Darksiders 227.07.2012, Benjamin Schmädig
Darksiders 2

Vorschau:

Monster töten, Aufrüstung sammeln und freiwillige Quests erledigen - das klingt nicht nach Darksiders! Genau das steckt aber drin in der Fortführung der apokalyptischen Vision gehörig. Das Spiel soll außerdem zweimal so groß wie der Vorgänger sein. Dass es doppelt so gut wird, wage ich allerdings zu bezweifeln...

Echte Kerle

Es liegt ja nicht am Spiel, dass es seinen Vorgänger nicht haushoch überragen wird. Immerhin hatte der schon einiges auf dem Kasten - ein faszinierendes Szenario sowie eine Welt, deren Tore sich im Rhythmus eines Zelda-Abenteuers nach und nach öffneten. Nicht zuletzt zeichnete Joe Madureira einen grantigen Helden, der sich wie ein Fels in die Brandung kahlgeschorener Niemands-Glatzen stellte.

Krieg hieß der Held und gehörte zu den Reitern der Apokalypse. Und während er sich im ersten Teil für den vorzeitigen Ausbruch der Apokalypse verantworten musste, zieht sein Bruder Tod zur gleichen Zeit los, um seinen fälschlich angeklagten Bruder zu entlasten. Die zweite Episode erzählt seine Geschichte - ein paralleles Abenteuer an einem anderen Ort. Sechs Stunden lang durfte ich es von Beginn an erleben und nein, doppelt so stark wie Kriegs Odyssee ist es tatsächlich nicht. Kann es sie aber vielleicht übertreffen?

Manus manum lavat

Ein kurzer Film und schon stecke ich mittendrin: Am Baum des Lebens will Tod den vermeintlichen Fehler seines Bruders rückgängig machen und so reist er in die Welt der so

Das neue Neue Testament

Comicautor Joe Madureira erschafft aus den Motiven des Neuen Testaments seine ganz eigene Vision der Apokalypse: In dieser legt der Weltuntergang nicht nur einen Frühstart hin - auch die vier apokalyptischen Reiter entsprechen nicht ganz ihren Vorbildern. So heißen die Gefährten hier Krieg, Tod, Streit und Raserei, wobei Letztere gar von einer Frau verkörpert wird.

Streit und Raserei sollen übrigens auch in Darksiders II auftreten - in welcher Form ist allerdings noch nicht bekannt. genannten Maker - eine Rasse uralter und mächtiger Schmiede, deren Reich allerdings vom Verfall bedroht ist. Bevor Tod deshalb den gesuchten Baum erreichen kann, muss er den Makers unter die Arme greifen. "Ich bin nicht euer Laufbursche", sagt er einmal. Liegt mit dieser Festellung allerdings weit daneben!

Tatsächlich gefällt mir der bissige Humor, den Comicautor Joe Mad dem zweiten Reiter verpasst. Da zieht er doch glatt kaum hörbar über das Aussehen eines Makers her oder fragt schnippisch, warum er mal wieder tatenlos rumsteht - immer mit einer gesunden Prise überheblicher Langeweile.

Und tatsächlich gefällt mir auch die Tatsache, dass Tod zum Laufburschen wird. Natürlich ist das erzählerischer Humbug! Madureira wollte eben keine Charakterstudie erschaffen, sondern hatte das abwechslungsreiche Spiel im Sinn. Und da kamen ihm Quests und Nebenquests gerade recht.

Mächtige Helden

Zumal die Welt - zumindest dieses erste von vier großen Arealen - mit ihren gewaltigen Felsen und überwachsenen Ruinen ein fantastische Kulisse zum Erklimmen und Erkunden

Bei den Makers sucht und findet Tod Hilfe - im Austausch für den einen oder anderen Gefallen.
Bei den Makers sucht und findet Tod Hilfe - im Austausch für den einen oder anderen Gefallen.
ist. Schließlich kraxelt Tod nicht nur behänder als Krieg an Wänden entlang, sondern entdeckt auch Areale, die mit seinem eigentlichen Ziel nichts zu tun haben. So bauen Joe Mad und Vigil Games die schon im Vorgänger sehr gelungene Mischung aus ruhigem Entdecken und knackigen Kämpfen weiter aus.

Obwohl Tod dabei auch im Kampf flinker ausweicht und vielseitiger attackiert, fühlt sich seine Figur genau wie die seines Bruders schwer und mächtig an - kein Vergleich zum flinken Kratos oder dem beinahe schwerelosen Dante. Von Beginn an greift er mit zwei Waffen an: einer schnellen Sichel und einem schweren Hammer. Deren Einsatz kann er beliebig variieren; Knopfdruck-Tiraden werden wie gehabt dadurch verhindert, dass ein verzögerter Folgeangriff in vielen Situationen einen stärkeren Hieb auslöst.

Gibst du mir, geb ich dir

Nur bleibt es diesmal nicht bei zwei, drei, vielleicht vier Waffen: Erschlagene Feinde lassen nämlich Klingen, Hämmer oder andere "Werkzeuge" fallen, einige davon stärker als Tods derzeit geführte. So beginnt ein Waffen-Wechsle-Dich, als hätte die Apokalypse im

Waffen-Wechsel-Dich: Tod baut nicht nur seine Fähigkeiten aus, sondern wertet auch seine Ausrüstung auf.
Waffen-Wechsel-Dich: Tod baut nicht nur seine Fähigkeiten aus, sondern wertet auch seine Ausrüstung auf.
Diablotum ihren Ursprung. Auch Rüstungen ersetzt Tod durch stärkere Gegenstände. Bestimmte Waffen darf ich sogar eigenhändig verbessern, indem ich nicht benötigte Ausrüstung opfere. Erreicht die Waffe dadurch eine höhere Stufe, kann ich aus verschiedenen Verbesserungen eine wählen. Dadurch teilt Tod etwa größeren kritischen Schaden aus. Gut, dass ich im Gegensatz zu manchem Actionrollenspiel nur hin und wieder die Ausrüstung tauschen muss, denn so stört die neue Vielfalt nicht den wohl temperierten Spielfluss.

Die Anzahl freiwilliger Aufgaben hält sich ebenfalls in Grenzen - Darksiders II verkommt nicht zum Hol- und Bringspiel. Im Gegenteil: Wenn ich die Umgebung erforschen will, löse ich manche Quest ganz von selbst, indem Tod bestimmte Kreaturen besiegt oder gesuchte Gegenstände aufliest. Unlogisch zwar, dass ich daraufhin sofort erfahre, wo ich meine Belohnung abholen darf. Sinnvoll aber, dass ich den Auftrag nicht erst abseits des Pfades aktivieren muss.

Immerhin ist die Welt der Maker ausgesprochen weitläufig! Nicht ohne Grund kann Tod von Beginn an sein Ross rufen. Zu Pferd überwindet er nicht nur große Distanzen, er teilt

Mehr Darksiders

Unsere erste Vorschau beschäftigt sich vor allem mit Tods Kletterfähigkeiten. Außerdem konnten wir dort den Kampf gegen einen riesigen Koloss erleben. auch mächtig Schaden aus. Dennoch: Mitunter lohnt der Besuch im kleinen Dorf der Maker, weil ich dort sowohl Nachrichten als auch Gegenstände an meine Online-Freunde schicken kann. Eine Tauschbörse, gar ein Auktionshaus gibt es nicht - einem Freund darf ich aber jederzeit eine Waffe vermachen oder ihn um eine nicht mehr benötigte starke Waffe bitten. Auch der reisende Händler Vulgrim hinterlässt Tod dort Schenkungen, sobald der ihm eine ausreichende Anzahl gesuchter Fundstücke überreicht hat.

Rate mal!

Schon vor einigen Monaten war ich in einem späteren Abschnitt in der Welt der Maker unterwegs und ein Fragezeichen stand damals noch hinter den Rätseln. Aktiviert

Anders als Krieg ist Tod von Beginn an auch hoch zu Ross unterwegs.
Anders als Krieg ist Tod von Beginn an auch hoch zu Ross unterwegs.
Darksiders auch die grauen Zellen, wenn Tod etwa an versteckte Schatztruhen gelangen will? Und vielleicht liegt es daran, dass ich diesmal einen noch früheren Teil seines Abenteuers erlebt habe: Echte Kopfnüsse waren jedenfalls nicht dabei. Das ruhige Klettern und Entdecken macht Spaß, gleitet abseits der angenehm anspruchsvollen Kämpfe aber zu gefällig voran.

Und es liegt nicht nur am Spiel selbst: Schon der Vorgänger litt unter technischen Schwächen - im Nachfolger sind sie derzeit sogar noch stärker ausgeprägt. Mitunter reißt das Bild während einer Drehung so deutlich auseinander, dass die Atmosphäre leidet. Manches Stottern verhindert das perfekte Timing beim Klettern. Liegt es etwa an der vergleichsweise niedrigen Bildrate, dass sich Tods Bewegungen über weite Strecken eine Idee behäbiger anfühlen als sie sollten?

Ausblick

Mir fehlt aktuell das entscheidende Bisschen Präzision, denn ich habe einen Helden lieber direkt unter Kontrolle, als kurz auf seine Reaktion zu warten. Dennoch: Ich habe die ersten Stunden aus Tods Geschichte genossen! Das mal akrobatische, mal kämpferische Durchstreifen der verwunschenen Welt überzeugt mit einer geruhsamen, aber schwungvollen Dynamik. Die freiwilligen Quests belohnen Entdecker, ohne das Abenteuer unter einem proppenvollen Terminkalender zu begraben. Und das Sammeln neuer Ausrüstung fördert Individualisten, ohne den Rucksack zu überladen. Mir gefallen der schnörkellose Einstieg, Tods bissiger Charme und seine vielseitigen Fähigkeiten im Kampf und beim Klettern. Die technischen Schwächen sollte er allerdings noch in den Griff bekommen, denn die stören derzeit noch die sehr gute Atmosphäre. Immerhin: Falls das gelingt, könnte Tod seinen Bruder noch übertreffen!

Ersteindruck: gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.