GRID 202.05.2013, Michael Krosta
GRID 2

Vorschau:

Lange genug hat es gedauert: Nach den Arbeiten an jährlichen Formel Eins-Updates samt Funracer- sowie Browser-Auskopplung rund um die FIA-Lizenz und der Fortsetzung der DiRT-Reihe musste GriD vorerst hinten anstehen. Doch Ende des Monats schmeißt Codemasters wieder die Motoren an und lässt Spieler um den Globus rasen, um die Gunst von Youtube-Fans zu gewinnen. Wir haben GRid 2 (ab 8,86€ bei kaufen) unter die Haube geschaut und erste Proberunden gedreht...

Von der Piste in die Stadt

WRC, DTM, Formel Eins, WTCC, Nascar & Co: Es gibt so viele Rennserien auf diesem Planeten. Doch dem Investor Patrick Callahan ist das nicht genug. Er will die besten Fahrer, die coolsten Drift-Künstler und Spezialisten weiterer Disziplinen in einem eigenen Wettbewerb vereinen, in dem Rennen rund um den Globus ausgetragen werden. Bei der World Series Racing, kurz WSR, geht es nicht nur um Pokale und Preisgelder. Wie zuletzt in Forza Horizon spielen auch hier die Fans eine große Rolle, denn sie sind es, die dem Fahrer einen gewaltigen Popularitätsschub verpassen können. Und der kann durchaus entscheidend sein, wenn man Zutritt zu den wirklich lukrativen Veranstaltungen bekommen und in der Rangliste aufsteigen will.

Kleine Spazierfahrt durch den Wald gefällig?
Kleine Spazierfahrt durch den Wald gefällig?
Wie gehabt bietet Grid mehr als nur die Standard-Pisten, die man auch in anderen Rennspielen findet: Zwar darf man auch hier auf lizenzierten Strecken wie dem Red Bull Ring im österreichischen Spielberg aufs Gaspedal drücken, doch viel interessanter und beeindruckender sind Abstecher in Metropolen wie Chicago, Dubai oder Paris sowie Positionskämpfe auf normalen Straßen wie dem kalifornischen Pacific Way. Da geht es ganz nah an den jubelnden Zuschauern am Streckenrand vorbei, enge Kurven erfordern viel Präzision beim Lenken und auch auf Verkehrsinseln oder plötzlich auftauchende Tiere in Waldabschnitte sollte man vorbereitet sein. In einem neuen Modus mit der so genannten Funktion „Live-Route“ wird der Stadtkurs per Zufall generiert und damit unvorhersehbar. Auch die kleine Karte, die sich normalerweise links unten auf dem Bildschirm befindet, wird in diesem Fall gesperrt. Eine schöne neue Variante, bei der das übliche Auswendiglernen der Strecken in den Hintergrund rückt und stattdessen flotte Reflexe sowie vorausschauendes Fahren gefragt sind. Das klassische Standardrennen ist aber ebenso vertreten wie Drift- und Ausscheidungs-Wettbewerbe, bei denen nach und nach der letztplatzierte Fahrer nach Ablauf des Zeitlimits rausfliegt.

Lizenzen ja, Cockpit nein

Im Fuhrpark kommen einige PS zusammen.
Im lizenzierten Fuhrpark kommen einige PS zusammen.
Es wird nicht nur eine Auswahl unterschiedlicher Disziplinen und Schauplätze geboten – auch die Garage ist wieder prall gefüllt und erstreckt sich über Muscle Cars wie Ford Mustang Mach 1 über asiatische Drift-Schleudern wie den Honda S2000 bis hin zu Tourenwagen wie dem Volvo S60 BTCS sowie PS-Monstern vom Schlag eines Bugatti Veyron 16.4. Die Modelle sehen gut aus - vor allem die Spiegelungen und Details wie kleine Flammen aus dem Auspuff fallen positiv auf. An die Pracht eines Gran Turismo oder Forza Motorsport reichen die Boliden allerdings nicht heran. Immerhin kann sich das Schadensmodell sehen lassen, denn jeder Rempler der immer noch zu ungestüm agierenden Gummiband-KI hinterlässt seine Spuren in der Karosserie. Optional wirken sich Beschädigungen auch auf die Fahrphysik und Leistung der Fahrzeuge aus - in diesem Fall tut es natürlich besonders weh, wenn die anderen Piloten mal wieder als Pisten-Rowdys auftreten. Mit der Rückspulfunktion kann man zwar seine Nerven etwas schonen, doch wäre es sinnvoller, wenn Codemasters die KI bis zum Release noch überarbeiten würde. Trotz des Arcade-Charakters von Grid 2 mit seiner spürbar präziseren Steuerung als im Vorgänger würde ich es vorziehen, wenn meine Kontrahenten mich unter Druck setzen würden, ohne gleich die fatale Brechstange auszupacken, die sich meist nur negativ auf mich als Spieler auswirkt.

Und dann wäre da noch die Sache mit der Cockpitansicht: Es ist schon schlimm genug, wenn sie in einem Rennspiel nicht zur Auswahl steht - vor allem bei einem aktuellen Titel wie Grid 2. Was das Fass aber dann zum Überlaufen bringt ist die Tatsache, dass der Vorgänger mich sehr wohl die Rennen aus dem Cockpit heraus erleben ließ - und es war klasse! Warum um Himmels Willen kommt man bei Codemasters bloß auf die dumme Idee, diese Perspektive einfach zu streichen? Das war sicher der gleiche Kerl, der es durchgeboxt hat, in F1 2012 keine komplette Saison mehr mit den offiziellen F1-Fahrern zu erlauben.

Konsolen fahren hinterher

Die KI nervt derzeit noch durch ihr aggressives Auftreten und Rempeleinlagen.
Die KI nervt derzeit noch durch ihr aggressives Auftreten und Rempeleinlagen.
Als technisches Gerüst kommt erneut die Ego-Engine zum Einsatz, die auf der Xbox 360 allerdings noch nicht so richtig rundlaufen will: Zieht man den etwa fünf Jahre alten Vorgänger Race Driver: Grid zum Vergleich heran, stellt man fest, dass sich die grafische Weiterentwicklung in Grenzen hält. Schlimmer noch, denn in unserer Vorschau-Version hatte die Konsole oft mit einer flüssigen Darstellung zu kämpfen und auch das mitunter starke Tearing sorgte für eine leichte Ernüchterung hinsichtlich der Technik. Auf dem PC ergibt sich ein völlig anderer Eindruck: Dank der deutlich höheren Bildrate fühlt sich das Rasen gleich angenehm flott an und die schicken Licht- oder Partikeleffekte kommen im Zusammenspiel mit den höher aufgelösten Texturen viel besser zur Geltung. Der technische Abstand zwischen PC- und Konsolenversionen war bei den Titeln von Codemasters schon in den letzten Jahren spürbar, doch erschien er mir noch nie so deutlich zu sein wie hier. Ich kann nur hoffen, dass die Engländer der 360 und PS3 noch ein paar zusätzliche PS entlocken können, um zumindest eine flüssige Darstellung zu realisieren. Da man es in der Vergangenheit meistens geschafft hat, bin ich diesbezüglich aber optimistisch...

Motohaube: ja. Cockpit: nein.
Motohaube: ja. Cockpit: nein.
Die Klangkulisse darf dagegen gerne schon so bleiben, wie sie jetzt ist: Zwar wirkt der eingestreute Boxenfunk teilweise etwas überflüssig, doch das Röhren der Motoren klingt hervorragend und macht im Vergleich zum Vorgänger einen gewaltigen Schritt nach vorne. Gleiches gilt für die restlichen Soundeffekte, denn wenn es zu Kollisionen kommt, scheppert es ordentlich! In den Mehrspielermodus konnten wir leider noch nicht hinein schnuppern, doch verrät ein Menüpunkt immerhin, dass auch Duelle am geteilten Bildschirm angeboten werden. Was man hinsichtlich der Online-Rennen und Karriere plant, verraten die letzten Trailer.

Ausblick

Leider gewährte die Vorschau-Fassung nur einen kurzen Einblick in die oktanhaltige Welt von Grid 2 - aber der erste Eindruck ist ein guter. Die eher auf Arcade getrimmte Steuerung wirkt direkter als im Vorgänger und erlaubt damit präzisere Fahrmanöver mit den lizenzierten Boliden, die hier leider ohne Cockpitansicht auskommen müssen. Mit diversen Spielmodi sowie einer gelungenen Mischung aus realen Rennstrecken und Stadt-/Land-Kursen dürfte das Rasen um die Gunst der Fans erfreulich abwechslungsreich ausfallen. Nicht zu vergessen die "Live-Routen", die für frischen Wind auf der Piste sorgen könnten. Neben der vergleichsweise enttäuschenden Technik auf der Konsole stößt derzeit aber noch das extrem ruppige Verhalten der KI-Piloten auf, das schon im Vorgänger für einige Frustmomente gesorgt hat. Ich hoffe sehr, dass Codemasters den Rempelfaktor noch ein paar Gänge zurückschaltet und gleichzeitig das auffällige Gummiband etwas entschärft, damit Grid 2 sein volles Potenzial entfalten kann.

Eindruck: gut

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