Vorschau: Harte Konkurrenz für Forza und GT
Ein weiter Weg
Als Sony dem italienischen Team Ende 2014 ein Entwicklerkit zuschickte, um die Möglichkeiten einer Umsetzung von Assetto Corsa auszuloten, sah es ganz schön düster aus. Wie Marco Massarutto bei der Vorstellung erzählt, liefen erste Prototypen mit gerademal 15 Bildern pro Sekunde – und das ohne die üblichen Grafikeffekte und das Post Processing. Zu aufwändig und ressourcenfressend schienen die zahlreichen Physikberechnungen, welche die Hardware zunächst zu überfordern schienen.
Doch seitdem ist viel passiert: Anstatt zu kapitulieren, suchte das kleine Team nach Optimierungsmöglichkeiten – und wurde fündig. Mittlerweile peilt man zumindest auf der Sony-Konsole optimistisch eine Bildrate von 60fps bei 1080p an. Auf der Xbox One sah man sich dagegen gezwungen, die Auflösung auf 900p zu reduzieren. Generell stellt die
Nur geringe Abstriche
Wie ist das möglich? Geht das Studio bei den aufwändigen Berechnungen der Fahrphysik auf den Konsolen etwa Kompromisse ein, um die Umsetzungen überhaupt realisieren zu können? „Nein“, verspricht Massarutto. „Auf den Konsolen entspricht die Fahrphysik exakt dem PC-Vorbild.“ Und tatsächlich: Bei den ersten Probefahrten mit einer Pre-Alpha-PS4-Version, bei denen ich mich hinter die vertraute Club Sport Wheel Base V2 von Fanatec klemmen durfte, merkte ich hinsichtlich des Fahrgefühls keinen Unterschied zur PC-Fassung der Rennsimulation. Da ist es wieder – dieses überragende Force Feedback, das mich jede kleine Unebenheit der lasergescannten Pisten spüren lässt und es mir erlaubt, ein Gefühl für den Wagen und seine Grenzen zu entwickeln wie in kaum einem anderen Racing-Titel. Wenn man hier mit lizenzierten Boliden von Audi, BMW, Mercedes, Ferrari & Co über Strecken wie Spa Francorchamps oder die legendäre Nürburgring Nordschleife prescht, wird das Fahren zum Erlebnis! Es verwundert kaum, dass laut Massarutto die Autohersteller anklopfen und darum bitten, ihre Modelle mit diesem beeindruckenden Stück Simulationssoftware ihren potenziellen Kunden virtuell präsentieren zu wollen...
Träume und Tankstopps inklusive
Für Controller optimiert
Dafür konnte man bereits einen ersten Blick auf das neu gestaltete Menü werfen, das jetzt mehr auf die Navigation mit dem Controller ausgerichtet ist und recht aufgeräumt wirkt. Apropos Controller: Bisher habe ich die PS4-Version ausschließlich mit dem Lenkrad gespielt. Wer sich jetzt Sorgen macht, dass eine Simulation dieses Kalibers mit dem PS4-Pad wahrscheinlich unfahrbar sein dürfte, dem sei gesagt: Auf dem PC funktionierte die Steuerung mit dem 360-Controller nach etwas Eingewöhnungszeit ganz ordentlich – vergleichbar mit DiRT Rally. Klar ist etwas mehr Feingefühl gefragt, aber dann lassen sich die Flitzer sogar ohne Fahrhilfen gut kontrollieren, auch wenn die Faszination ohne Lenkrad und das geniale Force Feedback sich am Controller nicht so sehr entfalten kann.
Weiter ausbaufähig
An Veranstaltungen findet man alles von Zeitrennen gegen die Uhr über Hotlaps und Trainingsläufe bis hin zu Renn- und Drift-Wettbewerben. Außerdem gibt es eine Karriere mit vorgegebenen Aufgaben und Wagen, die allerdings schon auf dem PC recht trocken ausfiel und auf den Konsolen vermutlich kaum überarbeitet werden dürfte. Die KI erweist sich auf der PS4 ähnlich happig wie bei der PC-Version: Selbst auf den unteren Stufen wird den Fahrern viel abverlangt, wenn man bei den Konkurrenten mithalten will. Ein Schlüssel liegt dabei nicht nur bei den Fahrkünsten, sondern auch dem richtigen Setup. Wie schon bei der Fahrphysik machen die Entwickler auch hier keine Abstriche: Auch auf den Konsolen dürfen Mechaniker im Detail an den Boliden herumschrauben.
Ausblick
Ginge es allein um das Fahrgefühl, wäre Assetto Corsa auch auf den Konsolen ein klarer Platin-Kandidat! Vor allem in Verbindung mit einem guten Lenkrad müssen sich sowohl exklusive Platzhirsche wie Forza Motorsport als auch Project Cars dieser grandiosen Rennsimulation geschlagen geben, deren authentisch anmutende Fahrphysik zudem von einem exzellenten Force Feedback getragen wird. Es hapert nur am Inhalt: Zwar kann man nicht viel mehr von einem derart kleinen Team erwarten, aber im Vergleich zu den Mitbewerbern fehlen hier Elemente wie Wetter, Nachtrennen oder eigene Lackierungen und es mangelt hinsichtlich Community-Funktionen und einer ansprechenden Präsentation. Assetto Corsa wirkt trotz des mittlerweile vergrößerten Fuhrparks und mehr Strecken immer noch wie ein Rohdiamant, dem an manchen Stellen der Feinschliff fehlt. Trotzdem haben Konsolen-Raser allen Grund zur Freude: Räumt man bei Optimierungen noch die letzten technischen Hürden aus dem Weg und gibt auch inhaltlich weiter Gas, wartet mit Asseto Corsa ein beeindruckendes Fahrerlebnis, das man neben dem PC dann auch endlich auf den Plattformen von Sony und Microsoft genießen darf.
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