Tekken Tag Tournament 228.08.2012, Paul Kautz
Tekken Tag Tournament 2

Vorschau:

Da schwingt sie wieder durch die Morgenfrische, die doppelte Eisenfaust: Zwölf Jahre nach dem Partnerdebüt Tekken Tag Tournament (das gleichzeitig einer der PS2-Starttitel war) geht die Gruppenkeile endlich in die zweite Runde.

Die ganze Welt des Schmerzes

Was erwarte ich von einem Tekken? Tiefschürfende Handlung? Wohl kaum. Möglichst realistische Fights? Nur in begrenztem Umfang: Die meisten gezeigten Kampfsportarten mögen ihre Wurzeln in der echten Welt haben, aber zu Tekken gehören lange Juggles und Dinosaurier mit Boxhandschuhen einfach dazu. Rasanten Kloppspaß mit langen Kombos und dezenter Buttonmasher-Tendenz? Auf jeden Fall! Tekken ist dann am besten, wenn es sich auf das einfache Mann gegen Mann konzentriert. Bzw. in diesem Fall Mann gegen Frau gegen Holzpuppe gegen gigantisches Geweihfeuerspuckflatterdrachenmonster.

49 Kämpfer glotzten mich in der Vorschaufassung an, sie kamen aus allen Ecken des Tekkenversums angeflogen: Paul und Jin, Heihachi und Kuma, Eddy und Hwoarang, Kunimitsu und Angel, Lili und Raven. Das sollen schlussendlich noch nicht alle sein, aber auch diese Zahl wäre angesichts der in aktuellen Beat-em-Ups immer kleineren Kader eine sehr beeindruckende - wenn die vielen Wiederholungen nicht wären. Aufgefallen sind mir bislang vier identische Kämpfer, die sich lediglich äußerlich unterscheiden: Eddy/Christie/Tiger, Alex/Roger Jr., Kuma/Panda und Forest/Marshall Law.

Schnelle Kombos in schöner Umgebung - TTT2 setzt auf klassischen Klopperspaß.
Schnelle Kombos in schöner Umgebung - TTT2 setzt auf klassischen Klopperspaß.
Früher waren das einfach nur Bonusversionen, heute haben sie ihren eigenen Platz in der Kämpfer-Auswahl. Aber gut, es schadet nicht, und es macht Platz für mehr zusätzliche Klamotten pro Nase. Echte Neuzugänge gibt es nicht: Heihachi Mishima tritt jetzt in der aus Tekken 3D bekannten Jungspund-Variante auf, die scheinbar frische Luchadora Jaycee ist die altbekannte Julia Chang in neuer Klamotte. Konsequenterweise steuern sich alle Fighter im Großen und Ganzen altbekannt; ein paar neue Bewegungen hier, ein paar entschlackte Kombos da, aber nichts, was einen Tekken-Profi aus der Bahn werfen würde. Viel ungewöhnlicher ist da schon der Hang zur Muttersprache, die jetzt fast alle Kämpfer sprechen - Eddy und Christie schwadronieren auf Portugiesisch, Leo lässt vor und nach dem Kampf deutsche Sprüche los. Wer rein zufällig nicht alle Sprachen beherrschen sollte, dürfte sich über die einblendbaren Untertitel freuen.

Die Rückkehr der 1-Million-Dollar-Mütze

Weihnachtsmannkostüm mit Boxhandschuhen, Giganto-Schmetterlingsflügeln und kleidsamer Rundumleuchten-Haube? Kein Problem im Editor.
Weihnachtsmannkostüm mit Boxhandschuhen, Giganto-Schmetterlingsflügeln und kleidsamer Rundumleuchten-Haube? Kein Problem im Editor.
Einer der fröhlichsten Teile von Tekken 6 war der Figuren-Editor, in dem man seinen Lieblingshaudruff mit normalen bis völlig absurden Klamotten und Gegenständen „verschönern“ konnte. Dieser Part ist natürlich auch in Tekken Tag Tournament 2 (ab 26,26€ bei kaufen) enthalten - und umfangreicher als je zuvor! Wirklich jeder kleine Fitzel ist veränderbar, von der Frisur über den Kopfschmuck, die Hosen oder Schuhe. Sowie natürlich, und spätestens an dieser Stelle wird es zumeist höchst abstrus, der Zierrat: Eine schmückende Rückenpizza, ein hellblaues Elchgeweih, gigantische Schmetterlingsflügel oder eine Rundumleuchte über der Stirn sorgen für jede Menge durchtrainierter Zirkusfreaks. Das für diese Verschönerungen benötigte Geld (das in Strömen fließt - eine hübschere Frisur kostet locker eine halbe Million an Ingame-Währung) erhält man im Arcade-Modus. Und wer auf das ganze Editor-Gefummel keine Lust hat, darf sich über bis zu drei vorgefertigte Kostüme pro Nase freuen. Und auch hier beweisen die Entwickler abermals Sinn für legale Droge - was man spätestens an Anna Williams‘ rotem Nichts nebst schlabberiger Oktopus-Haube sieht.

Kein Teamspiel ohne Partneraktionen: Gutes Timing vorausgesetzt kann man den Gegner kurzzeitig zu zweit in die Mangel nehmen.
Kein Teamspiel ohne Partneraktionen: Gutes Timing vorausgesetzt kann man den Gegner kurzzeitig zu zweit in die Mangel nehmen.
Dem Titel entsprechend ist das Design in erster Linie auf das Prügeln im Tag Team ausgelegt - jeder Spieler kontrolliert zwei Kämpfer, zwischen denen jederzeit gewechselt werden darf. Allerdings gibt es auch Platz für Sonderwünsche: Wer will, kann auch nur mit einem Prügelknaben (-mädel/-wesen) loslegen - der dann etwas mehr Energie als üblich hat und stärker austeilt. Im Zusatzmodus „Paarspiel“ dürfen gar vier Freunde gleichzeitig zum Pad greifen, jeder steuert dann seinen persönlichen Liebling. Die meiste Zeit dürfte man wohl aber im klassischen „VS“ oder im Arcade-Modus verbringen - in dem man zum Ende hin nicht nur gegen zwei Mishima-Generationen, sondern auch gegen Ogre sowie zwei alte (weibliche) Bekannte antritt. Was die Vorschauversion nicht hergab: Bonusgames. Kein Tekken Bowling weit und breit? Mein Herz, es liegt in Scherben!

Mein Combot ist besser als deiner!

Grundsätzlich wird sehr viel Tekken-Recycling betrieben: Die meisten Musikstücke kennt man (wenngleich sie auch in remixter Form loslegen), die Levels sind zum Teil bekannt (wie der Schulhof aus Tekken Tag Tournament), zum Teil Fortsetzungen vertrauter Arenen - wie „Moonlit Wilderness“ aus Tekken 5. Nur dass man jetzt nicht mehr auf der nächtlichen Wiese, sondern in der früher hinten zu sehenden Burgruine kämpft.

Im "Kampflabor" kann man sich auf sehr verspielte Weise seinen ganz persönlichen Combot heranzüchten.
Im "Kampflabor" kann man sich auf sehr verspielte Weise seinen ganz persönlichen Combot heranzüchten.
Die neuen Levels umfassen u.a. eine verregnete Brücke in Paris, ein farbenfrohes Tulpenfeld in Holland, einen schnuckeligen deutschen Marktplatz mit Pferdchen und Gänschen oder ein Ausflugsschiff mit vielen Anglern - deren Ruten-Bemühungen dafür sorgen, dass sich am Boden des Schlachtfelds mit fortschreitender Rundenzahl immer mehr zappelige Fische tummeln. Sehr ärgerlich allerdings, dass es scheinbar jetzt auch bei den "großen" Tekkens (nach PSP und 3DS) keine End-Replays mehr gibt.

Interessant vor allem für Einsteiger ist das „Kampflabor“. Das ist ein von Violet geleitetes Tutorial, das aber sehr verspielt gehalten ist: In immer herausfordernder werdenden Aufgaben lernt man alles über Kombos, Ausweichbewegungen, Juggles oder verschiedene Trefferzonen, garniert von überraschenden Bosskämpfen und netten Minispielen. Sinn des Ganzen ist es, seinen Combot (aus Tekken 4 bekannt) mit immer neuen Bewegungen zu füttern, die man nach und nach freischaltet.

Ausblick

Es ist ziemlich viel Recycling, das da in Tekken Tag Tournament 2 betrieben wird: Alte Kämpfer, alte Levels, alte Musik - warum sollte man sich die olle Kamelle zulegen? Zum einen, weil das Spielgefühl auch im x-ten Aufguss immer noch frisch wirkt. Zum anderen, weil die Zeit mehr als überreif für einen Tag-Nachfolger war - der fließende Wechsel zwischen zwei potenziell grundverschiedenen Fightern macht unverändert einen Heidenspaß, die Gefechte sind zackig und präzise, es gibt zahlreiche Verbesserungen im Detail. Mir reicht das, um damit viel Freude zu haben.

Ersteindruck: gut

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