Battlefield Hardline05.02.2015, Jan Wöbbeking

Vorschau: Harte Sitten auf der Straße

Electronic Arts lädt zum Bandenkrieg: In der offenen Beta von Battlefield Hardline (ab 4,63€ bei kaufen) dreht sich noch bis Sonntag, 8. Februar alles um das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cops und Räubern. Können die Verfolgungsjagden und Banküberfälle trotz kleinerer Karten das klassische Schlachtfeld-Gefühl einfangen?

Banküberfall, Verfolgungsjagden und Drogenkrieg

Mit Battlefield Hardline schrumpfen Visceral Games und DICE fast alle Elemente der Massenschlacht zusammen: Der Kampf verlagert sich von weitläufigen Kriegsszenarien in die lokale Bandenkriminalität. In den neuen Modi zankt man sich in engen Gassen um die Beute eines Bankraubs oder liefert sich Verfolgsjagden zwischen Meth-Küchen in der Wüste – Breaking Bad lässt grüßen. Auch die Kampagne soll in mundgerechte Episoden aufgeteilt werden, die wie bei einer TV-Serie regelmäßig nachgeliefert werden. In der gestern gestarteten Beta dreht sich aber alles um den Mehrspielerkampf auf drei Karten. Sie lässt sich auf dem Rechner sowie allen alten und neuen Konsolen außer Wii U frei herunterladen. Wir haben bereits einige Stündchen in die Fassungen für PC, PS4 und Xbox One hineingeschnuppert.

Whoop - whoop - that's the sound of the police: Die Spazierfahrten in City und Wüste werden von angemessen verruchtem Funk und Gangster-Rap begleitet.
Einer der drei enthaltenen Modi ist nach wie vor die klassische Eroberung: Bis zu 64 Spieler versuchen möglichst viele Stützpunkte zu halten, um die Tickets ihres Gegners zu leeren. Deutlich interessanter ist natürlich, wie sich die beiden frischen Varianten schlagen, bei denen sich die Gefechte auf kompaktere Areale konzentrieren. Die coolsten Momente habe ich bisher bei den Verfolgungsjagden von Hotwire erlebt. Diese Spielart funktioniert in den Grundzügen wie Eroberung, verlegt den Kampf aber auf die Straße - diesmal müssen nämlich markierte Autos eingenommen werden. Bloßes Campen im Wagen ist aber nicht drin: Nur wenn ich schnell genug mit ihnen über die Straßen brettere, gilt mein Vehikel als gehalten und die gegnerischen Tickets zählen nach unten.

Territorialkämpfe in der Wüste

Am meisten Spaß macht es, sich als Mitfahrer per Knopfdruck aus dem Fenster zu lehnen und andere Straßen-Rowdies mit dem Granatwerfer aus dem Weg zu bomben. Wer schon früher gerne als Ingenieur unterwegs war, kommt auch hier auf seine Kosten. Die empfindlichen PKW müssen schließlich häufiger geflickt werden als die robusten militärischen Gegenstücke aus den Vorgängern. Das schönste Gefühl ist hier die Schadenfreude, wenn ich einen übermütigen Fahrer mit einem gut kalkulierten Schuss in die Luft sprenge – obwohl er sich kurz vor der Biegung schon in Sicherheit wähnte. Es stellt sich natürlich die Frage, ob die kurzfristig lustigen Verfolgungsjagden auch mehre Tage lang motivieren. Der Modus eröffnet aber viel Raum zum Austüfteln neuer Eroberungs- und Sicherungs-Manöver. Wenn ein Wagen z.B. erstaunlich lange ohne Besitzer herumsteht, sollte man darauf gefasst sein, in die Falle eines Scharfschützen auf der Garage zu tappen, der erst zwei Angreifer erlegt, um dann triumphierend davon zu düsen. Der Fuhrpark bietet neben gewöhnlichen Limousinen auch Muscle Cars und fette Transporter. Eine Spezialfähigkeit sorgt dafür, dass man als Fahrer besonders flott unterwegs ist. Oder ich schnappe mir ein Motorrad, um nach einem Exitus schnell wieder zum Getümmel zu gelangen – das ist vor allem dann nützlich, wenn auch kein anderes Squad-Mitglied mehr am Leben ist, bei dem ich einsteigen könnte.

Ein Blick aufs Wüstenstädchen, das sich besonders schön für Verfolgungsjagden eignet.

Eine sinnvolle Taktik ist übrigens, die fahrenden Stützpunkte an Bord eines Choppers aus der Luft zu behaken. Zumindest bisher konzentrieren sich andere Spieler eher auf andere Autos als auf den Himmel - so dass ich schon einige Wagen in Ruhe mit der Bordkanone zerlegt habe. Die mittelgroße, recht offen gestaltete Wüstenkarte Dust Bowl eignet sich prima für diesen Modus. Der symmetrische Aufbau des Straßennetzes und kleine Hügel sowie Rampen bieten zahlreiche Möglichkeiten für eine schnelle Flucht. Am Rande gibt es ein paar schmalere Wege und einen Wasserturm; in den zentral gelegenen Häusern und einem Motel kommt es vor allem im Eroberungsmodus zu verbissenen Stellungskämpfen. Gelungen wirken auch die schon halb auseinander gefallenen Ruinen in dem offenbar zum Großteil verlassenen Wüsten-Örtchen, das sich die Gangster unter den Nagel gerissen haben.

Hektische Flucht

Mit dem neuen Banküberfall bin ich dagegen bisher nicht warm geworden. Die Matches in den Straßenschluchten einer Großstadt liefen einfach noch viel zu chaotisch ab. Hier wird es auf lange Sicht offenbar sehr wichtig, die Karte, ihre Schlupfwinkel und alle Fluchtmöglichkeiten zu kennen. Die Gangster müssen die Tresortür knacken, um zwei Beutepakete sicher zu Übergabepunkten zu bringen – mitunter auch durch ein frei gesprengtes Loch in der Wand. Dort holt ein Heli die Beute aus der Luft ab, kann aber auch von der Polizei attackiert werden. Schade auch, dass sich die Jagd nach den Paketen nicht die Atmosphäre eines echten Banküberfalls vermittelt, sondern mit ihrem ständigen Hin und Her eher an Capture-the-flag oder ähnliche Modi erinnert. Ubisofts Rainbow Six: Siege schaffte es auf der E3 viel besser, die Spannung eines echten Zugriffs rüberzubringen - vor allem dank der Barrikaden und weil das Team dort zwingend darauf angewiesen war, sich ständig abzustimmen.

Beim Banküberfall konzentrieren sich die Schießereien zu Beginn auf den Bereich vor dem Tresor.
Zurück zu Battlefield Hardline: Auch die grafische Umsetzung ist etwas ernüchternd. Die mit der Frostbite-3-Engine berechneten Straßenzüge und Innenräume sind bei weitem nicht hässlich, trotzdem wirkt alles ein wenig statisch und unbelebt. Hier und da flattern ein paar Vögel davon, Sträucher wiegen sich sanft im Wind und die Heli-Rotoren wirbeln realistisch feinen Staub auf - davon abgesehen wirken die Kulissen aber nicht so dynamisch wie in Teil 4 mit seinen beeindruckenden Wogen und Wetterkapriolen. Auch in Battlefield: Bad Company 2 habe ich die Schlachten dynamischer in Erinnerung, weil sich der Boden durch Beschuss der Panzer verformte und ständig Häuser in sich zusammenkrachten. Außerdem mangelt es den Innenräumen an ausmodellierten Details, die mir vermitteln, dass ich mich in einer echten Bank befinde und nicht auf einer Mehrspieler-Karte. Ab und zu bringen immerhin die so genannten Levelution-Ereignisse Dynamik ins Spiel: Zwischen den Häuserschluchten der City kracht z.B. ein Kran zusammen und reißt fette Betontrümmer aus den Hochhäusern. In der Wüste zieht ein Sandsturm auf, der das Bild und entfernte Objekte entsprechend unscharf erscheinen lässt. Die neuen Sichtverhältnisse können die Machtverhältnisse in einem Eroberungs-Match noch einmal ordentlich durcheinander bringen: Als mein Team kurz vor Schluss nur noch eine Stützpunkt hielt, zog plötzlich der Sturm auf und wir ergriffen unsere Chance. Die verschanzten Wachen und Scharfschützen konnten uns im Chaos kaum erkennen und wir überranten einfach mit vereinten Kräften die Ziele.

Annäherung ans Spieltempo der Konkurrenz?

Wer sich auf Knopfdruck aus dem Auto lehnt, kann rundum Gegner aufs Korn nehmen. Auch kleine Projektile verursachen deutlich mehr Schaden als bei den Militärfahrzeugen der Vorgänger.
Die Laufgeschwindigkeit in Battlefield Hardline wurde zwar ein wenig erhöht – sie nimmt aber deutlich weniger Einfluss aufs Spieltempo als die Schubdüsen in Call of Duty: Advanced Warfare oder Halo 5. Dort sind die neuen Gadgets schließlich ständig im Einsatz, um flink zwischen den Deckungen umher zu huschen. Auch die neue Harpune kam bisher nur selten zum Einsatz und nahm kaum Einfluss aufs Spielgefühl: Mit dem neuen Gadget lässt sich ein Seil aufs Dach des Foyers schießen, an dem man schneller nach oben gelangt als über die mühsamen Feuertreppen. Ebenfalls neu ist eine Seilrutsche, mit der man flott und sicher gen Boden gleitet. Alternativ lässt sich nach wie vor der Fallschirm öffnen, etwa wenn schon wieder ein Heli-Pilot Mist baut und seine Passagiere abstürzen lässt. Harpune und Seilrutsche müssen allerdings erst erworben und in einem der zwei Gadget-Slots ausrüstet werden.

Die erste der vier modifizierbaren Klassen ist der Operator, der die Fähigkeiten eines Sturmsoldaten mit denen eines Sanitäters vermischt. Der Mechaniker macht sich durch Reparaturen nützlich und beharkt den Gegner z.B. mit einem Granatwerfer oder einer Sabotage-Bombe. Oder man entscheidet sich für den „Enforcer“ mit schweren Waffen für Sperrfeuer oder weite Distanzen und Shotguns für den Nahkampf und Munitionsnachschub. Der „Professional“ schließlich dient als Scharfschütze, kann die Umgebung per Kamera ausspähen und Laserminen oder kleine Ablenkungs-Objekte ablegen: Aus einen Lautsprecher schallt z.B. der Sound von Gewehrfeuer. Auch ein Commander-Modus (diesmal Hacker genannt) ist wieder mit an Bord, bei dem ein Anführer Befehle an seine Squads verteilt.

Auf dieser kleinen Karte steigt in der Beta der Bankraub.

Saubere Technik

Ein großer Fortschritt im Vergleich zu zu den Vorgängern ist, dass bereits die Beta bei uns sehr sauber läuft, sowohl auf PC als auch auf PS4 und Xbox One. Lediglich ein Bug sorgte dafür, dass das Fadenkreuz einmal verschwand. Außerdem funktionierten die Statistiken im Spielerprofil noch nicht – davon abgesehen gab es aber keine Probleme. Auch Lags sind uns nicht einmal in 64-Spieler-Matches aufgefallen. Glücklicherweise lassen sich auch auf den neuen Konsolen direkt im Browser dedizierte Server aussuchen – im großen Eroberungsmodus sogar mit bis zu 64 Spielern, also wie auf dem PC.

Ausblick

Je mehr Zeit ich mit der Beta von Battlefield Hardline verbringe, desto mehr reißt sie mich mit. Vor allem die Verfolgungsjagden mit mobilen Stützpunkten sind eine lustige Angelegenheit und eine schöne Abwandlung der klassischen Eroberung. Sie fühlen sich frisch an und transportieren trotzdem das dynamische Gefühl der Serie. Mit den Banküberfällen dagegen bin ich bisher nicht warm geworden. Sie liefen noch viel zu hektisch und unkoordiniert ab; außerdem erinnerte mich das Spielgefühl eher an die auf kleine Areale begrenzten Gefechte von Counter-Strike oder Call of Duty. Auch die Kulisse wirkt für Serienverhältnisse ziemlich trist und unbelebt. Versucht EA diesmal überhaupt nicht mehr, die technische Messlatte höher zu legen? Ich bin gespannt darauf, ob diesmal endlich auch der Einzelspieler-Part wieder etwas taugt: Das an Krimis angelehnte Episodenformat rund um Intrigen und Drogenschmuggel klingt zumindest interessant.

Einschätzung: gut

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