Lange ist's her...
Video:
Wie Ezio rutscht auch Connor eher zufällig in die Rolle des Assassinen der Bruderschaft.
... dass ich einen Blick auf Assassin's Creed 3 (AC3) geworfen habe. Genauer gesagt, war es eine Präsentation vor etwas mehr als einem halben Jahr. Der Eindruck damals: Viel versprechend, interessant. In den Monaten danach haben sich Benjamin (auf der E3) und Michael (auf der gamescom) des Meuchelmörders angenommen und ihn durch das Amerika zur Zeit der Revolution bzw. die Seeschlachten begleitet. Doch jetzt, ein paar Wochen vor Release konnte ich gespannt die PS3-Version in Augenschein nehmen und mit dem neuen Helden Connor die Landschaft erkunden.
Ich wurde mit dem Start von Sequenz 6 in das wilde Amerika entlassen. Wieso ausgerechnet diese Sequenz? Weil diese offensichtlich einen Schlüsselmoment darstellt und man ab diesem Moment nicht nur über ein Herrenhaus als Refugium verfügt, das ausgebaut, bevölkert sowie aufgerüstet werden kann. Sondern vor allem, weil sich die Welt mit diesem Kapitel komplett öffnet. Und in diesem Fall meint Ubi es ernst. Die bisherigen Meuchelmörder-Abenteuer waren zwar großräumig angelegt, doch innerhalb der Sequenz war man dennoch vergleichsweise beschränkt - erst spät konnte man wirklich so herumstreunen, wie es einem beliebt.
Geh wohin du willst
Man kann viel im zur Erforschung einladenden Grenzland entdecken.
Gleich zu Beginn werde ich mit einer Storymission konfrontiert, bei der ich Jagd auf Wilderer machen muss - und dabei gleich eine kleine Einführung in meine Waffenfähigkeiten wie z.B. der Nutzung des neuen "Seilpfeils" bekomme. Gesagt, getan: Erledigt, abgehakt. Denn viel interessanter war für mich die Option, mich vollkommen frei ohne Storyzwänge zu bewegen. Ich kann mich nach eigenem Gusto ins Grenzland begeben und dies erforschen. Ich könnte auch nach Boston gehen, mich dort umschauen oder die ansässigen Rotröcke bekämpfen. Ich könnte mich auch an Seeschlachten versuchen und so ganz nebenbei die Boston Tea Party mit initiieren. Da ich noch viel Zeit hatte, dachte ich mir, dass ich klein anfange und mir erst einmal das Grenzland anschaue. Dank des komfortablen Teleports, der über die Karte erfolgt, war dies kein Problem.
Am Zielpunkt angekommen, durfte ich zuerst die Aufbruchstimmung in mich aufsaugen. Wälder, Flüsse, kleine Seen, kleine Gebirgszüge im Hintergrund, dort ein Leuchtturm: Man kann viel entdecken, wenn man sich Zeit lässt. Ich habe sogar den berühmten Waldläufer Daniel Boone getroffen, eine der zahlreichen historisch verbürgten Figuren, über die man im Laufe des Abenteuers stolpert, mit denen man agieren und für sie Nebenaufträge erledigen kann. Bei einigen kann es sogar passieren, dass sie einem irgendwann im Herrenhaus bzw. dem dazugehörigen Land begegnen und fortan in der einen oder anderen Form unterstützen, sei es nun durch Waren, Rohstoffe oder sonstige Dienstleistungen. Das fühlt sich wie eine durchdachtere Variante des Wirtschaftssystems an, mit dem sich der Vorgänger-Assassine Ezio beschäftigen musste. Allerdings bleibt noch offen, ob die Auswirkungen sich letztlich wieder "nur" auf das Freischalten neuer Ausrüstung beschränken.
Gefahr und Idylle liegen eng beinander
Das Klettern setzt weiterhin auf zahlreiche Automatismen.
Doch zurück ins Grenzland. Ein kurzer Sprint, der im Erklimmen von Bäumen und dem behänden Hüpfen oder Hangeln von Ast zu Ast endete, beantwortete eine der Fragen, die ich mit der Spielesession beantworten wollte: Hat Ubisoft das Klettern anspruchsvoller gemacht? Klare Antwort: Nein! Connor gleitet quasi mühelos durch die Botanik (es sei denn, er kommt an einen Punkt, von dem aus er nicht weiter klettern kann) und springt leichtfüßiger durch die Baumkronen als ein Weißhand-Gibbon. Einerseits fühlt man sich dadurch als Veteran, der bereits mit Altair und Ezio Hunderte von Häusern erklettert hat, wie zu Hause. Man muss sich nicht umgewöhnen, der Spielfluss ist gewohnt gut und die neuen Animationen sind zweifelsohne sehenswert. Andererseits habe ich mir offensichtlich wieder einmal vergeblich die Hoffnung gemacht, dass mit einem neuen Szenario und einem neuen Helden vielleicht noch der eine oder andere alte mechanische Zopf abgeschnitten oder zumindest neu geflochten wird. Denn immerhin hat Ubisoft selbst mit I Am Alive bewiesen, dass Klettern auch anspruchsvoller vonstattengehen kann.