UFC Undisputed 324.01.2012, Mathias Oertel
UFC Undisputed 3

Vorschau:

Das letzte Mal, als wir einen Blick auf die Kämpfer der UFC geworfen haben, war im September. Doch viele Fragen blieben noch offen: Das neue Submission-System konnte z.B. nicht vollends überzeugen. Und was die Karriere bieten würde, ließ sich auch nicht absehen. Mittlerweile liegt eine finale Version im Laufwerk und lässt die Muskeln spielen. Können die MMA-Fans in Freudentaumel verfallen?

Kampfdynamik pur

In den letzten vier Monaten ist in jeder Hinsicht viel mit UFC Undisputed 3 (ab 36,10€ bei kaufen) passiert. Die Kampfdynamik, die bei unseren letzten Duellen im September zwar im Standup bekannte Qualität bot, aber im Bodenkampf und dem neuen Aufgabesystem noch zu wünschen ließ, hat mittlerweile ein durchgängig hohes Niveau. Doch darauf werde ich im Test genauer eingehen. Nur so viel sei gesagt: Alle Aspekte, die die Mixed Martial Arts-Kämpfe nicht nur in der UFC so interessant machen, wurden gut bis sehr gut eingefangen. Kampfstrategien zeigen Wirkung, man kann gezielt versuchen, Schwächen des Gegners auszunutzen – bis hin zum TKO, weil man z.B. den Beinen des Gegners so zugesetzt hat, dass er nicht mehr schmerzfrei stehen kann und dementsprechend Schwierigkeiten hat, sich sinnvoll zu verteidigen.  

Überarbeitete Karriere

Doch verbesserte Kampfdynamik hin, letztlich gelungenes Aufgabesystem her: Das alles ist nur die Pflicht. Die Kür zeigt sich für Solisten u.a. in der Karriere, für die sich THQ einiges vorgenommen hat. Weg von der „Zahlenschieberei“ des Vorgängers, hin zur Ringaction, die im Mittelpunkt stehen soll. Und nach der Erstellung eines Athleten, den ich im Mittelgewicht antreten ließ, sowie mittlerweile fast 40 Kämpfen in der Karriere bleibt festzuhalten, dass das Vorhaben aufgeht. Zwar wurden Schnörkel im Umfeld wie z.B. Interviews nach Matches entfernt, doch das ist zu verschmerzen. Denn einerseits waren diese Elemente kurzfristig zwar interessant, langfristig jedoch eher störend. Und andererseits hat man nun die Gelegenheit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Die Kämpfe und die Entwicklung seiner Figur über Trainingseinheiten - und das ist außerordentlich gut gelungen.

Die American Kickboxing Academy gehört wie das britische Wolfslair zu den echten Camps, denen man sich anschließen kann.
Die American Kickboxing Academy gehört wie das britische Wolfslair zu den echten Camps, denen man sich anschließen kann.
Natürlich könnte man monieren, dass die Reduktion auf das Wesentliche eigentlich einen Rückschritt darstellt. Doch wie so häufig liegt in der Einfachheit ein enormer Reiz. Denn alle Zusammenhänge sind schnell erkannt: Man trainiert und verbessert seine Figur. Man kämpft, bekommt für Erfolge so genannte „Cred“ als Währung, investiert diese in weitere Trainingssessions sowie teure Upgrades, sucht sich im Verlauf seines Aufstiegs in der WFA (World Fighting Alliance) und schließlich der UFC ein so genanntes Camp aus, kann dort neue Moves lernen und arbeitet sich nach und nach durch die Rangliste nach oben, bis man einen Titelkampf bekommt – oder am PRIDE-Grand Prix teilnehmen kann, der ebenfalls eine große Rolle spielt.

Das Wesentliche mit Tiefgang

Und nur weil man sich im Kern auf Training und Kämpfe konzentriert, bedeutet das im Gegenzug nicht, dass man auf Tiefgang verzichtet – ganz im Gegenteil. Denn mit kleinen, mitunter unbedeutend scheinenden Details führt man den Spieler ganz schnell in den berüchtigten „Ein Kampf geht noch“-Rhythmus, der einen im schlimmsten Fall mitten in der Nacht auf die Uhr schauen und erschreckt feststellen lässt, dass es eigentlich schon wieder viel zu spät ist. Doch egal, ein Kampf geht noch.

Das neue Aufgabesystem ist gelungen und macht den Bodenkampf spannender und taktischer denn je.
Das neue Aufgabesystem ist gelungen und macht den Bodenkampf spannender und taktischer denn je.
Wo liegt das Erfolgsgeheimnis? Zum einen sicherlich darin, dass die einmal mühsam erarbeiteten Fähigkeitsverbesserungen in den vier Grundattributen Kraft, Geschwindigkeit, Ausdauer und Beinarbeit sowie den jeweils neun Angriffs- sowie Verteidigungseigenschaften nicht mehr automatisch degenerieren wie im Vorgänger. Dennoch muss man Wechselwirkungen im Auge behalten, denn Übungen, die einen in Bereichen mit Krafteinsatz vorwärts bringen, haben unter Umständen negative Auswirkungen auf die Ausdauer, so dass strategische Planung nötig ist, wenn man seinen Kämpfer sinnvoll entwickeln möchte.

Ein weiterer Aspekt, der die Motivation hebt, ist die Trainingsgestaltung an sich: Egal, ob man seine Werte verbessert oder in einem Camp eine neue Bewegung lernt, steht die Praxiserfahrung im Vordergrund. Sprich: Man ist aktiv bei der Sache und ähnlich wie in EAs MMA-Ausflug oder der Fight Night-Serie sind die Übungen deutlich näher an den Octagon-Kämpfen dran als das Trockenschwimmen des Vorgängers, das mitunter keinerlei Bezug zur Aktivität im Käfig hatte.

Am Sandsack z.B. verinnerlicht man die Grundsteuerung, während man seine Fähigkeiten verbessert. Und im Transition-Training kann man sich die Kontrollen für den

Beim Sandsack-Training steigert man seine Standup-Werte und verinnerlicht gleichzeitig die Schlag-Steuerung
Beim Sandsack-Training steigert man seine Standup-Werte und verinnerlicht gleichzeitig die Schlag-Steuerung
Positionswechsel am Boden aneignen, während man Punkte sammelt und schließlich ebenfalls die Kämpferwerte steigert. Jeder Aspekt des Mixed Martial Arts kann geübt werden, bis hin zu Aufgabegriffen oder dem Clinch am Käfigrand. Wer keine Lust (oder keine Zeit) hat, um sich durch die Trainingsaufgaben zu hangeln, kann die Übungen auch automatisch abschließen, bekommt dann aber nicht die maximal mögliche Ausbeute gut geschrieben.

Selbst die Auswahl eines der zur Verfügung stehenden „Game Plans“, also Kampfstrategien, die temporär bestimmte Eigenschaften sowohl positiv als auch negativ modifizieren, ist mit Aktivität verbunden. Nutzt man die „aggressive“ Ausrichtung, bekommt man u.a. hinsichtlich Schlagkraft einen fetten Bonus, muss dafür aber herbe Abstriche in Sachen Kondition und Bodenkampf hinnehmen. Und man muss in einer Sparringsrunde bestimmte mit dem Schlachtplan verbundene Aufgaben erfüllen, damit man in den Genuss der vollen Punktausbeute kommt. Im Beispiel „Aggression“ muss man u.a. eine Runde ohne Niederschlag überstehen.

Das Umfeld passt

Bis zum Titel ist es ein langer, schwerer Weg.
Bis zum Titel ist es ein langer, schwerer Weg, der in der WFA (World Fighting Alliance)  seinen Anfang nimmt...
Abgesehen von der eher trockenen Menü-Präsentation der Karriere, die für meinen Geschmack zu minimalistisch ausgefallen ist, bekommt man stimmiges Kampf- und Vorbereitungsfeeling vermittelt. Man hat eine Hand voll Kämpfe, aus denen man sich das nächste Duell aussuchen kann, wobei die bisherigen Ergebnisse natürlich eine Rolle bei der Vorauswahl der Gegner darstellen. Sehr schön: Bei einer Niederlagen- oder Siegesserie hat man z.B. die Möglichkeit, die Gewichtsklasse zu wechseln, um entweder dort sein Glück oder eine Reihe neuer Kontrahenten zu finden, nachdem man in seiner Klasse aufgeräumt hat. Oder man nimmt kurzfristig einen Kampf an, der zwar mehr Cred verspricht, aber für den man weniger Vorbereitungszeit, sprich: Trainingseinheiten zur Verfügung hat. Für Memmen gibt es sogar die Möglichkeit, einen so genannten „Tune-Up“-Fight anzunehmen, also ein Duell gegen einen nominell schwächeren Gegner, um das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Doch da man auch dort nicht vor „Lucky Punches“ sicher sein kann, ist Vorsicht angesagt.

Sehr schön ist auch, dass das angestammte Kommentatoren-Duo Mike Goldberg und Joe Rogan abseits der größtenteils punktgenau passenden „Play-by-Play“-Bemerkungen immer wieder sowohl auf die letzten Kämpfe als auch auf die letzten Trainingsaktionen Bezug nimmt und spekuliert, wie sich dies auf das anstehende Gefecht auswirken könnte.

Inhalt der Demo (verfügbar ab 24.01.2012):

- Begrüßung durch Mike Goldberg

- Feature-Vorstellung

- Erklärung zum neuen Submission-System

- UFC-Modus mit zwei Kämpfern (Anderson Silva, Jon Jones, Mirror-Matches sind möglich)

- Pride-Modus mit zwei Kämpfern (Quinton Jackson, Wanderlei Silva, Mirror-Matches sind möglich)

- Kampfdauer: Eine Runde

- Optionen (Pro Steuerung vs. vereinfacht, Energieanzeigen, Schwierigkeit etc.) komplett freigeschaltet Ein kleiner Wermutstropfen, der sich nur durch einen Haufen selbst erstellter Kämpfer lösen lässt, ist eine Häufung von Kämpfen gegen immergleiche Gegner an der Spitze der Gewichtsklassen-Pyramide: Sobald man sich in den Top 5 festgesetzt hat, bleibt einem kaum etwas übrig, als immer wieder gegen die gleichen Athleten anzutreten. Im Fall meines Mittelgewichts-Kämpfer musste ich immer wieder gegen Chael Sonnen, Mark Munoz, Anderson Silva (der kurzzeitig seinen Titel im Spiel an Yushin Okami verlor!) oder Vitor Belfort antreten, wenn ich nach einem verlorenen Titelkampf wieder ins Geschehen eingreifen wollte. Das ist zum einen auf Dauer nervig und entspricht zum anderen nicht dem üblichen UFC-Ablauf, bei dem die Kämpfer selten mehr als drei Mal im Laufe ihrer Karriere gegeneinander antreten. Positiv jedoch ist eine gemeinsame Alterung aller aktiven Kämpfer bis hin zum Rücktritt, der beim selbst erstellten Athleten nach 48 Kämpfen stattfinden wird, wenn ich die Statistik richtig gedeutet habe. Doch vielleicht hat man später noch die Möglichkeit, über Cred ebenso wie das Anheben des Fähigkeiten-Maximalwertes eine „Karriere“-Verlängerung zu kaufen. Wünschenswert wäre es. Doch selbst, wenn THQ nicht an diese Option gedacht hat, bleibt festzuhalten, dass die Karriere im Vergleich zum Vorgänger einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat.

Ausblick

Die Skepsis aus dem September ist komplett verflogen und wurde durch große Euphorie ersetzt. Zum einen, weil die Kämpfe in nahezu jeder Hinsicht einen dynamischen Eindruck hinterlassen - was vor allem dem ausgewogenen und durchdachten neuen Aufgabesystem zu verdanken ist, dessen Schwächen ausgemerzt wurden. Alle Aspekte des Mixed Martial Arts werden gut zusammengefügt und je nach Spielweise sowie abhängig von den Fähigkeiten der Athleten entwickeln sich spannende Duelle. Doch mindestens ebenso wichtig wird die runderneuerte Karriere, bei der der zwar gut gemeinte, aber in der Umsetzung auf Dauer eintönige Schnickschnack des Vorgängers wie z.B. Interviews etc. weggefallen sind. Stattdessen geht es wie in der guten alten Fight Night-Zeit um das Wesentliche: Den Aufbau der Fähigkeiten über Training (in über einem Dutzend gelungener Minispiele) sowie den Aufstieg der Figur bis hin zum Sieger des Pride-Turniers oder dem Gewinn des Titelgürtels der UFC. Und das ist ungemein motivierend, da alle Elemente gut miteinander verzahnt werden. Wenn die anderen Modi, insbesondere die Online-Duelle, ähnlich überzeugen wie das spannende Solo-Erlebnis, können sich Kampfsportfans auf ein Highlight freuen.

Eindruck: sehr gut

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