Bionic Commando: Rearmed 207.01.2011, Paul Kautz
Bionic Commando: Rearmed 2

Vorschau:

Bionic Commando Rearmed war einer der letzten großen Erfolge von Grin - dem schwedischen Team, das dicht machen musste, nachdem das »große« Bionic Commando oder Wanted: Weapons of Fate keine großen Verkaufsschlager waren. Glücklicherweise wurden die dazu gehörigen Lizenzen nicht in der Konkursmasse verscherbelt, das flugs aus einem großen Teil der alten Entwickler gegründete Studio Fatshark machte sich ratzfatz an die Arbeit, um einen würdigen Nachfolger des Hits (4P-Wertung: 85%) auf die Beine zu stellen. Der ist mittlerweile fast fertig, wovon wir uns anhand einer Vorschaufassung selbst überzeugen konnten.

Ich kann springen!

An der grundsätzlichen Spielmechanik wird sich in Bionic Commando Rearmed 2 (BCR2) nicht viel ändern: Nathan »Radd« Spencer hat immer noch seinen praktischen bionischen Arm, mit dem er sich an einem großen Teil der Umgebung festklammern und daran herumschwingen kann. Diverse Waffen von der MG über den zielsuchenden Raketenschwarm bis zum Elektrozapper sorgen für schnelle Ruhe innerhalb der Gegnerreihen, außerdem

Spielerisch bleibt in BCR 2 vieles beim Alten - aber neuerdings darf man springen! Ein zweiter Spieler darf auch mitmachen.
kann man mit dem Biogreifer auch nach Tonnen grapschen und sie nichtsahnenden Feinden ins Gesicht schmeißen oder von oben durch poröses Mauerwerk schmettern. Das meiste davon kennt man, aber es gibt eine drastische Neuerung in der Serie: Radd kann springen! Es reicht zwar nur für einen knappen Hopser, aber diese neu dazugewonnene Freiheit ermöglicht ein neues, frisches Spielgefühl. Okay, man könnte mosern, dass die 2D-Serie bislang auch ziemlich gut ohne Hüpferei auskam - aber wer nicht will, muss ja nicht springen. Denn die Entwickler versprechen, dass sich das ganze Abenteuer ohne eine einzige Waden-Beanspruchung durchspielen lässt.

Der Schwung ist nach wie vor das wichtigste Spielelement, und muss als solches beherrscht werden. Und das ist nach wie vor nicht so einfach und intuitiv, wie es sein könnte (und sollte). Zwar lernt man mit der Zeit, die richtigen Schwungpunkte abzuschätzen, ein Durchspielen des ersten Teils kann in dieser Hinsicht kaum schaden, aber viel zu oft bin ich beim Probespielen in die Tiefe gerauscht, weil Nathans Sinuskurve meiner Arcade-Physikfreude nicht in den Kram passte. Generell richtet sich das Spiel wieder vorzugsweise an Joystickrührer alter Schule, auch wenn BCR 2 durch das Schwingen insgesamt eher gemütlich und keine hektische Nonstop-Ballerei wie die Contras dieser Welt ist. Das soll aber nicht heißen, dass kein Stress aufkommt: Wenn man zu beiden Seiten von Feindvolk umringt ist, das sich teilweise hinter Schilden oder Fässern verbirgt, und dazu noch von oben schwirrenden Flugdrohnen mit Bomben beworfen wird, dann muss das Pad mit der Hand verwachsen sein, um da heil rauszukommen. Auch die regelmäßigen Bosskämpfe sorgen für zuverlässigen Schweiß auf der Stirn: Eingeleitet von teilweise brillant behämmerten Dialogen ziehen sie sich über mehrere Instanzen teilweise ziemlich in die Länge.

Schwing den Schnäuzer!

Das Leveldesign entfernt sich von den ewigen Höhlen des Vorgängers und bietet mehr Abwechslung: So schwingt man sich u.a. durch eine gigantische Dschungelfestung, erkundet schummrig beleuchtete Minen, einen südamerikanisch anmutenden Hafen oder

Der Helikopter, dein Freund und Helfer - auch in Bionic Commando Rearmed 2.
hangelt sich an einem stürmischen Berg entlang. Und das nicht unbedingt allein, denn ein zweiter Spieler darf mitmachen. Zwar fehlt ihm der mächtige Schnurrbart, der Radd neuerdings die Oberlippe bewuchert, aber sonst teilt er sich mit ihm alle Fähigkeiten. Allerdings bleibt das Koop-Spiel auf das Wohnzimmer beschränkt, ein Online-Modus ist nicht geplant.

Auch technisch folgt BCR 2 den Spuren des Vorgängers: Edle 2D-Grafik erfreut die Pupille. Die Figuren bewegen sich geschmeidig durch die abwechslungsreichen Welten, die von coolen Lichteffekten und fetten Explosionen beleuchtet werden. In den Bergen weht einem Schnee um die Haare, im Dschungel rieselt Laub von den Bäumen - und Unschärfeeffekte im Vorder- und Hintergrund verleihen den Levels räumliche Tiefe. Die beste Nachricht für Fans des Vorgängers dürfte aber sein, dass abermals Simon Viklund das Keyboard schwingt: Der fetzige Soundtrack des ersten Teils gehört für mich heute zu den großartigsten und abwechslungsreichsten Spiele-Scores überhaupt, die glorreiche Mischung aus Chiptunes und House-Beats geht in eine zweite Runde!   

Ausblick

Ich find's super, dass es immer noch Publisher wie Capcom gibt, welche die Retro-Fahne gegen alle Trends tapfer in die Höhe halten - dazu zähle ich neben Bionic Commando Rearmed auch die neuen Mega Man-Abenteuer, frische Ghosts n Goblins oder die Wiederbelebung alter Marken im Arcade-Bereich. Allerdings dürfte es Bionic Commando Rearmed 2 nicht mehr ganz so leicht haben wie der erste Teil, denn mittlerweile gibt es harte Konkurrenz wie Shadow Complex - die das Sidescroller-Spielprinzip clever weiter entwickelt haben. BCR 2 wirkt im Vergleich dazu etwas behäbig und alt - aber auch liebenswert und motivierend.

Ersteindruck: gut

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