streckenführungen. Allerdings könnte der Netzcode noch etwas Feintuning vertragen, denn während einer Mehrspieler-Session mit der PS3-Fassung kam es vor allem bei Berührungen mit anderen Fahrzeugen zu üblen Lags.    

Ausblick

Ich hätte nie damit gerechnet, dass FUEL angesichts der gigantischen Spielwelt noch so gut aussehen kann! Zumindest am PC kann die Rennaction mit ansprechenden Texturen, schicken Licht- und Wettereffekten sowie einer flüssigen Darstellung von 60 Bildern pro Sekunde überzeugen. Die Konsolenfassung für die PS3 muss dagegen deutlich Federn lassen und ist in der aktuellen (Alpha-)Version mit der ruckeligen Darstellung, massig Pop-Ups und Verbindungsproblemen noch weit von der Qualität entfernt, die ich mir wünschen würde. Doch selbst wenn es für die Asobo Studios noch optimal läuft, sind laut Entwicklern auch auf der Xbox 360 aufgrund technischer Leistungsgrenzen nicht mehr als 30 Bilder pro Sekunde drin. Vor allem die Steuerung sollte bis zur Veröffentlichung noch verfeinert werden, denn die Vehikel fühlen sich auf der PS3 noch viel zu schwammig an und lassen sich längst nicht so gut kontrollieren wie am PC. Ein großes Fragezeichen steht außerdem noch hinter der Motivation: Schaffen es die Entwickler, mich durch abwechslungsreiche Events und Klimazonen an den Bildschirm zu fesseln oder ist schon nach wenigen Stunden die Luft raus? Erst ein Langzeit-Test wird zeigen, wie gut sich FUEL letztendlich schlägt, doch birgt das Konzept mit seiner Mischung aus Rennen und dem Erkunden einer riesigen, an die Realität angelehnten Spielwelt ein verdammt großes Potenzial.

Ersteindruck: gut (PC); befriedigend (PS3)

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