Vorschau:
Korrupte Polizisten?
Alfred, Bruce Waynes treuer Diener, ist mit dem nächtlichen Treiben seines Herrn zwar vertraut – richtig wohl fühlt er sich allerdings nicht in seiner Haut. Denn Batman ist ein Einzelgänger, betrachtet die Polizei als korrupte Gefahr und kann deshalb nicht auf die Hilfe von Gordon oder die seiner Tochter zählen. Die Entwickler aus Warners neuem Montreal-Studio wollen eine Geschichte von den Anfängen (Origins) erzählen und die Beziehung Batmans zu einem seiner wichtigsten Helfer spielt offenbar eine zentrale Rolle.
Daher kommuniziert der Superheld nicht nur per Funk mit seinem Berater, sondern trifft ihn in der Batcave. Dort unterhält er sich mit ihm, erhält neue Werkzeuge oder trainiert gegen flugs herbei gerufene Kontrahenten. Weil die bekannten Herausforderungen (Kampf und Schleichen) diesmal direkter eingebunden sein sollen, stehen sie jetzt in Batmans Basis zur Verfügung. Zur Schnellreise in die Stadt benutzt er seinen Batwing. Selbst fliegt er ihn aber nicht; er wird lediglich am gewählten Ziel abgesetzt.
Kleine Ambitionen
Doch was heißt eigentlich "die Entwickler aus Warners neuem Montreal-Studio"? Ist Batmans Arkham-Serie nicht das Baby der britischen Rocksteady-Teams? Ist es! Arkham Origins hat Publisher Warner trotzdem in andere Hände gelegt. Gemunkelt wird, dass Rocksteady an einem brandneuen Batman-Spiel arbeitet.
Und in Kanada scheinen die Ambitionen kleiner zu sein – immerhin gleicht Arkham Origins bis auf Kleinigkeiten dem vergangenen Arkham City. Natürlich ist der begehbare Teil von Gotham diesmal größer als in Arkham City. Und selbstverständlich nutzt Batman zusätzliche Hilfsmittel wie ein Lasso, dessen zwei Enden er z.B. an einem schweren Gegenstand und einem Gegner befestigen kann... Neu ist auch das Aufladen des Anzugs durch erfolgreiche Attacken: Entlädt er ihn, richtet er kurze Zeit großen Schaden an. Eine ähnliche Funktion ist aus der Wii-U-Version des Vorgängers bekannt. Kein Wunder, denn die Umsetzung war die erste Arbeit des Studios in Montreal.
Gewohnt gut?
Nennenswerte Neuerungen halten sich bisher in Grenzen. Bisher – das sind einzelne von den Entwicklern gespielte Szenen sowie kurze Abschnitte, in denen Journalisten sowie gamescom-Besucher aktiv werden durften. Zum Verlauf der Geschichte verrieten die Entwickler dabei kaum etwas, denn obwohl die Ausgangslage das geradlinige Ausschalten der acht Attentäter verspricht, sollen interessante Überraschungen auf den dunklen Ritter warten.
Ich habe den Pinguin getroffen und gegen Deathstroke, den ersten Attentäter, gekämpft. Vielmehr war in der spielbaren Demo neben einigen Kleinganoven nicht drin. Und was da war, fühlte sich vertraut an. In den Kämpfen reiht Batman noch immer cool choreografierte Angriffe aneinander und löst stärkere Attacken aus, je länger er nicht getroffen wird. Mit Kontern wehrt er feindliche Vorstöße ab. Er springt auf bewusstlose
Excel motiviert
Gegen bewaffnete Schufte zieht der verletzliche Held hingegen das versteckte Ausschalten der Wachen vor und auch hier bleibt alles beim Alten. Batman springt über Wasserspeier, um von dort einzelne Wachen auszuschalten. Er klettert durch Lüftungsschächte im Boden, um sie von unten zu überraschen oder montiert Sprengladungen an zerbrechlichen Wänden. Als die Entwickler eine Art Traumsequenz zeigen, während Batman eine Frau aus den Händen von Mad Hatter befreit, kopieren sie nicht zuletzt die Scarecrow-Momente aus Arkham Asylum, ohne ihnen eine überraschende Seite abzugewinnen – wie es schon der Vorgänger tat.
Was mir ebenso wenig gefällt ist die neue "Excel-Liste" nach einem Kampf, der ich exakt entnehmen kann, wie meine Punktzahl zustande kommt. Das soll mich motivieren, meinen Punktestand zu maximieren und ein besserer Kämpfer zu werden. Für mich zerreißen die über das Abenteuer gelegten Zahlenspiele allerdings die perfekte Illusion,
Die guten Bösen
Ein theoretisch interessantes Detail war ein von den Entwicklern gespielter Abschnitt, in dem Batman an Informationen in einer Polizeistation gelangen muss. Da er noch nicht mit der Polizei zusammenarbeitet, kann er schließlich nicht darum bitten. Enttäuschend aber, dass sich dadurch nichts am Spiel zu ändern scheint. Immerhin tötet die Fledermaus ohnehin keine Gegner – obwohl die Entwickler betonten, dass Batman vor eine neue Herausforderung gestellt wird, wirkte sein Einbruch daher sehr gewöhnlich.
Interessant war dafür der Kampf gegen Deathstroke. Gehörten die spielerisch schwachen Bosskämpfe nämlich in beiden Vorgängern zu den größten Makeln, war ich diesmal hellwach: In dem hervorragend inszenierten Kampfkunst-Duell mit viel martialischer Akrobatik musste ich zahlreiche Attacken des Attentäters rechtzeitig kontern und hart zurückschlagen. Das war ein richtig packender Zweikampf!
Ausblick
Die Kämpfe gegen die Attentäter könnten ein neuer Höhepunkt der Arkham-Serie werden, denn offenbar bekommt es der Dunkle Ritter zum ersten Mal mit starken Gegnern zu tun. An anderer Stelle scheint sich allerdings wenig zu tun: Batman schleicht und kämpft wie im Vorgänger und erledigt in dem frei begehbaren Gotham City jede Menge kleinere Herausforderungen. Einige neue Werkzeuge sowie die zentrale Batcave machen mich durchaus neugierig auf Origins. Und nicht zuletzt stehen sowohl das Spielprinzip als auch die hervorragende Kulisse auf einem starken Fundament. Die Geschichte sowie Batmans Beziehung zu Alfred könnten zudem interessante Einblicke in die Psyche des Helden erlauben. So lange von der stärker eingebundenen Detektivarbeit, wie sie die Entwickler versprochen haben, aber noch nichts zu sehen ist und so lange sich der Großteil des Spiels wie ein auffälliges Déjà-vu anfühlt, kann mich der Abschluss der Arkham-Trilogie noch nicht so begeistern wie es der Vorgänger tat.
Einschätzung: gut
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.