Company of Heroes 217.08.2012, Marcel Kleffmann
Company of Heroes 2

Vorschau:

Company of Heroes blieb zwar nicht so in Erinnerung wie das grandiose Homeworld, aber es war ein sehr gutes Echtzeit-Strategiespiel von Relic Entertainment. Es inszenierte intensive und packende Schlachten mit Tiefgang - das ist allerdings schon sechs Jahre her. Zeit für einen Nachfolger: Wir konnten auf der gamescom den zweiten Teil anspielen.

Alles beim Alten?

Company of Heroes 2 (ab 4,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) wird keine Revolution, erklären mir die Entwickler von Relic Entertainment. Es ist vielmehr ein Ausbau, eine Weiterentwicklung, von Company of Heroes (Wertung: 85%), mit der ein oder anderen Veränderung. Das Spielprinzip soll trotz des neuen Schauplatzes (Ostfront: Rote Armee vs. Wehrmacht) beibehalten werden und dies kann ich nach zwei angespielten Missionen nur bestätigen: Die Schlachten sind furios, imposant und trotzdem taktisch ansprechend.

Ich sehe was, was du nicht siehst!

Eine Neuerung stach sofort bei der ersten Mission ins Auge und zwar das „Truesight-System“. Im Prinzip hat jede Einheit einen eignen und dynamisch berechneten Sichtbereich. Es gibt keine statischen Sichtkreise mehr. Beispiel: Wenn meine Soldaten eine Allee entlang schauen, sehen sie logischerweise die Straße. Doch was sich hinter den Bäumen am Straßenrand befindet, ist und bleibt unbekannt. Um hinter die Bäume schauen zu können, müssen sich die Soldaten erst bewegen. Wenn sich dann mehrere Kompanien durch einen Wald bewegen, verändert sich das Sichtfeld immer wieder, erhellt bzw. verdunkelt sich. Das ist in Bewegung sehr eindrucksvoll und unterstreicht den realistischen Eindruck. Demnach ist es so, dass eine Einheit nicht über eine Kuppe hinwegschauen kann. Erkundung, Positionierung und Aufklärung sind also wichtiger.

Company of Heroes 2 ist sehr ansehnlich: Die Grafik-Engine (Essence Engine 3.0) unterstützt auch DirectX 11.
Company of Heroes 2 ist sehr ansehnlich: Die Grafik-Engine (Essence Engine 3.0) unterstützt auch DirectX 11.

Erster Einsatz

Der erste Einsatz führt mich in ein verschneites Dorf. Ich soll dort nach dem Rechten sehen und vorhandene Truppen der Wehrmacht ausschalten. Alles passiert wie gewohnt: Meine Soldaten kann ich in Deckung schicken, ihnen Attacken mit Granaten (Granaten werden nicht sofort geworfen) befehlen oder sie erkunden lassen - wenn sie beschossen werden, gehen sie übrigens automatisch in Deckung und wehren sich. Während also die Gewehre meiner Soldaten ordentlich rattern, spurten die Ingenieure an die Front und jagen mit ihren Flammenwerfern die feindlichen Soldaten aus den besetzten Häusern.

Kurze Zeit später habe ich den zentralen Platz unter Kontrolle. Doch es folgt ein Gegenangriff. Jetzt heißt es Stellung halten, auch wenn die Computerintelligenz ständig versucht, einzelne Truppen immer wieder zu flankieren. Meine Ingenieure haben die Feinde bereits eliminiert und daher schicke ich meine Soldaten in die noch halbwegs bewohnbaren Häuser, aus deren Fenstern sie fleißig feuern. Mittendrin sehe ich ein achtlos auf dem Schlachtfeld zurückgelassenes stationäres Maschinengewehr, das ich von einer Kompanie unter Feuerschutz bergen lasse. Fortan ist es ein leichtes, mit diesem dicken Geschütz die Angreifer festzunageln und in die Flucht zu schlagen.

Doch es werden immer mehr Feinde: Zum Glück sind gerade zwei neue Kompanien zur Verstärkung eingetroffen und ich darf einen Luftschlag befehligen, der mit ohrenbetäubendem Lärm den Schnee zersiebt. Kurzzeitig kehrt Stille ein, bevor ich weiter vorrücken darf, um eine deutsche Panzercrew auszuschalten und dann ihren Panzer zu stibitzen.

Zweiter Einsatz

Gefährliches Terrain: Panzer auf (brüchigem) Eis.
Gefährliches Terrain: Panzer auf (brüchigem) Eis.

Nach dieser kleinen Mission geht es mit einer größeren Schlacht weiter: Mit einem KI-Mitstreiter musste ich gemeinsam gegen zwei KI-Gegner um drei Eroberungspunkte auf einer Karte kämpfen (2 vs. 2). Wer die Mehrheit der drei Siegpunkte kontrolliert, senkt die Tickets des gegnerischen Teams. Das erste Team ohne Tickets verliert. Andere zu erobernde Sektoren der Karte versprechen lebenswichtige Ressourcen, die durchaus bekannt sein dürften: Manpower, Munition, Treibstoff und Truppenlimit. Diesmal reicht es übrigens aus, wenn ihr Truppen in der Nähe der Fahne habt, um den Punkt zu übernehmen.

In diesem Szenario können ebenfalls Einrichtungen gebaut werden. Neben den lebenswichtigen Feuern gegen die Kälte können Sandsäcke, Treibstoff- oder Munitionslager, Minen oder andere Dinge hochgezogen werden, während sich im Truppenhauptquartier neue Einheiten wie Rekruten oder Ingenieure sowie Scharfschützen anwerben lassen.

Soldaten stampfen durch tiefen Schnee.
Soldaten stampfen durch tiefen Schnee.

Ansonsten gestaltet sich die Schlacht sehr ausgeglichen. Zunächst erobern beide Fraktionen die ersten Sektoren, sichern sich mehrere Bereiche und dann rücke ich langsam zum zentralen Kartenbereich vor. Hier schlagen mich die Gegner allerdings zurück, da mein Mitstreiter gerade woanders aktiv ist. Erst als mein KI-Kollege und ich die Truppen kombinieren, also sowohl Panzer als auch Infanterie gemeinsam auflaufen, überrollen wir beide die feindlichen Stellen und reißen uns alle wichtigen Punkte unter den Nagel. Anschließend wogt die Schlacht immer wieder hin und her, aber die Feinde können keinen entscheidenden Punktgewinn erzielen, u.a. weil ich meinen Soldaten allerlei herumliegende Sachen in die Hände gedrückt habe – insbesondere die Panzerfaust und der Mörser sind Gold wert.

Eiskalt

Ohne Feuer an der Front erfrieren die Streitkräfte.
Ohne Feuer an der Front erfrieren die Streitkräfte.

Die eisigen Temperaturen an der Ostfront haben auf bestimmten Karten einen direkten Einfluss auf die Infanterie. Soldaten sind den Einwirkungen der Kälte ausgesetzt und unterkühlen bzw. erfrieren langsam – was durch ein Thermometer symbolisiert wird. Sind sie der Kälte zu lange ausgesetzt, erfriert die Kompanie langsam und hinterlässt steifgefrorene Leichen in der winterlichen Landschaft. Um das zu verhindern, muss der Spieler Feuerstellen von Ingenieuren errichten lassen. Alternativ bieten Fahrzeuge, Deckungen oder Häuser ebenfalls einen Schutz vor der Kälte. Zudem wird es dynamische Schneestürme geben, die die Wirkung der Kälte temporär verstärken.

Schnee auf der Karte hat ebenfalls eine Tiefe und damit Auswirkungen auf die Truppenbewegungen. Je mehr Schnee liegt, desto langsamer bewegen sich die Soldaten. Fahrzeuge und Infanterie hinterlassen zudem permanente Spuren, die erst wieder verschwinden, sobald neuer Schnee fällt. Eisflächen auf Seen oder Flüssen werden zu einem taktischen Mittel: Einerseits schafft das Eis neue Bewegungsmöglichleiten, andererseits ist es ein Risiko, denn die Eisschicht könnte jederzeit brechen und die Truppen (gerade schwere Einheiten) wären verloren – außerdem kann man in diesem Sinne mit Sprengstoffen nachhelfen. Nach einiger Zeit friert der Bereich wieder zu.

Ausblick

Company of Heroes 2 hat mich positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass die Gefechte an der Ostfront so intensiv und mitreißend inszeniert werden. Vor allem das ständige Hin und Her an den Kampflinien sorgte für spannende Dynamik auf dem Schlachtfeld, denn die Taktiken müssen kurzfristig angepasst werden. Zudem gefällt mir das in Echtzeit berechnete Sichtsystem richtig gut und die Eiseskälte ist mehr als nur optischer Schnickschnack, sondern ein wichtiges Spielelement. Auch wenn sich die Entwickler zum Mehrspieler-Modus noch ausschweigen und nur zwei Missionen zu spielen waren, sieht Company of Heroes 2 schon jetzt wie ein würdiger Nachfolger aus!

gc-Eindruck: sehr gut

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