Ace Combat: Assault Horizon16.09.2011, Paul Kautz
Ace Combat: Assault Horizon

Vorschau:

Wenn es eines gibt, das noch mehr Spaß macht, als Dinge aufzubauen, dann ist es? Dinge kaputt zu machen! So richtig mit Krachbumm, fetten Explosionen, Chuck Norris und einem möglichst dramatisch aus den Flammen rollenden Reifen. Also genau das, was man im neuen Ace Combat macht.

Amboss, der Kaputtmachator!

In früheren Flugsimulationen war das Resultat einer gut gezielten Rakete mehr oder weniger immer das hier: Zisch, plopp, taumel, pfuff. Eine kleine Bitmap-Explosion beim Ein-, eine etwas größere beim Aufschlag, zu mehr war die End-80er/Anfang-90er-Technik einfach nicht fähig. Wenn ich mich in Ace Combat: Assault Horizon (ab 11,89€ bei kaufen) (ACAH) hinter einen Gegner klemme und ihn mit Raketen und pausenlos ratterndem MG eindecke, ist das Resultat wundervoll verheerend: Winzige Flammen zischen aus den Löchern, kleine und große Trümmerteile wirbeln in alle Richtungen, Öl und Kerosin zischen wüst an mir vorbei und verdecken zum Teil meine Sicht, die über kurz oder lang noch von Rauchschwaden behindert wird. Einzelteile brechen vom bedauernswerten Gegner ab, Glas splittert - und nach dem Coup de grâce zerbricht die getroffene Maschine in unzählige Trümmerteile, die wild rauchend von dannen torkeln. Meine Fresse! Hammer!

In ACAH wird's persönlich. Klar kann man nach wie vor sein Glück darin suchen, die Ziele aus möglichst weiter Entfernung mit einer Zielaufschaltung nebst Sidewinder-Fox-2 zu begrüßen, hin und wieder wird das auch zum Erfolg führen. In vielen Fällen aber nicht, denn die Gegner, allen voran die Ace-Widersacher, haben herausgefunden, wozu der »Täuschkörper«-Knopf da ist - viele in Ace Combat 6 noch bombensichere Treffer gehen hier ins Leere. Also beißt der Pilot von Welt die Zähne zusammen, behält den Feind aus nächster Nähe eine Weile im Visier und drückt im rechten Moment die beiden Schulterbumper - schon wird der »Dogfight-Modus« aktiviert. In dem übernimmt die KI die Kontrolle der Maschine (und fliegt herrlich waghalsige, mächtig Jerry Bruckheimer-kompatible Manöver), man selbst ist damit beschäftigt, den anvisierten Gegner aus der Luft zu holen. Es gibt auch hier keine Schuss-Treffer-Garantie, aber es ist weitaus einfacher als vorher. Je nach gewählter Waffe wird in eine andere Perspektive gewechselt; allen gemein ist die Tatsache, dass sie sehr nahe an der eigenen Maschine und mächtig verwackelt sind - der Handycam-Look hat es mittlerweile auch in die Lüfte geschafft. Wer zu lange herumtrödelt, kann auch im Dogfight-Modus noch von anderen Maschinen abgeschossen werden, außerdem beherrschen gute Gegner auch diesen Trick - mit etwas Pech findet man sich von einem Moment auf den nächsten selbst im Fadenkreuz des gerade eben noch so sicher tot geglaubten Feindessacks wider.

Bin an der Kreuzung Dritte / Main Street…

Der Dogfight-Modus macht es deutlich: ACAH bleibt den bewährten Arcade-Spuren seiner Vorfahren treu, bewegt sich nicht in Richtung IL-2 Sturmovik: Birds of Prey. Das Flugmodell ist unverändert simpel, das MG endlos munitioniert, unter die Flügel passen mehr Raketen als in den Irak. Einige Dinge sind aber ausgesprochen neu: Zum einen ist ACAH das erste »große« Ace Combat (nach dem PSP-Flieger Joint Assault), das nicht in Klumbumbistan oder einer anderen Phantasie-Region, sondern über echten Städten der Welt spielt - Paris, Miami, New York oder Washington D.C. werden überflogen, die üblichen Touristenattraktionen sind auch aus großer Höhe gut erkennbar.

Neu am Himmel, jedenfalls aus Pilotenperspektive: Helikopter! Außerdem darf man auch mal den Bordschützen mimen.
Neu am Himmel, jedenfalls aus Pilotenperspektive: Helikopter! Außerdem darf man auch mal den Bordschützen mimen.
Noch neuer ist der Wechsel des Pilotensitzes: Neben mannigfaltigen Flugzeugen (wie üblich jede Menge echte, lizenzierte Modelle) stehen einem dieses Mal auch Türen diverser Helikopter offen. Im Prolog übernimmt man noch die Rolle eines Bordschützen (siehe gamescom-Eindruck), später darf man den Hubschrauber auch selbst fliegen. Auch hier ist die Steuerung sehr einfach gehalten, deutlich simpler als z.B. bei Apache: Air Assault, die Missionen spielen sich trotzdem komplett anders als man sie von Ace Combat gewohnt ist: Die Helis sind deutlich gemütlicher unterwegs, sind schneller aus der Luft geholt, erlauben aber auch intensivere, weil engere Gefechte. Innerhalb der Kampagne wechselt man immer wieder zwischen Flugzeug und Helikopter, wobei Erstere immer noch die deutliche Hauptrolle spielen.

Adel verpflichtet

Apropos Kampagne: Da die Szenarien jetzt real ist, wurde auch die Geschichte etwas mehr mit der echten Welt verbunden - was sie grundsätzlich etwas ernster macht. Die Inszenierung ist wieder mal erstklassig, es gibt sehr viele, teilweise sehr lange Echtzeit-Cutscenes, in denen man sich zum Teil mit dem rechten Analogstick umsehen darf. Auch die Einsätze haben es in sich, 20 bis 30 Minuten pro Mission ist nichts Ungewöhnliches. Selbst der zweigeteilte Einstieg ist da keine Ausnahme: Der Prolog, in dem man zuerst ein Flugzeug steuert und dann erwähnten Schützen an Bord eines Helikopters spielt, ist nicht nur fabelhaft inszeniert, sondern auch für ein besseres Tutorial auch herrlich actionreich. So soll's sein!

Der Name »Ace Combat« stand in der Vergangenheit nicht nur für pfeilschnelle, sondern auch sehr gut aussehende Flug-Action. Gute Nachrichten: Das ändert sich mit ACAH nicht. Ganz im Gegenteil: Ich weiß nicht, wie die Entwickler das hinbekommen haben, aber das Spiel sieht nochmal eine ganze Ecke besser aus als Ace Combat 6 - das bis heute trotz aller Konkurrenz immer noch der Vorzeige-Flieger ist. Der brennende Himmel, die grandiosen Maschinen und der detailreiche Boden können aus drei Perspektiven betrachtet werden.

Ausblick

Ace Combat 6 war allen tanzenden Engeln zum Trotz Flugliebe pur! Kein danach erscheinender »Flugsimulator« konnte es mit dem geistigen Nachfolger von Strike Commander aufnehmen - nicht mal die PSP-Serienableger. Ich bin also nicht nur verdammt froh, endlich wieder mit dem Pad in der Hand die Himmel meiner Wahl zum Brennen zu bringen, sondern noch froher darüber, dass sich meine Befürchtungen, die ich nach der gamescom-Präsentation zu virtuellem Papier brachte, in zerballerte Luft aufgelöst haben: Zwar halte ich die Helikopter nach wie vor für Fremdkörper im Acecombatversum, aber sie bringen eine interessante Abwechslung in den Fire-and-Forget-Alltag eines Jagdfliegers. Davon mal abgesehen: Wie könnte man zu einer derart wundervollen Präsentation nein sagen?

Ersteindruck: sehr gut

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