Von Spezialisten gebaut, von Profis getestet
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Seit Ende November 2013 dürfen erste Probefahrten mit Assetto Corsa über Steam Early Access unternommen werden.
Schon mit netKar Pro ließen die italienischen Sim-Spezialisten von Kunos Simulazioni 2006 aufhorchen. Mittlerweile arbeitet das Team sogar mit echten Rennställen zusammen und entwickelt Simulatoren, an denen die Piloten auch außerhalb ihres realen Cockpits üben können. So z.B. der ehemalige Formel-Eins-Weltmeister Fernando Alonso, denn auch Ferrari zählt zu den Kunden von Kunos Simulazioni, die basierend auf der Software für die Scuderia mit der Ferrari Virtual Academy sogar eine angepasste Version für Hobby-Raser veröffentlichten.
Bei so viel Know-how sind die Erwartungen an das jüngste Projekt entsprechend hoch, doch schon in der Early-Access-Version auf Steam zeigt Assetto Corsa, dass man Großes und Großartiges erwarten darf: Zwar fehlen noch zentrale Modi wie die Karriere, die Möglichkeit zu Online-Rennen sowie KI-Gegner, doch kann man sich mit der begrenzten Auswahl an Strecken und lizenzierten Boliden immerhin schon einen ersten Eindruck von der aufgebohrten Technik und der Fahrphysik verschaffen.
Was für ein Gefühl!
Bei diesem Fahrgefühl könnte man hinter dem Steuer eigentlich ständig jubeln!
Kurz und knapp: Vor allem mit einem guten Force-Feedback-Lenkrad und 900 Grad Drehbereich fühlt sich das Fahren in Assetto Corsa schlichtweg fantastisch an! Langsam taste ich mich an den Grenzbereich heran, nutze alternativ zu den Schaltwippen auf Wunsch sogar eine H-Schaltung plus Kupplung – selbst das erforderliche Zwischengas beim Schaltvorgang wird bei manchen Modellen optional simuliert! Ohne die zuschaltbaren Fahrhilfen wie ABS, Traktions- und Stabilitätskontrolle sowie Bremshilfen und visualisierte Ideallinie hilft nur die absolute Konzentration in Kombination mit Feingefühl, um die leistungsstarken Boliden wie den McLaren MP4-12C, Pagani Zonda R oder den bockigen Ferrari F40 auf der Piste zu halten. Auch dank des hervorragenden Force-Feedbacks kann man hier regelrecht spüren, wie die Pneus langsam an Haftung verlieren, während die verwackelte Cockpitansicht eindrucksvoll die Kräfte demonstriert, die auf Karosserie und Fahrwerk einwirken. In den Optionen lässt sich neben Feineinstellungen an der Steuerung, der idealen Sitzposition und Grafikdetails sogar festlegen, wie stark die G-Kräfte abgebildet werden sollen – Daumen hoch!
Man beachte die feinen Staubkörnchen und Schmutz, sobald die Sonne auf die Windschutzscheibe strahlt.
Assetto Corsa wird dem Begriff „Simulation“ absolut gerecht – zumindest, was das Fahr- und Reifenmodell angeht. So liefert der Gummi z.B. erst ab einer bestimmten Temperatur die ideale Bodenhaftung. Landet man dagegen im Kiesbett oder neben den Asphalt, kommt man nicht nur extrem schnell ins Rutschen, sondern sammelt auch noch Dreck auf, der das Fahren nach der Rückkehr auf die Strecke noch eine Zeit lang beeinträchtigt. Hinzu kommen spürbare Unterschiede zwischen den Reifenmischungen und Typen: Stehen bei den Slicks für Rennwagen die klassischen Varianten hart, medium und weich zur Auswahl, lassen sich bei sportlichen Serienfahrzeugen je nach Modell auch DTM-Pneus aus den Neunzigern, Standardreifen oder Semi-Slicks aufziehen, die das Fahrgefühl maßgeblich beeinflussen. Besonders gut gefällt mir, dass im derzeit noch übersichtlichen Fuhrpark auch unabhängig von der Reifenwahl der individuelle Charakter jedes Boliden zur Geltung kommt: Der kleine Fiat Abarth EsseEsse schiebt z.B. deutlich über die Vorderachse und tendiert damit zum Untersteuern, während sich Heckschleudern wie BMWs M3-Modelle prima für Drifteinlagen eignen. Stellt für mich Ferraris 458 Italia noch einen gelungenen Kompromiss aus Anspruch und Fahrspaß dar, lässt sich der F40 mit seiner explosionsartigen Beschleunigung und nervösen Fahreigenschaften dagegen kaum bändigen.