Was für ein Leben
Ein Duke müsste man(n) sein. Als Held der Menschheit gefeiert und besonders von der Damenwelt verehrt, genießt der coole Macho mit der "Kick-Ass"-Mentalität sein Leben und den Star-Rummel in vollen Zügen: Da sitzt er, in seinem Penthouse im futuristischen Las Vegas, zockt
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Totgesagte leben länger!
sein eigenes Videospiel und lässt sich dabei auch noch (oral) von zwei knackigen,
vollbusigen Blondinen verwöhnen - eine typische Männerfantasie, die für die meisten vermutlich genau das bleiben wird. Doch die dekadente Idylle wird von einem alten Feind bedroht, der unter Friedensbekundungen auf die Erde zurückkehrt. Ja, die Aliens sind wieder da und gehen in bester Independence Day-Manier mit ihren gigantischen Raumschiffen in Stellung. Während Duke von Anfang an skeptisch ist, schenkt die US-Regierung den potenziellen Aggressoren zunächst noch ihr Vertrauen und hält den muskelbepackten Helden an der kurzen Leine.
"Du bist ein Relikt aus einer anderen Ära", so der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der tatsächlich an ein neues Zeitalter glaubt, in der die Menschheit friedlich mit den außerirdischen Rüpeln zusammenleben kann.
"Ich hab da ein ungutes Gefühl", kontert der Duke in bester Star Wars-Tradition und soll damit Recht behalten, denn es kommt so wie es kommen muss: Das Alien-Pack ist wieder auf Ärger aus und hat sich mehr als nur ein paar Arschtritte verdient. Doch anstatt in bester Invasoren-Tradition alles nur in Schutt und Asche zu legen, verfolgen sie einen noch diabolischeren Plan: Sie entführen unsere Frauen! Unsere Mädels! Unsere Babes! Und spätestens hier ist für den "Lady's Man" Schluss mit lustig...
Auf der Flucht
Den unterhaltsamen Einstieg als "Spiel im Spiel" haben wir bereits in unserer ersten Vorschau vorgestellt. Auch hier durften wir
erneut den Urinstrahl mit dem Controller lenken, uns mit dem ersten Endgegner anlegen und mit dessen ausgerissenem Sehorgan ein sehenswürdiges Field Goal erzielen. Darüber hinaus gab es in Vegas aber endlich mehr zu sehen: Knapp 90 Minuten lang durften wir Zeit mit dem Duke verbringen und uns mit den Aliens anlegen. Und wie nicht anders zu erwarten, wird nicht nur jede Menge Action geboten, sondern auch das Zwerchfell durch den mitunter derben Humor attackiert. Während ich mich mit dem Duke durch die Büros, Zimmer und Luftschächte des Gebäudes schlage und den markanten (aber eigentlich dämlichen) Onelinern lausche, fühle ich mich unweigerlich an die Actionfilme der Achtziger erinnert: Da taucht plötzlich ein John McClane in seinem blutverschmierten Unterhemd vor meinem geistigen Auge auf. Oder ein John Rambo, der es im Alleingang mit einer ganzen Armee aufnimmt. Genau wie auch bei "Stirb langsam" oder "Lethal Weapon"
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In Las Vegas wurde Duke Nukem Forever stilgerecht in einem Strip-Club präsentiert. |
ist auch bei Duke Nukem Forever von Anfang an klar, dass dieses Ding von Männern für Männer gemacht wurde. Echte Männer. Und selbstverständlich die Fans. Kommt bloß nie auf die Idee, dieses Machwerk einer emanzipierten Frau zu zeigen - sie würde es nicht verstehen.
Gute, alte Zeit?
Doch die Assoziationen mit der Vergangenheit haben einen weiteren Grund: Vom technischen Standpunkt betrachtet, merkt man Duke Nukem Forever die schier endlose Entwicklungszeit an. Das wird kein auf Hochglanz polierter Shooter im Stil von Call of Duty oder eine Effektorgie, an der man sich ergötzen kann. Dafür wirken die groben Texturen zu altbacken und die meist sterilen Kulissen zu unspektakulär. Aber braucht der Duke überhaupt eine Highend-Technik à la Killzone? Nein, nicht unbedingt, denn so ginge viel von diesem gewissen Retro-Charme verloren, den das Spiel umgibt...und von dem es auch lebt. Das gilt nicht nur für die Technik, sondern auch den Inhalt, bei dem man sich ebenfalls ein paar Jahre in der Zeit zurückversetzt fühlt: Duke Nukem Forever fühlt sich ähnlich an wie sein berühmter 3D-Vorgänger. Es ist wieder diese Art von Oldschool-Action, wie sie früher einmal war - einfach, unkompliziert und...spaßig! Nach heutigen Maßstäben wirkt das alles etwas angestaubt, quasi wie ein
"Relikt aus einer anderen Ära". Doch gleichzeitig ist es genau das, womit sich der Duke von all den Call of Duties, Killzones und Crysises dieser Welt absetzen kann. Dazu kommen der abgedrehte Humor sowie die vielen Anspielungen, die man heutzutage bei den vielen politisch korrekten Spielen vermisst: So stolpert der Held z.B. in bester Doom-Manier über eine rote Keycard, kommentiert den Fund mit einem abfälligen
"I don't need a fucking keycard" und bricht die Tür einfach mit Gewalt auf. Auch Anspielungen und Kommentare zur überdurchschnittlich langen Entwicklungszeit finden sich an allen Ecken und Enden: Auf die Frage, ob sein eigenes Videospiel denn gut sei, entgegnet der Duke mit einem ironischen
"It better should be, after twelve fucking years" und begibt sich anschließend als Gast zur Aufzeichnung der
"Damn it's late Show".