Saints Row: The Third08.07.2011, Michael Krosta
Saints Row: The Third

Vorschau:

Mit Saints Row lieferten THQ und Volition eine durchaus gelungene Alternative zu Rockstars allmächtiger GTA-Serie - nur technisch konnte man niemals mithalten. Im zweiten Teil versuchte man deshalb, sich inhaltlich mit überzogenen Action-Einlagen vom großen Vorbild abzusetzen. Doch das war noch nichts im Vergleich zu dem, was einen bei Saints Row: The Third (ab 12,84€ bei kaufen) erwartet...

Stars dürfen alles!

Die Saints sind mittlerweile zu echten Stars aufgestiegen - und genießen es sichtlich, wenn Passanten z.B. applaudieren, wenn man in einem gestohlenen Sportwagen Donuts auf den Asphalt zaubert oder einfach mal ein Tänzchen auf dem Gehweg hinlegt. Doch die Gangster-Promis, die man in Boutiquen auch in Hasenkostüme oder Astronautenanzüge stecken und bezüglich ihres Aussehens anpassen kann, haben auch eine dunkle Seite, die voll ausgelebt werden kann. So kann man sich in dem neuen Schauplatz Steelport wahllos Passanten schnappen, ihnen in die Weichteile treten, Kinnhaken verpassen, mit Vehikeln über den Haufen fahren oder spektakulären Wrestling-Moves auf den Boden klatschen. Einfach so. Ist doch alles nur Spaß, oder?

Schmerzen vor Lachen

Hier ist nahezu alles möglich: Wem es nicht reicht, mit einer Shotgun um sich zu ballern, kann sie den Leuten auch einfach in den Magen oder unter die Kniescheibe rammen. Doch spätestens, wenn man sich die "Apoco-Fist" umschnallt und Passanten mit einem Schlag in blutige Fleischklümpchen verwandelt, wird deutlich, dass sich der dritte Teil der Serie trotz der deutlichen Gewaltdarstellung endgültig nicht mehr ernst nimmt. Auch dass man für eine versammelte Gang gleich einen vernichtenden Luftschlag anfordern kann, passt zur JackAss-Mentalität, die hier in ihrem amüsanten Glanz zelebriert wird. Und in welchem anderen Spiel konnte man schon mit einem gigantischen, purpurfarbenen Dildo durch die Gegend rennen und Leute verprügeln? Hier wird der Begriff "over the top" neu definiert! Ein abgedrehteres Open World-Spiel habe ich bisher noch nicht gesehen…

Von der Kette in die Luft

Vehikel spielen ebenfalls eine wichtige Rolle: In bester GTA-Manier schnappt man sich z.B. Fahrzeuge seiner Wahl und steigt dabei auch gerne mal stylisch mit einem beherzten Sprung durch die Seitenscheibe ein. Dabei wurde die Physik komplett überarbeitet, die noch mehr Fahrspaß garantieren soll. In einer der Nebenmissionen wird man sogar hinter das Steuer eines Panzers gesetzt und muss innerhalb eines Zeitlimits so viel von der Umgebung zerstören wie möglich, um seinen Kontostand aufzubessern. Wenn hier die Teile durch die Gegend fliegen, die Ketten über parkende Autos rollen und die Geschosse mit explosiver Wucht einschlagen, wird die Erfahrung deutlich,

Bekloppt.
Durchgeknallt! So lässt sich Saints Row 3 am besten zusammenfassen.

die Volition schon bei den Zerstörungsorgien von Red Faction sammeln konnte, auch wenn man diesen Detailgrad hier nicht erreicht. Dafür sieht die Kulisse mit ihrem leichten Comic-Touch abwechslungsreicher und schöner aus als der zuletzt dröge Abstecher auf den Mars.

Neben Fahrzeugen, zu denen auch völlig verrückte Spezialmodelle mit montiertem Flammenwerfer oder Kanonen zum Einsaugen und Verschießen von Passanten gehören, ist auch der Luftraum vor den Saints nicht sicher: Da wird z.B. das Lenkrad gerne mal für den Steuerknüppel eines Hover-Jets getauscht, der mit einem Mikrowellen-Laser und zielsuchenden Raketen geradezu prädestiniert ist, für weiteres Chaos zu sorgen.

Ausblick

Auf der E3 zählte die Vorstellung von Saints Row: The Third ohne Zweifel zu den amüsantesten Präsentationen der Messe. Wenn da mit einem XXL-Dildo durch die Straßen gerannt und um sich geschlagen wird, Passanten einfach so mit Wrestling-Moves attackiert oder zu Fleischstücken verarbeitet werden, ist das auf der einen Seite zwar ziemlich makaber, doch bei der völlig übertriebenen Darstellung kann ich mir auch in Anbetracht der vielen abgedrehten Ideen das Lachen einfach nicht verkneifen - und das, obwohl ich Open World-Spiele eigentlich gar nicht so sehr mag. Daher kann es Volition schon als einen kleinen Erfolg verbuchen, dass ich mich trotz meiner leichten Abneigung auf den Trip nach Steelport im November freue, auch wenn es das Spiel in dieser Form vermutlich nicht mit dem USK-Segen nach Deutschland schaffen dürfte. Allerdings frage ich mich, was außer diesem anarchischen JackAss-Spielplatz sonst noch geboten wird. Gibt es ein großes Ganzes oder so etwas wie eine übergeordnete Struktur, die diesen bekloppten Wahnsinn halbwegs zusammenhält? Momentan wirkt Steelport wie ein großer Spielplatz für Erwachsene, auf dem man sich ordentlich austoben kann. Aber auch das wird irgendwann langweilig. Bleibt also zu hoffen, dass Volition neben den abgedrehten "Freestyle-Aktionen" auch mit abwechslungsreichen Missionen begeistern kann...

Eindruck: gut

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