Vorschau: Harte Sitten auf der Straße
Banküberfall, Verfolgungsjagden und Drogenkrieg
Mit Battlefield Hardline schrumpfen Visceral Games und DICE fast alle Elemente der Massenschlacht zusammen: Der Kampf verlagert sich von weitläufigen Kriegsszenarien in die lokale Bandenkriminalität. In den neuen Modi zankt man sich in engen Gassen um die Beute eines Bankraubs oder liefert sich Verfolgsjagden zwischen Meth-Küchen in der Wüste – Breaking Bad lässt grüßen. Auch die Kampagne soll in mundgerechte Episoden aufgeteilt werden, die wie bei einer TV-Serie regelmäßig nachgeliefert werden. In der gestern gestarteten Beta dreht sich aber alles um den Mehrspielerkampf auf drei Karten. Sie lässt sich auf dem Rechner sowie allen alten und neuen Konsolen außer Wii U frei herunterladen. Wir haben bereits einige Stündchen in die Fassungen für PC, PS4 und Xbox One hineingeschnuppert.
Territorialkämpfe in der Wüste
Am meisten Spaß macht es, sich als Mitfahrer per Knopfdruck aus dem Fenster zu lehnen und andere Straßen-Rowdies mit dem Granatwerfer aus dem Weg zu bomben. Wer schon früher gerne als Ingenieur unterwegs war, kommt auch hier auf seine Kosten. Die empfindlichen PKW müssen schließlich häufiger geflickt werden als die robusten militärischen Gegenstücke aus den Vorgängern. Das schönste Gefühl ist hier die Schadenfreude, wenn ich einen übermütigen Fahrer mit einem gut kalkulierten Schuss in die Luft sprenge – obwohl er sich kurz vor der Biegung schon in Sicherheit wähnte. Es stellt sich natürlich die Frage, ob die kurzfristig lustigen Verfolgungsjagden auch mehre Tage lang motivieren. Der Modus eröffnet aber viel Raum zum Austüfteln neuer Eroberungs- und Sicherungs-Manöver. Wenn ein Wagen z.B. erstaunlich lange ohne Besitzer herumsteht, sollte man darauf gefasst sein, in die Falle eines Scharfschützen auf der Garage zu tappen, der erst zwei Angreifer erlegt, um dann triumphierend davon zu düsen. Der Fuhrpark bietet neben gewöhnlichen Limousinen auch Muscle Cars und fette Transporter. Eine Spezialfähigkeit sorgt dafür, dass man als Fahrer besonders flott unterwegs ist. Oder ich schnappe mir ein Motorrad, um nach einem Exitus schnell wieder zum Getümmel zu gelangen – das ist vor allem dann nützlich, wenn auch kein anderes Squad-Mitglied mehr am Leben ist, bei dem ich einsteigen könnte.
Eine sinnvolle Taktik ist übrigens, die fahrenden Stützpunkte an Bord eines Choppers aus der Luft zu behaken. Zumindest bisher konzentrieren sich andere Spieler eher auf andere Autos als auf den Himmel - so dass ich schon einige Wagen in Ruhe mit der Bordkanone zerlegt habe. Die mittelgroße, recht offen gestaltete Wüstenkarte Dust Bowl eignet sich prima für diesen Modus. Der symmetrische Aufbau des Straßennetzes und kleine Hügel sowie Rampen bieten zahlreiche Möglichkeiten für eine schnelle Flucht. Am Rande gibt es ein paar schmalere Wege und einen Wasserturm; in den zentral gelegenen Häusern und einem Motel kommt es vor allem im Eroberungsmodus zu verbissenen Stellungskämpfen. Gelungen wirken auch die schon halb auseinander gefallenen Ruinen in dem offenbar zum Großteil verlassenen Wüsten-Örtchen, das sich die Gangster unter den Nagel gerissen haben.
Hektische Flucht
Mit dem neuen Banküberfall bin ich dagegen bisher nicht warm geworden. Die Matches in den Straßenschluchten einer Großstadt liefen einfach noch viel zu chaotisch ab. Hier wird es auf lange Sicht offenbar sehr wichtig, die Karte, ihre Schlupfwinkel und alle Fluchtmöglichkeiten zu kennen. Die Gangster müssen die Tresortür knacken, um zwei Beutepakete sicher zu Übergabepunkten zu bringen – mitunter auch durch ein frei gesprengtes Loch in der Wand. Dort holt ein Heli die Beute aus der Luft ab, kann aber auch von der Polizei attackiert werden. Schade auch, dass sich die Jagd nach den Paketen nicht die Atmosphäre eines echten Banküberfalls vermittelt, sondern mit ihrem ständigen Hin und Her eher an Capture-the-flag oder ähnliche Modi erinnert. Ubisofts Rainbow Six: Siege schaffte es auf der E3 viel besser, die Spannung eines echten Zugriffs rüberzubringen - vor allem dank der Barrikaden und weil das Team dort zwingend darauf angewiesen war, sich ständig abzustimmen.
Annäherung ans Spieltempo der Konkurrenz?
Die erste der vier modifizierbaren Klassen ist der Operator, der die Fähigkeiten eines Sturmsoldaten mit denen eines Sanitäters vermischt. Der Mechaniker macht sich durch Reparaturen nützlich und beharkt den Gegner z.B. mit einem Granatwerfer oder einer Sabotage-Bombe. Oder man entscheidet sich für den „Enforcer“ mit schweren Waffen für Sperrfeuer oder weite Distanzen und Shotguns für den Nahkampf und Munitionsnachschub. Der „Professional“ schließlich dient als Scharfschütze, kann die Umgebung per Kamera ausspähen und Laserminen oder kleine Ablenkungs-Objekte ablegen: Aus einen Lautsprecher schallt z.B. der Sound von Gewehrfeuer. Auch ein Commander-Modus (diesmal Hacker genannt) ist wieder mit an Bord, bei dem ein Anführer Befehle an seine Squads verteilt.
Saubere Technik
Ein großer Fortschritt im Vergleich zu zu den Vorgängern ist, dass bereits die Beta bei uns sehr sauber läuft, sowohl auf PC als auch auf PS4 und Xbox One. Lediglich ein Bug sorgte dafür, dass das Fadenkreuz einmal verschwand. Außerdem funktionierten die Statistiken im Spielerprofil noch nicht – davon abgesehen gab es aber keine Probleme. Auch Lags sind uns nicht einmal in 64-Spieler-Matches aufgefallen. Glücklicherweise lassen sich auch auf den neuen Konsolen direkt im Browser dedizierte Server aussuchen – im großen Eroberungsmodus sogar mit bis zu 64 Spielern, also wie auf dem PC.
Ausblick
Je mehr Zeit ich mit der Beta von Battlefield Hardline verbringe, desto mehr reißt sie mich mit. Vor allem die Verfolgungsjagden mit mobilen Stützpunkten sind eine lustige Angelegenheit und eine schöne Abwandlung der klassischen Eroberung. Sie fühlen sich frisch an und transportieren trotzdem das dynamische Gefühl der Serie. Mit den Banküberfällen dagegen bin ich bisher nicht warm geworden. Sie liefen noch viel zu hektisch und unkoordiniert ab; außerdem erinnerte mich das Spielgefühl eher an die auf kleine Areale begrenzten Gefechte von Counter-Strike oder Call of Duty. Auch die Kulisse wirkt für Serienverhältnisse ziemlich trist und unbelebt. Versucht EA diesmal überhaupt nicht mehr, die technische Messlatte höher zu legen? Ich bin gespannt darauf, ob diesmal endlich auch der Einzelspieler-Part wieder etwas taugt: Das an Krimis angelehnte Episodenformat rund um Intrigen und Drogenschmuggel klingt zumindest interessant.
Einschätzung: gut
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