gc-Vorschau: SOMA (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



SOMA: Zwischen Mensch und Maschine
Zwischen Mensch und Maschine
Entwickler:
Publisher: Frictional Games
Release:
22.09.2015
22.09.2015
01.12.2017
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Spielinfo Bilder Videos
"Die Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört daran zu glauben." Wenn ein Spiel mit einem Zitat von Philip K. Dick (u.a. Blade Runner) eingeleitet wird, dann wird man als Science-Fiction-Fan zumindest neugierig. Und die Entwickler von Frictional Games (u.a. Amnesia) scheinen auf bestem Wege, in SOMA eine ähnlich bizarre und verstörende futuristische Welt zu erschaffen wie der amerikanische Schriftsteller in so vielen seiner Kurzgeschichten und Romane. Warum ihr das schwedische Horror-Abenteuer für PC und PS4 im Auge behalten solltet, klärt die Vorschau.


Zwischen Realität und Wahnsinn

Die Maschine liegt wie ein verletztes Ungetüm am Boden, zwei rote Lichter flackern dort, wo ihre Augen sein sollen. Um sie herum hantieren Arbeitsroboter wie blöde immer im Kreis. Ich gehe zu einem Schalter. Soll ich ihn bedienen? Was bewirkt er? Dann fleht sie mich an: "Nein, tu das nicht!" Ich kann der Neugier allerdings nicht widerstehen und benutze ihn - ein Klick und plötzlich schreit sie - es? - vor Schmerz auf. Ich lege den Schalter sofort wieder um, schaue schnell nach - gut, sie lebt noch. Und sie fleht mich an: "Bitte, ich brauche deine Hilfe!" Ich frage nach, wer sie ist. Sie behauptet, ein Mensch im Roboterkörper zu sein...

Mensch oder Maschine? Es fleht um Hilfe...
Mensch oder Maschine? Es fleht jedenfalls um Hilfe...das Bild ist deshalb leicht verschwommen, weil ich vorher von einem Wächter ausgeknockt wurde.
SOMA entführt euch mit ruhiger Regie in eine bizarre futuristische Welt, in der man vor allem in den ersten Stunden angenehm verwirrt wird. Hier fasst man Schalter oder Konstrukte immer mit einer gewissen Spannung an. Und man weiß überhaupt nicht, in welchen Alptraum man da geraten ist. Träumt man das alles, ist man verrückt geworden oder ist es doch Realität? Man erkundet in Egosicht eine Station namens "Upsilon", die laut Schilder weltgrößte geothermale Fabrik im 22. Jahrhundert. Aber schnell wird klar, dass hier einiges schief gegangen sein muss - die Stromversorgung ist defekt, die Computer spinnen und man findet nicht nur seltsame sowie sprechende Maschinenreste, die an organische Wesen erinnern, sondern auch tote Menschen.

Alien: Isolation lässt grüßen

Diese Robotwächter jagen einen durch die labyrinthische Anlage.
Diese Robotwächter jagen einen durch die labyrinthische Anlage. Man muss sich clever verstecken oder schleichen - im Nahkampf hat man keine Chance. Nach einem Treffer verliert man an Tempo und Wahrnehmungsschärfe.
Was ist hier geschehen? Wer hat hier wen umgebracht? Um Licht ins Dunkel zu bringen, kann man zum einen Gegenstände, Notizen oder Zeichnungen aufnehmen, diese als komplette 3D-Objekte drehen und untersuchen - vieles scheint dabei aber nutzloser Kram zu sein, man kann auch kaum etwas ins Inventar packen. So findet man dennoch irgendwo Passworte oder Codes, die wiederum die Rechner aktivieren, was wiederum Mails zugänglich macht oder Energieschaltungen ermöglicht, damit man irgendwo Türen öffnen kann. Sobald man eine Leiche oder auch bizarre Roboterteile berührt, wird einem schwindelig und es gibt einen kurzen Rückblick wie z.B. einen Dialog aus der Vergangenheit.

Aber die kleinen Logikrätsel und die Recherche werden nicht nur von verstörenden Geräuschen, sondern auch
Wie kommt man vorwärts? Codes finden, Computer aktivieren, Anlagen und Türen öffnen.
Wie kommt man vorwärts? Codes finden, Computer aktivieren, Anlagen und Türen öffnen.
von skurrilen Maschinenwächtern unterbrochen, die einen regelrecht durch die labyrinthische Anlage jagen. Ähnlich wie in Alien: Isolation muss man sich dann geduckt und leise bewegen, hinter Schränken oder Gattern verstecken, damit man nicht erwischt wird - so entsteht angenehmes Survival-Horror-Flair. Gelingt die Flucht nicht, wird man niedergeschlagen und erwacht zwar wieder, aber man wird bei mehreren dieser Knockouts immer langsamer, sieht die welt leicht verschwommen und stirbt auch irgendwann. Bisher habe ich keine Möglichkeit gefunden, die aggressiven unförmigen Wesen mit ihren Lichtsuchern aktiv zu bekämpfen - allerdings kann man sie mit geworfenen Objekten ablenken oder vielleicht rechtzeitig Türen schließen. Also heißt es behutsam mit Taschenlampe & Co umzugehen oder dieses Omnitool clever einzusetzen; mehr dazu im Test.


 

AUSBLICK



SOMA macht bisher richtig Laune. Zum einen lockt die bizarre futuristische Welt mit ihren erzählerischen Fragezeichen sowie unheimlichen Momenten, die das Ungewisse in der Interaktion aufleben lassen - man weiß nie genau, was man auslöst. Wenn man in der düsteren Station plötzlich von einer Maschine angefleht wird, entsteht zudem eine seltsame, nahezu groteske Situation, die emotional anrührt und natürlich moralische Fragen aufwirft. Bei der ruhigen Recherche zwischen pfeifenden Dämpfen und knarzenden Türen, die mit Codes, Notizen und Schaltern für etwas Adventure-Flair sorgt, erinnert das Spiel in den Jagd- und Versteck-Phasen zudem angenehm an Alien: Isolation. Auch wenn ich hinsichtlich der Rätsel noch mehr Anspruch und bei der Erkundung noch mehr Vielfalt in den Aktionen vermisse: Mir gefällt SOMA bisher besser als Amnesia: A Machine for Pigs, weil es eine intensivere Stimmung erzeugt. Und wenn die Schweden nicht nur das Zitat von Philip K. Dick verwenden, sondern auch weiter seine Erzählweise nacheifern, dann müsste die Story noch für einige Überraschungen gut sein. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weitergeht. Am 22. September erscheint das Horror-Abenteuer von Frictional Games für PC und PS4.

Einschätzung: gut


gamescom 2015: alle Spiele und Publisher im Überblick

Kommentare

crewmate schrieb am
https://www.youtube.com/watch?v=eytOzwyfiCA
Ich bin seit dieser ganzen Life Action Teaser am Start. Frictional gehen einen Schritt vorwärts. Aus ihrer Komfortzone. Da steckt eine Menge Kreativität hinter diesen ganzen Apparaten.
Alternativer Titel: "Fass das nicht an!"
Hokurn schrieb am
Schaut natürlich sehr gut aus aber und ich finde Alien als Film auch sehr gut mit seiner beklemmenden Atmosphäre aber ich hätte gern mal ein AAA Horrorspiel welches sich an Filmen wie The Grudge, Grave Encounters oder Sinister orientiert. Monster wie Zombies und Aliens sind auch gute Unterhaltung aber irgendwie hab ich es mehr mit Flüchen und Besessenheit. ;)
Temeter  schrieb am
casanoffi hat geschrieben:Da es von Frictional Games kommt, wird es für mich wohl ein Pflichtkauf.
Ob es PC oder PS4 wird, entscheide ich, wenn am PC die Vertriebswege klar sind ;)
Amnesia amfp kam schon zu Release auf GoG, und Frictionals Backlog ist dort sowieso. Ich denke da muss man sich keine Sorgen machen.
Mal aus Neugier gegoogelt, erster Treffer:
Thomas30 June 2015 at 18:48
- pre-order: 1 - 2 months before release
- game will be on steam and possibly GOG and Humble, not decided yet.
- Physical edition would be awesome, but not worth it financially and no time to set something up. Perhaps later.
casanoffi schrieb am
Da es von Frictional Games kommt, wird es für mich wohl ein Pflichtkauf.
Ob es PC oder PS4 wird, entscheide ich, wenn am PC die Vertriebswege klar sind ;)
sourcOr schrieb am
Abroxas hat geschrieben:
sourcOr hat geschrieben:
Mir gefällt SOMA bisher besser als Amnesia: A Machine for Pigs[...]
Ich hätte auch nichts geringeres erwartet :D
Frictional messe ich mehr an dem grandiosen Amnesia und nicht an Machine for Pigs von Chinese Room. Ich hoffe ihnen gelingt wieder der große Wurf.
Dark Descend ist spielerisch klar überzeugender, aber ich würde Machine for Pigs nicht seinen Impact absprechen wollen. Frictional bewegt sich mit SOMA in erzählerisch deutlich anspruchsvollere Gefilde als noch Dark Descend. Ich möchte nicht ausschließen, dass sie sich von The Chinese Room einiges abgeguckt haben bzw. sich gegenseitig begünstigen.
Ich hab das auch rein auf das Spielerische bezogen. Das war für mich bei Machine for Pigs einfach mangelhaft. Hätte es nicht den Namen Amnesia getragen, wäre ich wohl auch anders an die Sache herangegangen. So war immer der Vergleich zu Dark Descent im Hintergrund. Wenn sie sich gegenseitig begünstigt haben, dann wäre das imo höchstens eine einseitige Affäre, denn ihr Erstlingswerk Dear Esther hat mir deutlich besser gefallen. Das war was eigenes, da hat sich kein Vergleich aufgedrängt.
schrieb am