Vorschau: Großes Kaliber - großer Wurf?
In die Höhlen der Löwen
Wenn Guy Perkins, der Marketing-Manager des Entwicklerstudios, im Interview andeutet, was den Dunklen Ritter in seinem vierten Abenteuer erwartet, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Weil Schurken wie Scarecrow und der titelgebende Arkham Knight wissen, dass ihnen ein mächtiger Feind gegenübersteht, greifen sie ihn dort an, wo er verwundbar ist: bei den Menschen, die ihm wichtig sind.
Alles ist denkbar – von der Notwendigkeit sich in die Höhlen der Löwen zu begeben bis zum Verlust einer geliebten Person. Dass die Entwickler nicht vor dem Tod zentraler Figuren zurückschrecken, haben sie längst bewiesen. Batman ist sich zudem genau darüber im Klaren, dass sein Verhalten die Menschen in seiner Nähe gefährden kann. Und laut Perkins würde er alles tun, das zu verhindern...
Arkham Knight soll eine persönliche Geschichte erzählen und ich bin gespannt, was Rocksteady da rausholt! Was Batman in dieser einen Nacht widerfährt.
Ein letztes Mal
Zumal die Briten, das merkt man dem Marketing-Manager an, noch einmal alle Kräfte freimachen: Mit ihrem dritten Arkham-Spiel (Origins sowie verschiedene Ableger entstanden in anderen Studios) werden sie die Serie aus ihrer Sicht abschließen. "Wir hoffen, dass es in den Augen der Leute unser bestes Projekt sein wird", so Perkins.
Dafür haben sie sich nicht nur erzählerisch ins Zeug gelegt – das Stadtzentrum Gotham Citys sieht auch überragend gut aus! Batman wird nicht jedes Haus am Horizont betreten, doch die Höhe vieler Gebäude und die prachtvolle Aussicht sind atemberaubend. Regen prasselt auf den Umhang des Superhelden, in den Pfützen spiegeln sich dunkle Mauern, alle Übergänge von Film zu Spiel, von drinnen nach draußen sind fließend. Gespielt habe ich die PS4-Version.
Details sind den Entwicklern dabei wichtiger als Quadratmeter: Während ich eine halbe Stunde lang Nebenaufgaben löse, beschreibt ein für die Animationen zuständiger Künstler, dass das Team eine spielerisch gehaltvolle Welt erschaffen wollte, anstatt den Schauplatz in die Breite zu ziehen.
Sie folgen einer Vogelscheuche
Nur Nebenaufgaben? Ja, denn noch mehr als im Vorfeld des Erscheinens von Asylum und City ist das Studio um Geheimhaltung bemüht. Welche Rolle der Arkham Knight als Abbild des Dunklen Ritters spielt, ist ebenso wenig
Denn unter der Führung der Vogelscheuche ziehen die konkurrierenden Gangs an einem Strang, anstatt aufeinander loszugehen. Weil nahezu alle sechs Millionen Einwohner die Stadt in Erwartung eines Terroranschlags verlassen haben, konnte ich so beobachten, wie die Verbrecher gemeinsam randalierten und z.B. einen kleinen Laden überfielen. Einem Liberty City oder San Andreas wird die finstere Metropole wohl keinen Rang ablaufen. Weil Gotham aber nicht mehr in von verschiedenen Gruppen besetzte Viertel unterteilt ist, wirkt es jetzt stärker wie ein homogenes Ganzes.
"Boss"kämpfe oder nicht?
Sogar Bosskämpfe sollen auf natürliche Weise in die Spielwelt eingebettet sein, anstatt als eigene Kapitel in abgegrenzten Arealen stattzufinden. So oder so ähnlich beschreibt es jedenfalls Perkins, der sich allerdings mit Einzelheiten stark zurückhält. Tatsächlich bezeichnet er besonders mächtige Gegner nur beinahe widerwillig als "Bosse" – offenbar will Rocksteady mit dem nahtlosen Ineinanderfließen aller Bausteine ein ganz eigenes Erlebnis schaffen.
Nur der Frage nach dem Schwierigkeitsgrad geht Perkins zweimal aus dem Weg. Dabei stellten gerade die Begegnungen mit Anführern oder Mutanten sowohl in Asylum als auch City keine packende Herausforderung dar. Um die (Nicht-)Bosse zu besiegen, müsse man wie Batman denken, erfahre ich nur. Was das konkret bedeutet? Ich lasse mich überraschen!
Die Geiseln des Glühwürmchens
Fließender soll jedenfalls auch der Übergang zwischen dem heimlichen Ausknocken der Gegner und der handfesten Konfrontation sein: Es gebe zwar weiterhin Situationen, in denen sich der maskierte Gesetzeshüter besser im Dunkel versteckt, insgesamt sollen sich Schleichen und Kampf aber dynamischer ergänzen. Einzelne
Dass er die Umgebung dabei in seine Bewegungen und für starke Attacken einbezieht, hatten die Entwickler schon im vergangenen Jahr präsentiert. Dass er in manchen Schlägereien Hilfe von Catwoman oder Nightwing erhält, war hingegen zum ersten Mal spielbar. Löst man in einem solchen Kampf die entsprechende Aktion aus, schlägt das Tag-Team gemeinsam zu und man steuert anschließend die zweite Figur – bis man erneut wechselt oder einen weiteren Doppelangriff ausführt. Weltbewegend ist das nicht. Spaß macht es allemal.
In einer der gezeigten Nebenmissionen traf Batman auf die Partner. In anderen Aufträgen musste er eine Leiche untersuchen, den Schurken Firefly am Steuer des Batmobils verfolgen oder eine Geisel befreien – vieles kennen erfahrene Superhelden. Muss man diesmal echte Detektivarbeit leisten oder erneut nur deutlich markierte
Fäuste und Fersen
Erinnert ihr euch daran, dass ich zugesehen habe, wie eine Gruppe Bösewichte einen Laden ausraubt? Das war nur der Beginn meines Abstechers, denn selbstverständlich habe ich den Gangstern eine Lehre erteilt! Wie so oft schwebte Batman einfach inmitten die Banditen, schlug den ersten nieder, um anschließend Fäuste und Fersen sprechen zu lassen. Mit dem neuen Fear-Takedown schaltet er zudem gleich mehrere, im besten Fall schwer bewaffnete Feinde aus. Dazu muss er sich allerdings aus der richtigen Position anschleichen.
Aber Fear, also Angst, löst noch etwas ganz Anderes aus: das Batmobil. Warum komme ich erst jetzt darauf zu sprechen? Weil Rocksteady das mächtige Fahrzeug lange als wichtigste Neuerung beworben hat und das Beste bekanntlich zum Schluss kommt? Leider nicht. Vielmehr könnte das Fahrzeug die größte Schwäche des neuen Spiels sein.
Wenn selbst Supermann neidisch staunt
Es ist ja durchaus witzig, wenn ein paar Banditen panisch das Weite suchen, sobald Batmans Wagen automatisch heran rast. Ihre Angst ist zumindest berechtigt, denn per Knofpdruck schwingt sich der Dunkle Ritter ins Cockpit und schießt mit einem schweren Maschinengewehr auf die Verbrecher. Wahlweise steuert er das komplette Batmobil sogar per Fernsteuerung. Und dessen Geschosse sind so mächtig, dass sie selbst kleine Panzer vernichten. Und genau da liegt der Hund begraben: Batman tötet keine Menschen – dass er sie mit großem Schnellfeuerkaliber malträtiert, ergibt in diesem Zusammenhang kaum einen Sinn.
Ist Rocksteady so zwanghaft darum bemüht, das Publikum eines Call of Duty zu bedienen, dass sie ihm einen Teil der Seele ihres martialischen, aber keineswegs schießwütigen Superhelden opfern? So wirkt es jedenfalls, wenn sich das Batmobil bei gehaltener Schultertaste vom halbwegs herkömmlichen Fahrzeug in ein stationäres Geschütz transformiert, das wie ein Shooter-Kämpfer den Schritt zur Seite beherrscht, während MG und Raketenwerfer rauchen.
Quizduell
Hinwegsehen kann ich über die Tatsache, dass die Fahrphysik des Batmobils mit ihrer verblüffend niedrigen Bodenhaftung auch im Normalzustand
Dann rast der Superheld über einen Hindernisparcours, was erzählerisch zwar ebenfalls befremdlich, am Steuer des normalen Fahrzeugs aber weniger aufgezwungen wirkt. Per Knopfdruck musste ich in diesen Zeitrennen Blockaden ausschalten und Podeste über Abgründen aktivieren – dass hilfreiche und gefährliche Mechanismen oft gleichzeitig ausgelöst werden, macht die Läufe zu einer Herausforderung.
Gleiten statt auf Wänden knien
Und es gibt ja durchaus einen Aspekt des Batmobils, der mir richtig gut gefällt: Um über den Dächern Gothams zu schweben, schleudert sich Batman direkt vom Cockpit aus wie eine Rakete in den Himmel. Dieses neue Element seiner Beweglichkeit fügt sich perfekt in das elegante Gleiten, die Sturzflüge und das Heranziehen an einen hohen Sims per Seilwinde ein. Ich hätte etliche Merkmale und Fähigkeiten des Superhelden und seines Fahrzeugs über die sehr offene Charakterentwicklung verbessern können – doch vergrößert habe ich zuerst die Reichweite des coolen Schleudersitzes.
Ausblick
Batman: Arkham Knight könnte einen hervorragenden Schlusspunkt unter die aktuelle Arkham-Serie setzen! Immerhin sieht es nicht nur teuflisch gut aus, es spielt sich auch klasse – die erweiterte Bewegungsfreiheit steht dem Superhelden ähnlich gut wie sein erweitertes Repertoire in den gewohnt brachialen Faustkämpfen. Gespannt bin ich auf den dynamischen Ablauf, der offenbar selbst Bosskämpfe auf natürliche Weise in das Abenteuer einbettet, anstatt Arenaduelle zu inszenieren. Nur die bislang größte spielbare Neuerung, das Batmobil, bereitet mir Sorgen. Denn das Fahrzeug dient nicht nur der Fortbewegung, es macht aus Arkham Knight auch einen profanen Shooter. Das passt weder spielerisch noch erzählerisch. Im Interview deutet Marketing-Manager Guy Perkins zudem an, dass Batman auch als leiser Held mehr Action erlebt als in den Vorgängern – trotzdem soll er oft die Wahl haben: Sucht er die direkte Konfrontation oder schaltet er die Schurken lautlos aus? Die entscheidende Frage könnte also sein, wie sehr das zum Panzer transformierte Batmobil dem endgültigen Abenteuer seinen Stempel aufdrückt. In den bisher spielbaren Demos war es mir viel zu präsent. Noch freue ich mich aber auf das vorerst letzte Batman-Abenteuer aus dem Hause Rocksteady!
Einschätzung: gut
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