Immer plötzlich diese Plötzen
Famos, wie CD Projekt erneut eine lebendige Welt erschafft: Grüne Wälder erstrecken sich bis an die Füße schneebedeckter Berge, Bauern bewirtschaften ihre Felder und so lange er will, vertreibt sich der Hexer die Zeit mit einem edlen Sammelkartenspiel.
Menschen erzählen nicht wie Lexika von der Geschichte ihrer Welt, sondern berichten von Alltäglichem. Manches Leid kommentiert Geralt so ehrlich und trocken, dass es zynisch klingt. Andere Momente leben von einer naiven Leichtigkeit, wenn der Hexer etwa jedes seiner Pferde auf den Namen "Plötze" tauft. Jederzeit kann er sein Reittier rufen, um schneller ans Ziel zu gelangen.
Ist weniger genug?
Nicht, dass er es eilig hätte; das Abenteuer lässt sich Zeit. Obwohl die Geschichte den Kontinent verändern wird, hetzt sie mich nicht zu Aufgaben, deren einziger Sinn das Abarbeiten ist. Sobald Geralt einen neuen Ort erreicht, sehe ich auf einer Karte zwar wichtige Auftraggeber, werde allerdings nicht von Symbolen erschlagen. Ich bin noch nicht weit herumgekommen, doch in den ersten Stunden empfand ich die Weltkarte als gesunden Kompromiss zwischen Übersicht und
Zurückhaltung.
Aufträge der Marke Hinlaufen-und-Aufheben gibt es ohnehin nicht und von manchen Quests erfährt der Hexer erst durch das Belauschen eines Gesprächs. Falls sich hinter einem Objekt ein Geheimnis verbirgt, muss er es vielleicht kaufen, bevor er ihm auf den Grund gehen kann. So beschreibt es Szamalek jedenfalls. Jeder Auftrag soll etwas Besonderes sein. Geralt soll nicht stets dasselbe machen, sondern überall etwas Neues erleben.
Hoch zu Ross reist der Hexer über den prachtvollen namenlosen Kontinent.
Tränke statt Listen
Und tatsächlich werden die Entwickler diesem Anspruch in den ersten Stunden mehr als gerecht. Ob Geralt Spuren verfolgt und Fallen baut, um ein Monster zu erlegen oder die Puzzlestücke eines Verbrechens zusammenfügt: Keine Quest ist das sich selbst erledigende Abhaken einer Liste.
Auf manche Herausforderungen sollte sich der Monsterjäger zudem gut vorbereiten, denn einige Gegner sind harte Brocken. In diesem Sinne passt es hervorragend in das moderne Rollenspielkonzept, dass Geralt schon in Sapkowskis Büchern u.a. Tränke braut, um seine Sinne zu schärfen. Die benötigten Kräuter findet er in der weitläufigen Welt. Das Horten von z.B. Kräutern gibt es also auch in hier – es hat allerdings einen unmittelbaren Nutzen.
Weshalb sie nicht loslässt
Solche Tränke können wichtig sein, denn so lange die Fähigkeiten des Hexers kaum entwickelt sind, stellen schon die ersten Aufträge ernstzunehmende Herausforderungen dar. Ich wollte etwa einem armen Schlucker helfen, der für sein krankes Kind dringend das Wasser aus einem dem von einem Geist bewachten Brunnen benötigte. Also ritt ich zum Brunnen und wurde von einer Erscheinung angegriffen, die Geralt als Mittagsbraut identifizierte.