Vorschau:
Tempowechsel 2.0
Letztes Jahr hatte ich wieder richtig Spaß mit dem offensivstarken Fußball von Konami. Vor allem die rasanten Tempowechsel sowie die situative Freiheit entschädigten für viele technische Altlasten. Und diese trüben auch diesmal das Spielerlebnis auf den ersten Blick: Über sterile Stadionkulisse, statische Fangesänge und veraltete Präsentation lasse ich mich aufgrund der Vorschauversion nicht lange aus. Und man darf nicht vergessen: Auch ohne Bundesliga und Topkulisse konnten die Japaner starke 86% erobern. Das Problem auf dem Platz war der Flippercharakter sowie die fehlende Balance zwischen Angriff und Verteidigung – PES 2012 wirkte manchmal etwas überdreht.
Und genau da hat Konami sinnvoll zurückgeschraubt, denn dieser Fußball wirkt reifer und ruhiger – ohne seinen markanten Vorteil gegenüber FIFA zu verlieren: diese herrlichen Tempowechsel und das Kontern über weite Pässe oder scharfe Diagonalzuspiele, die uns schon in dieser Vorschauversion begeistern. Aber diesmal gibt es auch ein taktisches Gegengewicht, denn die Defensive verschiebt wesentlich aufmerksamer, so dass keine allzu großen Lücken zwischen der Viererkette und dem Sturm gerissen werden. Sprich: Das
Realistischere Ballzirkulation
Hinzu kommt, dass die Ballphysik zwar immer noch, aber nicht mehr so oft überdreht: Es gibt also erneut Situationen, in denen das Leder viel zu weit oder skurril abspringt, aber nach Pressschlägen oder Abprallern fühlt sich die Reaktion dieses Jahr natürlicher an. Der Ball zirkuliert allgemein realistischer durch die Reihen.
Man kann das Tempo wunderbar über die enge Ballführung rausnehmen und zum anderen einige sehr feine individuelle Manöver schon vor der Annahme des Leders einleiten – PES hat dieses Jahr an individueller Klasse gewonnen. Dazu muss man sich allerdings in die sehr stark belegte Steuerung reinfummeln, aber wenn man die Finessen drauf hat, macht es einen Heidenspaß.
Es gibt noch eine Möglichkeit, den Ball zu antizipieren. Wenn man hoch angespielt wird und die R2-Taste gedrückt hält, kann man sich die Pille direkt für den Schuss zurechtlegen; sowohl als Brustablage als auch mit dem Fuß – sehr elegant. Wenn Benzema einen scharf geflankten halb hohen Ball mit links butterweich volley annimmt und mit rechts noch vor dem Bodenkontakt einnetzt, hat das evtl. etwas allzu Galaktisches. Einige Top-Stars sind wirklich sehr stark in diesen Manövern. Die Frage für die finale Version ist also, wie häufig diese herrlichen Szenen auftauchen? Hoffentlich kann Konami die richtige Balance finden.
Sehr elegante Dribblings
All das sorgt zusammen mit den neuen manuellen Pässen, die über L2 und eine Pfeilanzeige jederzeit möglich sind, für mehr individuelle Freiheit und Möglichkeiten. So kann man quasi selbst bei aktivierten Passhilfen jederzeit diesen einen manuellen Ball zwischen die Innenverteidiger schieben. Zudem sind die Torhüter wesentlich aufmerksamer und für Freunde des gepflegten Pfundes gibt es eine fiese Modifikation: Wenn man nach dem Vollspannschuss nochmal die Schusstaste drückt, leitet man einen gefährlichen Flatterball ein, der plötzlich die Richtung wechselt. Allerdings ist auch hier anzumerken, dass die Ausführung nicht immer klar und dann Glückssache ist.
Ausblick
Die Präsentation bleibt spröde bis unfreiwillig komisch, wenn Fangesänge künstlich hallen oder Franck Ribéry wie ein kalkweißer Zombie in die Kamera schaut. Konami wird frühestens auf PlayStation 4 das tun, was für eine moderne Sportkulisse längst überfällig war: Die Engine wechseln. Aber selbst mit den technischen Defiziten macht dieser offensivstarke Fußball mit seinen Tempowechseln richtig Laune. Ähnlich wie bei FIFA 13 wird man gegenüber dem Vorgänger kein neues Spielgefühl erleben, aber aufgrund der feinen Verbesserungen wirkt dieser rasante Fußball reifer, freier und weniger hektisch. Es gibt wieder diese magischen Momente, die für Gänsehaut nach einem scharfen Diagonalpass in die Spitze sorgen – hier ist richtig Tempo und situative Spannung drin! Das ist aktuell das Markenzeichen dieses Kicks. Letztes Jahr hatte FIFA knapp die Nase vorn. Und EA macht inhaltlich genau das Richtige, wenn man ebenfalls für mehr Brüche und Tempo in seinem eher gleichmäßigen Rhythmus sorgen will sowie mehr präzise Ballführungsmanöver einführt. Denn PES ist hinsichtlich der Unberechenbarkeit des Spielaufbaus, der individuellen Möglichkeiten sowie der offensiven Spannung aktuell weiter. Ich bin gespannt, ob sich dieser Eindruck in den finalen Versionen bestätigt.
gc-Eindruck: sehr gut
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