The Witcher 3: Wild Hunt11.06.2014, Jan Wöbbeking

Vorschau: Reise bis zum Horizont

Im Präsentationsraum von CD Project Red herrschte am ersten Messetag die beste Stimmung: In der Lobby lieferte sich ein Entwickler einen Showkampf mit einem Pressevertreter und im Präsentationsraum startete die Show erst fünf Minuten später, weil die Gastgeber dem durstigen Publikum massenhaft polnische Bierflaschen reichten.

Ich habe verzichtet, damit der Jetlag mich nicht endgültig unter die Bank rutschen ließ, aber Alkohol hat das dritte Abenteuer des verwegenen Geralt von Riva gar nicht nötig. Wenn es ein Spiel gibt, bei dem man sich die Grafik garantiert nicht schön saufen muss, ist es The Witcher 3: Wild Hunt (ab 21,19€ bei kaufen). Entschuldigt meine Jubelarien, aber eine derart prächtige Welt muss einfach angemessen gewürdigt werden – für mich bisher das klare visuelle Highlight der E3! Als der Hexer über einen verschlungenen Pfad über eine große Lichtung ritt, hat mir allein schon das Gebirgspanorama eine Gänsehaut verschafft. Rund 35 mal so groß soll das frei erforschbare Areal sein – lange Wege lassen sich aber mit einer Schnellreise-Portalen abkürzen.

Ob im malerischen Panorama...
Auch beim darauf folgenden Ritt durch eine Hafenstadt wurde der Zauber nicht gebrochen. Zwischen den Häusern tobte das sprichwörtliche Leben: Kinder liefen spielend durch die malerisch beleuchteten Gassen, eine Frau ärgerte eine Wache mit abfälligen Kommentaren über seine stinkend schwitzige (aber realistisch in der Sonne glänzende) Rüstung und am Wegesrand wiegten sich feine Grashalme und Gestrüpp im Wind. Auch später im Sumpf fiel auf, wie ruhig und sauber das Bild wirkte - trotz Unmengen sich kreuzender Äste und Gräser. Lediglich etwas Tearing funkte immer wieder dazwischen. Wer das Spiel am 24. Februar in seiner ganzen Pracht erleben will, sollte offenbar schon einmal auf eine neue Grafikkarte sparen.

Auch inhaltlich haben mich die vorgespielten Szenen in ihren Bann gezogen. Auf der Suche nach einer von der Prophezeiung auserwählten Frau erledigte Gerald streng genommen Gefälligkeits-Quests für einige Zeitgenossen, doch die waren allesamt schön in die Handlung eingebunden. Der unter einer Baumwurzel kauernde, blauhäutige Junge Johnny bringt Geralt z.B. dazu, auf der Anhöhe ein paar flatternden Harpien niederzuschnetzeln. Deren magische Beute sorgt dafür, dass der Waldbewohner seine verlorene Stimme wiedererlangt. Als er wieder reden kann, wird klar, dass er eigentlich ganz und gar nicht auf den Mund gefallen ist. Mit schnippischen Bemerkungen und seinen leuchtenden Augen verschafft er Geralt Zutritt zu einem Medium, welches seinerseits Kontakt zu drei in einem Gemälde gefangenen Schönheiten aufnimmt.

...oder aus der Nähe: technisch punktet die REDengine 3 offenbar auf ganzer Linie.
Als die drei auf der Bildfläche erscheinen, sehen sie allerdings ganz anders aus, wie der Protagonist passend kommentiert. Eine der hexenartigen Riesen hat einen von brüchigen Korbflechten verdeckten Kopf, die zweite bizarr angeschwollene Tentakelfinger und auch die dritte ist nicht wesentlich hübscher. Das Design anderer Monster wie den Werwölfen wirkt ebenfalls gelungen – die Entwickler ließen sich dabei von angelsächsischen und slavischen Mythen inspirieren. Ein rot pulsierendes Baumwurzelwesen stellte den Spieler vor eine der Gewissensentscheidungen, welche der Geschichte immer wieder kleine alternative Abzweigungen verschaffen. Das Monstrum bat Geralt, verschont und befreit zu werden, damit es die Kinder eines Waisenhauses retten könne. Der spielende Entwickler glaubte seinem unförmigen Gegenüber aber kein Wort, köpfte kurzerhand einige seiner Lakaien und streckte das Monster dann selbst nieder. Im Gegenzug schnitt sich sein Auftraggeber das Ohr ab, welches Geralt wiederum benötigte, um die drei oben genannten „Schönheiten“ aus ihrem Gemälde zu befreien.

Neben zwei Schwertern gegen Menschen und Monster stehen dem Spieler auch ein Bogen für den Fernkampf und viele weiter Waffen zur Verfügung. Dazu kommen natürlich diverse aufrüstbare magische Kräfte wie ein Feuerstrahl oder ein telekinetisch betäubender Stoß. Außerdem präsentierte der Entwickler eine der Umgebungs-Attacken, welche sich in den Kampf einbeziehe lassen: Er schoss im sumpfigen Wald einen Schwarm angriffslustiger Bienen aus ihrem Stock, welche kurz darauf ein paar lästige Banditen in Schach hielten. Außerdem kann der Hexer die Umgebung mit einer Art magischen Wärmsicht nach unliebsamen Besuchern abscannen. Obwohl ich ähnlich wie Michael bislang nicht gerade ein Fan von Rollenspielen in offenen Welten war, hat die Präsentation mein Interesse geweckt. Vor allem die technische Brillanz, moralische Entscheidungen, der nicht zimperliche schwarze Humor und die schnellen Kämpfe haben dafür gesorgt, dass auch ich mich auf den kommenden Februar freue.

Eindruck: sehr gut / Fit4Hit

Ausblick

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