Battleborn14.04.2016, Michael Krosta

Vorschau: Shooter-Action mit MOBA-Faktor

Der Kampf um den letzten Stern des Universums wird bei Battleborn (ab 1,17€ bei kaufen) nicht nur in der Story-Kampagne geführt, die man kooperativ mit bis zu vier Begleitern in Angriff nehmen darf. Auch in Versus-Gefechten entbrennt der Konflikt bei der Frage, wer auf Solus die Vormachtstellung haben wird. Welchen Eindruck hinterlässt der Mehrspielermodus?

Mit Minions in die Schlacht

Incursion („Überfall“) nennt sich der Modus, den wir neben einem weiteren Story-Kapitel spielen konnten. Er ist nur einer von drei geplanten Kompetitiv-Varianten, die in Battleborn zur Verfügung stehen werden und konzentriert sich auf Team-Duelle mit jeweils fünf Spielern pro Seite. Doch anstatt die Meute nur in einem klassischen Deathmatch aufeinander zu hetzen, gestaltet sich der Spielablauf hier etwas komplizierter: Nur wenn man es schafft, die beiden schwer bewaffneten und von einem Schild geschützten Wachposten der gegnerischen Seite zu zerstören oder zumindest stärker zu beschädigen, geht man als Sieger vom Feld. Dabei setzen sich die zwei mächtigen Roboter voll automatisiert in Bewegung und mit ihren starken Geschützen zur Wehr.

Bei Incursion geht es mitunter ganz schön chaotisch zu.

Da man mit normalen Waffen nichts gegen das Energiefeld ausrichten kann, müssen alternative Methoden her: Diese findet man in den putzigen Minions, die sich – ebenfalls voll automatisiert – auf die feindlichen Wachposten zubewegen. Nur sie sind in der Lage, den Schild dieser mechanischen Monster vorübergehend zu deaktivieren und sie für konventionelle Angriffe verwundbar zu machen. Entsprechend gilt es nicht nur, den eigenen Untertanen Geleitschutz zu gewähren, sondern auch die gegnerische Wusel-Truppe über den Haufen zu ballern, bevor sie die eigenen Wachposten erreicht.

Chaotische Zustände

Klar, dass die gegnerische Eskorte etwas dagegen hat und so enden die Gefechte häufig in einem chaotischen Gewusel aus Minions und den Kontrahenten beider Teams, die sich je nach Klasse gegenseitig über den Haufen ballern oder im hektischen Nahkampf auf Tuchfühlung gehen. Hinzu kommt, dass man neben der Kampagne auch hier Splitter durch den Abschuss bestimmter Objekte aufsammeln und vorrangig in den Bau von Strukturen investiert, die an vorbestimmten Orten errichtet werden können. Darunter befinden sich etwa Geschütze oder Heilstationen, die sich sogar in mehreren Stufen erweitern lassen. Auch Beschleuniger sind gerne gesehen, weil sich mit ihrer Hilfe die Schergen schneller über die Karte zu ihrem Ziel bewegen können. Und dann gibt es noch die Thralls: Schafft man es, Exemplare dieses mächtigen KI-Gegnertyps zu besiegen, darf man sie anschließend für das eigene Team rekrutieren und so kämpfen sie bis zu ihrem Ableben an der Seite der Spieler mit. Auch Roboter-Einheiten lassen sich mit den Splittern bauen und so tummeln sich mit Minions, Thralls & Co neben den Spielern auch sehr viele KI-Einheiten auf dem Bildschirm.

Die Energieschilde der Wachposten lassen sich nur dann durchdringen, wenn die Minions es deaktivieren konnten.

Da verwundert es kaum, dass Leerlauf hier ein Fremdwort ist und das Aufeinandertreffen beider Teams samt ihrer Verstärkung nicht selten in einem heillosen Chaos endet. Stellenweise geht in diesem Hexenkessel im Zusammenspiel mit dem comichaften Effektgewitter aus Lasersalven, Granaten, Raketen sowie Nahkampf-Gefuchtel die Übersicht sogar komplett verloren. In solchen Momenten feuert man nur noch blind in eine Richtung und hofft, dem Gegner noch irgendwie Schaden zuzufügen und möglichst heil aus der prekären Situation zu entkommen.

Zum Warten verdammt

Interessant ist die Respawn-Mechanik, denn wer zu oft stirbt, muss zunehmend länger warten, bis er nach seinem Ableben wieder auf dem Schlachtfeld mitmischen darf. So muss man ständig abwägen, ob es angesichts eines schwindenden Energiebalkens sinnvoll erscheint, sich vorerst aus dem Getümmel zu verabschieden. Denn man hat die Möglichkeit, sich jederzeit ins Hauptquartier zu beamen, um dort die Lebenleiste wieder komplett aufzufüllen. Oder man geht das Risiko ein, seine Mitstreiter weiter zu unterstützen, aber nach dem drohenden Tod länger warten zu müssen, bevor man mit dem Respawn wieder in die Partie zurückkehren kann. Da innerhalb von Incursion keine Wiederbelebung von Teamkameraden erlaubt ist, sind gegenseitige Unterstützung und Kommunikation umso wichtiger. Das dürfte auch für die beiden anderen Modi gelten: Bei „Verwüstung“ wartet z.B. eine Battlefield-Variante, in der man sich im Team-Deathmatch gegenübersteht sowie gleichzeitig Punkte auf der Karte erobern und halten muss. Im Modus „Schmelze“ rücken dagegen wieder die Schergen in den Fokus, von denen man möglichst viele zur Brennkammer leiten muss, um Punkte zu sammeln.

Flotter Aufstieg

Die Zusammenstellung der Truppe ist ebenfalls von großer Bedeutung, da jeder der 25 Charaktere eigene Stärken und Schwächen aufweist. Marquis ist mit seinem Scharfschützengewehr z.B. eher der Mann für Angriffe aus sicherer Entfernung, dessen Spezialfähigkeiten es ihm sogar erlauben, den Fluss der Zeit in einem begrenzen Areal zu manipulieren. Phoebe bevorzugt mit ihren telekinetischen Schwertern dagegen eher den direkten Körperkontakt bei Nahkämpfen, während Pilzkopf Miko als Heiler vorrangig Unterstützungsaufgaben übernimmt. Wer dagegen mehr das Gefühl eines klassischen Shooters haben möchte, findet in Figuren wie Oscar Mike die passende Wahl, die vornehmlich mit konventionellen Wummen und Granaten ins Spielgeschehen eingreifen. Allen Klassen gemeinsam ist ein Schutzschild, das sich automatisch regeneriert, sobald man sich aus den Kampfhandlungen zurückzieht.

Schnell weg: Wird die Lebensenergie knapp, kann man sich zur Basis teleportieren und neue Kraft tanken.

Wie schon in der Kampagne kommt auch in den Mehrspielergefechten das Helix-System zum Einsatz, um die Fähigkeiten der Figuren in bis zu zehn Stufen mit wenigen Handgriffen zu verbessern. Jede von ihnen ist von Beginn an mit zwei Spezialfähigkeiten ausgestattet – jede mit einer gewissen Abklingzeit. Später gesellt sich noch ein dritter, wesentlich durchschlagender Skill dazu. Nach einem Rangaufstieg bekommt man immer die Wahl zwischen zwei Upgrade-Varianten. Im Eifer der Mehrspieler-Gefechte bleibt allerdings noch weniger Zeit, um die kurzen Anmerkungen zu den jeweiligen Varianten zu studieren. Ich habe mich einfach darauf verlassen, dass eine Seite eher die Offensive stärkt, die andere dagegen eher defensiver Natur ist. Das alles wird sich sicher einspielen, sobald man die einzelnen Figuren und ihre Fähigkeiten besser kennenlernt – angesichts der großen Truppe wird man aber viel zu tun haben, wenn man jeden der individuellen Charaktere perfekt beherrschen sowie all ihre Ausrüstungsgegenstände und Upgrades freischalten will.

Amüsante Koop-Kampagne

Das Helix-System rund um Fähigkeiten-Upgrades kommt sowohl in der Kampagne als auch den Mehrspieler-Gefechten zum Einsatz.

Ein Glück, dass die Leistungen in den Mehrspieler-Modi mit den Errungenschaften innerhalb der Kampagne bei der Charakterentwicklung verknüpft werden. Obwohl mir Incursion schon viel Spaß gemacht hat, übt die Kampagne mit ihren Koop-Möglichkeiten und dem Story-Rahmen trotzdem einen größeren Reiz auf mich aus. Warum? Weil hier die Ähnlichkeiten zu Borderlands am auffälligsten sind. Vor allem der herrliche Humor, der sogar manchmal in den Mehrspieler-Partien aufblitzt, sowie das gelungene Design der Comicwelt und ihrer Bewohner hat es mir angetan. Schön auch, dass ich mich auf Wunsch alleine in die Story stürzen kann, um mich mit der Unterstützung käuflicher Drohnen und einer begrenzten Anzahl an Leben durch die recht langen Kapitel beißen darf. Einen guten Vorgeschmack liefert bereits die Mission, die man in der Open Beta erleben kann und die abseits des üblichen Kanonenfutters bereits ein paar intensive Kämpfe gegen größere Brocken beinhaltet.

Obwohl ich Solo-Einsätze eigentlich bevorzuge, dürfte die Kampagne von Battleborn aber erst mit weiteren Mitstreitern richtig Fahrt aufnehmen – auch deshalb, weil das Leveldesign an die Spieleranzahl angepasst wird. So muss sich die Gruppe an manchen Stellen etwa aufteilen und es es macht generell mehr Spaß, sich den vielen Gegnerwellen gemeinsam zu stellen und gegenseitig aus der Patsche zu helfen. Genau wie bei Incursion & Co wird auch hier die Zusammenstellung des Teams eine große Rolle spielen und z.B. auch die Dialoge beeinflussen, wenn etwa Figuren zusammenarbeiten müssen, die sich eigentlich nicht leiden können. Das Leveldesign präsentiert sich meist als eine Mischung aus kleinen Arena-Kämpfen, Verteidigungs- und Eskortmissionen. Ich verweise an dieser Stelle gerne nochmal an das Level aus der ersten Vorschau, in dem wir einen „Wolfs-Roboter“ beschützen mussten und sogar mit Verbesserungen versehen konnten – ein Abschnitt, den man übrigens auch in der offenen Beta spielen darf.

Ausblick

Battleborns Mehrspieler-Modus „Überfall“ erinnert vom Ansatz vermutlich am ehesten an populäre MOBA wie League of Legends oder Smite, an denen sich Gearbox bewusst orientieren will. Trotzdem gibt man dem Spieler noch genügend Freiheiten, anstatt das Aktionsfeld wie bei den Vorbildern zu sehr auf bestimmte Lanes zu beschränken. Ähnlich hektisch kann es auf den Schlachtfeldern trotzdem werden. Mir gefällt der Ansatz mit den Schergen und die Dynamik, die sich zusätzlich durch die Bau  sowie das Ernte ergibt. Dazu gesellt sich das aus der Kampagne bekannte Helix-System mit schnellen Verbesserungen und einfacher Handhabung, während die große Auswahl an Helden verschiedene Spielstile und Vorlieben bedient. Auch wenn die Einstiegshürde recht hoch ausfällt: Gerade im Shooter-Bereich wirkt Battleborn angenehm frisch und sobald Spieler das Prinzip verinnerlicht haben, sich absprechen und taktisch agieren, entwickelt sich ein spannender Schlagabtausch. Die Kampagne übt allerdings einen größeren Reiz auf mich aus, denn erst dort kommen der typische Gearbox-Humor und das Borderlands-Feeling wieder richtig zur Geltung – vor allem, wenn man sich kooperativ in den Kampf um den letzten Stern des Universums stürzt!

Einschätzung: gut

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