Dante's Inferno07.05.2009, Michael Krosta
Dante's Inferno

Vorschau:

Viele haben schon versucht, das Spielprinzip von God of War zu kopieren - und sind dabei kläglich gescheitert! Die Mischung aus dynamischen Kämpfen, kleinen Rätsel- und Geschicklichkeits-Einlagen sowie die famose Präsentation katapultierten den Spartaner umgehend an die Spitze - und dort will man auch mit God of War III bleiben. Nur einer könnte Kratos gefährlich werden: Dante, an dessen Videospiel-Karriere gerade die Dead Space-Macher feilen. Wir haben uns in die Hölle begeben...und es wurde richtig heiß!

Reiseziel: Limbo

Video: Was man nicht alles für das weibliche Geschlecht tut: Würdet ihr auch in die Hölle hinab steigen, um die Seele eurer Geliebten zu retten?In London durfte man bei EAs Showcase-Event einen kompletten Level von Dante's Inferno (ab 4,46€ bei kaufen) in Angriff nehmen, das im Abschnitt Limbo und damit dem ersten Höllenzirkel angesiedelt ist. So sagt es zumindest Dantes bekanntestes Werk "Die Göttliche Komödie", auf dem das Spiel basiert. Dummerweise wurde man dabei gleich ins kalte Wasser geworfen und umgehend von einer ganzen Gruppe des dämonischen Fußvolks empfangen, die nicht nur kräftig austeilte, sondern auch immer wieder mit Kriegern verstärkt wurde. So wurde das gut getimte Blocken sowie Ausweichen zur obersten Pflicht, wenn man diesen ersten Abschnitt überleben wollte, der auf dem Rücken einer Kreatur angesiedelt ist, die selbst wie ein zielloses Schiff durch die düsteren Kulissen treibt - Shadow of the Colossus lässt grüßen! Hat man die ersten Angriffswellen überstanden, werden größere Kaliber aufgefahren, die erst mit einer abschließenden Quick-Time-Reaction-Sequenz in die ewigen Jagdgründe geschickt werden - und das ziemlich blutig! Kein Wunder, denn Dante geht mit seinen Gegnern nicht zimperlich um, wenn er seine Sense schwingt, die er zuvor Gevatter Tod persönlich aus den klapperigen Händen gerissen hat. Da wird schwungvoll geschnetzelt, was das Zeug hält, und auch rollende Dämonen-Köpfe sind keine Seltenheit. Zudem darf man die Feinde auch aufspießen und anschließend durch die Luft schleudern oder mit Schmackes auf den Boden schmettern. Allerdings wirkte die Gegner-Auswahl abgesehen von den aggressiven Monster-Babys im gezeigten Abschnitt noch etwas gewöhnlich - ein Umstand, der sich laut Entwicklern aber noch ändern wird, sobald man sich durch die acht weiteren Zirkel und damit tiefer in das Innere der Hölle vorkämpft, um als Dante die Seele seiner geliebten Beatrice aus den fiesen Griffeln des Teufels zu

God of War lässt grüßen: Die Spielmechanik ist nahezu identisch.
befreien. Luzifer soll im Spiel übrigens eine größere Rolle vom Oscar-nominierten, aber noch nicht namentlich genannten Autor auf den Leib geschrieben werden, als es in der literarischen Vorlage der Fall ist. Überhaupt dürfte es interessant sein zu sehen, wie nah sich die Entwickler an Dantes Werk orientieren und ob das Konzept der "klassischen Literatur zum Mitspielen" aufgeht.

Königlicher Widersacher

Im Demo-Level fehlte vom mächtigen Höllenfürsten noch jede Spur. Stattdessen stellte sich uns mit König Minos der erste Endgegner in den Weg, der bereits einen Vorgeschmack auf die fordernden Kämpfe lieferte, die in mehrere Phasen unterteilt sind. So pustete mir der Richter der Seelen nicht nur seinen üblen Mundgeruch ins Gesicht, sondern ich musste auch seiner schlagkräftigen Faust und schleimigen Tentakeln aus dem Boden ausweichen. Sein Schwachpunkt ist schnell erkannt, aber nur selten angreifbar: Mit der Sense muss man zunächst wiederholt den königlichen Bauch aufschlitzen, um Minos ein wenig später in einem Quick-Time-Event nicht nur ein Auge auszureißen, sondern auch dessen Zunge in einem tödlichen Gerät einzufädeln, das ihm schließlich den Rest gibt. Blutig, imposant, actionreich und hammermäßig inszeniert - so könnte man die Begegnung mit dem ersten Endgegner zusammenfassen. Doch auch der Weg zu ihm glänzt mit atmosphärischen Kulissen und fantasiereicher Architektur, in der meist künstlich eingegrenzte Kampfsequenzen mit kleinen Geschicklichkeitseinlagen abwechseln, bei denen Dante z.B. eine Wand erklimmen oder noch rechtzeitig eine einstürzende Brücke passieren muss. Bei manchen gepeinigten Kreaturen hat man außerdem die Wahl, ob man sie mit dem Kruzifix für ihre Sünden bestrafen oder sie erlösen möchte. Leider war während des Probelaufs nur die erste Variante möglich, doch

Wer diesen Gegner erledigt, darf selbst das Kommando übernehmen und das Biest anschließend steuern.
erklärten uns die Entwickler, dass den Spieler beim Versuch einer Erlösung ein kleines Minispiel erwartet, bei dem man viel gewinnen, aber auch verlieren kann. Die Absolution birgt also eine höheres Risiko, aber gleichzeitig auch eine potenziell höhere Belohnung als die Bestrafung.

Button-Mashing

Da sich nicht alle Angriffe der dämonischen Heerscharen blocken lassen, ist die stetige Abnahme der Energieleiste quasi unausweichlich. Um Dante wieder zu neuen Kräften zu verhelfen, findet man hin und wieder Kisten, deren heilsamer Inhalt sich aber nur nach intensivem Button-Mashing auf den Protagonisten überträgt. Auch bei manchen Gegnern ist ein schneller Finger gefragt, wenn man sie endgültig loswerden will - ein Umstand, der mit der Zeit aber auch etwas nervig werden kann. Unter der Lebensenergie findet sich übrigens noch eine weitere Leiste, zu der die Entwickler aber genau so wenig etwas verraten wollten wie zu der Anzeige, die sich zusammen mit den Schlag-Kombo-Serien füllt. Erwarten uns hier vielleicht noch magische Spezialattacken wie bei God of War, dessen Einfluss man bei der Erkundung der Hölle an allen Ecken und Enden spürt? 

          

Ausblick

Hätte ich mich mir nicht immer wieder klar gemacht, auf einem EA-Event zu sein, hätte ich schwören können, einen neuen Teil der God of War-Serie zu spielen. Es ist fast schon dreist, wie sehr die Entwickler von Visceral (ehemals EA Redwood Shores) von ihrem Vorbild abgekupfert haben: Nicht nur die düsteren und oft pompösen Kulissen erinnern an die Action-Trips in die griechische Mythologie, sondern auch die Steuerung wurde bei der Belegung und dem Einsatz von Quick-Time- sowie Button-Mashing-Sequenzen nahezu 1:1 übernommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Klonen wie etwa Wolverine oder Ghostrider gelingt es Dante aber, die Kämpfe mit einer ebenso gelungenen Dynamik und Leichtigkeit auf den Bildschirm zu zaubern wie das große Vorbild. Ja, Dante's Inferno fühlt sich genau so gut an wie God of War! Darüber hinaus bietet es ebenfalls eine filmreife Inszenierung mit angepeilten 60 Bildern pro Sekunde, architektonisch interessante sowie bizarre Schauplätze und einen präsenten Soundtrack mit Chor und Orchester. Momentan sehe ich nur ein Problem, weshalb EA im Kampf der Giganten den Kürzeren ziehen könnte: Dante ist mit seiner glitzernden Ritterrüstung und seiner Sense weit davon entfernt, eine ähnlich coole Sau zu sein wie der charismatische Spartaner Kratos. Deshalb fiel es mir beim Anspielen auch noch etwas schwer, mich mit diesem Charakter zu identifizieren, dessen Persönlichkeit gar nicht zum Tragen kam. So wirkte der Held im gespielten Abschnitt noch völlig austauschbar und bot nichts Besonderes. Das Gleiche gilt für den Spielablauf, der bisher zwar einen hochklassigen God of War-Klon vermuten lässt, aber darüber hinaus keine neuen Ideen mit sich bringt. Doch auch hier verweisen die Entwickler auf viele Features, über die man bisher noch nicht sprechen kann und darf. Außerdem haben sie noch bis 2010 Zeit, um sich auf die Auseinandersetzung mit Kratos und God of War III vorzubereiten, die enorm spannend werden könnte...

Ersteindruck: sehr gut

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