Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain12.06.2014, Jan Wöbbeking

Vorschau: Gadgets, Ballone und fliegende Schafe

Nach dem Appetithappen Ground Zeroes will Konami in die Weite der afghanischen Wüste entführen: Das Areal in Metal Gear Solid: Phantom Pain soll rund 200 mal so groß sein. Damit man sich nicht in den Weiten verliert, steht Protagonist Big Boss alias Venom Snake natürlich das bereits präsentierte Pferd zu Verfügung. Das lässige seitliche „Abhängen“ am Kläpper kam in der vorgespielten Szene leider nicht zum Einsatz. Stattdessen wurde die Mission mit einer Szene eröffnet, die Winnetou-Fans Tränen der Rührung ins Gesicht treiben dürfte: Während des Briefings ließ Snake auf einem steilen Felsen den Blick über das steinige Panorama schweifen. Es wirkte nicht so sauber und beeindruckend wie der Detailoverkill in The Witcher und bei Feinheiten wie den Pferdemähnen ließ fehlendes Anti-Aliasing das Bild unsauber wirken - davon abgesehen brachte die FOX Engine eine ansehnliche offene Welt auf den Schirm.

Schau mir ins Auge, Kleines: Die Gesichter sehen klasse aus.
Nach dem Setzen eines Wegpunktes mittels des holographischen PDAs sollte Miller aus einem gegnerischen Camp gerettet werden. Nach einem kleinen Ritt sondierte der Entwickler zunächst von einem Hügel aus die Lage: Um sich die Wege und Schichten der Wachen einzuprägen, rauchte er eine Zeitraffer-Zigarette, beobachtete das Geschehen einen Tag- und Nachtzyklus lang und machte sich dann auf den Weg. Die ersten zwei Gegner wurden mit dem Fernglas markiert. Die KI wirkte hier nicht besonders clever: Während die Wachen stur in die gleiche Richtung schauten, konnte sich der Held relativ schnell seitlich heranpirschen, ohne oft in Deckung zu gehen.

Den ersten Widersacher überrumpelte der spielende Entwickler, verhörte ihn nach weiteren Infos und betäubte ihn schließlich. Dann kam das meistgenutzte technische Gadget zum Einsatz: Snake zauberte eine Heißluftballon-Drohne aus der Tasche, verankerte den wehrlosen Gegner daran und schon schwebte das Opfer wild kreischend zur Mutterbasis. Auch im Dorf gefundene Ziegen und Schafe band er immer wieder an die Ballons, um sie per Luft-Kurier „nach Hause“ zu schicken. Nützliche Ressourcen wie feindliche Jeeps lassen sich ebenfalls auf diese Weise stibitzen.

Ab nach Hause mit dir!
Die frei begehbare Basis war eine in der See installierte Gruppe von Plattformen, die an Ölbohrinseln erinnerte: Als der Entwickler sie später besuchte, liefen dort auch die neuen Haustiere herum. Je nach Spielstil sollen sich die erweiterbaren Hauptquartiere unterscheiden, womit Konami die Spieler untereinander anspornen will. Mit Hilfe von Spielwährung lassen sich z.B. Abwehrsysteme oder Drohnen erwerben. Auch die brav salutierenden Untergebenen der Diamond Dogs lassen sich hier trainieren. Komplett sicher ist die Station nämlich nicht: Je nach Verlauf der Geschichte wird sie überfallen – auch wir wurden bei der Vorführung Zeuge davon. In der Hitze des Gefechts sind die zusätzlichen Ressourcen natürlich eine nützliche Hilfe: Kurz nach Anforderung ließ der Entwickler z.B. einen Container auf einen Gegner plumpsen. Darin befand sich eine technisch erstaunlich komplexe Neuentwicklung, welche er kurz zuvor bei der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Auftrag gegeben hatte: Ein...Pappkarton. Mit seiner Hilfe schlich sich Snake im Zentrum der Anlage an gleich mehreren Gegner vorbei. Hier legte auch die künstliche Intelligenz wieder zu: Eine abseits stehende Wache wurde schnell misstrauisch als der Held nicht rechtzeitig mit dem Krabbeln aufhörte. Um sich doch noch aus der Affäre zu ziehen, huschte Snake mit einem neuen Hechtsprung seitlich heraus hinter eine sichtgeschützte Hütte – gerade noch rechtzeitig.

Ein Blick auf die eigene Basis.
An die nächsten Gegner schlich er sich ganz klassisch an, um sie kurz und schmerzlos mit der kraftvollen Armprothese schlafen zu legen. Danach wurde jede einzelne Wache fein säuberlich an einen Ballon gebunden und nach Hause geschickt. Das Schauspiel wirkte mitunter reichlich bizarr: Im Sekundentakt schwebten wild kreischende Söldner, fette Autos und blökende Schafe über die gut einsehbare Wüstenebene – und zwar ohne dass jemand skeptisch wurde oder Alarm schlug. Nachdem Snake schließlich eine Geisel befreit hatte und mit neuen Informationen über Millers Verbleib aufs Dach geflohen war, wurde er doch noch entdeckt und das Camp schlug Großalarm. Nach einem kurzen Schusswechsel sprintete er zu einem hinter dem Haus parkenden Auto, fuhr den Verfolgern davon und ließ die Mutterbasis den Rest erledigen: Nur Sekunden nachdem das Camp markiert war, prasselte auch schon ein verheerender Luftschlag vom Himmel und tauchte die komplette Anlage in ein Explosionsfeuerwerk. Für meinen Geschmack schoss der Kojima-Humor und der exzessive Einsatz technischer Gadgets in der afghanischen Wüste über's Ziel hinaus – davon abgesehen hat der Schleichausflug in der offenen Welt aber Lust auf mehr gemacht.

Einschätzung: gut

Ausblick

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