Vorschau: The Void (Adventure)

von Jan Wöbbeking



The Void
Entwickler:
Publisher: Atari
Release:
28.05.2009
Spielinfo Bilder Videos

Nikolai Debowski liebt Metaphern. Schon zu Beginn seines aktuellen Action-Adventures "The Void" überschüttet der Kopf des russischen Entwicklers Ice Pick Lodge den Spieler mit nebulösen Botschaften. »Niemand wird dich besser beschützen als ich«, flüstert es aus dem Off. »Fürstinnen werden vor dir niederknien!« wispert eine Stimme, während der Protagonist aus der Ego-Perspektive gemächlich durch eine surreale Einöde schreitet. Was genau er dort erledigen soll, ist zu Beginn genau so unklar wie die Bedeutung der bildsprachlichen Andeutungen. Das größte Rätsel in dem russischen Action-Adventure ist offenbar, sich den Sinn hinter der Spielwelt Stück für Stück auf eigene Faust zu erschließen.



Das Rätsel der Zwischenwelt


Video: Bewegte Bilder geben die bizarre Stimmung von Void besser wieder als Screenshots.

Klar ist, dass die Hauptfigur gestorben ist und sich in einer Zwischenwelt zwischen den Lebenden und den Toten befindet. Sie ist kein Abbild der Realität, sondern ein eigenes Universum voller schwarz verkohlter, seltsam verbogener Objekte mit eigentümlichen Bewohnern und speziellen Regeln. Der Spieler wird ins kalte Wasser geschmissen und darf diese düstere Welt erkunden.

Hilfestellung bekommt man von einer so genannten Fürstin. Nur ein paar kleine Lichtkügelchen bedecken ihre Haut, während sie splitterfasernackt in einem verkohlten Baumstumpf kauert. Sie und ihre Schwestern werden von den "Wächtern" gefangen gehalten und lechzen nach dem wichtigsten Elixier in der eintönigen Zwischenwelt: Der Farbe. Ihr Auftrag an den Spieler ist, ihnen die Substanz zu beschaffen und sie zu befreien. Auf einer Weltkarte reist man unter Einsatz von Zeit und kostbarer Farbe zwischen den Kammern der Fürstinnen hin und her.

Farbe als Lebenselixier

Auch der Spieler selbst muss das bunte Elixier regelmäßig in sich aufnehmen, um nicht zu sterben. Daher ist eine der wichtigsten Aufgabe, die verschiedenen Sorten der wertvollen Flüssigkeit zu sammeln und in den verdorrten Bäumen der Gärten neue Farbe anzubauen. Auch andere unbekannte Objekte wie ein ekelhaft singender schwarzer Schwan können als Quelle für die Substanz entdeckt werden. 
Verdörrte Bäume sind ein wichtiger Lieferant für die leuchtende Farbe. 
Der eigene Körper funktioniert wie eine Fabrik, der den eingesammelten Rohstoff Lympha zu nutzbarer Farbe umwandelt. Auf einem Menübildschirm werden die einzelnen Sorten in leere Herzen gefüllt und dort langsam in fertige Farbe verwandelt. Außerdem verbessert sie Fähigkeiten des Charakters wie die Geschwindigkeit, schafft Vertrauen bei den Wächtern und dient als Waffe.

Ab und zu erscheinen nämlich Monster auf der Bildfläche. Die pechschwarzen, gruselig zerzausten Objekte kriechen und fliegen zwar beinah genau so langsam durch die Levels wie die Hauptfigur, doch sobald sie ihn attackieren, können sie den eigenen Energievorrat empfindlich verringern. Sie lassen sich bekämpfen, indem man eine Farbe aus der Palette auswählt und die direkt mit dem Mauszeiger mit den bunten Elixieren bearbeitet, bis sie kreischend zu Boden sinken. Oder man zeichnet eine der 20 unterschiedlich geformten Mustern - sogenannte Glyphen. Ein Kreis sorgt z.B. sofort nach dem Pinselstrich für ein temporäres Schild, welches das wie ein Bussard angreifende Flugwesen mit einem dumpfen Gongschlag abprallen lässt.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Die Kämpfe laufen recht träge ab, sind laut Producer Wolfgang Walk aber nicht der Hauptaspekt des Spiels. Er passt den Titel für den hiesigen Markt an und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Bedienung und andere Spielelemente des in Russland bereits erschienenen Originals einfacher zu gestalten. So wurde zum Beispiel der 40 Minuten lange Introfilm stark gekürzt, damit der Spieler schneller loslegen kann.
Was zum Kuckuck: Die Gliedmaßen der Wächter sind derart abstrus mit mechanischen Teilen durchsetzt, das man oft zwei mal hinsehen muss, um das komplette Wesen zu erfassen.
"Als ich in Moskau ankam, hat mich Nikolai Debowski zuerst einmal in ein paar Galerien und Kunstausstellungen mitgenommen", erzählt Walk, "'Wenn du mir die richtigen Fragen stellst, bist du mein Producer' sagte er. The Void hat ganz klar einen künstlerischen Anspruch und wird dank seines ungewöhnlichen Designs im Moscow Museum of Modern Art ausgestellt. Es ist ein erwachsenes Spiel. Erwachsen heißt in diesem Fall nicht, dass Blufontänen über den Bildschirm spritzen - so etwas gibt es hier nicht. Es geht um eine subtilere Art des Horrors."

Die gruseligsten Figuren in der düsteren Welt sind die Wächter. Sie bewachen die Fürstinnen, von denen jede ihre eigene Kammer besitzt. Die Körper der Wächter sind wie in einem Hellraser-Film von spitzen Metallkonstruktionen durchdrungen. Je nachdem, wie man sich ihnen und den gefangenen Frauen gegenüber verhält, folgt das spätere Spiel alternativen Handlungssträngen. Auch die Farbe selbst scheint zu leben: Sie symbolisiert die Kreativität des Menschen und flüstert dem Spieler ständig neue nebulöse Botschaften zu, während er zu mystischen Ambient-Klängen durch die Welt schreitet. Ab Ende Mai können PC-Besitzer durch die wundersame Welt wandeln.         
 

AUSBLICK



Macht euch nichts daraus, falls ihr nach dem Lesen des Artikels reichlich verwirrt seid. Auch ich brauchte eine Weile, bis ich die Grundzüge des Spielprinzips von The Void verstanden hatte. Der Spieler muss nicht nur die Welt erkunden. Auch Elemente der Spielmechanik wie das Ernten von und das Kämpfen mit Farbe werden offenbar erst nach und nach preisgegeben. Doch genau aus diesem Grund bin ich skeptisch, ob aus The Void wirklich ein flüssiges Spiel oder eher ein künstlerisches Experiment wird. Einerseits fasziniert mich die düstere Welt, welche so skurril gestaltet ist wie in kaum einem anderen Titel. Die Grafik wirkt mit ihren einfachen Texturen und recht kahlen Oberflächen zwar technisch einfach - doch überall trifft man auf pechschwarze, verkrümmte Objekte, morbide Figuren und verdorrte Bäume. Im Konrast dazu steht die in grellen Neontönen leuchtende Farbe, welche als wichtigstes Elixier das Leben zurückbringen kann. Im Gegensatz zum interessanten Design wirkten die Kämpfe und der komplette Spielablauf aber recht träge und verwirrend. Das kleine Team Ice Pick Lounge hatte schon bei seinem Erstlingswerk Pathologic einen packenden Thriller und alternative Handlungsfäden erdacht, scheiterte aber an vielen technischen und spielerischen Problemen und kassierte daher in unserem Test eine Wertung von 37%. Hoffentlich stellen die russischen Entwickler und ihr deutscher Producer diesmal ein gut funktionierendes Spiel auf die Beine, denn dann könnte The Void dank des eigentümlichen Designs etwas Besonderes werden.

Ersteindruck: befriedigend

Kommentare

Randall Flagg schrieb am
DdCno1 hat geschrieben:
Siehe Zeno Clash. Lieber kein Test. Kunst ist anscheinend nix für 4P. Man kann an soetwas nicht die selben Maßstäbe anlegen, wie an ein COD.
Dabei ist the Void noch um EINIGES schräger als ZC...
Da magst du recht haben, aber ich finde es trotzdem schade. Gibt es keine Tests bleibt das Game (zu unrecht) unbekannt, die Entwickler kümmern sich dann vielleicht nicht mehr darum und werden das Game, wie vielleicht auch Pathologic, als Reinfall verbuchen und sich dann anderen Sachen verschreiben, die mehr Geld einbringen ...
so zumindest meine übertriebene Befürchtung :D
DdCno1 schrieb am
Randall Flagg hat geschrieben:Wirds von diesem Game auch einen Test geben? Irgendwie hat bisher nur PCGames das Teil getestet (und 75% gegeben)
Traut ihr euch alle nicht, ist es zu unwichtig oder ist es zu schwer zu bewerten oder wie?
Siehe Zeno Clash. Lieber kein Test. Kunst ist anscheinend nix für 4P. Man kann an soetwas nicht die selben Maßstäbe anlegen, wie an ein COD.
Dabei ist the Void noch um EINIGES schräger als ZC...
Randall Flagg schrieb am
Wirds von diesem Game auch einen Test geben? Irgendwie hat bisher nur PCGames das Teil getestet (und 75% gegeben)
Traut ihr euch alle nicht, ist es zu unwichtig oder ist es zu schwer zu bewerten oder wie?
jo0man schrieb am
Ich hab das Spiel getestet und ich kann euch sagen, es ist krank :D
So ein Spiel habe ich noch nie gespielt, es ist was ganz neues!
Die deutsche Sprachausgabe ist auch ziemlich gut gelungen!
Und ein kleines bisschen süchtig macht es auch, weil man wissen will, wie es weitergeht!
Also ich würde sagen, dass das Spiel ein Geheimtipp ist :D
Naja ich hab es ca. erst eine Std gespielt..
Checke aber trotzdem noch nicht wirklich viel..
Aber Leute die mal was anderes spielen wollen und sowieso auf Fantasy stehen sollten sich das Spiel kaufen.
freakgamer schrieb am
Gekürztes Intro :(
Das ist ja traurig.
Aber ich werds mir mal angucken.
Kunst ist ja mit das schönste auf dieser Welt, mal sehen wie sie das in ein Spiel eingebracht haben.
schrieb am