Apache: Air Assault07.10.2010, Paul Kautz
Apache: Air Assault

Vorschau:

Das Moskauer Team Gaijin Entertainment könnte man als letzte Bastion der Simulation betrachten. Zwar gibt es noch weitere Entwickler, die das Schrabbeln durch die Lüfte am Leben erhalten, aber die Russen gehören zu den aktivsten. Zuletzt sorgten sie mit dem großartigen IL-2 Sturmovik: Birds of Prey für Freudenklatscher unter den Pad-Piloten, mit AAA dürfte ihnen der Applaus abermals sicher sein - dieses Mal jedoch von der Helikopter-Fraktion.

Auf dem Kriegspfad

Video: Wie schon IL-2 Sturmovik: Birds of Prey besticht Apache: Air Assault (ab 4,42€ bei kaufen) mit beeindruckender Grafik sowie einem anspruchsvollen Flugmodell, das aber auch Einsteigern entgegen kommtFragt man einen Konsolenspieler, welches Genre auf seiner Plattform das beherrschende sei, dürfte als Antwort kaum »Die Helikopter-Simulation!« kommen. Kein Wunder, denn es gibt keine. Genau genommen ist dieses Subgenre schon seit vielen Jahren toter als tot, noch muffliger riecht nicht mal die Space Opera, die ja wenigstens hin und wieder aus dem Grab gelockt wird. Das war nicht immer so: Denkt man an die Neunziger zurück, dann fallen einem gleich mehrere Titel ein, die den Rotor rockten: LHX Attack Chopper , Gunship 2000 , Comanche - Maximum Overkill (das sich immerhin bis ins neue Jahrtausend retten konnte). All diesen Spielen war gemein, dass sie eine Mischung aus Realismus und Arcade-Shooter boten - genau die Richtung, in die auch Apache Air Assault (AAA) geht.

Der Apache gehört zu den bekanntesten und vielseitigsten Kampfhubschraubern der Welt - in AAA darf man davon gleich mehrere Varianten fliegen, vom AH-1 über den AH-64D Longbow bis hin zum AH-64X. Während einer davon im Hauptmenü seine Runden dreht, wandert mein Cursor zur Kampagne: Hier warten 16 Missionen, die mich von den verschneiten Gebirgen Tarzistans über weite Steppen Afrikas bis in den dichten Amazonas-Urwald befördern. Doch bevor die Himmel entzündet werden, wartet ein Ausflug im Tutorial-Heli - die Steuerung eines Hubschraubers ist naturgemäß komplexer als die eines Flugzeugs, ein paar Proberunden können nicht schaden: Mit dem linken Stick kontrolliert man die Flugrichtung sowie das Ausweichen nach links und rechts, der andere Stick ist für die Flughöhe sowie die Drehung der Maschine zuständig. Klingt einfach, erfordert aber wie bei der Kontrolle eines Panzers etwas Konzentration, sofern man nicht dauernd als qualmender Militärschrott an einem unschuldigen Berghang enden möchte. Drei Schwierigkeitsgrade haben darüber hinaus nicht nur Einfluss auf Dinge wie Gegnerstärke, Munitionsvorrat oder Treibstoff, sondern auch auf das Flugmodell: Wer sich das Leben einigermaßen einfach machen möchte, hält sich an die Stufe »Training«, ganz Wahnsinnige an die »Veteran«-Variante. In dieser gibt es nur die Cockpit-Ansicht, die ganze Härte der Flugphysik, nur einen Versuch pro Mission sowie realistisch begrenzte Vorräte - wer wie wild herumballert, muss schon nach kurzer Zeit wieder zurück zur Basis schwirren, um nachzuschaufeln. Auf den anderen Stufen hat man zwar auch nur begrenzte Vorräte, die werden aber nach einiger Zeit automatisch wieder aufgefüllt.

Ich schieß auf was, was du nicht siehst!

Die Kampagne dreht sich um drei Helikopter-Teams, die das tun, was militärische Helikopter-Teams eben tun: Terroristen ausschalten, Piratennester zerstören, Geleitschutz geben oder abgestürzte Kameraden aus der Luft beschützen. Die 16 Missionen bieten dezent unkreative Genrestandards sowie etwas Story, deren Texte in erster Linie dazu dienen, von den in der Vorschaufassung langen Ladezeiten abzulenken. Allerdings gibt es einen frischen Kniff: den Koop-Modus.

Das Beschützen eines abgestürzten Helikopter-Teams gehört zu den interessanteren Missionen - der Großteil beschränkt sich darauf, Terroristen, Piraten oder Waffenlager zu zerstören.
Man kann die Kampagne (sowie jeden anderen Modus auch) mit einem Freund zusammen durchspielen, der den Part des Bordschützen übernimmt - was letzten Endes bedeutet, dass er (zumindest in der lokalen Variante) ein Fadenkreuz kontrolliert, das zum 30mm-Geschütz gehört, mit dem man Unheil regnen lassen darf. Spielt man online, hat jeder Teilnehmer natürlich sein eigenes Cockpit.

Hat man eine Mission gemeistert, gibt es eine Abrechnung (inkl. der verursachten Gesamtkosten) sowie die Möglichkeit, das Ganze nochmals als automatisches Replay anzusehen und zu speichern. Neben der Kampagne und den freien Missionen gibt es auch noch spezielle Mehrspieler-Modi namens »Squad Operations«, die in der Vorschauversion allerdings nicht funktionierten. Gaijin versprechen ein gutes Dutzend Spielvarianten, sowohl gegeneinander als auch im Team für bis zu acht Piloten. Ist man allein unterwegs, kümmert sich die KI um das MG (die Raketen muss man immer noch selbst verpulvern), wobei man allerdings auch jederzeit vom Pilotensessel auf den Schützenhocker wechseln darf. Der Heli wird währenddessen automatisch in der Luft gehalten, man hat die Wahl zwischen zwei Sichtmodi: »DVO« ist eine krümelige Schwarz/Weiß-Kamera, in der man noch Umgebungsstrukturen erkennt. Bei »FLIR«, der Infrarotkamera, ist das nicht mehr der Fall, dafür werden Gegner deutlich hervorgehoben, so dass man sie mit dem zoombaren Geschütz gezielt unter Beschuss nehmen kann. Allerdings sollte man die Schützenaufgaben besser nicht mitten im Krisengebiet wahrnehmen. Denn zwar wird der Helikopter automatisch auf Höhe gehalten, aber mehr auch nicht - kommt eine Rakete angeschwirrt, trifft die auch. Es sei denn, man hört auf die Warnung, wechselt schnell wieder zum Piloten und startet ein Ausweichmanöver.

Gaijin Entertainment kann Grafik: Birds of Prey sah schon zum Niederknien gut aus, Apache Air Assault fügt hier noch einen Gebetsteppich hinzu - die Präsentation ist wirklich der Hammer! Gegenwärtig zwar noch ein etwas ruckeliger Hammer, aber nichtsdestotrotz ein Hammer, bei dem lediglich die bemerkenswert unspektakulären Explosionen noch etwas Nachbearbeitung vertragen könnten. Standardmäßig spielt man aus der Außenperspektive, Inneneinrichter haben allerdings auch noch die Wahl unter drei Cockpitperspektiven.     

Ausblick

Gaijin Entertainment hat ein bemerkenswert sicheres Gespür für Nischentitel: Das großartige IL-2 Sturmovik: Birds of Prey nahm auf Konsolen ebenso eine Ausnahmerolle ein wie das ungewöhnliche (und leider nicht gerade irre gute) X-Blades. Ich prophezeie Apache Air Assault ebenso einen Platz in den Reihen der Außenseiter, denn es hat schon seinen Grund, warum es bislang keinen Helikopter-Simulator auf Xbox 360 oder PS3 gibt - die potenzielle Zielgruppe dafür dürfte sehr überschaubar sein. Dennoch wäre es für Actionfans im Allgemeinen ein Fehler, hier einfach mit der ignoranten Augenbraue zu zucken, denn der Indianer hat Feuer im Blut: Exzellente Grafik, wunderbar intuitive Steuerung und ein cleverer Koop-Modus zeigen deutlich, dass die Damen und Herren Entwickler im Bereich der Action-Simulationen zurecht eine große Nummer sind. Allerdings kam das Missionsdesign der Kampagne in unserer Vorschaufassung nicht über Genrestandards hinaus, da wünsche ich mir noch mehr Mut zur Abwechslung.

Ersteindruck: gut

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