Borderlands 205.06.2012, Benjamin Schmädig
Borderlands 2

Vorschau:

Ich habe eine dreistellige Zahl an Stunden in diesem Spiel versenkt: Borderlands. Kein Wunder: Gearbox hat einen intensiven Shooter mit der Faszination "Nur noch eine Quest!" gekreuzt und stellte das gemeinsame Online-Erleben in den Vordergrund. Dem außerplanetaren Wilden Westen fehlte allerdings eine gute Geschichte, Möglichkeiten zur Individualisierung sowie auf Dauer vor allem Abwechslung. Und selbstverständlich soll all das alles besser werden...

Wer?

Vergesst eure Level 69-Helden! Die Kerle und die Dame sind Geschichte. D.h., genau genommen sind sie noch dabei, aber nur als passive Figuren der Erzählung. Ihrer statt tritt ein frisches Quartett auf den Plan: Salvador, Maya, Axton und Zer0. Um Schatzsuche geht es diesmal nicht - so scheint es jedenfalls -, vielmehr steht der Befreiungskampf gegen einen Diktator namens Handsome Jack auf dem Plan. Der hat mithilfe der Hyperion Corporation nämlich glatt den Planeten Pandora in seine Macht gebracht. Pfui Spinne!

Wo?

Was von der kleinen Rebellion bislang zu sehen war, sind zwei Abschnitte, in denen nur zwei der Helden spielbar waren - in Los Angeles wird dann hoffentlich mehr gezeigt. Und tatsächlich hat sich gar nicht viel geändert: Menüs und Spielgefühl unterscheiden sich nur im Detail vom Vorgänger. Auch Pandoras Flora und Fauna wirkt trotz eines hohen Wiedererkennungswerts knackiger und farbenfreudiger. Immerhin spuckt man diesmal nicht nur staubigen Wüstensand, sondern erforscht auch eisige Höhlen oder verwunschene Dschungel. Gearbox verweist darauf, dass man diesmal jede Ecke bereisen könne, "die man sehen kann".

Wie?

Feuer frei: Salvador kann mit zwei Waffen gleichzeitig feuern - völlig egal, welche das er in den Händen hält. Ansonsten sind bis zu vier Gewehre, Pistolen oder Raketenwerfer in stetiger Bereitschaft, die wie bisher sowohl Grundschaden als

Neue Helden braucht das Grenzland im Weltall!
Neue Helden braucht das Grenzland im Weltall!
auch Elementarschaden anrichten. Der Gunzerker Salvador könnte Bricks Bruder sein - man stelle sich einen bleisüchtigen Berserker mit Patronenhülsen statt Zahnreihen vor, der mit einem Psychotrick sogar Feinde gegeneinander aufhetzen kann. Wie gehabt spielt die Kombination des Shooters mit Rollenspiel-Fähigkeiten eine wichtige Rolle.

Kollegin Maya könnte hingegen Liliths Schwester sein; zumindest gehören beide Mädels der Klasse der Sirenen an. Maya macht sich zwar nicht unsichtbar, kann Gegner allerdings in einem Kraftfeld gefangen halten, auf dass die von ihrem Team genüsslich bleivergiftet werden. Oder sie zieht die Aufmerksamkeit aller Feinde auf sich. Eine andere Fähigkeit ist die Sofortheilung, während sie einen Gegner mit einem blöden Spruch wütend macht. Witzig. Praktisch! Will aber gut überlegt sein.

Pandora - und die Welt wird bunt

Was mir richtig gut gefällt: Die Eigenheiten von Helden und Gegnern stehen viel stärker im Vordergrund. Kämpfte man im Vorgänger noch gegen die immer gleichen Wellen immer gleicher Feinde, habe ich schon in dieser kurzen Demo gefühlt doppelt so viel Abwechslung erlebt. Da teilen sich Feinde Resistenzen gegen

Die Kämpfe sind abwechslungsreicher und fordernder geworden, denn die Gegner agieren deutlich cleverer.
Die Kämpfe werden bedeutend abwechslungsreicher und fordernder.
bestimmte Angriffe zu, Heiler kommen angeschlagenen Kameraden zu Hilfe. Abgesehen davon nutzen die Gegner ihre Umgebung viel besser aus: Sie klettern über Zäune und an Gebäuden empor, weichen Angriffen geschickt aus und diesmal stellen auch fliegende Feinde eine viel größere Gefahr dar. Die Mischung ist auch deshalb bunter, weil oft ein Haufen ganz verschiedener Wesen attackiert.

Aber nicht nur die Feinde, auch die Helden agieren vielseitiger als ihre "Ahnen" - das sollten sie jedenfalls. Sie müssen ihre Fähigkeiten sinnvoller kombinieren und sie müssen müssen gezielter darauf achten, den richtigen Elementarschaden zu verursachen. Überhaupt spielen die Waffen eine entscheidende Rolle und stehen deshalb noch stärker im Vordergrund. So hatten die Exemplare verschiedener Hersteller zwar im Vorgänger schon unterschiedliche Eigenschaften in Sachen Schussfrequenz oder Durchschlagskraft, sie sind diesmal aber noch ausgeprägter. Und ich habe jetzt schon einen haushohen Favoriten: Will man eine Tediore-Wumme nachladen, wechselt man nicht das Magazin, sondern schmeißt die ganze Waffe einfach weg. Daraufhin explodiert das Ding umso doller, je mehr Munition noch im Clip steckt und eine neue materialisiert sich. Das ist das Alberndste, Dümmste, Großartigste, das ich seit einiger Zeit erlebt hatte!

Ebenfalls praktisch: Hyperion-Waffen schießen umso genauer, je länger man drauf hält. Der Raketenwerfer, dessen Geschosse sich wie in einem überfetten Maschinengewehr drehen, ist ebenfalls eine Wucht. Keine Frage: Es wird

In der Charakterentwicklung hat sich viel getan. Im Kern ist Borderlands 2 allerdings nur ein behutsam erweiteres Borderlands.
In der Charakterentwicklung hat sich einiges getan. Im Kern ist Borderlands 2 (ab 9,99€ bei kaufen) allerdings nur ein behutsam erweiteres Borderlands.
unheimlich viel Spaß machen, in Borderlands 2 am Abzug zu sitzen. Immerhin erkennt man jetzt auch schneller, welchen Elementarschaden eine Waffe verursacht, da sie in der entsprechenden Farbe leuchtet. Zu guter Letzt sollen seltene Ausrüstungsgegenstände spürbar mächtiger als herkömmliche sein - eine Tatsache, die im Vorgänger nicht immer gegeben war.

Meine Waffe, irgendeine Waffe

Und trotzdem:  Es ist ein Jammer, dass ich meine Waffen auch diesmal nicht modifizieren kann. Natürlich liegt in der ständigen Suche nach einem besseren Gewehr ein großer Reiz. Viel lieber würde ich mir auf diesem Weg aber eine gewöhnliche Waffe suchen, anschließend nach einer Erweiterung mit dem gewünschten Elementarschaden Ausschau halten und mir dann noch zusätzliche Erweiterungen, etwa für ein größeres Magazin oder andere Verbesserungen sammeln. Erst dann hätte ich stolz wie Oskar "meine Waffe!" in der Hand - so ist es immer nur eine von vielen. Die Entwickler verweisen darauf, dass einige der Fähigkeiten bestimmte Fähigkeiten am Abzug stärken, doch das ist in meinen Augen kein Ersatz.

Ausblick

Es ist gut, richtig gut, was Gearbox mit dem Nachfolger anstellt: Die Welt wird nicht nur buchstäblich bunter, feindliche und eigene Fähigkeiten werden auch vielseitiger und über den größeren taktischen Anspruch bin ich ausgesprochen dankbar! Borderlands 2 verpackt die verspielte Faszination am lauten Waffenporno offenbar in ein ebenso forderndes wie witziges Abenteuer. Nach den Download-Episoden des Vorgängers mache ich mir über verquere Wegbegleiter und Randerscheinungen zudem keine Sorgen - aber erzählen die Entwickler diesmal auch eine spannende Geschichte? Davon war bislang zumindest nichts zu sehen. Unterm Strich hatte ich mir mehr erhofft, als schon wieder ein paar "Gajillionen" Zufallswaffen zu suchen - mehr als ein stark erweitertes Borderlands steckt in dem Nachfolger offenbar nicht.

Ersteindruck: gut

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